Es liegt keine Gefährdung vor!

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  • Liebe SiFas!
    Der Vorgesetzte muss die Gefährdungen beurteilen und Maßnahmen festlegen.
    Die Sifa´s müssen ihn beraten.
    Was aber, wenn der Vorgesetzte gegenteilig zur Beratung entscheidet?
    Oder wenn er die Gefährdung total anders einschätzt?
    Habt ihr solche Fälle schon erlebt?

    Beispiel 1: Der Vorgesetzte entscheidet, die Mitarbeiter bedürfen bei der Schneeräumung keiner Spikes, da „sie ja vor sich streuen und somit auf abgestumpften Boden treten.“
    Beispiel 2: Der Werkstattmeister entscheidet, dass die Mitarbeiter keine Schutzbrillen ständig tragen müssen, obwohl es in der Werkstatt üblich ist, mittels Druckluft z.B. Späne von bearbeiteten Werkstücken zu blasen. „Nur der unmittelbar Beschäftigte muss eine Schutzbrille tragen. So weit (bis zu anderen Arbeitsplätzen) fliegen die Späne nicht.“

    Noch eine Anmerkung: Meines Erachtens sind im Zuge der „Deregulierung“, d.h. durch den Wegfall konkreter Vorgaben, für solche Auffassungen, Einschätzungen oder wie man es benennen mag, Tür und Tor geöffnet. Mit noch ein paar intellektuellen Wendungen wird dann daraus eine Einschätzung, dass keine Gefährdung vorliegt.

    Gruss
    ralph

    Die großen Tugenden machen einen Menschen bewundernswert, die kleinen Fehler machen ihn liebenswert. (Pearl S. Buck)

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  • Mit noch ein paar intellektuellen Wendungen wird dann daraus eine Einschätzung, dass keine Gefährdung vorliegt.


    Aber nur solange bis etwas passiert. Wenn dann mal einem Nebenstehenden Kollegen was ins Auge fliegt und ihn böse verletzt, dann wird der Vorgesetzte dumm aus der Wäsche kucken wenn ihm die UK seine lapidare Einschätzung um die Ohren haut.

  • Es sind ja nur Beispiele aus der Praxis.
    Aber im konkreten Fall gab es tatsächlich zwei Augenunfälle in dieser Werkstatt. Und beide Male versicherten die Mitarbeiter , dass sie eine Schutzbrille getragen hätten. Aber trotzdem sei etwas daran vorbei ....usw. usf. . Die Vermutung ist, dass die Mitarbeiter auch nicht die Einsicht haben, und vom Meister bestärkt werden.
    Aber, wie gesagt, das war nur ein Beispiel.
    Bei Bedarf noch mehr.

    Gruss
    ralph, manchmal fast verzweifelt

    Die großen Tugenden machen einen Menschen bewundernswert, die kleinen Fehler machen ihn liebenswert. (Pearl S. Buck)

  • Irgendwie kommt mir das bekannt vor ...

    Aber wir sind nun mal "nur" für die Beratung zuständig. Die Entscheidungen treffen Andere.

    Was bleibt?
    Beratung und Entscheidungen rechtssicher dokumentieren, wenn möglich den zuständigen TAD einschalten.
    Wir können nicht jeden Unfall verhindern - gegen menschliche Dummheit gibt es nunmal kein Mittel.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Irgendwie kommt mir das bekannt vor ...

    Wahrscheinlich vielen von uns...


    Was bleibt?
    Beratung und Entscheidungen rechtssicher dokumentieren, wenn möglich den zuständigen TAD einschalten.
    Wir können nicht jeden Unfall verhindern - gegen menschliche Dummheit gibt es nunmal kein Mittel.

    Dem ist einklich nix mehr hinzu zu fügen, ich mache es trotzdem, denn:

    Das ist das typische Beispiel für das Spannungsfeld, in dem eine Sifa häufig ihr Tageswerk erledigt.
    Auf der einen Seite der persönliche Wunsch einen guten Job zu machen, auf der anderen Seite, diesen nicht machten zu können/dürfen.

    Machen wir halt das Beste daraus...

    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

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  • Hallo Ralph,

    was soll die SiFa machen? Sie kann nur beraten, hinweisen, unterstützen.
    Die Verantwortung liegt beim "Boss". Dieser hat die Folgen der/seiner Ignoranz zu tragen. Leider bleibt jedoch, wie immer, der Schwächste auf der Strecke. Der hat den Schaden. Also der Salzstreuer, der Ausblaser, usw.

    Eine ungerechte Welt. :cursing:

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Scheiß Thema... das kenn ich natürlich auch.

    Ich mach das mitunter so:
    1. Dem Arbeitgeber sagen (anhand der BG Regeln, Gesetze etc.) wogegen er verstößt.
    2. Wenn er sich gegen die Einhaltung der Regelungen entschließt, saubere Dokumentation, so dass ich als SIFA raus bin.
    3. Unterweisung der Beschäftigten und in der Unterweisung ansprechen, wie ich das als SIFA sehe, und darauf hinweisen.
    (zu 3.: Situtation: Schweißerei ohne Absauganlage. Chef wollte keine einbauen. Ich hab daraufhin eine Unterweisung gemacht zum Thema Hygiene und Stoffe und hab dann mal vorsichtig die Schweißrauche und die Absaugung angesprochen :D ... über Folgen, BG Richtlinien usw. referiert... Anschließend sind dann die Beschäftigten zum Chef und haben gesagt, sie wollen eine Absauganlage, sonst beschweren sie sich bei der BG. Das ging nicht lang, zack, war eine da.)
    Ok. Ist nich die feine englische Art, aber war hilfreich.

    Was auch immer gut ist, den Betriebsarzt mit ins Boot zu ziehen. Je öfter der Chef hört, dass er gegen Regelungen verstößt desto mehr ist er genervt. Wenn er genervt ist, tut er irgendwann was dagegen.

    Wie hat unser Landesvater das mal gesagt? "Dicke Bretter bohren!" (aber nur mit Schutzbrille. :D )

    Aber, wie schon gesagt, saubere Dokumentation als Sifa. Dann ist man raus (so schlimm wie das für die Beschäftigten ist).

    Mike

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    Irgendwann gehe ich zur BG und lasse mir den Arbeitsschutz als Berufskrankheit anerkennen...

    Wisst ihr was das Schlimmste ist? Wenn nicht.. .klickt hier ....

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    Mike

  • Ganz bin ich mit dem Thema hier noch nicht durch.

    Auch ich habe manchmal andere Einschätzungen als andere Leute. Dabei will ich gar nicht auf Chefs schimpfen. Auch FASI untereinander beurteilen mitunter Gefahren völlig verschieden. Dabei sehe ich mal ab von der Einschätzung seitens der BG, des GAA und der Versicherung.

    Ist von der FASI eine Gefahr erkannt und diese dem Verantwortlichen mitgeteilt, so muss dieser reagieren.
    1. Beseitigung des Mangels oder
    2. Schriftliche Begründung des Nichthandelns
    Das ergibt sich aus dem ASiG. Der Verantwortliche lädt sich also selber Verantwortung auf. Dies wird in unserer Angstgesellschaft tunlichst vermieden.

    Gutes Gelingen
    Flügelschraube

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  • Ich mach das mitunter so:
    1. Dem Arbeitgeber sagen (anhand der BG Regeln, Gesetze etc.) wogegen er verstößt.
    2. Wenn er sich gegen die Einhaltung der Regelungen entschließt, saubere Dokumentation, so dass ich als SIFA raus bin.
    3. Unterweisung der Beschäftigten und in der Unterweisung ansprechen, wie ich das als SIFA sehe, und darauf hinweisen.
    (zu 3.: Situtation: Schweißerei ohne Absauganlage. Chef wollte keine einbauen. Ich hab daraufhin eine Unterweisung gemacht zum Thema Hygiene und Stoffe und hab dann mal vorsichtig die Schweißrauche und die Absaugung angesprochen ... über Folgen, BG Richtlinien usw. referiert... Anschließend sind dann die Beschäftigten zum Chef und haben gesagt, sie wollen eine Absauganlage, sonst beschweren sie sich bei der BG. Das ging nicht lang, zack, war eine da.)
    Ok. Ist nich die feine englische Art, aber war hilfreich.


    Hallo Mike.
    Das machst Du hoffentlich net immer so ;)
    Bei der Dokumentation bin ich voll dabei. Grade wenn die reine beratende Tätigkeit aufgezeigt ist, ist es das Wichtigste. Nicht nur für uns, sondern auch dem Unternehmer. Wenn einer seiner Vorgesetzten trotzdem Mist baut, dann is er schnell dran und in persönlicher Haftung. Das vergessen viele von denen. Dann is das schön neu gebaute Haus für dei Familie auch mal wech. Dann steht er neben dem Unternehmer vor Gericht und wenn der Unternehmer nachweisen kann, dass er alles mögliche getan hat ... Ich werds nicht weiter ausführen. Folgender Sachverhalt. Es gibt zwei Meister in der Abteilung. Einer hat das Sagen und bekommt wesentlich mehr Geld, als der andere. Stellt doch mal eine entscheidende Frage: Warum bekommt er denn mehr Geld? ... Weil er neben dem Unternehmer den Hut auf hat.
    Ich war 12 Jahre beim Bund und ich habe Begriffe, wie "Zivilversager" u.v.m. gehört. "Du hast es einfach. Gibst einen Befehl und die machen." Das gab oft im Privatleben Diskussionen. Was die Außenstehenden aber dabei net begreifen, is wenn ich Befehle gebe, hab ich auch dafür grade zu stehen. Und Befehle wurden nicht befolgt, wenn es da Probleme gab. Grade was das eigene Leben betraf ... z. B. im Auslandseinsatz (ausgenommen Extremsituationen). Da war Vertrauen meiner Leute viel Wert. Da gabs kein Diskussionen, da wurde gemacht! Und zwar nicht, weil ich der Vorgesetzte war, sondern weil mir meine Jungs vertraut haben. Und genau das fehlt viel. Da wird eine Barriere aufgebaut. Natürlich ist der Vorgesetzte auch so zu behandeln aber wenn es hart auf hart kommt, müssen Deine Leute hinter Dir stehen. Nicht weil sie dich fürchten, sondern weil sie dir vertrauen können.
    Genau DAS, fehlt viel. Sehr schade. Es fehlt eben an solchen Erfahrungen und es wird dadurch "kleingeredet" oder als "stumpfsinnig" abgeschmettert.

    Gruß vom Zivilversager

    Jens

    "... das kannste schon so machen aber dann ist es halt kacke!"

    "Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!" (Rockband Haudegen)

  • Das machst Du hoffentlich net immer so ;)

    Nein. Mache ich nicht. Die meisten sind ja einsichtig. Aber grade hier wars echt eklatant... Und es hat geholfen. Das war aber nur einer von hundert Fällen...

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    Irgendwann gehe ich zur BG und lasse mir den Arbeitsschutz als Berufskrankheit anerkennen...

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    Mike

  • Ich war 12 Jahre beim Bund


    12 Jahre!?!?!?!? Das ist aber lange.... kann nur mit 8 dienen. Bzw. hab nur 8 gedient. :D

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    Irgendwann gehe ich zur BG und lasse mir den Arbeitsschutz als Berufskrankheit anerkennen...

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    Mike

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  • ...Aber im konkreten Fall gab es tatsächlich zwei Augenunfälle in dieser Werkstatt. Und beide Male versicherten die Mitarbeiter , dass sie eine Schutzbrille getragen hätten. Aber trotzdem sei etwas daran vorbei ....usw. usf. . ...


    Dann gibt es aus meiner Sicht nur eine Konsequenz, die bisherige Schutzbrille (ich vermute eine Gestellbrille) ist nicht ausreichend und somit muss in Zukunft eine Korbbrille getragen werden. Da diese allerdings nicht für den Dauergebrauch geeignet ist, darf eben nicht mehr abgeblasen werden oder zumindest nur noch in einem entsprechend geschützten Bereich.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.