persönliche Schutzausrüstung für die Feuerwehr

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  • de Uil um den anderen Thread nicht mit fremden Themen zu füllen hab ich das Thema mal abgespaltet.

    Die DGUV Information 205-014 "Auswahl von persönlicher Schutzausrüstung für Einsätze bei der Feuerwehr – Basierend auf einer Gefährdungsbeurteilung" liefert einen ersten Einblick in die Thematik. Schade finde ich, dass nicht auf die Probleme mit der DIN EN 13911 (Hinweis die Norm wurde mit den im Beitrag beschriebenen Problemen veröffentlicht) eingegangen wird. Mir sind Unfälle bekannt, bei denen "nur" Verbrennungen im Hals- und Gesichtsbereich entstanden, weil die Haube eben nicht so gut geschützt hat wie die restliche PSA. Hier kann man jedem Beschaffer nur empfehlen, über die Normanforderungen hinausgehende Schutzanforderungen zu stellen, um ein einheitliches Schutzniveau der PSA zur Innenbrandbekämpfung zu erreichen.

    Wer sich noch nie mit der Beschaffung von PSA beschäftigen durfte, dem empfehle ich das Fachbuch Persönliche Schutzausrüstung von ecomed. Dort sind auch die Rechtsgrundlagen für den Beschaffungsprozess schön mit beschrieben (neben der unterschiedlichen PSA der Feuerwehr mit Fallstricken für die Beschaffung).

    Praxistipp: Die Feuerwehr München beschafft gerade neue Schutzkleidung zur Brandbekämpfung und steht für einen Erfahrungsaustausch vermutlich gerne zur Verfügung.

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  • Hallo,

    Ja, wobei man dann aber auch die Problematik mit

    dem Zubehör nicht vernachlässigen sollte.

    Es ist ja ganz erstaunlich, was mittlerweile so

    alles, z.B. an den Bebänderung von einem

    Atemschutzgerät an Holster und Co. befestigt wird.

    Gruß

    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Hallo,

    das mit den Zubehörteilen ist tatsächlich ein Thema. Auch die Teile, die jeder so mit sich trägt. Kritisch sehe ich z.B. das Tragen von schwer entflammbaren Buffs bzw. Schlauchschals. Die gaukeln eine Sicherheit vor, die es ggf. nicht gibt.

    Grundsätzlich zum Thema PSA im Innenangriff muss ich (leider) sagen, dass diese viel zu gut ist. Ich meine damit, dass die FA viel zu weit nach vorne gehen und der gesunde Menschenverstand nicht ausreich t um mal zu sagen: "Hierher und nicht weiter".

    Da wird leider vergessen, dass z.B. die Atemschutztechnik eher die Schwachstelle ist, als die Kleidung...

    Gruß

    dwein112

  • Moin dwein112 ,

    So eine ähnliche Aussage bekam ich auch letze Woche von unserer Feuerwehr.( lieber gute Taktik als zu weit nach vorne wagen)

    Wie seht ihr den Einsatz von langer "Spezialunterwäsche".

    Gerade wenn man sonst atmungsaktive Membranen hat, ist das Baumwolltshirt zu unterst unpraktisch.

    Hat jemand schon sowas im Einsatz?

    Grüßle
    de Uil

    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“

    Omnia rerum principia parva sunt. [Der Ursprung aller Dinge ist klein.] (Cicero)

  • Guten Morgen,

    "Spezialunterwäsche" ist meines Erachtens bei einer Freiwilligen Feuerwehr nicht realisierbar und völlig überzogen. Weiter ist meines Erachtens der Nutzen dieser Unterwäsche völlig überbewertet. Wir reden bei einem Atemschutzeinsatz von einer maximalen Einsatzdauer von 20 Minuten nach FwDV 7.

    Diese Geschichte macht evtl. Sinn bei Vegetationsbränden, welche auf eine längere Dauer möglich sind. Wobei man immer bedenken muss, dass die verwendeten Stoffe der Funktionskleidung bei Hitzeeinwirkung evtl. "suboptimal" sind....

    Wenn man sich die heutige Feuerwehrkleidung anschaut, ist auch der Nutzen für mich nicht erkennbar. Ich selbst hatte kürzlich einen Einsatz über ca. 6 Stunden in der Sonne und meine Feuerwehrkleidung war komplett mit Schweiß durchnässt. Da war nichts vom Atmungsaktivität zu spüren....

    Gruß

    Dwein112

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  • Hallo,

    das mit den Zubehörteilen ist tatsächlich ein Thema. Auch die Teile, die jeder so mit sich trägt. Kritisch sehe ich z.B. das Tragen von schwer entflammbaren Buffs bzw. Schlauchschals. Die gaukeln eine Sicherheit vor, die es ggf. nicht gibt.

    Grundsätzlich zum Thema PSA im Innenangriff muss ich (leider) sagen, dass diese viel zu gut ist. Ich meine damit, dass die FA viel zu weit nach vorne gehen und der gesunde Menschenverstand nicht ausreich t um mal zu sagen: "Hierher und nicht weiter".

    Da wird leider vergessen, dass z.B. die Atemschutztechnik eher die Schwachstelle ist, als die Kleidung...

    Zustimmung!

    Es wird aber immer mehr, als weniger. Da stetig ein neues

    "Hilfsmittel" auftaucht und dafür dann wieder ein Holster

    kommt. Und dieser natürlich dann wieder irgendwo an

    der Bebänderung landet. Letztlich ist das aber eine Sache

    der jeweiligen Feuerwehrführung.

    Wie seht ihr den Einsatz von langer "Spezialunterwäsche".

    Gerade wenn man sonst atmungsaktive Membranen hat, ist das Baumwolltshirt zu unterst unpraktisch.

    Hat jemand schon sowas im Einsatz?

    Nein, ich sehe dafür auch keine Notwendigkeit.

    Und das weder bei der Freiwilligen Feuerwehr, noch

    im hauptberuflichen Bereich einer betrieblichen Feuerwehr

    oder einer Berufsfeuerwehr.

    Hier sollte man in der Regel auch nicht vernachlässigen,

    das Brandeinsätze nur noch einen geringen Bruchteil der

    Einsätze ausmachen.

    Gruß

    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • inen Einsatz über ca. 6 Stunden in der Sonne und meine Feuerwehrkleidung war komplett mit Schweiß durchnässt. Da war nichts vom Atmungsaktivität zu spüren....

    ...genau das wäre der Vorteil von Funktionskleidung.

    Den sobald der Schweiss in den Zustand "flüssig in Stoff( Baumwolle)" übergeht, kann die Membran ihn nicht mehr transportieren, weil sie nur gasförmiges Wasser durchlässt.

    Die Idee von meinem Kontaktbeamten war, lieber eine etwas weniger dicke Jacke, (wodurch man sich u. a. auch nicht mehr soweit nach vorne wagt, wie ihr auch schon schrieb), aber dafür mehrlagig arbeiten.

    Es geht übrigens sowohl um unsere Berufs-, als auch unsere Freiwillen Feuerwehren.

    Im Moment bin ich geistig bei einer Materialsammlung,

    Wir werden nach meinem Urlaub zusammen eine Gefährdungsbeurteilung machen, in der rauskommt was benötigt wird, damit die entsprechende Ausschreibung gemacht werden kann. (obwohl eh schon Funktionstests laufen,...aber das ist eine andere komplizierte Geschichte, nicht für hier)

    Grüßle
    de Uil

    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“

    Omnia rerum principia parva sunt. [Der Ursprung aller Dinge ist klein.] (Cicero)

  • Hallo,

    Die Idee von meinem Kontaktbeamten war, lieber eine etwas weniger dicke Jacke, (wodurch man sich u. a. auch nicht mehr soweit nach vorne wagt, wie ihr auch schon schrieb), aber dafür mehrlagig arbeiten.

    Ok, was für Jacken meint er damit?

    Gruß

    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Hallo,

    Ok, was für Jacken meint er damit?

    Gruß

    Simon Schmeisser

    Anfang Oktober haben wir erstmal Termin wg Drohne, dann geht es mit der PSA los. Dann weiss ich mehr :S.

    Grüßle
    de Uil

    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“

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  • Ich hätte bitte gerne belastbare Nachweise (gerne inkl. Unfallberichte / Unfallstatistiken) dafür, dass

    - die Schutzkleidung zur Brandbekämpfung viel zu gut ist und sich deshalb negativ auf das Unfallgeschehen auswirkt und

    - die Atemschutztechnik eine Schwachstelle für den Innenangriff ist (wenn das Gerät technisch in Ordnung ist und nicht z.B. ein Fehler im Lungenautomat vorliegt).

    Aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen und den mir bekannten Unfallstatistiken sowie Unfallberichten bin ich davon überzeugt, dass die Atemschutztechnik problemlos für den Innenangriff geeignet ist und wir ohne die moderne PSA zur Brandbekämpfung im Innenangriff weitaus mehr (Schwer)Verletzte und Tote bei der Feuerwehr zu beklagen hätten. Die realitätsnahe Ausbildung zur Brandbekämpfung dürfte im Gegenzug PSA-unabhängig über die Jahrzehnte ein vielerorts immer noch ungelöstes Problem darstellen (und sie war früher sicher nicht besser ;).

    Ein großes Problem von Feuerwehr-Deutschland ist, dass sehr vieles auf Hören-Sagen und "haben wir schon immer so gemacht" beruht. Es wird viel zu wenig hinterfragt und vor allem mit geeigneten Mitteln (z.B. messtechnisch oder mittels Stoppuhr) überprüft. Der wissenschaftliche Unterbau fehlt in den meisten Bereichen komplett und selbst wenn es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt dauert es sehr lange, bis diese in Deutschland akzeptiert und in den Übungs- und Einsatzdienst übernommen werden. Wer das nicht glaubt, dem empfehle ich das Buch "Einsatz von D-Leitungen" von Dr. de Vries, in dem er sehr schön die Entwicklung von Lehraussagen und Standardvorgehensweisen aufzeigt oder für aktive Feuerwehrler die Diplomarbeit von Ulrich Cimolino, anhand der sich jeder überlegen kann, wie lang es in seiner Wehr gedauert hat, bis sich die Erkenntnisse darin zur schnellen Schlauchvornahme in seiner Wehr durchgesetzt haben. Ebenso sind Unfallstatistiken und Unfallanalysen sowie die vielerorts nicht vorhandene Fehlerkultur weitere große Problemfelder bundesweit.

    Wichtig ist, dass für die verschiedenen Tätigkeiten auch die entsprechend zugehörige unterschiedliche PSA bereitgestellt wird.

    Bei BF / WF kann man über Kombinationen aus Tagesdienstkleidung plus Überbekleidung nachdenken. Bei der FF darf die Unterbekleidung keine Rolle spielen (hier rücken auch Leute nur in Unterwäsche oder Badebekleidung aus) und der Träger muss den erforderlichen Schutz der PSA haben. Und im Hinblick auf das Krebsrisiko bei der Feuerwehr muss die Reinigung der PSA auf jeden Fall als Beschaffungskriterium mit aufgenommen werden.

  • "Wichtig ist, dass für die verschiedenen Tätigkeiten auch die entsprechend zugehörige unterschiedliche PSA bereitgestellt wird."

    Genau so will ich vorgehen.

    Aus unserem Fragekatalog die entsprechende Fragen zusammenstellen, die die verschiedenen Einsatztätigkeiten beleuchten.

    Und dann habe ich auch schon gelernt, dass die verschiedenen Kleidungsstücke aufeinander abgestimmt werden muss.

    Schwierig wird evtl. Unterschiedliche Outfits für Innen/Außeneinsatz. ( wird ein großes Los).

    Und weiss noch nicht, ob man sich nicht sowieso entschieden hat...:/

    Grüßle
    de Uil

    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“

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  • Verschiedene PSA zur Brandbekämpfung im Innenangriff und im Außenangriff ist nicht schwierig, sondern seit Jahren Stand der Technik ;). Spannend sind meiner Meinung nach die Auswahl der Handschuhe und Helme für die unterschiedlichsten Zwecke (inkl. der Diskussion um die Finanzierung der x paar je Feuerwehrangehörigem) und die PSA für den ABC-Einsatz (da ist selbst im Einsatzfall in der Fläche noch großer Verbesserungsbedarf vorhanden, wann welche PSA wie eingesetzt wird bzw. erforderlich ist).

  • Hallo,

    Verschiedene PSA zur Brandbekämpfung im Innenangriff und im Außenangriff ist nicht schwierig, sondern seit Jahren Stand der Technik ;).

    Das würde ich so nicht sehen. Vielen Feuerwehren ist

    ein einheitliches Erscheinungsbild sehr wichtig. Da trägt

    dann auch der Nicht-Atemschutzgeräteträger eine

    Überhose und Co. Obwohl es dafür keine Notwendigkeit

    gibt.

    Ich hätte bitte gerne belastbare Nachweise (gerne inkl. Unfallberichte / Unfallstatistiken) dafür, dass

    - die Schutzkleidung zur Brandbekämpfung viel zu gut ist und sich deshalb negativ auf das Unfallgeschehen auswirkt und

    Die hätte man vielleicht, wenn man die Dienstunfälle in

    D. konsequent auswerten würde. Doch stattdessen kehrt

    man die Unfälle doch weitgehend unter den Teppich. Da

    sich unangenehme Fragen hinsichtlich Ausbildung, Ausrüstung

    oder Einsatztaktik stellen könnten. In 2019 gab es laut DGUV

    6 tödliche Dienstunfälle. Sind Ihnen von diesen Dienstunfällen

    Untersuchungsberichte bekannt? Mir nicht. Und von den

    fast 5000 anderen Unfällen, ebenso. Und letztlich geht es ja

    nicht darum, die Schutzkleidung zu verschlechtern. Die Frage

    muss aber schon erlaubt sein, ob nicht durchaus im Einsatz

    bisweilen ein größeres Risiko eingegangen wird, als notwendig.

    Eben weil die Schutzkleidung mittlerweile so gut ist.

    Ein großes Problem von Feuerwehr-Deutschland ist, dass sehr vieles auf Hören-Sagen und "haben wir schon immer so gemacht" beruht. Es wird viel zu wenig hinterfragt und vor allem mit geeigneten Mitteln (z.B. messtechnisch oder mittels Stoppuhr) überprüft. Der wissenschaftliche Unterbau fehlt in den meisten Bereichen komplett und selbst wenn es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt dauert es sehr lange, bis diese in Deutschland akzeptiert und in den Übungs- und Einsatzdienst übernommen werden. Wer das nicht glaubt, dem empfehle ich das Buch "Einsatz von D-Leitungen" von Dr. de Vries, in dem er sehr schön die Entwicklung von Lehraussagen und Standardvorgehensweisen aufzeigt oder für aktive Feuerwehrler die Diplomarbeit von Ulrich Cimolino, anhand der sich jeder überlegen kann, wie lang es in seiner Wehr gedauert hat, bis sich die Erkenntnisse darin zur schnellen Schlauchvornahme in seiner Wehr durchgesetzt haben. Ebenso sind Unfallstatistiken und Unfallanalysen sowie die vielerorts nicht vorhandene Fehlerkultur weitere große Problemfelder bundesweit.

    Zustimmung. Doch letztlich ist das doch gar nicht

    gewollt. Da es schon allgemein oft am Selbstverständnis

    einer Feuerwehr fehlt.

    Gruß

    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

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  • Die detailreichste mir bekannte Auswertung des Unfallgeschehens bei der Feuerwehr liefert die HFUK Nord und selbst die ist so oberflächlich, dass sich daraus keine Erkenntnisse für die Prävention ableiten lassen. Und ja, Untersuchungsberichte zu tödlichen Unfällen haben in Deutschland leider Seltenheitswert und die vorhandenen Berichte sind dann noch mitunter qualitativ nicht gut (Beispiel Tübingen, schuld am Tod der Feuerwehrleute war am Ende das Haus...). Im Bereich Unfallstatistik und Unfallanalyse besteht noch sehr viel Luft nach oben in Deutschland.

    Ebenso finde ich es furchtbar, dass es bei uns in Deutschland i.d.R. jahrzehnte braucht, bis gute Neuerungen in der Fläche bei der Feuerwehr in Deutschland ankommen, akzeptiert werden und sich durchsetzen. Ich kenne keinen anderen Bereich, der so fortschrittsfeindlich ist und erstmal aus Prinzip Neues so vehement ablehnt (i.d.R. mit der Begründung "das haben wir schon immer so gemacht").

    Die Frage, ob ein größeres oder gar ein unverantwortlich großes Risiko eingegangen wird, ist selbstverständlich erlaubt. Mein Problem ist der Umgang mit dieser Frage. Mir ist schon sehr oft die Aussage begegnet, dass die "neue PSA zur Brandbekämpfung" dazu führt, dass der Trupp ein höheres Risiko im Innenangriff eingeht. Aber mir ist noch kein belastbarer Nachweis für diese Aussage begegnet. Und bei vielen Aussagen, die in der Fläche bei der Feuerwehr so getätigt werden, hat sich eben schon bei näherer / wissenschaftlicher Betrachtung herausgestellt, dass sie nicht zutreffen und die Realität eine andere ist (auch wenn sich gewisse Parolen trotzdem hartnäckig halten, gibt z.B. immer noch Unbelehrbare, die ein Wärmefenster fordern).

    Ein Satz PSA für alle ist mir bei einzelnen Feuerwehren leider auch schon begegnet. Da kann man aus fachlicher Sicht nur den Kopf drüber schütteln. Und dann wundern se sich über die vielen Kameraden mit Hitzeerschöpfung / Kreislaufproblemen im Sommer oder bei der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung, weil die mehrlagige PSA zur Innenbrandbekämpfung halt in solchen Fällen mehr schadet als nützt.

  • Es gibt die EN 15614 - Leistungsanforderungen der Brandbekämpfung im freien Gelände.

    Der Hersteller mit der Schildkröte im Logo hat die auch im Verkauf, jedenfalls gibt es auf der Internetseite die Herstellerinfo zum Runterladen.

    Von Zertifizierungsseite muss ich mal anmerken, dass es ganz sicher auch an der Normenarbeit liegt, dass sich vieles einfach nicht nach vorne bewegt.

    Es gab den Gedanken der "klugen Bekleidung", also Smarte Bekleidung die z.B. den Puls misst und man somit auf den Kreislauf des Trägers schließen könnte um dann zu entscheiden ob der betreffende Feuerwehrmann weiter im Einsatz bleibt oder zurück beordert werden muss.

    Da kommen dann aber plötzlich wieder ganz andere Anforderungen auf die Kleidung und generell die Feuerwehr zu und damit auch auf die Normausschüsse.

    Zum Einen der Datenschutz - darf man die Konstitution überhaupt messen? Müssen/dürfen diese Daten gespeichert werden?

    Was passiert wenn der Einsatzleiter den Kameraden zu spät zurück beordert und ihm passiert dann was? - Der Feuerwehrmann ist ja kein Medizinier.

    Wer trägt die Verantwortung?

    Mit was wird gemessen, taucht man mit der Produktion von smarter Bekleidung nicht in ganz andere Normen noch ein, die beachtet werden müssen.

    Elektro, Funk.... was auch immer....


    Und dann ist mir in der Praxis selber auch eine Anforderung unterlaufen, die ich abgelehnt habe.

    Ob diese Ablehnung sinnvoll war, aus Sicht der Feuerwehr kann ich nicht beurteilen, aus meiner Sicht auf die Normen war sie es.

    Es ging um die bunten Schulterpassen, auf denen farblich und Wörtlich der Dienstgrad des Feuerwehrmannes angezeigt wird.

    Die komplette Bekleidung muss schwer entflammbar sein, aber diese Umhängeteile hätten gerne Baumwolle sein dürfen, weil dann ja viel günstiger zu kaufen.

    Begründung der Feuerwehr: "der, der das trägt geht eh nicht ins Feuer."

    Meine Gegenbegründung: "und warum trägt er dann überhaupt Feuerwehrkleidung?"

    Am Ende wurden diese Teile aus schwerentflammbaren Material gemacht, einschließlich der Prüfung des Aufdruckes.

    So weit mir noch bekannt, war im Zuge der damaligen Zertifizierung auch die Messung des Wasserdampfdurchgangs erforderlich und da dieses Passenteil ziemlich viel am Rücken abdeckt, musste vom Institut beurteilt werden, ob die doppelte Lage ebenfalls die Prüfung des Wasserdampfdurchganges benötigt oder nicht, zu dieser Prüfung musste dann (logischer Weise) auch dieses Umhängelchen eingereicht werden und somit war dann auch klar, dass es sich um schwer entflammbares Material handeln muss.

    Ob die Feuerwehr am Ende diese Passenteile einsetzt oder andere Passenteile (aus Baumwolle), weil Baumwolle günstiger ist, kann man als Hersteller und Lieferant nicht beeinflussen. Jedoch kann ein eventueller Unfall, dann nicht auf den Hersteller der Bekleidung zurückgeführt werden (sofern er seine Bekleidung analog zum eingereichten Baumuster fertigt).

  • Hallo,

    Von Zertifizierungsseite muss ich mal anmerken, dass es ganz sicher auch an der Normenarbeit liegt, dass sich vieles einfach nicht nach vorne bewegt.

    Nein, dem würde ich entschieden widersprechen. Normen

    sind gerade in der Feuerwehrwelt, oftmals nur Schall und

    Rauch... Das Problem ist das Feuerwehrwesen generell,

    und leider auch nicht wenige Freiwillige Feuerwehren. Wo die

    Feuerwehr nicht als eine kommunale Einrichtung geführt

    wird, sondern als Verein. Und das dann mit einer Denkweise

    von 1980. Man muss sich doch nur mal die Entwicklung

    der Feuerwehrdienstvorschriften anschauen, rückständiger

    kann man ja schon gar nicht mehr sein.

    Und der Industrie darf und kann man da gar nicht böse

    sein. Da sich nahezu jede Dummheit verkaufen lässt.

    Entwicklungen gibt es sicherlich, doch darüber würde ich mir

    keine großen Gedanken machen. Gerade auch nicht zu

    Haftungsfragen. Sollten FF-Kräfte davon betroffen sein, kann

    ich heute schon sagen, wie die Argumentation dann sein

    wird.

    Gruß

    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Hallo,

    atemschutzunfaelle.de ist eine Seite, auf der insebsondere AT Unfälle aufgeführt sind.

    Beim Thema Funktionskleidung: Diese funktioniert nur wenn alle Schichten aufeinander abgestimmt sind. Das ist im Normalfall nicht zu bewerkstelligen. Da müsste man sich ja komplett umziehen, bis aufs Unterhemd. Schwierig.

    Atemschutztechnik: Einfach mal den Temperaturbereich der Komponenten in der Anleitung lesen. Ist auch bei Wärmebildkameres sehr aufschlußreich. Beim Lungenautomat kommt es aber auch zur inneren Abkühlung aufgrund der durchströmenden Luft.

    Bei richtig heißen EInsätzen wird die EInsatzkleidung schnell zur Einwegkleidung. Nicht ohne Grund arbeitet man bei der Heißausbildung mit Überwürfen.

    Bei uns haben wir (vor allem AT Träger) zwei Garnituren Einsatzkleidung. Einmal für Brand (Überhose und Brandjacke) und einmal für TH (dünnere Jacke und dünnere Hose). Letzteres wird auch bei Vegetationsbränden verwendet um eine Hitzebelastung möglichst zu verringern.

    Weiter finde ich das Thema "Atmungsaktivität" deutlich überbewertet. Atmschutzgeräte liegen z.B. mit der Trageschale direkt auf dem Rücken auf. Wie soll da Wasserdampf durch? Dies ist nicht wie bei einem Wanderrucksack, der mit etwas Abstand zum Rücken getragen wird.

    Das ganze Thema ist mal grundsätzlich leichter zu handhaben, wenn man mal an die Einsatzzeiten gehen würde. In der FwDV 7 z.B. ist eine maximale Einsatzzeit für AT bei 20 Minuten. Ich setze diese Zeit z.B. auch bei Vegetationsbränden an der Front oder bei unwegsamen Gelände an. Das Problem, dass sich dabei ergibt: Personal.....

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  • Hallo,

    atemschutzunfaelle.de ist eine Seite, auf der insebsondere AT Unfälle aufgeführt sind.

    Ja, der Erkenntnisgewinn ist doch aber nahezu NULL.

    Es werden Meldungen erfasst, letztlich sind diese aber

    so spärlich, das man damit nichts anfangen kann.

    Zumal die Verengung vom Thema, nämlich ausschließlich

    auf Atemschutzunfälle, auch nicht gerade hilfreich ist.

    Es gab in den letzten Jahren x- interessante Einsätze,

    aus denen man sicherlich eine Menge hätte lernen können,

    wenn man diese untersucht hätte. Man denke an Hagen,

    Schwäbisch-Gmünd usw.

    Gruß

    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Moin

    etwas was angrenzend mit PSA zu tun hat.

    Ergeben eure Gefährdungsbeurteilung Feuerwehr, dass Tätigkeiten draußen >1h ausgeführt werden ?

    AMR 13.3 „Tätigkeiten im Freien mit intensiver Belastung durch natürliche UV-Strahlung von regelmäßig einer Stunde oder mehr je Tag“

    Ich denke da z. B. an technische Rettung v. a. im Straßenverkehr.

    Grüßle
    de Uil

    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“

    Omnia rerum principia parva sunt. [Der Ursprung aller Dinge ist klein.] (Cicero)

    2 Mal editiert, zuletzt von de Uil (14. Oktober 2020 um 13:03)

  • Dürfte auf den Großteil der Einsätze zutreffen.
    Technische Rettung bei Verkehrsunfällen, Beseitigung / Eingrenzung von Umweltschäden, (Groß-)Brandbekämpfung, Technische Hilfeleistung im Freien z.B. Tierrettung, Übungsdienste, usw.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)