Automatisierter externer Defibrillator und Herzschrittmacher

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  • Hallo zusammen,

    ich habe bei uns im Betrieb die Situation, dass mehrere Mitarbeiter einen implantierten Herzschrittmacher haben. Ein Mitarbeiter wies mich darauf hin, dass bei der Benutzung eines Laien AED die Elektroden nicht direkt über dem Herzschrittmacher angebracht werden dürfen (Aussage seines Kardiologen). Auch eine Stellungnahme der kardiologischen Gesellschaft weist darauf hin. Die Folgen können Verbrennungen im Bereich des Herzschrittmachers und entsprechende Funktionsstörungen sein.

    Unser Hersteller des AED gab uns die Information, dass dies für Laien AED nicht gilt, sondern nur für professionelles Personal.

    Bei dem PHILIPS HeartStart HS1 AED steht jedoch in der Betriebsanleitung:

    "Bringen Sie die Elektroden nicht direkt über einem implantierten Herzschrittmacher oder Defibrillator an. Die Position eines implantierten Geräts sollte an einer auffälligen Wölbung mit chirurgischer Narbe zu erkennen sein."

    Ich frage mich nun, was hier zu tun ist. Leider kann mir unser Betriebsarzt in dieser Frage nicht weiterhelfen.

    Einerseits würde ein Laie in der Öffentlichkeit den AED ohne Berücksichtigung des Herzschrittmachers verwenden, andererseits hat der Kardiologe des Kollegen eindeutig auf die Gefahr hingewiesen.

    Gruß,

    Peter

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  • Die Frage ist, wie bei anderen Vorerkrankungen auch, wie soll jemand auf die Besonderheit hingewiesen werden?

    Dem Mitarbeiter steht ja das Recht zu, dass es sein privates Umfeld betrifft und er deshalb keine öffentliche Bekanntgabe wünsche.

    Man begibt sich da sehr schnell auf sehr dünnes Eis, wenn man Kenntnisse über bestimmte Personen voraussetzt.

    Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst - Albrecht Müller

  • Ganz klar...

    Funktionsweise des Herzschrittmachers stören? :/ Ich denke, da ist schon was gestört... sonst würde ich den AED nicht benötigen...

    Verbrennungen verursachen? :/ Wenn der, der vor mir liegt noch mitentscheiden könnte, ob Verbrennung oder sicherer Tod... für was würde er sich wohl entscheiden...

    Schlimmer wäre gar nichts zu machen bzw. so verunsichert zu sein, dass man wertvolle Zeit verstreichen lässt

    *IroAN*

    Vorschlag meinerseits: Bei der Implantation bitte auch gleich ein Tattoo mit Aufzeichnen der Position des Herzschrittmachers anbringen... ähnlich wie die früheren Plakate beim Metzger des Vertrauens... "Filet, Bug, Schulter, Keule, Herzschrittmacher, Nacken, ..."

    *IroAus*

    Beste Grüße aus Mainz

    E.weline

    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker

  • Moin,

    ein Patient mit "eingebautem" Pacer oder Defi erleidet sehr viel seltender ein Ereignis, dass kardial zur Reanimationspflicht führt. Wenn dies eintritt, übernimmt das eingebaute Gerät nicht seine ordnungsgemäße Funktion.

    In der Theorie haben die Ärzte Recht, es schadet dem Gerät und dem Gewebe dazwischen. Aber ist es dem Laien überhaupt zuzumuten, die Situation zu erkennen (NEIN). Die Anwendung des externen AED dient der Lebensrettung, steht also deutlich höher in der Priorität gegenüber der Sekundärverletzung (vglb. Rippenfrakturen beim Drücken). In der Laienausbildung hat ein solches Thema auch keinen Platz - da dies zu Hemmungen in der Anwendung des AED führt. (So wird zum Beispiel auch nicht mehr empfohlen, Hinweise auf trockenen Untergrund zu geben.)

    In der Profireanimation, welche auch AEDs nutzen, ist das Gegenstand der Ausbildung und sollte auch erkannt und entpr. gehandelt werden. Dann werden bspw. die Elektroden auf Sternum und Rücken geklebt (parasternal).

    Beste Grüße

    J.H.J

    4 Mal editiert, zuletzt von J.H.J (3. November 2023 um 14:22)

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  • Das Problem ist, dass der Kardiologe ihm das nun so erzählt hat und der Mitarbeiter daher so seine Sorgen hat. Ich kann mich ja leider auch nicht gegen die Aussage des Kardiologen stellen.

    Die betroffenen Personen würden mir eine entsprechende Erklärung zum Datenschutz schreiben, so dass ich zumindest die Namen den Ersthelfern mitteilen kann.

    Alternativ habe ich schon daran gedacht, dass ich anfrage, dass im Rahmen der Ersthelferschulung darauf hingewiesen wird, dass man bei entsprechender Narbe die Elektroden tiefer anbringt.

  • Ganz klar...

    Funktionsweise des Herzschrittmachers stören? :/ Ich denke, da ist schon was gestört... sonst würde ich den AED nicht benötigen...

    Verbrennungen verursachen? :/ Wenn der, der vor mir liegt noch mitentscheiden könnte, ob Verbrennung oder sicherer Tod... für was würde er sich wohl entscheiden...

    Schlimmer wäre gar nichts zu machen bzw. so verunsichert zu sein, dass man wertvolle Zeit verstreichen lässt

    Sehe ich genauso. Wenn bei dem Kollegen der AED-Einsatz nötig ist, dann ist der interne anscheinend defekt und sollte sowieso ausgetauscht werden.

    Die Reanimation sollte definitiv Vorrang haben.
    Der Hinweis in der Ersthelferschulung mag vielleicht ganz gut sein, aber daruf zu achten, ist aber für Laien, auch wenn sie als Ersthelfer geschult sind, zuviel verlangt. Deren Einsatz bedeutet für sie selbst schon eine Streßsituation. Das sollte auch dem Betroffenen mal so mitgeteilt werden!

  • ... daher so seine Sorgen hat

    In dem Augenblick, in dem der MA reanimiert wird, hat er andere Sorgen als sein Defi oder die Worte seines Kardiologen. Sag ihm das mal so direkt - und Punkt. Belaste die Ersthelfer nicht - sonst hast du keine, wenn es drauf ankommt.

    Beste Grüße

    J.H.J

  • Moin,

    ich denke man hat im Anwendungsfall überhaupt keine Zeit mehr.

    Wenn denn ein Defi notwendig ist, benutzen. Wenn bei einer Pump-Aktion eine Rippe knacken kann, na und? Wenn denn irgendwo Verbrennungen auftreten könnten, egal. Wenn denn der eingebaute Schrittmacher Schaden nehmen könnte?

    Egal.

    Es geht um Zeit. Es geht um eine Sache die sich Leben und Tod nennt. Alles andere ist da wirklich außen vor.

    Schön und danke das wir funktionstüchtige Defi's haben, sorry der dunkelblaue ist nicht greifbar, aber ich bestelle einen für kommende Woche.

    Und ach ja, der Helfer hat kalte Hände, geht gar nicht.

    (Ich möchte ein Smiley das ganz laut Grrrrrrrrrrrr sagen kann.)

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

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  • Alternativ habe ich schon daran gedacht, dass ich anfrage, dass im Rahmen der Ersthelferschulung darauf hingewiesen wird, dass man bei entsprechender Narbe die Elektroden tiefer anbringt.

    Tiefer ist leider falsch... auf der anderen Seite wäre korrekt. Im San-Dienst und Rettungsdienst wird das in der Ausbildung entsprechend gelehrt (sichtbare Anzeichen eines implantierten Defi oder Schrittmachers vorhanden? Wenn ja, Elektroden an der gegenüberliegenden Seite des Kästchens anbringen). Das Thema kann gerne in der Aus- und Fortbildung der betrieblichen Ersthelfer angesprochen werden. Wenn den Teilnehmern das implantierte Gerät auffällt und sie in der Stresssituation noch dran denken, dann wird die Elektrode auf der anderen Seite des Brustkorbs aufgeklebt. Andernfalls gilt: Elektroden aufkleben wie immer (links oben, rechts unten; wie auf den Defi-Pads bildlich dargestellt) und wenn das Gerät den Schock freigibt, schießen.

    Ja, das kann zu Verbrennungen führen, aber das ist besser als zu sterben. Und das Gerät war mit hoher Wahrscheinlichkeit vorher schon kaputt. Hätte es ordnungsgemäß funktioniert müsste der Betroffene nicht wiederbelebt werden.

    Falsch machen kann man nur etwas, indem man nichts macht und den AED nicht einsetzt. Insofern keine Angst und AED einsetzen.

    schöne Grüße vom u.a. EH-Ausbilder

  • Im San-Dienst und Rettungsdienst wird das in der Ausbildung entsprechend gelehrt (sichtbare Anzeichen eines implantierten Defi oder Schrittmachers vorhanden? Wenn ja, Elektroden an der gegenüberliegenden Seite des Kästchens anbringen).

    Genau, im San- und Rettungsdienst. Wir als Laien (Ersthelfer) sind da raus.

    Interessanter Weise könnte man das in einer Ersthelfer Schulung mitteilen, dann jedoch mit der Aussage das Retten vor geht.

    Wer sagt mir, das die Narbe auf der Brust keine Lungen OP war? Kann ich als Laie nicht unterscheiden.

    Und wenn´s um Zeit geht ggf. noch Schrittmacher - Liste durchlesen halte ich für kontraproduktiv.

    Es sind eh schon genügend Hemmungen vorhanden bis mal einer Erste Hilfe leistet.

    Ist nur meine Meinung.

    Gruß

    Peter

    Keine Demonstration verändert die Welt.

    Es ist die unpopuläre und stille Eigenverantwortung im Handeln jedes Einzelnen, die eine Wandlung in Bewegung setzt.:evil::saint:

  • tschuldigung ... auch in der Ersthelferfortbildung gehört das nur rein, wenn einer aktiv nach fragt. Es ist hier thematisch natürlich präsent in der Realität aber so verschwindend gering. In meinen weit über 200 Reanimationen (bin mal RD gefahren) hab ich weniger als ne Handvoll mit Pacer reanimiert (nicht repräsentativ) ... es ist eher so, dass die unkaputtbar, auf its irgendwann ausgemacht werden weil das Gewebe nichts mehr macht.

    In die Schulungen/Fortbildungen gehören die wirklich relevanten Sachen und eben die stetige Wiederholung.

    Beste Grüße

    J.H.J

  • Tiefer ist leider falsch... auf der anderen Seite wäre korrekt. Im San-Dienst und Rettungsdienst wird das in der Ausbildung entsprechend gelehrt (sichtbare Anzeichen eines implantierten Defi oder Schrittmachers vorhanden? Wenn ja, Elektroden an der gegenüberliegenden Seite des Kästchens anbringen). Das Thema kann gerne in der Aus- und Fortbildung der betrieblichen Ersthelfer angesprochen werden. Wenn den Teilnehmern das implantierte Gerät auffällt und sie in der Stresssituation noch dran denken, dann wird die Elektrode auf der anderen Seite des Brustkorbs aufgeklebt. Andernfalls gilt: Elektroden aufkleben wie immer (links oben, rechts unten; wie auf den Defi-Pads bildlich dargestellt) und wenn das Gerät den Schock freigibt, schießen.

    Ja, das kann zu Verbrennungen führen, aber das ist besser als zu sterben. Und das Gerät war mit hoher Wahrscheinlichkeit vorher schon kaputt. Hätte es ordnungsgemäß funktioniert müsste der Betroffene nicht wiederbelebt werden.

    Falsch machen kann man nur etwas, indem man nichts macht und den AED nicht einsetzt. Insofern keine Angst und AED einsetzen.

    schöne Grüße vom u.a. EH-Ausbilder

    Vielen Dank. Ich werde unsere Ausbilder mal darauf ansprechen, dies entsprechend mit reinzunehmen.

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