Was ist der Job einer FASI?

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  • Hallo Leute,

    ich komme gerade aus der ersten Präsenzphase meiner FASI-Ausbildung und bin ehrlich gesagt etwas verwirrt. Mir fällt es schwer, die spätere Tätigkeit einer FASI irgendwie einzuordnen. Die Aufgaben sind ja in §6 ASiG beschrieben, aber ich verstehe nicht so ganz, wie ich die Aufgaben später erfüllen soll, bzw. was meine Rolle im Arbeitsschutz ist.

    Bin ich der Sachverständige, der Regeln, Vorschriften und Normen kennt, mit einem Diktiergerät und einer Kamera, Gliedermaßstab, Thermometer, Schallpegelmessgerät, etc. durch den Betrieb läuft und alles was nicht irgendwelchen Regeln entspricht, festhält und später in einem Bericht / Gutachten zu Papier bringt?

    Oder bin ich der Experte, der sagt, dass es schon noch in Ordnung ist, wenn ....... da das Risiko noch akzeptabel ist?

    Oder bin ich der "Berater", den man eher als Verkäufer bezeichnen würde, der dem Unternehmer teure Sicherehitstechnik andreht?

    Oder einfach nur Produzent von Gefährdungsbeurteilungen?

    Dann verstehe ich auch das Niveau der späteren Arbeit nicht so ganz. In der ersten Präsenzphase wurde z.B. der Lärm behandelt. Für mich aber zumindest auf einem relativ komischen Niveau. So wurde keineswegs erklärt, was der Schall ist, was die Intensität ist, woher die Zusammenhänge kommen, etc. Auch nicht wie man mit dem Pegel rechnen kann, bis auf die "3 db" Regel, wobei die auch nicht erklärt oder kurz hergeleitet wurde.

    Deshalb würde ich gerne von euch wissen, wie Ihr eure Rolle oder Aufgabe seht, bzw. was eure Identität ist.

    Gott seit Dank bin ich Atheist

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  • Hallo,

    nichts von alledem.

    Du bist das Bindeglied von Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

    Du hast zwei Augen, Hände, Mund, Ohren und vieles anderes und versuchst primär die Gesundheitsleistung der Arbeitnehmer zu erhalten. So wie die morgens zur Arbeit kommen, so sollen sie später auch wieder gehen ohne Schäden.
    Sie sollen ihre Gesundheit erhalten und der Nebeneffekt für den Arbeitgeber: Der erhält die Arbeitsleistung seiner Belegschaft. Das ist ein Teil des Kapitals.

    Damit du das auch (gut) machen kannst, brauchst du Erfahrung. Erfahrung in Sachen Arbeitsumfeld, Gefahrstoff, Lärm, etc., also Erfahrung in allem, was den Menschen jetzt irgendwie "weh" tun könnte. Warum? Du musst diese Dinge sehen, erkennen können. Im nächsten Schritt musst du diese Dinge vermitteln können, ein Risiko einschätzen können und so weiter.

    All das sind einfach nur Umschreibungen der tollen Begriffe, die du in der Ausbildung kennenlernst.

    Das wichtigste Ding ist jedoch "Herzblut". Das brauchst du um den Job gut zu machen.

    Denke nicht, die paar Wochen Ausbildung reichen und dann bist du der Crack! Du machst immer weiter. Du spezialisierst dich. Viele Dinge machen mehr Spaß, andere sind für die Tonne. Du musst mit Enttäuschungen genauso gut umgehen können, wie mit beratungsresistenden (oder dummen) Menschen.


    So liebe Kollegen? Schüttelt euer Herzblut aus!!!!!!!!!!!!!!!

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo Waldmann

    da ist nichts mehr hinzufügen.
    Noch zu erwähnen, das man ein Dienstleister ist (aus meiner Sicht hoffentlich im eigenen Haus).
    Das viele Chef- oder Führungsetage zu der beratungsresistenten Seite gehören und die Mitarbeiter nicht "dumm" sind (obwohl der Begriff das sehr schön umschreibt).
    Eher würde ich sagen, dass die Mitarbeiter sicherheitstechnisch nicht so ganz sauber arbeiten. Aber immer für das Unternehmen. Denn es sollte ja schnell gehen!

    Gruß RaBau

    Fremde Meinungen sind zu akzeptieren meine Antwort auf "du" oder "sie". Ich möchte geduzt werden.
    Ich schreibe weiter alles mit DU (siehe Forumsregel). Die die kein Du haben wollen, machen gedanklich immer aus dem Du ein Sie.
    Gruß RaBau

    Nur Pessimisten schmieden das Eisen, solange es heiß ist. Optimisten vertrauen darauf, dass es nicht erkaltet. (Zitat von Peter Bamm)

  • ...Die Aufgaben sind ja in §6 ASiG beschrieben, aber ich verstehe nicht so ganz, wie ich die Aufgaben später erfüllen soll,

    Wo ist denn da genau Dein Problem, der §6 beschreibt doch eigentlich in kurzen Worten das Berufsbild.

    ...Dann verstehe ich auch das Niveau der späteren Arbeit nicht so ganz. In der ersten Präsenzphase wurde z.B. der Lärm behandelt. Für mich aber zumindest auf einem relativ komischen Niveau. So wurde keineswegs erklärt, was der Schall ist, was die Intensität ist, woher die Zusammenhänge kommen, etc. Auch nicht wie man mit dem Pegel rechnen kann, bis auf die "3 db" Regel, wobei die auch nicht erklärt oder kurz hergeleitet wurde...

    Du musst beachten, die Ausbildung ist in ihrer Dauer sehr kurz, da kann man nicht jedes Themengebiet allumfassend abhandeln. Es ist Aufgabe der SiFa sich selbständig in die für den betreffenden Betrieb notwendigen Fachgebiete einzuarbeiten. Die Grundlagen werden ja in der Ausbildung mitgegeben. Bei speziellen Fragen holt man sich dann den Rat der Experten z.B. von der BG oder eben von anderen SiFa, die sich auf ein Fachgebiet spezialisiert haben bzw. externen Dienstleistern. Da ist dann ganz nützlich, wenn man auf ein entsprechendes Netzwerk zurückgreifen kann. Das Sifaboard bietet ja einen entsprechenden Informations- und Erfahrungsaustausch an.
    Bei Deinem Beispiel Lärm musst Du Dich fragen, was ist für einen Betrieb relevant? Den Betrieb dürfte kaum interessieren, was Lärm jetzt physikalisch ist oder wie die Zusammenhänge sind. Es gibt eindeutige Grenzwerte und die sind einzuhalten. Also müssen eben die dazu notwendigen Parameter ermittelt werden. Hat man jetzt mehrere lärmkritische Bereiche wird man sich natürlich intensiver mit den Zusammenhängen auseinandersetzen. Bei nur vereinzelten Bereichen mit Lärmproblemen, eben etwas weniger. Für die anderen Gefährdungsfaktoren läuft dies analog.
    Die Herangehensweise ist fast immer identisch. Man hat gewisse Rahmenvorgaben z.B. Grenzwerte und prüft dann ab ob diese dauerhaft sicher eingehalten werden oder nicht. Werden sie eingehalten wird dies entsprechend dokumentiert, werden sie nicht eingehalten muss man nach Maßnahmen suchen, die eine Einhaltung wahrscheinlich werden lassen und wenn man die Maßnahmen dann umsetzt überprüfen, ob das Ziel erreicht ist. Ist das Ziel erreicht, kommt wieder die Dokumentation, ist es nicht erreicht durchläuft man den Handlungszyklus erneut.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • In den Ausbildungsstufen I und II sollen die Grundlagen vermittelt werden, nicht die spezifische Fachkunde. Die sollst Du bestenfalls schon mitbringen oder in der Stufe III der jeweiligen BG und der Berufspraxis lernen.

    Ich bin auch noch ein Frischling mit nur einem Dreivierteljahr Praxis als SiFa, allerdings habe ich mich beruflich und privat schon seit Jahrzehnten mit Sicherheit beschäftigt. Ich hatte in meinem privaten Umfeld mit mehreren ganz verschiedenen Unfällen und in Folge mit vielen Unfallopfern z. B. in der Rollstuhlsportgemeinschaft zu tun. 2013 hatte ich selber einen Unfall, der mich für eine längere Zeit aus dem Berufsleben warf.

    Es mag komisch klingen, aber diese Lebenserfahrung hat mir den Einstieg leicht gemacht, nicht die Ausbildung. Es ist oft mehr der Umgang mit den Menschen vom Malocher bis zum Unternehmer, die Du beherrschen mußt, zusätzlich mußt Du ein Gespür für Gefahren entwickeln.

    Wenn Du durch einen Betrieb gehst und Mängel bemerkst, diese aber nicht bemängelst, dann hast Du bereits blitzschnell eine Gefährdungsbeurteilung gemacht. Du hast Dir die Sache angesehen und bist zu dem Schluß gekommen, daß dort nur eine tolerable Gefahr besteht, weil das Risiko eines Unfalles eher gering und auch die möglichen Unfallfolgen nicht schwer sind. Bei Gefährdungen, die eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit und/oder eine hohe Unfallschwere bedeuten wirst Du die dann auch nicht mehr tolerieren.

    Die Schwierigkeit ist dann oft, das den betroffenen Personen klar zu machen, daß man das nicht so lassen kann. Der Unternehmer wird nicht selten nur die Kosten sehen, die Mitarbeiter fürchten um die Bequemlichkeit und wollen nicht, daß die Arbeit umständlicher wird. Ist ja noch nie was passiert. Diese Mentalität mußt Du mit Geschick im Umgang mit den Menschen durchbrechen.

    Macht Spaß, ist aber nicht leicht.


    Gruß Michael

    SiFaFa weil ich zwei BG-spezifische Blöcke erfolgreich absolviert habe.

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  • Ich sehe das genau so wie meine Vorredner.

    Die Ausbildung ist gut, nur in der Praxis sieht es immer ein wenig anders aus.

    Wichtig;

    Immer in Kommunikation mit allen Ebenen des Betriebes bleiben!

    Z.B.: Bei Schichtwechseln sich mit einem Pot Kaffee dazu setzen. Auch bei Abteilungsleiter gesprächen ist viel wissenwerte über den Betrieb und den MA zu erfahren. Man muss das natürlich (meistens) gut , ich sage mal, verkaufen können.

    Ich bin, zum Glück, überall willkommen (liegt nicht zuletzt an dem guten Kaffee, der meistens in meiner Tasche mitgeführt wird).

  • Hallo,

    Mir fällt es schwer, die spätere Tätigkeit einer FASI irgendwie einzuordnen. Die Aufgaben sind ja in §6 ASiG beschrieben, aber ich verstehe nicht so ganz, wie ich die Aufgaben später erfüllen soll, bzw. was meine Rolle im Arbeitsschutz ist.

    Die Tätigkeit ordnet dein Arbeitgeber ein. :D
    Und da gibt es von .... bis.... und alle möglichen verschiedenen Lösungen.
    Das ArbSichG gibt die Rahmenbedingungen vor. Wie das aber vor Ort umgesetzt wird und umgesetzt werden kann, regelt das Gesetz nicht.

    Deine Rolle im Arbeitsschutz musst du selbst finden. Auch da gibt es von ... bis... .
    Wesentlich ist aber, welches Niveau und welche Qualität des Arbeitsschutzes dein Arbeitgeber haben möchte. Und da gibt es auch wieder von ... bis ... . 8o:Lach::44:

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • Hallo,

    ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, es wurde alles gesagt. Nur so viel ich meine die Mischung macht es. Was will der Unternehmer, was willst Du! Willst Du nur eine ich sage immer Alibi-FaSi / SiFa sein oder willst Du etwas für die Sicherheit der Mitarbeiter / Unternehmens bewirken. Wenn man etwas erreichen will muss man auch mal jemanden auf den Schlips treten können dazu gehört natürlich auch eine Menge Selbstvertrauen und ein dickes Fell. Ich habe immer versucht meine Entscheidungen zu erklären warum es so oder so ist und bin immer recht gut damit gefahren.
    Bei einigen Mitmenschen helfen Erklärungen nicht da wird dann einfach umgesetzt Basta!!!!!! :) Und dieses muss man dann auch beherrschen können.

    Mit freundlichen Grüssen aus Braunschweig!

    Hans-Jürgen

  • Oder einfach nur Produzent von Gefährdungsbeurteilungen?

    du kannst es dir eigentlich aussuchen. Entweder bist du überzeugt von dem was du tust, oder du machst es eben weil man gesagt hat du sollst das tun.

    Oder anders gesagt, entweder fühlst du dich dazu berufen ein Menschschützer zu sein, oder aber du kuckst dass du deine Arbeitstage irgenwie halbwegs sinnvoll rumkriegst. Das liegt ganz allein bei dir. Das erstere ist der schwierigere Weg.

    Aber, auf keinen Fall bist du das was ich von dir zitiert habe. Das ist Aufgabe des Unternehmers, der Meister, Abteilungsleiter, Poliere, Bauleiter oder wer auch immer das sagen hat. Du unterstützt dabei gerne, du berätst und überprüfst vieleicht auch....

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