Benzolbelastung in KFZ-Werkstatt

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  • Hallo,

    im Zuge der Prüfung auf Notwendigkeit eines Expositionskatasters nach TRGS 410 sind wir nun bei den Tätigkeiten in KFZ-Werkstätten angelangt. Hier wird zwar vornehmlich an dieselbetriebenen Fahrzeugen herumgeschraubt, aber PKWs mit Ottomotor sind auch regelmäßig zu Gast. Jetzt habe ich mir schon die Finger wund gesucht nach Untersuchungen seitens der BGen oder anderer Stellen.

    Ein Dokument aus 1999 (!) habe ich gefunden: https://www.dguv.de/medien/ifa/de/…bg_bia_1035.pdf Ansonsten wird schön auf die TRGS 410 hingewiesen. Was ja auch OK ist, jede Werkstatt arbeitet halt etwas anders und die Mitarbeiter können demnach auch unterschiedlich hoch exponiert sein.

    Hat hier irgend jemand sich dieses Themas schon einmal angenommen bzw. weitere Informationen? Dann immer her damit. In den nächsten Tagen werde ich mich auch noch mal an die BGHM wenden (da müsste ja ein Großteil der Werkstätten "Kunde" sein). Am Ende bleibt dann wohl nur eine Messung übrig, aber ggf. kann man sich das ersparen wenn ausreichende Erkenntnisse vorliegen.

    Grüße

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  • Wird die Akzeptanzkonzentration überschritten?

    Wenn Du das verneinen kannst und Hautkontakt z.B. durch geeignete Schutzhandschuhe verhinderst, bist Du meiner Meinung nach raus, wobei die TRGS ja bei Schutzhandschuhen eine Aufnahme in das Verzeichnis vorsieht, was ich für Unsinn halte, wie noch viele weitere Punkte dieser TRGS.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Hi,

    in diesem Bericht kannst du ein wenig zur Belastung in Werkstätten finden.

    Benzol

    Demnach lagen die Messergebnisse im Bereich von 0,05 - 0,67 mg/m³.

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

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  • Einige Faken zu Benzol:

    Benzol ist eine organische, chemische Verbindung mit einem aromatischen Geruch. Benzol ist krebserregend. Es ist im Benzin für Kraftfahrzeuge enthalten.
    Emittenten
    Sobald man den eigenen Tank befüllt, hat man mit dieser gefährlichen Substanz Kontakt, die aus Tanks verdunstet. Das Entweichen von Benzol beim Tanken wurde in den letzten Jahren durch die "Gaspendelung" gelöst. Der Hauptanteil der Belastung geht jedoch auf den Straßenverkehr zurück. Benzol ist Bestandteil der entweichenden Abgase aus dem Auspuff.
    Gesundheitsrisiken
    Bei langfristiger Aufnahme führt Benzol zu Schädigungen der inneren Organe und des Knochenmarkes. Aber auch geringe Konzentrationen sind nicht unbedenklich, da dieser Stoff, bzw. dessen Abbauprodukt, im menschlichen Körper Krebs erzeugen kann.
    Grenzwerte
    Für Benzol gilt seit dem 1. Januar 2010 europaweit ein Grenzwert für den Schutz der menschlichen Gesundheit. 5 µg/m3 dürfen im Jahresmittel nicht überschritten werden.

  • .............
    Grenzwerte
    Für Benzol gilt seit dem 1. Januar 2010 europaweit ein Grenzwert für den Schutz der menschlichen Gesundheit. 5 µg/m3 dürfen im Jahresmittel nicht überschritten werden.

    Das ist ein Immissionsgrenzwert der im Jahresmittel in der Außenluft einzuhalten ist. Für Arbeitsplätze gelten die Grenzwerte der TRGS 910. Das sind für Benzol 0,06 ppm bzw 0,6 ppm (Akzeptanz- / Toleranzkonzentration)

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

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  • Nach TRGS 900 gilt für Benzol (krebserzeugend) eine Toleranzkonzentration (4:1000): 1,9 mg/m3 = 0,6 ppm und eine Akzeptanzkonzentration (4:10000): 0,2 mg/m3 = 0,06 ppm). Der Ausschuss für Gefahrstoffe (AGS) hat die geplante Absenkung des Akzeptanzrisikos auf 4:100.000 ausgesetzt, siehe Informationen des Ausschusses für Gefahrstoffe (AGS) zur Absenkung der Akzeptanzkonzentration gemäß TRGS 910 im Jahr 2018 (baua.de).

    In dem von Nutzer "awen" am 26.9.2019 gepostete Link zum BIA-Report Benzol sind sehr alte Messwerte veröffentlicht. Diese kannst Du für aktuelle Belastungen in Kfz-Betrieben nicht mehr verwenden, da durch technische Maßnahmen an den PKW die Benzol-Exposition in Kfz-Werkstätten inzwischen deutlich gesunken ist:
    - Kraftstofffilter sind durch technische Weiterentwicklung und fehlende Verschwefelung/Verbleibung praktisch wartungsfrei und müssen nicht mehr gewechselt werden

    - Aktivkohlefilter in den Tankentlüftungen

    - Kraftstoffführende Bauteile und Aggregate müssen bei Instandsetzungsarbeiten an heutigen Fahrzeugen kaum noch ausgebaut werden

    - Kaum noch Vergaser (außer Oldtimer) in Werkstätten.

    Für „Instandhaltungsarbeiten an Personenkraftwagen in Kfz-Werkstätten“ findest Du aktuelle Messwerte in der DGUV Information 213-707 "Empfehlungen der Unfallversicherungsträger (EGU) nach der Gefahrstoffverordnung -  Instandhaltungsarbeiten an Personenkraftwagen in Werkstätten“ vom Januar 2020.

    Die Gefahrstoffverordnung §7(8) bzw. die TRGS 402 Kapitel 4.4. verweist ja vorzugsweise auf nichtmesstechnische Methoden zur Ermittlung der inhalativen Exposition und ist einfach total klasse, dass die BGen diese Empfehlungen veröffentlichen. Denn das spart Dir als Sifa viel Arbeit und unnötige Messungen.

    Zitat aus der EGU: Bei Anwendung dieser EGU, unter Beachtung der beschriebenen Schutzmaßnahmen, ist davon auszugehen, dass
    alle Arbeitsplatzgrenzwerte, also selbst die Aktzepanzkonzentration für Benzol! eingehalten werden.

    Fazit: Die heutige Benzol-Belastung in der Luft an Arbeitsplätzen in Kfz-Werkstätten liegt unterhalb der gesetzlichen Arbeitsplatzgrenzwerte nach TRGS 910.:)

  • Kann ich besetätigen. Ich betreue als Sifa ca. 20 Kfz-Betriebe und hatte in zwei Betrieben durch eine akkreditierte Messtelle Benzol messen lassen. Die Messwerte lagen unter der Akzeptanzkonzentration.

  • Hi,

    wenn die ganze Messerei :/ also das ganze Sammelsurium an Messergebnissen und Vorgaben keine aussagekräftigen Ergebnisse bringt, ist soweit mir bekannt, dennoch das Expositionskataster zu führen. Könnte dann so ähnlich aussehen:

    MitarbeiterStoffKontakt (j/n)
    Max MustermannBenzolj

    Benzol läßt sich hervorragend mit einem Biomonitoring feststellen. Das würde ich stichprobenartig durchführen. Wird wahrscheinlich aussagekräftiger sein als eine Messung.

    Wir hatten auch das Problem, das wir verschiedene Gefahrstoffe unter der Nachweisgrenze im Umgang hatten und haben das dann so gelöst.

    Es geht ja eigentlich nur um den Nachweis, hatte ein MA Kontakt oder nicht. Wenn man die Menge und Dauer genau ermitteln kann, ist das super aber leider nicht bei allen Tätigkeiten möglich.

    Es handelt sich um keine ableitfähige Aussage, ob dadurch evtl. eine durch die BG-versichte Erkrankung nachgewiesen werden kann. Dass muss auf anderem Wege erfolgen.

    Keine Demonstration verändert die Welt.

    Es ist die unpopuläre und stille Eigenverantwortung im Handeln jedes Einzelnen, die eine Wandlung in Bewegung setzt.:evil::saint:

  • Hallo blacksock,

    da du weiterhin im Forum aktiv bist, gibt es vielleicht inzwischen Ergebnisse aus den Werkstätten?

    Ich hatte die Bezirksregierung im Haus und da wurden die Benzolwerte in der Werkstatt angesprochen, da im Nachbarraum Benzin abgefüllt wird. Er möchte unbedingt eine Messung von uns durchgeführt haben. Wir dagegen versuchen die Betankung in den Außenbereich zu verschieben.

    Der Abgasschlauch findet er auch nicht in Ordnung und zweifelt die Wirksamkeit an - meine Stellung: Ich habe einen Dienstleister beauftragt, der eine wirksame Absaugung für diesen Bereich aufstellt, dann muss ich die Wirksamkeit nicht überprüfen.

    Im Netz habe ich eine "Arbeitsplatzbelastungen durch Benzol in Motorradwerkstätten und Werkstätten für Grünpflegegeräte" des Regierungspräsidium Kassel gefunden. https://rp-kassel.hessen.de/sites/rp-kasse…erkstaetten.pdf

    Zitat

    In beiden Werkstattarten haben die umfangreichen Arbeitsplatzmessungen gezeigt, dass die Belastung der in den Werkstätten tätigen Beschäftigten sowie die Belastung der Werkstätten selbst und angrenzender Arbeitsbereiche deutlich oberhalb der aktuell gültigen Akzeptanzkonzentration für Benzol von 0,2 mg/m³ liegt. Anhand der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL), die bei nachweisbarer beruflicher Exposition gegenüber Benzol als BK 1318 anerkannt werden kann, und die die häufigste Krebserkrankung des blutbildenden Systems in Mitteleuropa ist, wird deutlich, wie wichtig die Einhaltung der Akzeptanzkonzentration für die lebenslange Gesundheit der Mechaniker in den hier beschriebenen Werkstattarten ist. Ab einer Schwellendosis von akkumulierten 2,4 bis 3,1 mg/m³ Benzol-Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit, an CLL zu erkranken, bereits bei mehr als 50 % gegenüber der Normalbevölkerung. Aber auch bereits bei 1,2 mg/m³ BenzolJahren sind die Beschäftigten einem erheblichen zusätzlichen Krebsrisiko ausgesetzt. [44] In den Motorradwerkstätten erfahren die Mechaniker im Schichtmittel eine Benzol-Belastung von 0,30 mg/m³ im 90. Perzentil. Damit erreichen sie bereits nach acht Jahren Berufstätigkeit den unteren Wert der oben genannten Schwellendosis, die mit 0,39 mg/m³ etwas stärker belasteten Mechaniker der Werkstätten für Grünpflegegeräte sogar bereits nach sechs Jahren. Da es bei Benzol wie fast allen Kanzerogenen keine untere Konzentration gibt, ab der das Krebsrisiko gegenüber der Normalbevölkerung nicht erhöht ist, bedürfen Beschäftigte, bei deren beruflichen Tätigkeiten eine Exposition nicht gänzlich zu vermeiden ist, besonderen Schutz, damit diese Schwellendosis möglichst spät im Berufsleben erreicht wird. Bei einer Exposition in Höhe der Akzeptanzkonzentration werden erst nach 40 Jahren 7,6 mg/m³ Benzol-Jahre erreicht. Es besteht also Handlungsbedarf. Von den beschriebenen Schutzmaßnahmen sind so viele wie dem Betrieb nur möglich umzusetzen. Es gibt nicht die eine entscheidende Maßnahme, bei deren Umsetzung der Betrieb von einer Unterschreitung der Akzeptanzkonzentration für Benzol ausgehen kann. Vielmehr sind es viele kleine Maßnahmen, von denen jede einzelne in bestimmten Situationen die Benzol-Belastung der Beschäftigten und Arbeitsbereiche ein wenig senken kann. Je mehr dieser Maßnahmen konsequent umgesetzt werden, desto geringer wird die Belastung ausfallen. Leider kann jedoch auch bei Umsetzung aller Maßnahmen den Betrieben keine Unterschreitung der Akzeptanzkonzentration garantiert werden, weshalb die Betriebe nicht umhinkommen werden, ihren Beschäftigten für besonders emissionsstarke Arbeiten, wenn keine wirksame Objektabsaugung vorhanden ist, geeigneten Atemschutz zur Verfügung zu stellen und ein Expositionsverzeichnis nach TRGS 410 zu führen, es sei denn, sie stellen durch eigene Messungen sicher, dass die Belastung der Beschäftigten auch bei stark emittierenden Tätigkeiten eine Belastung im Bereich des niedrigen Risikos liegt. Die Werkstätten für Grünpflegegeräte haben mit der Verfügbarkeit eines benzolfreien Sonderkraftstoffes einen deutlichen Vorteil gegenüber den Motorradwerkstätten, den sie durch gezielte Kundensensibilisierung und eigene Anwendung ausspielen sollten. Auch setzen sich Elektromotoren immer stärker durch, sodass in diesem Gewerk allein durch die technische Entwicklung die Benzol-Belastung der Beschäftigten in den kommenden Jahren immer weiter abflachen wird. Jedoch ist das Warten auf diese vom Kundenverhalten abhängige Entwicklung kein Grund, die hier vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen nicht zeitnah umzusetzen. Vielmehr ist sie ein Aufruf an die Politik, auch den Kunden als Privatperson, und nicht nur den Arbeitgeber, zur Verwendung des benzolfreien Sonderkraftstoff zu verpflichten

    Die sinnvolle statistische Aufbereitung der Messergebnisse bis zum 95% Perzentil kann ich nicht nachvollziehen.

    PS: Langsam nervt mich der Besuch, wenn den jungen Anwärtern gezeigt wird, wie gearbeitet wird. Bei den vorherigen Besuchen war noch alles in Ordnung :cursing:

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  • mika2013 Vielen Dank für den Link zum Projektbericht, welcher sicherlich für den einen oder anderen hier im Board sehr hilfreich ist . Aufgrund eines Arbeitgeberwechsels hat sich die Thematik für mich erledigt.

    Meine Empfehlung: lasst eine Messung durchführen, dann habt ihr ZDF als Grundlage für ggf. zu treffende Maßnahmen und weitere Entscheidungen. Wenn ihr die Akzeptanzkonzentration unterschreitet sollte auch die Behörde Ruhe geben.

    Viele Grüße

  • Danke für deine Rückmeldung. Die Messung habe ich danach auch empfohlen:
    Vorteil:
    - Klarer Messwert
    - Sicherheit für Mitarbeiter und Leitung
    - kostenlos durch die Unfallkasse

    Nachteil:
    - ggf. Maßnahmen (aber für einen sicheren Arbeitsplatz notwendig)

    Der Werkstattleiter lehnt die Messung ab, da ja was nachgewiesen werden könnte. Naja, ich versuche es eine Ebene höher zu klären.


    Verwendet von euch jemand die Zentrale Expositionsdatenbank (ZED)? Wir würden eine eigene Excelliste bevorzugen, da die ZED recht umfangreich ist.

  • Guten Abend,

    Ihr könnt noch ein Biomonitoring durchführen, hierzu müsstet ihr euren Arbeitsmediziner mit einbinden.

    Das Zeitfenster der abzugebenden Proben ist etwas enger, aber da ihr an Land arbeitet ist es hier einfacher zu Regeln.

    Mitarbeiter müssen zu einem gewissen Zeitfenster Urinprobe abgeben und dann einen Transport zu einem Labor schicken und auswerten lassen.

    Gruß RaBau

    Fremde Meinungen sind zu akzeptieren meine Antwort auf "du" oder "sie". Ich möchte geduzt werden.
    Ich schreibe weiter alles mit DU (siehe Forumsregel). Die die kein Du haben wollen, machen gedanklich immer aus dem Du ein Sie.
    Gruß RaBau

    Nur Pessimisten schmieden das Eisen, solange es heiß ist. Optimisten vertrauen darauf, dass es nicht erkaltet. (Zitat von Peter Bamm)