Handhabung - Menschlicher Abfall auf Windkraftanlage

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  • Ahoi Liebe Sifas,

    Ich versuche mein Szenario so kurz wie möglich zu beschreiben:

    Wir Arbeiten auf Windrädern auf See. Die Leute sind dort bis zu 11 Stunden am Stück ohne Toilette oder Möglichkeit aufs Schiff zurück zu kommen.
    Gepinkelt wird einfach von oben ins Meer. Ich suche nun eine offizielle Lösung für das große Geschäft, doch das ist wohl etwas komplizierter als zunächst angenommen.

    Eine Campingtoilette zu organisieren wäre kein Problem. Dafür könnten dann entsprechende Beutel bereit gestellt werden, indem das Geschäft dann landet. Doch wie geht es nun weiter? Wie wird der Beutel mit menschlichem Abfall entsorgt? Wie wird sichergestellt, dass niemand in Kontakt mit etwaigen Bakterien etc. kommt? Auch muss der Beutel sicher zurück aufs Schiff, was über einen Kran gemacht wird. Dabei kann es zu "Quetschungen" in den Taschen kommen, was einen solchen Sack auch mal zum Reißen bringen könnte.

    Wäre der Beutel zurück aufs Schiff transportiert, wüsste ich nicht wohin damit. Das Schiff hat ein eigenes Abwasser-System, welches quasi nur über die "Toiletten" angesteuert wird, wo keine Säcke irgendwie hineingeworfen werden können.

    Sollten wir dafür extra einen separaten "Kot-Container" bestellen, was gäbe es dazu zu beachten?
    Der Container würde bis zu 14 Tage auf See verbringen, bevor das innere er an Land entsorgt werden könnte. Doch wo wird das ganze dann entsorgt? Wer ist dafür Zuständig und was muss dabei beachtet werden? Außerdem wäre so ein extra Container sicherlich viel Aufwand, dafür, dass das große Geschäft vielleicht 1x im Monat von jemandem auf der Anlage verrichtet wird.


    Ich denke den Sack einfach in den normalen Hausmüll auf dem Schiff zu werfen ist ein wenig zu einfach, um mit allem auf der sicheren Seite zu sein, richtig?

    Ich suche also eine möglichst einfache Lösung für dieses Problem doch stoße bei jedem Lösungsansatz auf Probleme. Desweiteren bräuchten die eine Lösung 12x für die verschiedenen Teams.

    Vielleicht habt ihr ein paar Ideen oder sogar schon Erfahrung in einer ähnlichen Offshore Einrichtung?

    Einmal editiert, zuletzt von PinInHead (2. Oktober 2023 um 16:06)

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  • Moin,

    naive Frage. Was wäre mit einer Lösung ähnlich der Toilette in einem Wohnmobil? D.h. der "Abfall landet in einem Kanister mit Hygieneflüssigkeit und kann dann über das Toilettensystem des Schiffes entsorgt/ausgegossen werden.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • So ein System wäre vermutlich zu groß. Es müsste jeden Tag mit zur Anlage und zurück genommen werden. Das ganze 12x für die Verschiedenen Teams und abgesehen davon können wir leider nicht das Toilettensystem des Schiffes benutzen, da wir nur "Gäste" sind und da nicht eingreifen dürfen.

  • Erfahrungen Offshore zwar nicht, aber in ähnlich gelagerter Ausgangssiitutation.

    Eine Lösung sind Trockentoiletten (Trenntoiletten), die es auch als stabile (Kunststoff-)Kistenversion gibt.
    Die Beutel mit den Fäkalien könnten in dieser Kiste wieder zurück transportiert werden.
    Entsorgung dann über den "normalen" Restmüll, wie z.B. Windeln auch.

    Naja, Privatsphäre sollte jedenfalls gewahrt werden (ggf. Pop-up-Zelt?)

    und der Raum, wo das Teil aufgestellt wird, sollte gut gelüftet sein ... :)

    Nachtrag: Hier ein Bild, wie so eine Toiletten-Lösung aussehen könnte.

    Von Campingtoiletten mit Hygieneflüssigkeit würde ich aus transporttechnischen Gründen abraten.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

    2 Mal editiert, zuletzt von Safety-Officer (2. Oktober 2023 um 16:12)

  • Ach so, wenn du eine Lösung für eure Mitarbeiter gefunden hast, wäre eine kleine bebilderte Vorstellung der Lösung toll. Passiert leider viel zu selten.

    Nein, nicht vom Inhalt ... das kann sich wohl jeder vorstellen. 8)

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

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  • Also können die Fäkalien bedenkenlos in den Restmüll auf dem Schiff geworfen werden?
    Da gibt es kein Gesetz oder eine Regelung, die das für eine Firma untersagt oder irgend welche Hygiene Vorschriften, an die man sich für den "Transport der Ware" halten muss?

    Danke (Safety-Officer) für deinen Beitrag.

    An Camping Toiletten habe ich auch schon gedacht (Natürlich ohne Flüssigkeiten, sondern mit Beuteln)

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  • Das ist der Direktlink zum PDF.

    (Ich brauchte Minuten (!) um die BSH-Seite aufzubauen... :rolleyes: )

    https://www.bsh.de/DE/THEMEN/Offshore/Offshore-Vorhaben/Windparks/_Anlagen/Downloads/Rahmenkonzept-Abfall-Betriebsstoffe.pdf?__blob=publicationFile&v=2

    Menschliche Exkremente als Betriebsstoffe zu bezeichnen, finde ich etwas gewagt... :/ :/ :/

    Im Ernst, das ist schon ein Scheißproblem :44: , das es zu lösen gilt.

    Nur so aus Neugier: Wie haben die das bisher gemacht?
    Oben aufs Dach gesch...lendert und bis zum nächsten Sturm liegen lassen?
    Diese Assoziationen werde ich jetzt nicht mehr los... Bild1, Bild 2 ... Danke Gehirn!

    Und diese Gedankenspiele!
    Unfallmeldung: "Beim K.... vom Blitz getroffen worden!"
    AUS JETZT, HIRN!

    Ein paar Fragen habe ich, auch um aus der Alberei herauszukommen:

    • Wie groß sind die Teams?
    • Arbeiten sie als Gruppe zusammen oder auch "stark höhenversetzt"?
      Wegen der Erreichbarkeit der Toilette: Weglänge & Zeit
    • Wenn ich mich recht erinnere, haben die Anlagen einen Aufzug.
      Wie lange dauert eine Fahrt von ganz unten nach ganz oben?

    Was noch nicht angedacht/angesprochen wurde: Handwaschgelegenheit
    Das könnte man durch einen geeignet großen Camping-Wasserspender mit Zapfhahn lösen.

    Folgefrage: geeignete Seife

    Ich würde ganz spontan Kernseife vorschlagen.
    Sie ist 100% Biologisch abbaubar, denn...

    Folgefrage: Abwasserentsorgung (Händewaschen)

    Achtung, es folgt meine persönliche Meinung, die keine Expertise oder Handlungsempfehlung darstellen soll! Auch habe ich keine rechtlichen Hintergründe dazu recherchiert!!!

    Ich denke die Natur wird mit damit klarkommen, wenn sie vom Dach der Windmühle "verklappt" werden.
    Faktoren: Geringe Personenzahl, geringe Häufigkeit, geringes Volumen

    Optional: in einem Tank auffangen und an Land transportieren.

    Folgefrage: Handtrocknung

    Papierhandtücher sollten problemlos möglich sein. Entsorgung kein Problem.

    ABER

    Der ganze Krempel muss auch (zusätzlich) bewegt werden...

    Hat mal irgendjemand die Kostrukteure gefragt, warum ein "stilles Örtchen" nicht konstruktiv berücksichtigt wird? Ein "U-Boot-Klo" sollte sich doch unterbringen lassen.

    So, ich gehe jetzt mit Bildern im Kopf ins Bett.

    Liebe Grüße
    Micha


    Glück auf! *S&E*


    Nur Scheiße "passiert". - Unfälle werden verursacht!

    Einmal editiert, zuletzt von Micha_K (2. Oktober 2023 um 23:22)

  • Naja, es geht ja noch weiter ... (Hab mal noch ein bißchen recheriert.)

    Einer der großen Windparkbetreiber (V) hat auf jedem Windrad im Turmfuß gleich ein ganzes Notfallset (6 Personen - 4 Tage), falls es durch Wetter oder technische Probleme mal doch etwas länger dauern sollte.

    Notrationen, Trinkwasser im Beutel, Radio, Schlafsäcke, Isoliermatten, Trockentoilette, Feldkocher, Teller und Besteck, Sturmstreichhölzer, Signalraketen, Signalpistole, Spielkarten, Mobiltelefon, WLan-Router.

    Alles fein säuberlich in Spannring-Fässern verstaut.

    Lustig wird's wohl auch bei geschlechtgemischten Teams ...

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Bisher haben die Jungs das immer von alleine "Gelöst". Es wurde sich irgendwo hingehockt, wo keiner war (Sehr unbequem) und dann auf Putzlappen oder ähnlichem gemacht. Diese Lappen flogen teilweise aber mit ins Meer, was natürlich gar nicht geht.

    Die Leute wünschen sich eine Lösung, die es allen angenehmer macht. Denen würde es reichen eine Camping Toilette zu haben in der sie dann Müllbeutel Stülpen und dort rein "Machen". Das soll auch so grob mein Lösungsansatz werden, aber eben abgesichert und konform zu allen Normen und Gesetzen.

    Die Teams sind meistens 3-6 Mann groß. Der Fahrstuhl braucht ca. 3 Minuten von oben nach unten, wobei zusätzlich noch ca. 15m selbst geklettert werden müssen. Das ist allerdings kein Problem. Höhenversetzte Arbeiten finden in der Regel nicht statt.

    Eine Festinstallierte Toilette würde niemals funktionieren.
    Wer würde diese denn sauber halten? Teilweise werden Anlage nur 1x Jährlich betreten. Wenn da jemand ein Jahr vorher Schweinereien auf Klo hinterlassen hätte....

    Diese Notfallsets in den Windrädern sind Standard und in jedem Windpark auf jeder Anlage vorzufinden. Diese sind versiegelt und werden nur im absoluten Notfall geöffnet, weil eben sichergestellt werden muss, dass im Notfall wirklich jeder Inhalt noch an Ort und stelle ist.
    Vor 10 Jahren noch waren die Kisten nicht versiegelt und wurden regelmäßig geplündert. Wäre es da zu einem Notfall gekommen und die Leute wären dort gestrandet, wäre kein Essen mehr vor Ort gewesen usw.

    Die Anlage würde übrigens auch ohne Kacke laufen, also würde ich es nicht als Betriebsstoff deklarieren :D

  • Dann haben wir doch die Lösung ... 8)

    Klappbare Trockentoilette, stabiler Deckeleimer für die festen Bestandteile, stabiler Kanister mit Deckelverschraubung für die füssigen Bestandteile.
    Das Ganze in einem Deckelfass oder ggf im Rucksack, dann sollte es auch mit dem Stauen beim Übersetzen klappen.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

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  • Safety-Officer

    Ja fast, es muss nur noch sichergestellt werden, dass das hier besprochene "Gefahrgut" auch wirklich Regelkonform ist den Restmüll des Schiffes kann.

    Man muss ja alles leider immer etwas weiter spinnen, wenn das Behältnis im Restmüll landet und dort durch weiteren müll zum platzen gebracht wird, verteilt sich der "Mist" und könnte so auch an den Wänden der Müllcontainer kleben bleiben, wo das wiederum problematisch werden könnte?

    Vielleicht spinne ich das ganze auch zu weit, aber bevor ich sowas offiziell in einer Riesen Firma einführe, möchte ich ganz sicher sein nichts falsch gemacht zu haben^^

    Habe halt von manchen gehört, dass das vielleicht als Gefahrgut deklariert sein muss, weil eine gewisse Ansteckungsgefahr ja existiert, wenn jemand anderes damit aus versehen in Kontakt kommt.

    Einmal editiert, zuletzt von PinInHead (3. Oktober 2023 um 13:54)

  • o.k., verständlich und nachvollziehbar.

    Was sagt denn der Parkbetreiber?

    Es gibt doch garantiert schon entsprechende Regelungen, denk ich mir mal, das Problem ist ja nicht neu und verklappen ist nach meinen Infos seit 2012 ja nicht mehr.

    ggf. hat auch die LAGA eine Idee bzw. bereits existierende Lösung.

    Viel Erfolg!

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Safety-Officer

    Ja fast, es muss nur noch sichergestellt werden, dass das hier besprochene "Gefahrgut" auch wirklich Regelkonform ist den Restmüll des Schiffes kann.

    Man muss ja alles leider immer etwas weiter spinnen, wenn das Behältnis im Restmüll landet und dort durch weiteren müll zum platzen gebracht wird, verteilt sich der "Mist" und könnte so auch an den Wänden der Müllcontainer kleben bleiben, wo das wiederum problematisch werden könnte?

    Habe halt von manchen gehört, dass das vielleicht als Gefahrgut deklariert sein muss, weil eine gewisse Ansteckungsgefahr ja existiert, wenn jemand anderes damit aus versehen in Kontakt kommt.

    Ich habe mal kurz recherchiert und folgendes gefunden.
    In dem Text geht zwar um Stuhlproben aber das sehe ich als irrelevant an.

    Infektiöse Stuhlproben nach AS 180103* entsorgen

    Jede Stuhlprobe kann potenziell infektiöse Erreger enthalten. <...>
    Alle Proben, die potenziell infektiös sein können, werden deshalb dem AS 180103* (infektiöse gefährliche Abfälle) zugeordnet und sind infektiöse Gefahrgüter der Kategorie B.

    <...>

    Aufgrund ihres Gefährdungspotenzials sind die Abfälle in zugelassenen Behältern unmittelbar am Ort ihres Anfallens in reißfesten, feuchtigkeitsbeständigen und dichten Behältnissen zu sammeln, nicht mehr umzufüllen und dicht zu verschließen. Anschließend müssen sie entsprechend den Transportvorschriften des Gefahrgutrechts gekennzeichnet und in einer zugelassenen Entsorgungsanlage vernichtet werden.

    <...>

    Hier die von mir besuchten Links:

    Anwendung dürfte ggf. auch das folgende finden.

    :!: Und was mir jetzt noch grade einfällt:

    Da wird doch mit Sicherheit nicht Kubikmeterweise "Stoff" anfällt, dürfte die Mindermengenregelung „Versand von Gefahrgut in begrenzten Mengen (LQ)“ Anwendung finden.

    Liebe Grüße
    Micha


    Glück auf! *S&E*


    Nur Scheiße "passiert". - Unfälle werden verursacht!

  • Man hat ja im Abfallrecht einen gewissen Spielraum bei der Zuordnung.

    Klar kann man unter 18 01 03 als Fäkalien entsorgen, dann ist es ein gefährlicher Abfall mit entsprechend umfangreicher Dokumentation.

    Allerdings gehe ich davon aus, dass die Beschäftigten gesund sind und somit keine erhöhte Infektionsgefahr vorherrscht. Dann könnte man auch unter 02 01 06 tierische Ausscheidungen deklarieren und hat somit keinen gefährlichen Abfall, was einiges erleichtert.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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  • Bin ja Froh, dass ich mir über solche Themen keine Gedanken machen muss. Aber man sieht mal, welch "Kleinigkeiten" zu großen Problemen werden können.

    Habe mal an Astronauten gedacht. In den frühen Jahren hatten die Windeln an. In der Apollo Mission gab es sogar Beutel, die man an den Hintern kleben konnte. Aber selbst die haben mittlerweile funktionierende Toiletten.

    Ich denke so eine Camping Toilette wäre schon ein gute Alternative. Evtl gibt es auch mobile Trockentoiletten oder so eine Art "Katzenstreu" um Flüssigkeiten für den Transport zu binden.

    Keine Demonstration verändert die Welt.

    Es ist die unpopuläre und stille Eigenverantwortung im Handeln jedes Einzelnen, die eine Wandlung in Bewegung setzt.:evil::saint:

  • Es gibt verschiedene Möglichkeiten speziell aus dem Campingbereich, da gibt es die vorher genannten Trockentoiletten, die mit Fäkalbehältern aber auch Sog bzw. Zerhackertoiletten die im Schiffsbau und in Zügen zum Einsatz kommen.

    Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.

    Francis Picabia 1879-1953

    Viele Grüße Mario

  • Man hat ja im Abfallrecht einen gewissen Spielraum bei der Zuordnung.

    Klar kann man unter 18 01 03 als Fäkalien entsorgen, dann ist es ein gefährlicher Abfall mit entsprechend umfangreicher Dokumentation.

    Allerdings gehe ich davon aus, dass die Beschäftigten gesund sind und somit keine erhöhte Infektionsgefahr vorherrscht. Dann könnte man auch unter 02 01 06 tierische Ausscheidungen deklarieren und hat somit keinen gefährlichen Abfall, was einiges erleichtert.

    Danke für die Ergänzung Axel. Ich hatte ja gesagt das ich nur kurz gesucht habe.

    Das "potentiell infektiös" hatte ich noch aus dem "Ursprungsposting" im Kopf: "Wie wird sichergestellt, dass niemand in Kontakt mit etwaigen Bakterien etc. kommt?"

    Daher bin ich garnicht auf die Idee gekommen, nach einer anderen -äh- Abfallart zu schauen.

    Liebe Grüße
    Micha


    Glück auf! *S&E*


    Nur Scheiße "passiert". - Unfälle werden verursacht!