Frage an die Chemie Spezies Laser und Plastik

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  • Hallo Board,

    wie schon in der Fragestellung erörtert benötige ich (wohl) Hilfe von einem Chemie Spezie...

    Wir bearbeiten bei uns im Unternehmen Plastik mittels Laserstarhl. Genauer gesagt "gravieren" wir das Plastik.

    Seit neustem klagen die MA über Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, etc.

    ich wollte eine Raumluftanalyse durchführen lassen und habe bei einem akkreditierten und Namenhaften (!!) Institut angefragt und bin mit der Aussage "Die Vielfältigkeit der freigesetzten Stoffe ist zu groß, eine Raumluftanalyse macht keinen Sinn" abgeschmetteret worden...Hintergrund ist der, das das Institut nicht weiß wo nach es Suchen soll...
    Da meine Chemie Kenntnisse nur rudimentär sind stehe ich ein wenig auf dem Schlauch. Was wird denn alles freigesetzt wenn man Plastik thermisch bearbeitet? Chlor und Salzsäure habe ich schon...aber wie sieht es mit anderen Stoffen aus? Benzole,Dioxine und all die anderen Stoffe die nach Spaß machen...:(

    Danke und Gruß
    Marcel

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  • Hallo Marcel,

    wir haben bei solchen Messungen wie Biker Mike auch schon vorschlug die BG mit ins Boot genommen. Deine Aufsichtsperson ist dafür Ansprechpartner. Allerdings kann es bis zu einen vierteljahr dauern bis die Messungen durchgeführt werden. Sie sind für euch kostenlos und eine Beratung für die Maßnahmen ist auch noch dabei.
    Bei uns gab es am Anfang zwar Bedenken von den Führungskräften die BG mit ins Boot zu nehmen die sind aber schnell verzogen als sich unsere Aufsichtsperson als sehr Kompetent herausstellte und uns sehr gut beraten hatte so das wir wesentlich weniger für Maßnahmen ausgeben mussten als wir gedacht hätten.

    Mit freundlichen Grüssen aus Braunschweig!

    Hans-Jürgen

  • Hallo Marcel,


    ganz unrecht hat die Messstelle da nicht. Ich hoffe aber das die Aussage schon ein wenig differenzierter war. Eine Analyse der Raumluft so ganz allgemein macht keinen Sinn.

    Man kann aber schon überlegen ob eine worst-case Messung direkt an der Emissionstelle Sinn macht.

    Habt ihr denn irgendwas am Prozess verändert? Oder haben die Mitarbeiter auch vorher schon über Kopfschmerzen geklagt?

    Die Fragen die du dir stellen musst (und die das Institut hätte stellen müssen) sind, "um welchen Kunststoff handelt es sich" und "welche Temperaturen können bei der Lasergravur" entstehen? Natürlich können beim thermischen bearbeiten von Kunststoffen eine Vielzahl unterschiedlicher Stoffe entstehen aber je nach Kunststoff gibt es Leitkomponenten die sich auch messtechnisch überprüfen lassen. Bei PE sind das z.B. Ungesättigte aliphatische Kohlenwasserstoffe und aliphatische Aldehyde oder beim PVC Chlorwasserstoff.

    Nachzulesen im Kapitel 2.6 der BGI 8625 oder im Anhang 8 der BGR 223 http://publikationen.dguv.de/dguv/pdf/10002/bgr223.pdf

    Grüße

    awen

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

  • Hallo Marcel,

    Biker-Mike hat Dir ja schon den Tipp mit der BG gegeben. Falls es schnell gehen muss kann ich dir gerne per PN den Kontakt eines Institutes zukommen lassen, mit denen ich häufig zusammenarbeite und bisher nur gute Erfahrungen gemacht habe.

    Und in Ergänzung zu awens gutem Beitrag: Was ist mit der Absaugung? Gibt es da Probleme?

    Gruß
    Stephan

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

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  • Danke für die schnellen Antworten.

    Der Betriebsarzt ist natürlich schon mit im Boot, aber der konnte - was die Stoffe angeht - auch nicht helfen.

    Die BG ist natürlich eine Idee, die wir auch schon hatten, die aber aufgrund des Zeitfaktores eigentlich schon hinten runter gefallen ist.

    Absaugung ist selbstverständlich vorhanden und wird auch regelmäßig gewartet.

    Ich denke das ich so etwas wie die BGR 223 gesucht habe. Das scheint mir eine ganz wertvolle Lektüre zu sein. Die werde ich mal durcharbeiten...Puh...122Seiten :(

    Danke und Gruß
    Marcel

  • ..."Die Vielfältigkeit der freigesetzten Stoffe ist zu groß, eine Raumluftanalyse macht keinen Sinn"...


    Die Aussage hättest Du wahrscheinlich von mir auch bekommen.
    Zunächst einmal ist zu klären, um was für ein "Plastik" es sich handelt. Es gibt ja eine Unzahl an Kunststoffen, die bei thermischer Bearbeitung eine noch viel umfangreichere Palette an Produkten freisetzen. Also, was wird da mit dem Laser bearbeitet? Ist dieser Kunststoff homogen, oder ein Mischkunststoff z.B. mit Oberflächenbeschichtung?
    Mit großer Wahrscheinlichkeit raucht es gewaltig, wenn man mit dem Laser auf den Kunststoff bruzzelt. => Feinstaub mit allerlei angelagerter Chemie. Dürfte für die Lunge ähnlich nett sein wie Tabakrauch. Sofern chlorierte Verbindungen gelasert werden (z.B. PVC), gehe ich auch von der Bildung von Dioxinen aus, natürlich in minimalsten Mengen, aber sie sind da. Bei Polystyrol (Handelsname Styropor), gibt es z.B. Styrol als Monomer, auch nett für den Körper. Bei anderen Kunststoffen dürften allerlei Crackprodukte z.B. Formaldehyd entstehen (entsteht auch beim Lasern von Holz), was Augen- und Schleimhautreizungen hervorrufen kann.

    Meiner Meinung nach muss die Absaugung so erfolgen, dass nichts in die Raumluft gelangt, hier sollte man ansetzen, ohne nach chemischen Stoffen zu suchen.
    Sind die Maschinen voll geschlossen oder teilweise offen? Wenn voll geschlossen, stellt sich mir die Frage nach der Zuluft. Wo und wieviel. Bei der teilweisen offenen Maschine ebenso. An den Zuluftöffnungen der Maschine würde ich einmal eine Luftströmungsmessung durchführen. Aus dem Bauch heraus würde ich eine Einströmgeschwindigkeit von um die 0,5 m/s als Mindestmaß ansetzen, darunter ist mit Stoffausbruch zu rechnen.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Guten Morgen zusammen,

    es ist ja unglaublich wi eviele Antworten kommen und vor allem wie viele Gute Kommentare und neue Gedankenansätze...Ein ganz ganz großes Dankeschön hierfür.

    Wir verarbeiten in 95% der Fälle PVC. Hatte ich wohl vergessen zu sagen. Bei den Anhängen sind auch ein paar bei, dir ich mir genauer zu gemüte führen werde.

    Werde aber als erstes mal die "Einströmgeschwindigkeit" ins Auge fassen, ich denke da kann man schnell und kostengünstig (was meinen Chef freuen wird) was machen.

    Danke und Gruß
    Marcel

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  • ...Wir verarbeiten in 95% der Fälle PVC. ...


    Dann würde ich mir auch Gedanken zur Reinigung des Maschineninneren machen, denn bei PVC wird korrosive Salzsäure frei, und Dioxine, sowie ploycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, letztere allerdings nur in geringen Spuren. Diese dürften sich, neben Russ im inneren der Maschine ablagern und einen entsprechenden "Schmutzfilm" bilden.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

    • Offizieller Beitrag

    Meiner Meinung nach muss die Absaugung so erfolgen, dass nichts in die Raumluft gelangt, hier sollte man ansetzen, ohne nach chemischen Stoffen zu suchen.


    hallo marcel,

    das, was "tiefflieger" sagt, ist m. e. das entscheidende. Was nütze es wenn man für 3 verschiedene labore mit 5 verschiedenen messdaten und mit 100 bis 500 verschiedenen gemessenen stoffen eine menge geld ausgibt, um dann am ende immer zu dem selben ergebnis zu kommen: die lüftung muss verbesssert werden. Sicherlich ist es gut und richtig, wenn man ein paar anhaltspunkte über die freiwerdenden stoffe hat, um dann mit einer geeigneten meßmethode den erfolg der gegenmaßnahmen nachzuweisen. Das entscheidende ist meiner meinung nach sich von vorn herein auf die verbesserung der lüftung zu konzentrieren.


    peter

    Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden. (Werner-von-Siemens zugeschrieben)