medizinischer Untersuchungshandschuh - inkl. Chemikalienschutz

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  • Hallo liebe Mitstreiter der gesunden Arbeit,

    ich stehe vor einem Problem und finde keine umsetzbare Lösung.

    Es soll bzw. es wird ein Desinfektionsmittel eingesetzt, welches Peressigsäure enthält.

    Der Hersteller gibt an, dass ein Handschuh nach EN 374-3 zu tragen wäre, aufgrund der begrenzten Tragedauer bei der Desinfektion kann er auch mit einer entsprechenden geringeren Druchdringzeit sein.


    Leider finde ich am Markt nichts wirklich passendes, außer einen "schweren" Schutzhandschuh wie er in der Industrie verwendet wird.

    Hat einer von euch ein ähnliches Problem lösen können?

    Für eine konstruktive Diskussion danke ich jetzt schon mal und wünsche ein schönes Wochenende.

    Gruß


    Sven

    Die Verhütung von Unfällen ist nicht eine Frage gesetzlicher Vorschriften, sondern unternehmerischer Verantwortung und zudem ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft.
    (Werner v. Siemens, 1880)

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  • Hi...

    hast Du Dir die Daten von Chemikalien-Einmweghandschuhen aus Nitril (z.B. von KCL oder Mappa oder den anderen Anbietern in diesem Markt) angeschaut?

    in diesem Sinne

    Gruß
    Thorsten

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    Es genügt nicht, unseren Kindern einen besseren Planeten hinterlassen zu wollen.
    Wir müssen auch unserem Planeten bessere Kinder hinterlassen!

  • Hi Sven,

    dieses Problem gibt es öfter.

    Der Punkt:
    Der Hersteller gibt im SDB für PSA fast immer die Anforderungen an, die für den ständigen Umgang mit den unverdünnten Mitteln gedacht sind.
    Für Gebrauchskonzentrationen gibt es bei den meisten Herstellern keine Angaben - Nachfragen laufen meist ins Leere.

    Da hilft nur eins,
    GBU machen, Regelungen festlegen (Dosieranlage!?) und in Zusammenarbeit mit einem Handschuhhersteller Handschuhe für die üblichen Gebrauchslösungen finden.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Hallo Sven,

    du solltest dich direkt mit dem Testlabor von einem oder mehreren großen Handschuhherstellern in Verbindung setzen. Die kennen sich mit ihren Handschuhen am besten aus. Teilweise werden dann auch bei Bedarf neue Versuche für die angefragten Substanzen gemacht, z.B. bei KCL.

    Kontakt über Außendienst oder über Homepage.

    Gruß Holgi

    Kein Mensch ist so beschäftigt, dass er nicht die Zeit hat, überall zu erzählen, wie beschäftigt er ist. (R. Lemke)

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  • ...die Daten von Chemikalien-Einmweghandschuhen aus Nitril (z.B. von KCL oder Mappa oder den anderen Anbietern in diesem Markt) angeschaut?


    Nitril gilt als unbeständig gegenüber Peressigsäure und scheidet somit aus.

    ...Der Hersteller gibt an, dass ein Handschuh nach EN 374-3 zu tragen wäre, aufgrund der begrenzten Tragedauer bei der Desinfektion kann er auch mit einer entsprechenden geringeren Druchdringzeit sein.


    Wenn es um die Permeationsbeständigkeit (wird in Teil 3 der Norm geregelt) geht, so gibt es nur einen Kategorie III Einweghandschuh (Erlenmeyersymbol) auf dem Markt, den KCL Dermatril P. Allerdings, wenn ich richtig informiert bin, nach einem älteren Normstand. Heute ist eine solche Einordnung nicht mehr erreichbar mit den bei Einweghandschuhen üblichen Materialstärken. Da es sich hierbei allerdings um einen NItrilhandschuh handelt, kommt dieser nicht in Betracht (siehe oben).
    Nach GESTIS sind folgende Materialien geeignet.
    Polychloropren - CR (0,5 mm)
    Butylkautschuk - Butyl (0,5 mm)
    Fluorkautschuk - FKM (0,4 mm)
    Handschuhe aus folgenden Materialien bei Dauerkontakt nicht länger als 2 Stunden tragen (Durchbruchzeit >= 2 Stunden):
    Polyvinylchlorid - PVC (0,5 mm)

    FKM scheidet in der Regel schon aus Kostengründen aus. Butylkautschuk dürfte eine Alternative sein, diese sind oft schwarz gefärbt. Dann noch PVC als Material, da gibt es auch Einweghandschuhe, die dann natürlich nicht die Beständigkeit haben wie ein dickerer Handschuh, aber zumindest vom verwendeten Material als geeignet anzusehen sind. Wenn es auch dicker sein darf würde ich mal den MAPA Telblue 351 ansehen. Der erscheint mir anhand der Parameter für durchaus geeignet.
    Ansonsten über die Gefährdungsbeurteilung eine Regelung treffen. Ich lasse bei uns in der Regel die Verwendung von Einweghandschuhen zu, wenn entsprechendes Tastempfinden usw. erforderlich ist. Dann aber immer mit der Regelung, dass bei Kontakt vom Gefahrstoff mit dem Handschuh, dieser unverzüglich zu wechseln ist und bei längerer Tätigkeit zusätzlich ein zyklischer Handschuhwechsel z.B. alle 15 Minuten vorzusehen ist.
    Weiterhin solltest Du bei solchen Einweghandschuhen auf einen möglichst kleinen AQL schauen. Üblich sind hier Level von <1,5 wobei kleinere Werte in diesem Fall eine höhere Qualität zusichern.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • ...ich frag' nochmal nachweil ich wahrscheinlich etwas nicht verstanden habe:

    Die Rede ist hier die ganze Zeit ueber von Einweghandschuhen. Diese kann ich anziehen, desinfizieren, meine Arbeit durchfuehren und anschliessend wegwerfen, oder?!? Wieso ist dann hier von Problemen mit der Permeationsfaehigkeit die Rede?!?!

    In diesem Sinne
    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Frag doch mal Fußcheck. Der ist ein Forenmitglied, und beschäftigt sich beruflich mit Sicherheitsschuhen. Der kennt sich damit aus.

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    Irgendwann gehe ich zur BG und lasse mir den Arbeitsschutz als Berufskrankheit anerkennen...

    Wisst ihr was das Schlimmste ist? Wenn nicht.. .klickt hier ....

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    Mike

  • ...Diese kann ich anziehen, desinfizieren, meine Arbeit durchfuehren und anschliessend wegwerfen, oder?!? Wieso ist dann hier von Problemen mit der Permeationsfaehigkeit die Rede?!?!


    Es geht hier nicht darum Handschuhe zu desinfizieren, sondern Geräte oder Flächen. Hierbei werden die Handschuhe als Schutz verwendet und bei Kontakt mit der Chemikalie beginnt die Permeation in das Handschuhmaterial.
    Die Permeation kann langsam ablaufen, dann bietet der Handschuh eine gewisse Zeit einen Schutz, sie kann aber auch innerhalb von Sekunden erfolgen, dann könnte man gleich auf einen Handschuh verzichten.
    Die Prüfnorm lässt allerdings mehr Fragen offen, als sie beantwortet und die Prüfwerte liefern keinesfalls praktisch nutzbare Durchbruchsdaten. Man kann anhand der Norm nur Handschuhe untereinander vergleichen und auch nur mit den dort vorgegebenen Prüfparametern. Sinnvoller wären allerdings andere Prüfparameter. Diese lassen sich in Anlehnung an die Norm natürlich auch durchführen, allerdings ist dies weder preiswert noch einfach durchzuführen und so bleibt es oft beim Rätselraten und Schätzen.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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  • aber ist das tatsaechlich so?!? Sven's Ausfuehrungen stellen sich mir anders dar - "medizinischer Untersuchungshandschuh".

    However, wenn es sich dann um haeufig wiederkehrende oder dauerhafte Desinfektionsarbeiten handelt, ist die Ueberlegung einen Einweghandschuh zu verwenden in meinen Augen sowieso fehl am Platze.

    Sven: Vielleicht kannst Du Dich nochmal auessern?!

    In diesem Sinne
    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Guten Morgen,

    danke bis hier schon mal für eure Antworten. Leider habe ich erst einmal das Bett bewachen dürfen.

    Es geht um einen Untersuchungshandschuh, der 1. zur Untersuchung am Patienten (Rettungsdienst) und 2. zur Desinfektion nach Infektionstransport verwendet werden kann.

    Der Hersteller hat sich jetzt dahingehend geäußert, das die benötigten Handschuhe der EN 374-3 Kat 3 entsprechen müssen.

    Habe jetzt einen Handschuh gefunden, der dieses erfüllen würde. Hier wurde aber gleich angemerkt, dass ich mit dem Handschuh den Hersteller zur Sicherstellung der Kompatibilität mit der Chemikalie, vorstellen soll.

    Wenn das so weiter geht, bin ich kommende Woche mit der netten Dame beim Hersteller per Du. :D

    MichaelD: Der als erstes eingesetzte Handschuh, hatte eine Durchdringzeit von unter 10 Minuten, eine Kombination aus beiden Handschuhen macht bei der Masse die wir verbrauchen nur Sinn. Auch wenn wir andere nehmen würden, müssten die nach spätestens 480Min. Tragezeit entsorgt werden. Dafür müsste dann jedes Fahrzeug mit entsprechenden Handschuhen, einer Liste der Einsatzzeiten und Reserve Handschuhen ausgestattet sein. Das wäre ein Maßnahme die so für uns nicht umsetzbar wäre.

    Wenn ich was von beiden Herstellern höre bekommt ihr Info :)

    Gruß

    Sven

    Die Verhütung von Unfällen ist nicht eine Frage gesetzlicher Vorschriften, sondern unternehmerischer Verantwortung und zudem ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft.
    (Werner v. Siemens, 1880)

  • ...Sven's Ausfuehrungen stellen sich mir anders dar - "medizinischer Untersuchungshandschuh".


    Das kann wohl nur Sven aufklären. Ich gehe davon aus, dass in einer medizinischen Einrichtung entsprechende Desinfektionsarbeiten durchgeführt werden sollen. Dort sind nun mal medizinische Untersuchungshandschuhe in diversen Varianten als Standard und in großen Mengen vorhanden. Die Prüfung auf medizinischer Untersuchungshandschuh berücksichtigt in der Regel nur, ob der Handschuh dicht ist, also den einfachen Luft/Wasser-Test. Ein medizinischer Untersuchungshandschuh ist in der Regel nicht steril und muss es auch nicht sein. Weiterhin werden medizinische Untersuchungshandschuhe in der Regel auch nicht desinfiziert, sondern im Bedarfsfalle gewechselt. Werden sterile Handschuhe benötigt (z.B. im OP), so verwendet man entsprechende, vom Hersteller gelieferte, sterile Handschuhe.

    ...However, wenn es sich dann um haeufig wiederkehrende oder dauerhafte Desinfektionsarbeiten handelt, ist die Ueberlegung einen Einweghandschuh zu verwenden in meinen Augen sowieso fehl am Platze.


    In meinen Augen nicht. Wie bereits erwähnt erfolgt Permeation mit dem Kontakt von Stoff zum Handschuhmaterial, unabhängig ob Ein- oder Mehrweg. Die Norm sieht eine maximale Prüfdauer von 480 Minuten vor, also 8 Stunden was einem durchschnittlichen Arbeitstag entspricht. Ab 30 Minuten ist man in Klasse 2 und kann das entsprechende Piktogramm vergeben, hier also den Erlenmeyerkolben als Symbol. Dem gefährlichen Stoff, der bereits in das Handschuhmaterial eingedrungen ist, ist es völlig egal, ob der Handschuh dann von außen gereinigt wird, der Stoff ist in das Material eingedrungen und kann weiter wandern. Klar werden dabei Verdünnungseffekte auftreten, aber der Stoff kann weiter nach innen wandern und wird dies auch tun, er wird versuchen, sich im Handschuhmaterial auszubreiten. Ziehe ich einen solchen Handschuh dann nach Stunden wieder an, kann ich eine solche Kontamination aufnehmen. Klar, hier dürfte es sich nur um sehr geringe Mengen handeln, aber sie sind nicht 0 und bei einigen Stoffen genügen auch schon geringe Dosen. Wenn man dann noch so manchen Mehrweghandschuh aus der Praxis kennt, ist einem auch bewusst, dass diese oft nicht so sorgfältig behandelt werden, als dies eigentlich notwendig wäre. Daher neige ich eher dazu preiswerte Einweghandschuhe zu tolerieren, mit entsprechend häufigen Handschuhwechseln. Es fällt wesentlich leichter mehrmals täglich einen Handschuh für wenige Cent wegzuwerfen, als täglich einen Handschuh für einige Euro.

    Peressigsäurehaltige Desinfektionsmittel sind z.B. im Bereich der Dialyse anzutreffen. Weiterhin könnte ich mir vorstellen, dass man sie bei Noroviren einsetzt oder aktuell, bei Ebola.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Der Hersteller hat sich jetzt dahingehend geäußert, das die benötigten Handschuhe der EN 374-3 Kat 3 entsprechen müssen.

    Nochmal die Frage: Betrifft diese Herstelleraussage den Umgang mit dem Desinfektionsmittelkonzentrat oder den Umgang mit der Gebrauchslösung?

    Ich kenne (bis jetzt) keinen Desinfektionsmittelhersteller, der in seinen SDB Vorgaben für den Umgang mit der Gebrauchslösung macht (und im Service leider in fast allen Fällen dazu auch keine Angaben machen kann).

    Einfach mal rechnen:
    Wir setzen ein Produkt ein, das im Konzentrat 5% Peressigsäure enthält. Das Konzentrat wird auf eine 2%ige Gebrauchslösung verdünnt - somit enthält die Gebrauchslösung 0,1% Peressigsäure ...

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

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