Absturzsicherung bei Dachbegehung - "2. Mann"

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  • Hallo,

    wir diskutieren derzeit (mal wieder) das Thema Dachbegehungen. Hierzu soll natürlich eine Gefährdungsbeurteilung erstellt werden.

    An einem unserer Standorte wird aktuell die Ansicht vertreten, dass die Sicherung über eine zweite Person mit in der Hand gehaltener Sicherungsleine ausreichend sei.

    Wir Sifas sind uns einig, dass dies nicht akzeptabel und zulässig ist. Frage an euch:

    - Habt ihr Argumente und Fakten, die dies belegen?

    - Habt ihr Beispiele, bei denen so etwas schief gegangen ist?

    - Habt ihr Beispiele über staatliche oder berufsgenossenschaftliche Maßnahmen hierzu?

    Dankeschön und Gruß,

    Niko

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

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  • Wurde dem Mann denn eine Eignung als "Anschlagpunkt" ausgestellt? Das er die erforderliche Haltekraft von 750 kN bei einem möglichen Sturz ins Seil auch sicher "stoppen" kann?

    Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst - Albrecht Müller

  • Wie wäre es mit der TRBS 2121 als Stand der Technik?

    Zitat

    (2) Die Schutzmaßnahmen sind entsprechend der nachstehenden Rangfolge auszuwählen:

    1. Absturzsicherungen [...]

    2. Auffangeinrichtungen [...]

    3. Persönliche Schutzmaßnahmen gegen Absturz

    [...]

    Davon unbegründet und ohne gleichwertige Ersatzmaßnahmen abzuweichen dürfte im Schadensfall teuer werden.

    Wie kommt man überhaupt auf so eine Idee? =O

    ---

    Edit: Zitat besser gekennzeichnet

  • Die Maßnahmen nach TOP sind eindeutig.

    Siehe Beitrag von @MichaelB, oder auch hier:

    084 - Schutzmaßnahmen gegen Absturz in Arbeitsstätten

    Nebenbei: Nicht alles, was nicht verboten ist, ist erlaubt.

    Eine zweite Person, die die erste Person sichert würde selbst eine Absturzsicherung brauchen. Soll die über eine dritte Person realisiert werden? Nein, das geht nicht.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.

  • An einem unserer Standorte wird aktuell die Ansicht vertreten, dass die Sicherung über eine zweite Person mit in der Hand gehaltener Sicherungsleine ausreichend sei.

    Moin Niko,

    vielleicht ist mein geistiger Horizomt einfach zu beschränkt, um zu erkennen, warum man mit solchen Menschen diskutieren und irgendwelche Normen als Argumentationshilfe aus dem Hut zaubern muss.

    Da hier von einer zweiten Person mit in der Hand gehaltener Sicherungsleine die rede ist, gehe ich davon aus, dass tatsächlich eine Absturzgefährdung besteht, d.h. keine ausreichenden technischen Schutzmaßnahmen vorhanden, und die erste Person trägt PSAgA.

    Was macht denn Dein Diskussionspartner, wenn der Kollege, den er sichern soll, ins Seil fällt und über die Kante geht?

    Stoppt er mit einem beherzten Griff am Seil den Fall des Kollegen, hält ihn dann mit einer Hand fest, während er mit der anderen Hand das Smartphone aus der Hosentasche zieht, um die Höhenrettung anzurufen, bis zu deren Eintreffen er den Kollegen "sicher" festhält? :/

    Oder gehört Dein Diskussionspartner zu der Fraktion Menschen, die immer noch glauben, dass ein erwachsener Mensch körperlich in der Lage ist, einen Kollegen, der im Gurtzeug hängt, wieder nach oben zu ziehen und über die Kante wieder auf das Dach zurückzuholen? 8|

    *IroAN* Sollte Dein Diskussionspartner Chuck Norris sein, vergiss bitte meine Fragen. *IroAus*

    Ich würde den Diskussionspartner einfach fragen, was er im Fall der Fälle zu tun gedenkt. Nahezu jedem normaldenkende Mitteleuropäer sollte spätestens dann ein Licht aufgehen.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

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  • Hallo Frank,

    ich genieße es immer, deine Antworten zu lesen. :doppelthumbsup:

    Danke dafür.

    Moin Niko,

    vielleicht ist mein geistiger Horizomt einfach zu beschränkt, um zu erkennen, warum man mit solchen Menschen diskutieren und irgendwelche Normen als Argumentationshilfe aus dem Hut zaubern muss.

    Wenn die Gesprächspartner "Führungskräfte" sind, kann und sollte man sich dem Gespräch nicht entziehen. ||

    Was macht denn Dein Diskussionspartner, wenn der Kollege, den er sichern soll, ins Seil fällt und über die Kante geht?

    ...

    Ich würde den Diskussionspartner einfach fragen, was er im Fall der Fälle zu tun gedenkt.

    Gruß Frank

    Habe ich natürlich gefragt. Die Antwort: Dann springe ich hinterher, weil ich ja eh die Verantwortung habe. :cursing: War hoffentlich nicht ernst gemeint von ihm X/

    Sollte Dein Diskussionspartner Chuck Norris sein, vergiss bitte meine Fragen. *IroAus*

    Es geht schon in die Richtung. Ich Cheffe - du nix.

    Nahezu jedem normaldenkende Mitteleuropäer sollte spätestens dann ein Licht aufgehen.

    Mitteleuropäer - Ja - Sogar deutsch.

    Normal - ???

    Denkend - ???

    Da wären wir wieder bei der Mär vom gesunden Menschenverstand.

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • Es geht schon in die Richtung. Ich Cheffe - du nix.

    Moin Niko,

    dann ist das Problem doch bereits gelöst. ;)

    Die Führungskraft, die wie ich befürchte auch am Straßenverkehr teilnimmt (halte sie davon ab, Straßen in Südhessen zu benutzen), hat keine Ahnung, aber ist ihrer Überzeugung nach in der Lage, die Person mit in der Hand gehaltener Sicherungsleine, als geeignete Maßnahme definieren zu können.

    Du berätst einfach die Führungskraft, dokumentierst das, lässt ihn seine Gefährdungsbeurteilung erstellen und hoffst, dass nicht eines Tages ein Kollege über die Kante geht. Nicht befriedigend aber schmerzfrei für alle Beteiligten (außer für den Kollegen der eventuell irgendwann unter aufschlägt).

    Falls Ihr über den einzelnen Standorten noch eine Hierarchieebene habt, würde ich diese davon in Kenntnis setzen, denn es hat ja einen Grund, warum es an anderen Standorten anders gehandhabt wird. Dann wird Dich die oberste Heeresleitung aber wieder in den Ring mit der Führungskraft schicken.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Hallo Frank,

    Du berätst einfach die Führungskraft, dokumentierst das, lässt ihn seine Gefährdungsbeurteilung erstellen und hoffst, dass nicht eines Tages ein Kollege über die Kante geht. Nicht befriedigend aber schmerzfrei für alle Beteiligten (außer für den Kollegen der eventuell irgendwann unter aufschlägt).

    Genau das habe ich der Sifa vor Ort geraten. ;)

    Paradoxerweise wurde dann noch vorgeschlagen, den Bereich unterhalb des Daches frei zu räumen. =O  *SarkAn* Damit er (und sein Vorgesetzter am anderen Ende des Seils) "weicher" fallen. *SarkEnd*

    Aber wie mein Ex-Chef immer sagte: Hope is not a reliable process.


    Falls Ihr über den einzelnen Standorten noch eine Hierarchieebene habt, würde ich diese davon in Kenntnis setzen, denn es hat ja einen Grund, warum es an anderen Standorten anders gehandhabt wird.

    ^^Das bin ich. Deshalb ist das Thema bei mir gelandet. Und wird jetzt schön weitereskaliert...


    @an alle: Danke für die Antworten. Hat mir weitergeholfen und in meiner Aussage bestärkt.

    Gruß, Niko

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • An einem unserer Standorte wird aktuell die Ansicht vertreten, dass die Sicherung über eine zweite Person mit in der Hand gehaltener Sicherungsleine ausreichend sei.

    Na, das kann man ja mal bei der Unterweisung nach §31 DGUV Vorschrift 1 praktisch üben. ;)

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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  • An einem unserer Standorte wird aktuell die Ansicht vertreten, dass die Sicherung über eine zweite Person mit in der Hand gehaltener Sicherungsleine ausreichend sei.

    Alles sarkastisch korrekte dazu wurde ja schon geschrieben. Sollte jemand aufs Dach müssen, dann wir Cheffe das Seil halten. Alle anderen sollten sich weigern und bei einer Abmahnung vors Arbeitsgericht ziehen. Cheffe wird dann blöd aus der Wäsche gucken.

    Ne im Ernst. Beim Begehen eines Gletschers in einer Seilschaft mag dies gehen, aber nur mit der notwendigen Sicherung mit Steigeisen im Eis. Auf einem Dach gibt es niemals diese Rutschsicherung!

    Habe mal das Retten einer 55kg leichten "bewusstlosen" Person aus einem Schacht mit einem Dreibein ohne Flaschenzug geübt. Es war für Ungeübte fast nicht möglich. Eine 80kg schwere Person zu halten, die plötzlich abstürzt halte ich für absolut unmöglich!

    STOP --- sonst ist hier keine andere Vorgehensweise richtig!

    Gruß Frank

    Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden;
    es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun. (Johann Wolfgang von Goethe)

  • Wir hatten auf unseren Flachdächern auch Begehungen und haben dort eine Kette >2m zur Absturzkante aufgestellt. Somit war optisch klar erkennbar, welchen Bereich man ohne zusätzliche PSAgA begehen konnte. Ist auf einem Flachdach durchaus vertretbar.

    Wenn die Begehungen ausdrücklich aus jedwedem Grunde notwendig sind, und das Dach bis zur Kante begangen werden muss, wären mobile Absturzsicherungen evtl. als Alternative möglich.

    Vorteil: Auf mehreren Dächern einsetzbar -Nachteil: Anschaffungskosten und Aufbau

    Wenn es nur ein Dach ist, Aufstellen und stehen lassen.

    Noch eine Alternative wären mobile Anschlagpunkte.

    Wenn dein Chef es nicht einsehen will, versuche ihn mal in eine Kletterhalle zu bekommen um dort live am eigenen Leib zu erleben, was passiert wenn man jemanden hält der plötzlich abstürzt.

    Manchmal brauchen Menschen eben das Erlebnis, bevor sie es kapieren (leider zu oft).

    Gruß

    Peter

    Keine Demonstration verändert die Welt.

    Es ist die unpopuläre und stille Eigenverantwortung im Handeln jedes Einzelnen, die eine Wandlung in Bewegung setzt.:evil::saint:

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  • :moin:

    WIE REGELE ICH ES ABER BEIM ÜBERSTEIGEN VON EINEM HUBSTEIGER AUF EIN FLACHDACH,WENN DER KORB ÜBER DEM DACH IST UND DORT EBENERDIG.

    Schöne Grüsse

    Dies ist weder von UK/BG noch vom Hersteller vorgesehen, daher verboten!

    Ausnahme du behandelst das Aussteigen in deiner Gefährdungsbeurteilung und berücksichtigst folgende Handlungsanleitung der Fachgruppe D-A-C-H-S:

    https://www.bauforumplus.eu/fileadmin/user_upload/EU/D-A-CH-S/DACHS_Aus-_und_Einsteigen_aus_Arbeitsbuehnen_und_Arbeitskoerben.pdf

    Meine Empfehlung: Lass es sein!

  • So wie ich die Frage verstehe ist der Korb auf dem Flachdach aufgesetzt ("über dem Dach und aufgesetzt").

    Die Handlungsanleitung erwähnt dazu:

    "...Alternativ kann der Ausstieg in einen sicheren Bereich mindestens 2 m von der Absturzkante erfolgen...."

    Wird diese Forderung erfüllt? Wenn nein, dann mit Sicherung und Anschlagspunkten arbeiten...

    Beste Grüße aus Mainz

    E.weline

    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker

  • Hallo Niko,

    ergänzend zu den Antworten und Vorschlägen stellt sich mir die Frage, was der Grund für die Abwehrhaltung gegenüber etablierten Lösungen ist?

    Dummheit kann ich mir als Grund schwerlich vorstellen, auch wenn es auf Grund des Alternativvorschlages sicher so scheint ;) Oftmals sind es ja Aufwand und Kosten, die in keinem Verhältnis zum Nutzen gesehen werden, die zu solch seltsamen Vorschlägen führen.

    Wurden nur Einzelanschlagpunkte als Sicherung betrachtet? Da kann ich es sogar ein Stück weit verstehen.

    Es gibt verschiedene Systeme, die preislich gar nicht so teuer sind, aber trotzdem einfach nutzbar. Seilsysteme, bei denen man das Dach von Anfang bis Ende begehen kann, ohne sich umzuhängen z.B. Auch die bereits vorgeschlagenen mobilen Sicherungssysteme sind eine Alternative. Ebenso mobile Geländer...

    Eventuell kann man so noch einmal einen Ansatz versuchen.

    VG

    Stephan

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

  • Vielen Dank für die Antworten. Es ist tatsächlich so wie es E.weline verstanden hat. Auf dem Dach selbst laufen die nur in der Mitte und prüfen Verschraubungen und Befestigungen der Ansaugkamine nach einem Srurm,

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  • Vielen Dank für die Antworten. Es ist tatsächlich so wie es E.weline verstanden hat. Auf dem Dach selbst laufen die nur in der Mitte und prüfen Verschraubungen und Befestigungen der Ansaugkamine nach einem Srurm,

    Aber anderen Punkte sind mit Nein beantwortet. Denn PSAgA ist eine sichere Methode, die den Aufstieg sichert.

    Denn es bleibt nicht nur bei einer einmaligen Aktion:

    - Den Sturm gibt es mehrmals im Jahr.

    - Das Dach wird jährlich auf Dichtheit geprüft (bis zum Rand).

    - Die Ansaugkamine sind bestimmt mit einem Filter ausgestattet, die ebenso alle 6 Monate getauscht werden?

    Wäre dies bei uns, würde ich ein mobiles Anschlagkreuz vorschlagen. Denn nach einem Sturm "Schau mal, da vorne an der Kante liegt ein Ast bzw. das Dach sieht merkwürdig aus" -> platsch - dieser Mitarbeiter zählt kurzzeitig die Sandkörner am Boden..

    Weitere Informationen: BGHM Lernportal: Sicheres Begehen von Dächern

    Einmal editiert, zuletzt von mika2013 (11. September 2023 um 13:59)