Ursprung und Herkunft von Kennzahlen der präventiven Gefahrenabwehr (Bsp: Warum darf ein Rettungsweg max. X Meter lang sein?)

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  • Schönen guten Tag Kolleginnen und Kollegen,

    ich habe, so befürchte ich, ein ziemliches Brett vor mir. Und zwar hab ich den Auftrag eine Übersicht der Gesetze, Richtlinien und Verordnungen im Bezug auf die präventive Gefahrenabwehr zu erstellen. In dieser Übersicht sollen vor allem Kennzahlen aufgeführt sein wie bspw. ab Hallengröße X brauch ich ne autom. Löschanlage, ein Rettungsweg darf X Meter lang sein, etc....
    Damit jedoch nicht genug. Zu jeder Zahl soll der Ursprung ermittelt werden. Das heisst, ich soll herausfinden, wieso ein Rettungsweg jetzt so lang sein darf. Welche Daten und Zahlen sind in den Wert mit eingeflossen und warum.

    In welchem Gremium werden solche Daten ermittelt? Wie könnte man an die Hintergrundinfos herankommen? Kennt jemand jemanden?

    Vielen Dank für die Mühe!

    Fawbzn

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  • Hallo Fawbzn,

    puh. ;( Da ist ja nicht nur ein Brett zum kleinsägen, sondern ein ganzer Wald zum durchforsten.
    Damit verdienen wir Sifas ja unser Geld ein Leben lang. ;)

    Ich bin skeptisch, ob diese Aufgabe in einem Leben lösbar ist. ?(
    Viele der präventiven Regelungen haben eine lange (sehr lange :D ) Historie und es wird wohl schwierig werden, heute zu verstehen, was sich die Preussen im vorletzten Jahrhundert so alles gedacht haben.
    Heute haben wir nur noch 16 Bundesländer, dafür 28 Staaten im Bündnis.
    Dazu kommt dann, dass sich einige Vorschriften nicht einig sind, bzw. sogar widersprechen (z.B. Fluchtweglänge im Baurecht und Arbeitsstättenrecht). Und, um es auf die Spitze zu treiben, die Sachversicherer haben dann auch noch ihre eigenen Vorstellungen (z.B. FM Global Richtlinien zu Spinkleranlagen in Produktionsstätten).

    Als Ansprechpartner würde ich mich an die DGUV Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, die BAuA Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Universitäten (Wuppertal, Dresden, Gießen, ...), an die eine oder andere BG/UK und an Interessenvertretungen wenden.
    Als Einstieg in das Verständnis der deutschen Vorschriften im Arbeits- und Gesundheitsschutz könnte auch das Buch: "Sozialversicherung in Diktatur und Demokratie, ISBN 3-89861-805-6" helfen.
    Die Frage ist dann natürlich auch, wie wissenschaftlich oder wie praxisbezogen das Ergebnis sein soll.

    Frage: Was macht eigentlich ein Hazard Controler?

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • allo Fawbzn

    mir drängt sich die Frage auf: wozu soll das gut sein?

    Zitat

    ich soll herausfinden, wieso ein Rettungsweg jetzt so lang sein darf.

    Wen interessiert das, aus Historiker? Welcher Erkenntnisgewinn für die Sicherheit ergibt sich daraus?
    Wichtig ist: Rettungsweg muss x Meter lang sein, wenn Bedingung Y zutrifft und z Meter lang, wenn die Bedingungen anders sind.
    Das zusammenzustellen, ist schon (bezogen auf alle möglichen Gegegebenheiten im Betrieb, für die man Kennzahlen ermitteln kann) Aufwand genug und oft genug auch schon nahe an der Sinnhaftigkeit (welche Eventualitäten, für die es Kennzahlen gibt, nimmst du auf und welche lässt du aussen vor, weil einfach uninteressant für euren Betrieb)?
    Ich würde mich auf das wesentliche konzentrieren und mich nicht durch eine Sisyphosarbeit vom eigentlich wichtigen Ablenken lassen wollen. Das sollte dein Chef eigentlich einsehen :rolleyes:

    LG A

  • Danke erstmal für die Beiträge,

    um etwas präziser zu werden:
    Es soll nur um in Hamburg gültiges Recht gehen, in Hamburg wird diesbezüglich grade hier und da rumgeschraubt ("Entwurf eines fünften Gesetzes zur Änderung des Feuerwehrgesetzes").
    Wozu das alles:
    Daraus ergibt sich die Möglichkeit fundierter zu argumentieren. Nach dem Motto: Ja Begründung Y trifft zwar zu, aber Y wurde erfunden als es noch keine XZ gab und mit XZ ist Y "blödsinn". Wir haben XZ.

    Ich denke mit den genannten Institutionen bin ich schon auf dem rechten Weg. Ich befürchte eh schon das ich mich in die ein oder andere Bib begeben muss...

    Hazard Controler / Gefahrenabwehrer sind quasi Manager für vor, während und nach der Katastrophe.
    Hier ist ein Link: http://www.haw-hamburg.de/fileadmin/user…hr/HC_Flyer.pdf

    LG

    Fawbzn

  • Hazard Controler / Gefahrenabwehrer sind quasi Manager für vor, während und nach der Katastrophe.


    Hallo Fawbzn,

    danke für die Antwort. Und die schöne neudeutsche Berufsbezeichnung. :96:

    VOR der Katastrophe verstehe ich das ja noch. Aber während und nach der Katastrophe brauchen wir ja dann konsequenterweise den "Damage Controler", denn der Hazard ist ja dann schon wirksam geworden. ?(
    Und wenn ich das Faltblatt richtig interpretiere, ist das Studium auch so ausgelegt (Prävention).

    Wen interessiert das, aus Historiker? Welcher Erkenntnisgewinn für die Sicherheit ergibt sich daraus?

    Hallo Amaranth,
    Nicht nur Historiker, sondern auch heutige Beamte, Politiker und andere Personen der Legislative.
    Wir leben ja im Zeitalter der Harmonisierung im Arbeitsschutz. Und das heißt auch, dass Regelungen in Frage gestellt werden. Glücklicherweise gibt es den Ansatz, dass ja "was früher richtig war" heute nicht unbedingt falsch sein muss. Nur wird eben gefragt, warum es denn richtig ist/war.
    Hinzu kommt dann der Ansatz der Formulierung einer Vorschrift nach dem Schutzziel. Und das Schutzziel bei einem Fluchtweg ist nicht die Länge, sondern die Gewährleistung des Erreichens eines gesicherten Bereiches.

    Wichtig ist: Rettungsweg muss x Meter lang sein, wenn Bedingung Y zutrifft und z Meter lang, wenn die Bedingungen anders sind.

    Damit kommt man heute nicht mehr weiter. Derzeit, und weiterhin, hat ja jeder die Möglichkeit entsprechende Abweichung genehmigt / zugelassen zu bekommen, wenn er die Einhaltung oder sogar Verbesserung des Schutzziels nachweisen kann.
    Und dann kriegt man auch einen Fluchtweg in einer Arbeitsstätte genehmigt, der länger als 35 m ist.

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

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    Ich hab mir mal die Mühe gemacht (ging ein halbes Jahr) das ganze Zeug zusammenzustellen, was wie, wo gilt (gibts unter der Rubrik Kataster). Da kann man auch Beauftragungen udn Zuständigkeiten festlegen. Das ist auf bedingt anpassbar. Ist natürlich kostenpflichtig, aber nicht so schlimm.
    Die haben auch nen Änderungsdienst, was Gesetze angeht und sich eigentlich sehr aktuell.

    Vielleicht hilfs dir.

    Mike

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    Irgendwann gehe ich zur BG und lasse mir den Arbeitsschutz als Berufskrankheit anerkennen...

    Wisst ihr was das Schlimmste ist? Wenn nicht.. .klickt hier ....

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    Mike

  • Grüß Dich, Niko,

    ... während und nach der Katastrophe brauchen wir ja dann konsequenterweise den "Damage Controler", denn der Hazard ist ja dann schon wirksam geworden. ?(

    Du warst schneller. Danke.
    :thumbup:

    "Mit zunehmendem Abstand zum Problem wächst die Toleranz." (Simone Solga)
    "Toleranz ist das unbehagliche Gefühl, der andere könnte am Ende doch recht haben." (Robert Lee Frost)
    "Geben Sie mir sechs Zeilen von der Hand des ehrenwertesten Mannes - und ich werde etwas darin finden, um ihn zu hängen." (Kardinal Richelieu)
    "Die Sprache ist die Quelle aller Missverständnisse" (Antoine de Saint-Exupéry)

    "Wie kann ich wissen, was ich denke, bevor ich höre, was ich sage?" (Edward Morgan Forster)


  • Hallo Fawbzn,

    danke für die Antwort. Und die schöne neudeutsche Berufsbezeichnung. :96:

    VOR der Katastrophe verstehe ich das ja noch. Aber während und nach der Katastrophe brauchen wir ja dann konsequenterweise den "Damage Controler", denn der Hazard ist ja dann schon wirksam geworden. ?( ...


    Das siehst Du zu einfach. Der Hazard Controler sorgt dafür dass der Hazard so wirkt, dass die Damage entsprechend ausfällt. Und wie es Controller immer machen, wird hinterher alles schön in Zahlen gefasst und in einer aufwändigen PowerPoint Präsentation der GF vorgestellt. ;)

    Zurück zum Thema.
    So manch ein Zahlenwert dürfte empirisch bestimmt worden sein und hat sich dann nach und nach als Konsens einzelner Interessen festgesetzt. In unserem dezimalen Zahlensystem bietet sich oft auch an, dass man dies dann als Grenzmaßstab verwendet, also 1, 10, 100 usw.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Meine Herren,
    könnten wir bitte beim Thema bleiben? ;) Um es abzuschließen: Vom Damage kann ja auch weiterhin ein Hazard ausgehen. Wir sind auch in Einsatztaktik, Einsatzleitung uvm. ausgebildet. Wer noch genaueres wissen möchte kann sich gern per PN bei mir melden. :111:

    Danke Mike, ich werds mir mal genau ansehen.
    Da gibts ja immerhin schonmal einen der sich mit ähnlichem Beschäftigt hat.

    Nach dem ersten Überfliegen, aller Achtung. Da hat jemand viel Arbeit reingesteckt. Bzw steckt immernoch.

    Die neu VÖs bekommst du die zugeschickt oder suchst du regelmäßig das Netz ab? Ich frage nur, weil ich mir vorstellen könnte, dass die Stelle, welche dir diese Infos zukommen lässt, für mich interessant sein könnte.

    Beste Grüße

    Fawbzn

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