Krankenhauspersonal beim Desinfizieren der Hände leicht angebrannt

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    mein bruder hat mir heute berichtet das bei einer mitarbeiterin in einem krankenhaus, beim desinfizieren der hände eine statische entladung stattgefunden hat und das alkoholhaltige desinfektionsmittel sofort zu brennen begonnen hat.
    Jetzt kam eine sofortige anweisung, dass nur noch antistatische schuhe getragen werden dürfen. Ist das nicht eigentlich pflicht in krankenhäuser?
    Ist es tatsächlich möglich, das desinfektionmittel bei einer statischen entladung sofort mit den brennen beginnt?

    Alle sagten: Es geht nicht. Da kam einer, der das nicht wusste und tat es einfach.(Goran Kikic)

    Wer nichts weiß, muß alles glauben. (Marie von Ebner-Eschenbach)
    „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
    (Sapere aude)

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  • Hallo Toni,

    hast du dich im Datum vertan?

    Dauert noch 32 tage :D

    Ich bin absolut kein Freund von Alk-Des (nicht nur wegen der Brandgefahr), ist mir aber ehrlich gesagt vollkommen unverständlich.

    Gruß Fritz

    Deine Freiheit hört dort auf, wo die des anderen anfängt.

  • Es ist durchaus möglich, das sich durch Funkenbildung bei der Entladung Dämpfe von brennbaren Flüssigkeiten entzünden können.
    Die PTB hat dazu sogar im April 2010 eine Pressemitteilung zu diesem Problem beim Betanken von Fahrzeugen veröffentlicht.
    In der ZDF-Mediathek ist dazu auch ein Beitrag zu finden.

    Ich kenne zwar Probleme der Entzündung von alkoholischen Handdesinfektionsmittelresten bzw. Fettcremeresten an den Händen unter Einwirkung von Sauerstoff (Flaschenwechsel im Rettungswagen), aber im Krankenhaus am Spender ist mir das neu.
    (Nähere Infos, wenn möglich, bitte anonymisiert per PN. Danke.)

    Nachtrag: Wenn ich am WE Gelegenheit finde, werde ich mal testen.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • so, die Sache hat mir keine Ruhe gelassen.
    Ich habe versucht, das Handdesinfketionsmittel über elektrostatische Funken zu entzünden - es ist mir bei korrekter Handhabung des Desinfektionsmittels nicht gelungen.
    Das heisst: Wird die Anweisung "Verreiben, bis die Hände trocken sind" befolgt, ist eine Entzündung nicht so ohne weiteres möglich.
    (Keine Angst, der Eimer Wasser stand unmittelbar daneben, man muss nur löschen, bevor das Mittel anfängt, vollständig zu verbrennen.)

    Aber:
    Es ist möglich, das Desinfektionsmittel zu entzünden, wenn die Hände klatsch nass sind und eine kräftigere Zündquelle als eine elektrostatische Entladung ins Spiel kommt.
    Ich möchte die Situation im Ausgangsthread nicht in Frage stellen, wir wissen alle, der Teufel ist ein Eichhörnchen ...

    Für mich wären folgende Situationen - vorsichtig gesagt - eher wahrscheinlich:
    Die Pflegefachkraft hat sich mit frisch desinfizierten, noch nassen Händen eine Zigarette angesteckt oder ist mit den frisch desinfizierten, noch nassen Händen an eine andere externe Zündquelle, z.B. Kerze im Schwesternzimmer, gekommen.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo S.O.

    erst mal danke für dein selbstversuch, ich hätte es wahrscheinlich nicht gemacht... Nähere infos werde ich leider so wie es z.Zt. aussieht nicht geben können ...mein bruder verkauft die schuhe ans krankenhaus:D ... da ich mir aber so eine story schlecht vorstellen konnte, hab ich hier mal in die runde gefragt.
    Wenn ich dennoch infos bekommen sollte, werde ich hier weiter berichten ;)

    Alle sagten: Es geht nicht. Da kam einer, der das nicht wusste und tat es einfach.(Goran Kikic)

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    (Sapere aude)

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  • Den Selbstversuch kann ich so nicht stehen lassen:

    Der war sicherlich mit Skinman soft, Sterillium oder Ähnlichem durchgeführt. Hier haben wir den R10.
    Durchaus anders könnte das mit Sterillium virugard aussehen: R11. Ist aber auch ein 70%iger Allohol. Findet z.B. Einsatz bei den Noroviren und im gesamten Bereich der DGUV und BGW in Dresden...

    Und toni: Antistatische Schuhe sind nicht vorgeschrieben. Dafür werden auf Intensivstationen, OPs, Endokskopien diese ableitenden Böden verbaut.

    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

  • Moin, Hardy,

    Den Selbstversuch kann ich so nicht stehen lassen:
    Der war sicherlich mit Skinman soft, Sterillium oder Ähnlichem durchgeführt. Hier haben wir den R10.
    Durchaus anders könnte das mit Sterillium virugard aussehen: R11. Ist aber auch ein 70%iger Allohol.


    Das ist richtig, Hardy.
    Aus dem Grund habe ich den Versuch mit 2-Propanol (99,9%), auch als Isopropanol bekannt, gemacht. (Hätte ich vielleicht oben dazu schreiben sollen)

    Nur, bitte, NICHT nachmachen.
    Auch der in Schulungen zum vorbeugenden Brandschutz gerne gezeigte Versuch mit dem brennenden Handschuh kann schiefgehen.

    Zurück zum Ausgangsthread:
    Wenn dieses Problem real ein Problem darstellen würde, hätte es in der Vergangenheit sicher häufiger derartige Unfälle gegeben.
    Ich halte den Vorgang für möglich, ja, aber nicht, wenn das Handdesinfektionsmittel "lege artis" angewendet wurde.

    "Lege artis" heisst in diesem Fall: 3 -5 ml Desinfektionsmittel auf die Hand geben und solange verreiben, bis die Haut trocken ist.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Hi,

    na gut, dann sind wir ja auf der sicheren Seite.
    Aber von sowas habe ich bisher in fast 30-jähriger Krankenhaustätigkeit auch noch nichts gehört.

    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

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  • Vor den Brandgefahren bei der Händedesinfektion habe ich schon vor Jahren gewarnt. Oft nur belächelt, auch von unserer Unfallkasse. Allerdings sind mir inzwischen 2 Fälle bekannt, die zu Personenschäden in Zusammenhang mit Händedesinfektion geführt haben. Beide verursacht durch das Entzünden einer Zigarette. Die Zündenergie einer statischen Entladung dürfte nur in den seltensten Fällen ausreichen, aber als potentielle Möglichkeit möchte ich dies nicht ausschließen.
    Aus 3 ml Händedesinfektionsmittel entstehen grob 30l explosionsfähige Atmosphäre, die nach Betriebssicherheitsverordnung als gefahrdrohend gelten. Zum Glück ist die Umgebung der Hände nicht eingehaust.


    Im Anhang ein entsprechendes Berechnungs, Mess und Interpretationsdokument.

  • Im Anhang ein entsprechendes Berechnungs, Mess und Interpretationsdokument.

    Sehr interessant!
    Konsequenz: Explosionsschutzdokument für die Nähe von Desinfektionsspendern?

    Überzeugend finde ich die begleitende Messung.
    Bei einer kürzlich von mir durchgeführten Berechnung über die Freisetzung von Schadstoffen und den zu erwarteten Konzentrationen und der anschließenden Messung lagen Welten dazwischen (Rechnung: Kurzzeit-AGW deutlich überschritten, Messung: im einstelligen Prozentbereich des Grenzwertes) ;(

    "Mit zunehmendem Abstand zum Problem wächst die Toleranz." (Simone Solga)
    "Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könnte am Ende doch recht haben." (Robert Lee Frost)
    "Geben Sie mir sechs Zeilen von der Hand des ehrenwertesten Mannes - und ich werde etwas darin finden, um ihn zu hängen." (Kardinal Richelieu)
    "Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse" (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?" (Edward Morgan Forster)

  • Hallo Kollegen,

    irgendwie habe ich das Gefühl, dass von einigen Forenteilnehmern die Effektivität elektrostatischer Entladungen als Zündquelle deutlich unterschätzt wird. Wer sich ernsthaft mit der Materie beschäftigt hat, wird mir zustimmen. Ein Großteil von Explosionen oder Bränden in lösemittelverarbeitenden Betrieben wird durch elektrostatische Entladungen verursacht und nicht durch Zigaretten oder elektrische Funken. Die Energie, die bei elektrostatischen Entladungen freigesetzt wird, liegt in Größenordnungen von 5-10³ mJ. Dabei ist die Art der Entladung unerheblich.

    Die MZE von Ethanol liegt beispielsweise bei 0,28 mJ, die von den meisten anderen brennbaren Lösemitteln im vergleichbaren Bereich. Das bedeutet, dass praktische alle brennbaren Lösemittel durch elektrostatische Entladungen zur Zündung gebracht werden können. Grundsätzlich ist daher nicht auszuschließen, dass bei dem beschriebenen Vorfall, sofern er nicht in den Bereich der "Urban Legends" einzuordnen ist, eine elektrostatische Aufladung ursächlich war.

    Warum kommt es jetzt nicht häufiger zu solchen Vorfällen? Der Wirkungsbereich von elektrostatischen Entladungen ist im Gegensatz zu dem von offenen Flammen räumlich und zeitlich sehr begrenzt. Nur wenn gleichzeitig eine elektrostatische Entladung und eine Konzentration zwischen UEG und OEG vorliegen kann es zu einer Zündung kommen. Im Falle der Händedesinfektion sehe ich das als einen Sechser im Lotto, aber mit Zusatzzahl.

    Daher denke ich, dass man im vorliegenden Fall den Ball eher flach halten sollen. Es gibt da viel wahrscheinlichere Szenarien im täglichen Umgang mit brennbaren Lösemittel. Ich möchte da nur an die Flächendesinfektion, die Verwendung von Klebstoffen und den unkontrollierten Umgang mit Aerosolen (Haarspray !!!) erinnern.

    Gruß

    Andreas

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Warum kommt es jetzt nicht häufiger zu solchen Vorfällen? Der Wirkungsbereich von elektrostatischen Entladungen ist im Gegensatz zu dem von offenen Flammen räumlich und zeitlich sehr begrenzt. Nur wenn gleichzeitig eine elektrostatische Entladung und eine Konzentration zwischen UEG und OEG vorliegen kann es zu einer Zündung kommen. Im Falle der Händedesinfektion sehe ich das als einen Sechser im Lotto, aber mit Zusatzzahl. Daher denke ich, dass man im vorliegenden Fall den Ball eher flach halten sollen. Es gibt da viel wahrscheinlichere Szenarien im täglichen Umgang mit brennbaren Lösemittel. Ich möchte da nur an die Flächendesinfektion, die Verwendung von Klebstoffen und den unkontrollierten Umgang mit Aerosolen (Haarspray !!!) erinnern.


    :thumbup:

    Wenn ich an so manche Kollegen von Rettungswachen denke, die alkoholische Desinfektionsmittel im Sprühverfahren zur Fahrzeuginnendesinfektion einsetzen ... :pinch:

    Aber wie sagt der Kölner: "Et hät noch immer joot jejange." - bis es kracht.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

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  • Wobei nach BGI 8596 für die Flächendesinfektion mit alkoholischen Desinfektionsmitteln 50 ml/m² zu desinfizierender Fläche und 100 ml/m² Raumgrundfläche als akzeptabel anzusehen sind. Bei der angegebenen Menge sind die Flächen pitschnass und die obere Explosionsgrenze dürfte überschritten sein, AGW ebenfalls.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Hallo tiefflieger,

    wenn die OEG überschritten ist, ist doch fast alles in Ordnung. Zur Sicherheit noch ein paar Spritzer mehr :D .

    Gruß

    Andreas

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Bei der angegebenen Menge sind die Flächen pitschnass und die obere Explosionsgrenze dürfte überschritten sein, AGW ebenfalls.


    Es gab mal einen Bericht zu diesem Thema mit Versuchen und Bildern ... *Festplatte durchwühl* *wo hab ich den ...*
    Mit den üblichen handbetriebenen Sprühpistolen bekommst du nur sehr schwer ein gleichmäßiges Sprühbild und eine gleichmäßige Benetzung hin, so daß die 50 ml /m² oft genug und die 100 ml/m² Raumgrundfläche (Norm-Rettungswagen rund 3m²) nicht selten deutlich überschritten werden.

    Ich rege bei solchen Kandidaten eine Teilnahme am Darwin-Award an. :D

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Dafür werden auf Intensivstationen, OPs, Endokskopien diese ableitenden Böden verbaut.

    Hardy


    hm, richtig, und dann kommt ein schlauer auf die Idee diese Böden zum Schutz des Bodenmaterials Beschichten zu lassen und derjenige der dieses dann ausführt verwendet die falsche Beschichtung. :D

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  • Hallo,

    Wobei nach BGI 8596 für die Flächendesinfektion mit alkoholischen Desinfektionsmitteln 50 ml/m² zu desinfizierender Fläche und 100 ml/m² Raumgrundfläche als akzeptabel anzusehen sind. Bei der angegebenen Menge sind die Flächen pitschnass und die obere Explosionsgrenze dürfte überschritten sein, AGW ebenfalls.

    die BGI bezieht sich hier allerdings auf die wässrige Gebrauchslösung mit weniger als 10 % Ethanol.

    Grüße
    awen

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

  • Vor den Brandgefahren bei der Händedesinfektion habe ich schon vor Jahren gewarnt.

    Auch wenn dieses Thema als erledigt gilt, passt ein neuer Gefährdungsaspekt hierhin:

    Lebende Fackel: Mann brennt wegen Sonnenschutzspray
    http://de.nachrichten.yahoo.com/lebende-fackel…chutzspray.html

    "Mit zunehmendem Abstand zum Problem wächst die Toleranz." (Simone Solga)
    "Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könnte am Ende doch recht haben." (Robert Lee Frost)
    "Geben Sie mir sechs Zeilen von der Hand des ehrenwertesten Mannes - und ich werde etwas darin finden, um ihn zu hängen." (Kardinal Richelieu)
    "Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse" (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?" (Edward Morgan Forster)

  • Hallo Kollegen,

    ...... Ein Großteil von Explosionen oder Bränden in lösemittelverarbeitenden Betrieben wird durch elektrostatische Entladungen verursacht und nicht durch Zigaretten oder elektrische Funken. Die Energie, die bei elektrostatischen Entladungen freigesetzt wird, liegt in Größenordnungen von 5-10³ mJ. Dabei ist die Art der Entladung unerheblich.

    ............

    Gruß

    Andreas

    5-10³ mJ sind 5 J. Diese Energie entspricht einer 100 g (Stahlkugel), die aus ca. 5 m Höhe auf den Fußboden fällt.
    Diese Energiemenge wird wohl kaum von einer aufgeladenen Person umgesetzt.

    Bei der elektrostatischen Entladung muss man sicher dazu sagen, was sich hier entläd.
    Ein Gewitter-Blitz ist schließlich auch eine elektrostatische Entladung.

    Gruß
    Flügelschraube