Fraglicher Burn Out---Wie gehts weiter

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  • Hallo zusammen,

    ich habe einen Fall bei dem ich eure Unterstützung benötige.

    Ein Mitarbeiter ist wegen Verdacht auf Burn Out vom Hausarzt vorerst AU geschrieben worden.

    Der Mitarbeiter ist seit einigen Jahren in der Firma beschäftigt und hat eine "kleine" Leitungsfunktion inne und mitte 30 und arbeitet im Rettungsdienst, seinen direkten Vorgesetzten ist vorher nichts an ihm aufgefallen.

    Heute morgen ist der Mitarbeiter nach einer Nachtschicht mit mehren Touren "zusammengebrochen" und klagte über die ungerechte Verteilung der Einsätze. Sein RTW hatte 5 und der RTW einer anderen Organisation (in der gleichen Wache untergebracht) hatte 0!

    die genaue Vorgeschichte wird gerade aufgearbeitet.

    Wer von euch hatte schon mal mit Burn Out als FaSi zu tun?

    Was muss/kann ich machen wenn der MA wieder kommt? Wir haben erst einmal ein wenig Zeit, vorläufig ist er 3 Wochen AU-

    "Druck" wegnehmen klar, aber er hat schon signalisiert das er seine Leitung behalten möchte....es hängt an dem was er da macht. Die Vorgesetzten stehen hinter dem Mitarbeiter.

    Leider fine ich derzeit auch keinen Handlungsleitfaden.

    Wäre schön wenn mir jeamand die eine oder andere Hilfestellung geben könnte.

    Schönen Abend noch.

    Sven

    Die Verhütung von Unfällen ist nicht eine Frage gesetzlicher Vorschriften, sondern unternehmerischer Verantwortung und zudem ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft.
    (Werner v. Siemens, 1880)

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  • Hallo Sven,

    ein Problem beim Burn out ist erstmal, dass es keine "eigene Krankheit" ist, also auch keine eigene ICD-10 Klassifikation hat.
    Daher ist erstmal wichtig die Ausprägung herauszufinden (für schwerer Fälle ist z.B. ein psychosomatische Reha sehr sinnvoll).

    Auf den BG Seiten gibt es inzwischen mehrere Test "psychische Belastung", habe ich vor kurzem auch hier auf einer anderen Seite gesehen.
    Den Test anonym mit den MA durchzuführen, die mitmachen wollen ist erstmal sinnvoll, um zu sehen, in wie die Arbeistanforderung auch für andere zu hoch ist.

    Das andere sind individuelle Bewältugungsstategien mit Stress (Beruf+privat), das geht aber schon sehr ins persönliche des Mitarbeiters und ist eher was für den Betriebsarzt.
    Da gibt es auch keine Pauschallösung, da individuell Strategien von den Vorlieben des Mitarbeiter abhängt, aber dass muss er dann selber lernen. Man kann nur Kurse anbieten, um verschiedene Möglichkeiten kennenzulernen.
    Von einer Hausärztin weiss ich, dass sie Peergroup Treffen hat, in dem spezielle Fälle besprochen wurden, wo was schief lief. Oder man gründet eine Betriebssportgruppe, etc.

    So, das als Vorabidee, die Profis hier haben sicher noch bessere Ideen.

    Grüßle
    de Uil

    Grüßle
    de Uil

    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“

    Omnia rerum principia parva sunt. [Der Ursprung aller Dinge ist klein.] (Cicero)

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  • Hi Sven!

    Hier auch noch ein paar interessante Links:


    - recht frisch: Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen von der DGUV
    - Handbuch Psychische Belastungen von der BGHW
    - Reduktion psychischer Belastungen von der BGHM
    - BGI 609
    - Besser leben mit Schichtarbeit von der BKK
    - Eine Checkliste zu Psychischen Belastungen der BGHM

    Vielleicht hilft das eine oder andere. :)

    Ein interessantes Thema. Es lohnt sich in jedem Fall sich da rein zu lesen...

    Liebe Grüße,

    Martin

    „Wenn es Regenschirme gibt, kann man nicht mehr risikofrei leben: Die Gefahr, dass man durch Regen nass wird, wird zum Risiko, das man eingeht, wenn man den Regenschirm nicht mitnimmt. Aber wenn man ihn mitnimmt, läuft man das Risiko, ihn irgendwo liegen zu lassen.“
    (Niklas Luhmann in: Die Moral des Risikos und das Risiko der Moral)

  • Hi,

    was auch zu bedenken wäre, ob der Beschäftigte im laufenden Kalenderjahr bereits 42 Krankheitstage zu beklagen hat. Dann sollte das BEM ausgelöst werden.
    Ist jetzt nicht unbedingt originäre Sifa-Tätigkeit, aber anregen kann das ja auch die Sifa.

    An dieser Stelle wage ich es zu bezweifeln, dass bei einem Burnout nach drei Wochen wieder Arbeitsfähigkeit eintritt.
    Und wie schon geschrieben, der Betriebsarzt muss mit ins Boot, spätestens bei einem stattfindenden BEM ist er ohnehin mit drin.

    Abgesehen von dem Einzelfall stellt sich die Frage, inwieweit die psychischen Belastungen adäquaten Einzug in die GBU gefunden haben.
    Hier der Hinweis auf das ergänzte Arbeitsschutzgesetz.

    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

  • Hallo Sven,
    ich denke bei diesem Thema sind wir als Fasi´s an der Grenze unserer Möglichkeiten angelangt.

    Das soll aber nicht heißen das die Fasi sich zurücklehnt und nichts tut, es gibt einiges was gemacht werden sollte, zuerst einmal den BA und BR einschalten.

    Termine mit BA , BR und dem Vorgesetzten koordinieren, die Gespräche begleiten und durch die Gespräche leiten. Was meiner Meinung nach aber das wichtigste ist, sei für den Kollegen da , höre Ihm zu, aber packt Ihn nicht in eine Glaskugel wenn er wieder da ist

    Ich kann aus eigner Erfahrung sagen, dass diese Gespräche von BA , BR und Vorgesetzten sonst schon mal darin enden das man versucht dem Anderen einen Fehler nachzuweisen und der BA durch
    lange Monologe den Rest einschläfert.

    Also es gibt viel zu tun, auch ohne das die Fasi 100 Bücher liest

    Gruß

    Harald

    "Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten,
    Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."

    "Bessser auf neuen Wegen etwas stolpern, als in alten Pfaden auf der Stelle zu treten"

  • Hallo Sven,
    ich denke bei diesem Thema sind wir als Fasi´s an der Grenze unserer Möglichkeiten angelangt.


    Das sehe ich anders man kann vieles präventiv machen, das so was nicht mehr vorkommt.

    Was alles ergibt sich aus der Gefährdungsbeurteilung der psychischen Belastungen.

    Viele Grüße aus Mittel:Franken:

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  • Hallo,

    was steht in dem einen Absatz von Sven:

    Heute morgen ist der Mitarbeiter nach einer Nachtschicht mit mehren Touren "zusammengebrochen" und klagte über die ungerechte Verteilung der Einsätze. Sein RTW hatte 5 und der RTW einer anderen Organisation (in der gleichen Wache untergebracht) hatte 0!

    Da würde ich auf jeden Fall erstmal ansetzen, was ist mit der Einsatzvergabe falsch? Wieso gibt es ein Kompetenzgerangel verschiedener Organisationen auf dem Rücken einzelner Besatzungen?

    Gruß

    Michael
    :v:

  • Hallo,

    was steht in dem einen Absatz von Sven:

    Da würde ich auf jeden Fall erstmal ansetzen, was ist mit der Einsatzvergabe falsch? Wieso gibt es ein Kompetenzgerangel verschiedener Organisationen auf dem Rücken einzelner Besatzungen?


    Du solltest ihm aber auch sagen, dass er sich hier ganz arg die Finger verbrennen kann... Gaaaaaaaanz heißes Eisen!

    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)


  • Du solltest ihm aber auch sagen, dass er sich hier ganz arg die Finger verbrennen kann... Gaaaaaaaanz heißes Eisen!

    Hardy


    Komme selber aus dem Rettungsdienst.....da verbrennt man sich mehr als nur die Finger.

    Wobei es aber tatsächlich die Belastung so nicht weitergehen kann, sofern es wirklich Dauerhaft vorkommt.


    Sven

    Die Verhütung von Unfällen ist nicht eine Frage gesetzlicher Vorschriften, sondern unternehmerischer Verantwortung und zudem ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft.
    (Werner v. Siemens, 1880)

  • Verläuft heute nicht die Einsatzvergabe über EDV ? Dann sollte es doch eigentlich gerecht zugehen (oder Programmfehler, Wagen der bereits unterwegs ist wird wieder alarmiert ?)

    Oder der Leitstelle öfters mal ein Döner vorbeibringen, dann gibts nur die "guten" Fahrten (jedenfalls funktionierte das noch vor 20 Jahren als ich noch ehrenamtliche Rettungssanitäterin war...)

    Grüßle
    de Uil

    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“

    Omnia rerum principia parva sunt. [Der Ursprung aller Dinge ist klein.] (Cicero)

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  • Verläuft heute nicht die Einsatzvergabe über EDV ? Dann sollte es doch eigentlich gerecht zugehen (oder Programmfehler, Wagen der bereits unterwegs ist wird wieder alarmiert ?)

    Oder der Leitstelle öfters mal ein Döner vorbeibringen, dann gibts nur die "guten" Fahrten (jedenfalls funktionierte das noch vor 20 Jahren als ich noch ehrenamtliche Rettungssanitäterin war...)


    Die guten, alten Zeiten :gg: das war einmal.

    Sollte eigentlich so sein, dass es so läuft. Ist für mich aber derzeit eine sekundäre Baustelle die durch die GF zu bearbeiten ist.

    Wichtiger ist derzeit aus meinen Augen dem Kollegen jede Hilfe zu ermöglichen, die er benötigt!


    Gruß


    Sven

    Die Verhütung von Unfällen ist nicht eine Frage gesetzlicher Vorschriften, sondern unternehmerischer Verantwortung und zudem ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft.
    (Werner v. Siemens, 1880)

  • Hallo und guten morgen,

    da gebe ich elschwoabos erst mal recht, nach 3 Wochen ist ein Burn out nicht "geheilt". Ich kenne einen Fall der war eingutes halbes Jahr arbeitsunfähig. Wir haben recht gute Erfahrungen mit "Coaching" gemacht. Man muss natürlich vorher erkennen wer "gefährdet " ist, bzw. wer durch sein Verhalten erkennen lässt das er überfordert ist. Dazu müssen die Vorgesetzten sehr sensibel sein, aber auch Kollegen erkennen das.

    Das Coaching an sich ist eigentlich mehr ein gemeinsames Nachdenken über die Situation, was kann ich ändern, wie verhalte ich mich in Situationen die mir Probleme bereiten? Wir hatten einen wirklich sehr guten Berater der in Einzelgesprächen mit dem Betroffenen seinen Umgang mit der Situation analysiert und Lösungen erarbeitet. Wobei der Betroffene selbst einiges an Denkarbeit liefern muss. Der Coach hilft einem beim Denken.

    Das war wirklich eine sehr positive Erfahrung!

    Gruß Henry

  • Hallo
    es gibt bezüglich psychische Belastungen ein gutes Frage-instrument von der BGW. (auch zum Download).
    Such dich mal durch deren Homepage.

    Und sonst ist eigentlich alles gesagt: sei(d) für den Kollegen da, packt ihn aber nicht in Watte .......

    Liebe Grüße, Susi :002:
    Für (Schreib-)Fehler ist mein Handy verantwortlich..... 8)

    Vernunft ist manchmal nichts anderes als der Mut zur Feigheit. (G. B. Shaw)

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  • Hallo,

    das Thema Burn Out ist ein ganz sensibles Thema.
    Als Fasi würde ich mich, dem Thema Burn Out, mit Vorsicht beschäftigen. Dazu bedarf es die Einschaltung des Arbeitsmediziners.
    Ich habe mit Burn Out erkrankte zu tun gehabt.

    Es ist ein schleichender Prozess, es sind nicht immer die arbeitsbedingten Faktoren. Es sind oft die privaten Dinge die mitspielen.

    Als Fasi und Arbeitsmediziner in Zusammenarbeit, kann man im Vorfeld einiges darfür tun.

    Die erkrankte Person gehört in Fachmedizinische Hände.

    Die Medizin geht davon aus, wenn jemand schwer erkrankt ist, kann der Heilungsprozess bis zu 4 Jahre dauern, wenn überhaupt.

    Gruß

    SIFA1059