Welche Antworten muss eine SiFa geben (können)?

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  • Eine SiFa ist ein engagierter, hilfsbereiter Mensch, der bei Fragen zum Thema Arbeitsschutz gerne weiterhilft.

    Gibt es jedoch Fragen, die wir an andere weitergeben sollten, weil sie nicht in unseren Kompetenz- oder Zuständigkeitsbereich fallen?

    Wer seit längerer Zeit meine Beiträge liest, erkennt das Muster, dass ich nicht gewillt bin, auf jede Frage selbst eine Antwort zu geben, weil ich der Überzeugung bin, dass sich andere Instanzen äußern müssen.

    Anlass war heute die Frage von Frank_sibe

    "Zur Untersuchung trotz Dauerkrankheit" - hier bin ich der Meinung, dass die SiFa die Beantwortung der Frage an den Betriebsmediziner weitergeben kann; Forist max2004 ist der Meinung, dass diese Frage in den Zuständigkeitsbereich des Betriebsrates fällt (Anm. von mir: sofern das Unternehmen überhaupt einen BR hat ...).
    Zwei Instanzen, die das klären können - warum soll also die SiFa diese Frage beantworten?

    Dann wurde vor kurzem hier im Forum gefragt, welche Ausbildung der Benutzer eines Teleskopstaplers haben sollte ...
    Hier bin ich der Meinung, dass nicht die SiFa das wissen muss, sondern der Verkäufer solch eines Gerätes ... wenn es der Verkäufer nicht auf Anhieb weiß, dann hat er sich meiner Meinung nach gefälligst um eine qualifizierte, rechtsverbindliche Aussage zu kümmern - schließlich verdient er sein Geld mit dem Verkauf des Gerätes - und dann erwarte ich, dass er über Auflagen im Genehmigungsrecht oder bei Betreiberpflichten Ahnung hat ...
    wenn nicht - ist es der falsche Lieferant ...
    Die SiFa hat in solch einem Fall meiner Meinung nach nur die Verantwortung, Vorschläge zu liefern, wer qualifiziert antworten kann (wenn der Einkauf des Unternehmens nicht selbst auf die Idee kommt), dann die Antwort einzufordern - und ggf. zu kommentieren ... aber nicht selbst die rechtsverbindliche Antwort zu liefern.

    Wie seht Ihr das?
    Übernehmen wir zu oft die Verantwortung für eine Auskunft, obwohl eine andere Instanz in eigenverantwortlicher Weise beteiligt werden könnte?
    Haben SiFas ein schlechtes Gewissen, wenn die Verantwortung für eine Auskunft abgegeben wird?
    Oder seht Ihr es als unsere Aufgabe, Informationen einzuholen und an den Fragesteller mit der Gefahr von Missverständnissen weiterzugeben?

    (Es gibt noch einen zweiten Anlass für die Bitte um Diskussion:
    in dem heute besuchten Betrieb sprachen mich Mitarbeiter an, dass der Hautschutzplan nicht aktuell sei, weil die tatsächlich verwendeten Salben mittlerweile von einem anderen Hersteller sind - und ich den Hautschutzplan ändern soll.
    Ich habe den HSP nicht erstellt - warum soll ich den HSP ändern?
    Ich habe unsere Betriebsmedizinerin angerufen und ihr mitgeteilt, dass ihr aufgestellter HSP aktualisiert werden muss und sie den Sicherheitsbeauftragten deswegen anrufen soll ... der Niederlassungsleiter fragte mich dann vorwurfsvoll, warum ich nicht den Plan vor Ort geändert hätte ...
    ja, hätte ich machen können. Aber das ist meiner Meinung nach nicht meine Aufgabe, sondern die der Betriebsmedizinerin, die auch - so meine Begründung - die nun verwendeten Salben auf Tauglichkeit zu beurteilen habe.
    Wie handhabt Ihr das in solch einem Fall?)

    "Mit zunehmendem Abstand zum Problem wächst die Toleranz." (Simone Solga)
    "Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könnte am Ende doch recht haben." (Robert Lee Frost)
    "Geben Sie mir sechs Zeilen von der Hand des ehrenwertesten Mannes - und ich werde etwas darin finden, um ihn zu hängen." (Kardinal Richelieu)
    "Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse" (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?" (Edward Morgan Forster)

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  • Hallo,
    Dieses Thema ist nicht einfach aber kurz.
    Ich bin der Meinung das Arni recht hat, doch wir können hier diskutieren wie wir wollen,
    es ändert nichts.
    In den Betrieben wird man weiterhin alles auf die SiFa schieben "du bist doch der Arbeitssicherheits Typ".

    Keltengruß :37:

    Viele Grüße aus Mittel:Franken:

  • ...und der Arbeitssicherheitstyp muss Frage und Antwort stehen zu: Brandschutz, Lagerung von Gefahrstoffen, Wasserrecht, Vorsorgeuntersuchungen, Lüftungstechnik, Explosionschutz, Störfallauswirkungen, Immissionsschutz, Abfallschlüsselnummern, Entsorgungswegen, Hautschutz, Hygienemaßnahmen, Arbeitszeitgesetz, Einlagen in Sicherheitsschuhen, Gabelstaplerrückhaltesystemen, Ergonomie, Aktenvernichtern, Kennzeichnung von Rohrleitungen, Absicherung von Pümpelmaschinen, Sicherheitsdatendatenblättern, Transport von Gefahrstoffen, Haltbarkeit von Verbandspäckchen, Schweinegrippe, Luftfeuchtigkeit, Farbwerten von Leuchtstofflampen, Feuerwehrplänen, Lebensdauer von Kranseilen, Löschwasserversorgung, Prüffristen, Elektrostatik, Messtechnik, Zusammenlagerung...

    So sieht nun mal die Praxis in typischen mittelständischen Betrieben aus.

    Frei nach Schwoisfuaß: "Oinr isch Emmr dr Arsch"

    Gruß aus der Kurpfalz
    andreas68723

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • a.r.ni
    Ich bin völlig Deiner Meinung. Leider ist es so, dass bei viele Leuten aus Bequemlichkeit der Gedanke aufkommt, dass habe etwas mit Sicherheit zu tun, also seien sie für das ganze Projekt nicht mehr zuständig/verantwortlich. Dein Beispiel mit dem Teleskopstapler trifft es sehr gut.

    ...Die SiFa hat in solch einem Fall meiner Meinung nach nur die Verantwortung, Vorschläge zu liefern, wer qualifiziert antworten kann (wenn der Einkauf des Unternehmens nicht selbst auf die Idee kommt), dann die Antwort einzufordern - und ggf. zu kommentieren ... aber nicht selbst die rechtsverbindliche Antwort zu liefern....


    Hier würde ich gerne den Begriff Verantwortung durch Zuständigkeit ersetzen wollen. Denn sonst trifft sehr schnell der zweite Teil Deines Satzes zu. Frei nach dem Motto, die Sifa hat die Mütze auf, das Mitdenken erspare ich mir.

    "Sei achtsam auf dem Weg zur Schicht, auf der Strasse schläft man nicht!"

    "Wenn es einen Weg gibt, es besser zu machen: finde ihn." Thomas Alva Edison (1847-1931)

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  • Hallo a.r.ni,

    ohne auf Deine Beispiele konkret einzugehen, halte ich mich aus allen gesundheitlich/medizinischen Themen fein raus und verweise auf das medizinische Fachpersonal (ich gehöre als Ing. nicht dazu).

    Ich denke es ist richtig und gut wenn all diese Fragen an uns herangetragen werden. Bei Fragestellungen von denen wir nur wenig Ahnung haben, ist der Hinweis auf eine bestimmte fachkundige Person eine gute Beratung.

    Viele Güße

    kuddel

  • A_B

    Zitat

    Hier würde ich gerne den Begriff Verantwortung durch Zuständigkeit ersetzen wollen. Denn sonst trifft sehr schnell der zweite Teil Deines Satzes zu. Frei nach dem Motto, die Sifa hat die Mütze auf, das Mitdenken erspare ich mir.

    Danke. Ein sehr guter Hinweis!

    "Mit zunehmendem Abstand zum Problem wächst die Toleranz." (Simone Solga)
    "Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könnte am Ende doch recht haben." (Robert Lee Frost)
    "Geben Sie mir sechs Zeilen von der Hand des ehrenwertesten Mannes - und ich werde etwas darin finden, um ihn zu hängen." (Kardinal Richelieu)
    "Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse" (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?" (Edward Morgan Forster)

  • Moin Forum,

    irgendwie habt ihr alle Recht.

    Ich meine, dass jeder für sich selbst entscheiden muss, wie er mit seinen "lieben Kollegen" bei solchen Ansinnen umgeht.

    Wenn ich sehe, dass ich beim Arbeitsschutz etwas verbessern kann, weil ich mich um das Problem eines "lieben Kollegen" kümmere, dann mache ich das. Die Antwort an den "lieben Kollegen" fällt dann in meinem Sinne aus. (Darf nur nicht allzu teuer werden ;) )

    Da man in der SiFa ja einen Dummen gefunden hat, die das Problem löst, wird meine Antwort häufig auch nicht hinterfragt - und mein Vorschlag umgesetzt. :511:

    Manchmal muss man durch die Hintertür den Arbeitsschutz verbessern.


    Gruß aus dem Norden

    nj 1964

    Planung bedeutet den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen.

  • Hallo a.r.ni

    Da ich mich angesprochen fühle, muss ich dir auch Antworten.

    Die Abgabe von Aufgaben oder Anfragen an andere wie zum Beispiel an Betriebsarzt oder Betriebsrat, muss von einer Fasi erst mal erlernt werden und kommt mit der Zeit wohl von ganz alleine.

    Man sollte als Fasi in einem Unternehmen als Teamplayer arbeiten und andere Stellen mit einbinden und so das bestmögliche Ergebnis für die Arbeitnehmer und das Unternehmen rauszuholen.

    Dies gilt nauch für externe Stellen wie BG oder Integrationsamt usw. ;)

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  • Eine FASI, sollte Generalist sein, aber nicht alles mit sich machen lassen, bzw. nicht alles selber machen. Ironie an: Er sollte auch den anderen Personen die in den Arbeitsschutz miteingebunden sind, die Chance geben Fehler zu machen. Ironie aus :thumbup:

    Mit oberschwäbischen Sicherheitsgrüßen
    Ritschi

    Ich denke, also bin ich. Und ab jetzt Frührentner.|?

  • Hallo SiFas,

    in einer meiner diversen Fort- und Weiterbildungen bin ich auch in den Genuss der amerikanischen Sichtweise der "Circles" gekommen. Diese habe ich mittlerweise verinnerlicht und sie hat sich auch bestens bewährt. Jedes Thema wird dabei eingeteilt in den Circle of Concern (Einflußbereich) oder den Circle of Interest (Interessenbereich).
    Für den Einflußbereich muss ich antworten und mich positionieren. Für den Interessenbereich muss ich mich zurückhalten und ggf. nur eine Meinung dazu abgeben.

    Bei nicht konsequenter Einordnung habe ich die Erfahrung gemacht, dass Themen immer doppelt und dreifach bearbeitet werden müssen. Die "Inhaber" eines Themas lassen es sich nicht nehmen, selbst zu entscheiden.
    Oder Entscheidungen durch "Nicht-"Zuständige werden innerhalb kürzester Zeit in Frage gestellt und die Arbeit geht wieder vorne los.

    Mit der konsequenten Aufteilung handele ich mir zwar im ersten Moment oft Ärger ein. Bisher wurde jedoch von allen Beteiligten immer anerkannt, dass eine Lösung eines Problems durch die dafür Zuständigen langfristig besser, zuverlässiger und weitaus effizienter ist.

    Das gilt auch für Themen, die an mich als SiFa herangetragen werden. Ein klares "Nein" sorgt sehr oft für klare Verhältnisse.
    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • Hallo SiFas,
    wo ich mal der Anlass eines Threads bin, muß ich auch noch was dazu sagen. Andreas hat es auf den ...naja Punkt gebracht:

    ...und der Arbeitssicherheitstyp muss Frage und Antwort stehen zu: Brandschutz, Lagerung von Gefahrstoffen, Wasserrecht, Vorsorgeuntersuchungen, Lüftungstechnik, Explosionschutz, Störfallauswirkungen, Immissionsschutz, Abfallschlüsselnummern, Entsorgungswegen, Hautschutz, Hygienemaßnahmen, Arbeitszeitgesetz, Einlagen in Sicherheitsschuhen, Gabelstaplerrückhaltesystemen, Ergonomie, Aktenvernichtern, Kennzeichnung von Rohrleitungen, Absicherung von Pümpelmaschinen, Sicherheitsdatendatenblättern, Transport von Gefahrstoffen, Haltbarkeit von Verbandspäckchen, Schweinegrippe, Luftfeuchtigkeit, Farbwerten von Leuchtstofflampen, Feuerwehrplänen, Lebensdauer von Kranseilen, Löschwasserversorgung, Prüffristen, Elektrostatik, Messtechnik, Zusammenlagerung...

    So sieht nun mal die Praxis in typischen mittelständischen Betrieben aus.

    Frei nach Schwoisfuaß: "Oinr isch Emmr dr Arsch"

    Gruß aus der Kurpfalz
    andreas68723

    In unserem kleinen Betrieb, landen solche Fragen bei mir. Eben der kürzeste Weg.

    Sicher gebe ich a.r.ni Recht. Sifa und Sibe müssen sich nicht um alles kümmern. Man verzettelt sich nur. Noch sind bei mir Arbeitssicherheit, Sicherheit allgemein, Gesundheit, Ordnung und Sauberkeit, Umweltschutz komplett angesiedelt. Und noch bin ich noch nicht mal Sifa.

    Gruß Frank

    Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden;
    es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun. (Johann Wolfgang von Goethe)