Gestaltung WE-Seminar

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  • Hi

    Ich halte in zwei Wochen ein WE-Seminar (hat nichts mit Arbeitsschutz zu tun, aber die grundlegenden Probleme sind ja übertragbar).
    Die Grundlagenvermittlung ist – wie üblich - ein sehr trockenes Thema.
    Zunächst hatte ich das Seminar in 4 Blöcke eingeteilt. Der interessantes Teil (Praxis) war der letzte Teil und nach Vermittlung der Grundlagen. Häufig kam er leider zu kurz und während der Grundlagenvermittlung tauschten auch immer wieder Fragen zur Praxis auf.
    Daher hatte ich das Seminar umgestellt, 9 Blöcke daraus gemacht und Teile aus der Praxis vorgezogen.
    Bisher habe ich insbesondere die Grundlagen in einem „Monolog“ vorgetragen. Durch Fragen kamen zwar immer wieder Diskussionen auf. Aber häufig musste ich sagen „Das kommt später im Detail“.
    Irgendwie war das nicht der Renner.

    Nun habe ich überlegt, etwas ganz neues zu probieren:
    Das ganze Seminar in einem Dialog zu führen. Also quasi angefangen mit:
    Was hat Sie bewogen das Seminar zu besuchen, haben Sie konkrete Fragen?
    Welche Erfahrungen haben Sie zu dem Thema?
    Etc.
    Ausgehend von den Antworten „springe“ ich dann jeweils zu den einzelnen Folien und erzähle meinen „Senf“ dazu.
    Die wichtigsten Grundlagen würde ich dann am ersten Nachmittag durchziehen.
    Zu dem Seminar gibt es auch ein handout, in dem die Themen in logischer Reihenfolge angeordnet sind.
    Die Teilnehmer erhalten vorab einen Fragebogen zugeschickt, in dem z.B. abgefragt wird, ob sie Erfahrungen mit dem Thema haben, was sie besonders an dem Thema interessiert…

    Meine Fragen:
    Habt ihr Erfahrungen mit dieser Form eines Seminars? Wenn ja: welche? Auf was sollte man achten? Was sollte man besser nicht tun? etc.
    Ist ein Seminar in dieser Form (also quasi „ohne Konzept und Leitfaden“) überhaupt möglich?
    Wie baue ich die PP-Präsentation am besten auf: lauter einzelne Präsentationen zu den möglichen Unterthemen? Oder alles in einer Präsentation und jeweils hin und her springen (was relativ schwierig ist, da es ziemlich viele Folien sind)?
    Wie stellt man sicher, dass man alle wichtigen Themen innerhalb der Zeit durchkriegt? (bisher bin ich „grad so“ durchgekommen – werde aber auch einige Sachen rausschmeißen).

    LG A

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  • Hi Amaranth,

    mach dir einen roten Faden und schaffe dir auch den Freiraum vielleicht einfach mal die Teilnehmer machen zu lassen. Mache das Ganze immer bildlich. Die Unterlagen gebe nach den entsprechenden Einheiten ab. Sonst ist jeder am blättern und sucht den Stoff und ist doch irgendwo anders. Einheiten nicht zu lang. Raucherpausen fördern auch die Kommunikation untereinander.

    Ich habe einmal ein Wochenendseminar gemacht, Freitags-Nachmittags bis Sonntag-Kaffeezeit. Das Ganze war an einem abseits gelegenen Ort in der Natur (Kloster, jetzt lach nicht). Hier konnte man sich einmieten. Es standen normale Zimmer für jeden TN und Seminarräume zur Verfügung. Gekocht und gegessen wurde gemeinsam in der Gruppe, wobei Mittags ein Pizza-Express ran mußte. Mit dieser Geschichte gab es nicht nur den eigentlichen Stoff, sondern auch noch am Abend sehr viele Gespräche. Die Stimmung war total super. Das Ganze war in einem Zipfel mit fast keinem Handyempfang!!! Einfach super.


    Ich wünsche viel Erfolg.

    der Waldmann

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hi Amaranth!

    Ausgehend von den Antworten „springe“ ich dann jeweils zu den einzelnen Folien und erzähle meinen „Senf“ dazu.

    Ich glaube am Ende würde der eine oder andere da raus gehen und sagen "Oh Gott, der war ja völlig unkoordiniert!" Ich finde es garnicht so schlimm jemanden auf ein wenig später zu v"vertrösten". Es ist halt eine Frage, wie man es verpackt. Ein "Oh, das Thema, das Sie gerade ansprechen ist sehr interessant. Genau darüber wollte ich auch noch mit Ihnen reden. Aus didaktischen Gründen würde ich gerne lieber später darauf zurück kommen, wenn es Sie nicht stört." hört sich schon ganz anders an als ein schnödes "das ist jetzt noch nicht dran, kommt erst später".

    Der berühmte rote Faden sollte schon sein.

    Das Thema mit dem abgeschiedenen Seminarort kenne ich, kann ich auch nur empfehlen. Es kommt unter den Teilnehmern bereits viel früher ein gewisses Zusammengehörigkeitsgefühl auf.

    Ich wünsche dir viel Spaß bei deinem Seminar! :58:

    Martin

    „Wenn es Regenschirme gibt, kann man nicht mehr risikofrei leben: Die Gefahr, dass man durch Regen nass wird, wird zum Risiko, das man eingeht, wenn man den Regenschirm nicht mitnimmt. Aber wenn man ihn mitnimmt, läuft man das Risiko, ihn irgendwo liegen zu lassen.“
    (Niklas Luhmann in: Die Moral des Risikos und das Risiko der Moral)

  • ...Bisher habe ich insbesondere die Grundlagen in einem „Monolog“ vorgetragen. Durch Fragen kamen zwar immer wieder Diskussionen auf. Aber häufig musste ich sagen „Das kommt später im Detail“.
    Irgendwie war das nicht der Renner.

    Nun habe ich überlegt, etwas ganz neues zu probieren:
    Das ganze Seminar in einem Dialog zu führen.


    Vorab, ich bin ein Fan von Frontalvorträgen und halte von Dialogformen recht wenig.
    Gefahr beim Dialog ist, dass sich nach meiner Erfahrung nur ca. 10% der Teilnehmer daran beteiligen. Der Rest bleibt unbeteiligt und da kommt bei dieser Gruppe Langeweile bis Frust auf.

    ...Ausgehend von den Antworten „springe“ ich dann jeweils zu den einzelnen Folien und erzähle meinen „Senf“ dazu.


    Klingt für mich recht chaotisch und planlos. Auch ist die Gefahr groß, dass hier Hintergrundwissen erforderlich ist, das so noch nicht unterrichtet wurde, da man ja recht willkürlich durch die Themen springt.

    ...Die Teilnehmer erhalten vorab einen Fragebogen zugeschickt, in dem z.B. abgefragt wird, ob sie Erfahrungen mit dem Thema haben, was sie besonders an dem Thema interessiert…


    Klingt nett, ist aber oft wenig praxisnah. Wenn ich zu einem Thema ein Seminar besuche, dann habe ich auf diesem Gebiet in der Regel gewisse Defizite, die ich durch das Seminar ausgleichen möchte. Ich kann möglicherweise einzelne Fragen hierzu formulieren, aber das ist nicht immer so. Manch einer traut sich auch nicht seine Unwissenheit so publik zu machen. Die Rückmeldequote dürfte sich in einem ähnlichen Bereich bewegen, wie die Teilnahme am Dialog, also um 10%. Der Rest...

    ...Wie stellt man sicher, dass man alle wichtigen Themen innerhalb der Zeit durchkriegt?


    Ich versuche immer einen "Fahrplan" anzulegen, der dem Publikum am Anfang bekannt gemacht wird. Somit wissen Die Teilnehmer was wann kommt. Dann werden die Themen aufeinander aufbauend abgearbeitet. Sollten Fragen aufkommen kann man auf den entsprechenden Punkt im Fahrplan verweisen, wenn die Frage dort beantwortet wird. Nach jedem Informationsblock Zeit einplanen für Fragen und Diskussionen. Lieber ein paar Lücken im Zeitplan lassen, als diesen prall zu füllen. Man kann ja immer noch ein paar Themen vorbereiten, die man nicht unbedingt vortragen muss, aber wenn noch Zeit übrig ist, anbringen kann.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Meine Fragen:
    Habt ihr Erfahrungen mit dieser Form eines Seminars? Wenn ja: welche? Auf was sollte man achten? Was sollte man besser nicht tun? etc.
    Ist ein Seminar in dieser Form (also quasi „ohne Konzept und Leitfaden“) überhaupt möglich?
    Wie baue ich die PP-Präsentation am besten auf: lauter einzelne Präsentationen zu den möglichen Unterthemen? Oder alles in einer Präsentation und jeweils hin und her springen (was relativ schwierig ist, da es ziemlich viele Folien sind)?
    Wie stellt man sicher, dass man alle wichtigen Themen innerhalb der Zeit durchkriegt?


    Ich habe in meinen Seminaren mit Leuten zu tun, die extrem unterschiedliche Vorkenntnisse haben (vom gestandenen Handwerker bis zum Abiturienten, der noch nie einen Hammer in der Hand hatte) - und genau so unterschiedlich in der Motivation sind.

    Wichtig ist, das wurde bereits schon mehrmals angesprochen, eine übersichtliche, für den Teilnehmer nachvollziehbare Struktur / ein roter Faden.

    Ich arbeite mit Gesamtlernziel und Teillernzielen (Flipchart), den Umfang versuche ich so zu gestalten, das ich mit einem Thema bzw. Teilthema zu den jeweiligen Pausen fertig bin. Klappt ganz gut (+-15 Minuten).
    Die Zusammenfassung des jeweiligen Themas erfolgt anhand des Lernzieles (wichtig zu wissen: haben die Teilnehmer das Thema bzw. die Inhalte verstanden) - damit kann ich auch einzelne kleinere Präsentationen verwenden.

    Aus meiner Sicht auch wichtig:
    Abwechslung rein bringen.
    Ich mache aus bestimmten, geeigneten Themen eine "Gruppenarbeit" (meist überraschend für Führungskräfte - die sind so etwas nicht gewohnt; und schlimm bei Ausbildern - die wollen sich meist "berieseln" lassen). Auch durch Teilnehmer erarbeitete Mindmaps sind zum Einstieg in ein Thema eine tolle Sache, man kann auch die Inhalte steuern, erfordert aber beim Referenten ein sehr umfangreiches und breites Basiswissen.

    Je nach Thema mache ich mir auch nur einen "roten Faden" mit den Punkten, die für mich und das Thema wichtig sind - der Rest und der Umfang der Einzelpunkte ergibt sich aus der Interaktion mit den Teilnehmern - auch eine spannende Sache, geht aber nur bei inhaltlich eng begrenzten Themen.

    Die Sache mit den (themenübergreifenden) Fragen löse ich mit Moderationskarten - aufschreiben, anheften und beim jeweiligen Thema abarbeiten. Damit geht auch keine Frage verloren.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

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  • Hi Ihr

    Danke für die Antworten.

    Zitat

    MartinP: Ich glaube am Ende würde der eine oder andere da raus gehen und sagen "Oh Gott, der war ja völlig unkoordiniert!"


    Ja, das ist auch so ein bisschen meine Befürchtung....
    Ich denke, ich werde es gemischt angehen ;). Also einen roten Faden parat haben, und wenn Fragen zu Themen kommen, die man vorziehen kann (bei denen also kein erst später vermitteltest Hintergrundwissen erforderlich ist), werde ich das tun.
    Mindmaps habe ich einige vorgesehen - auf deren Basis kann man dann das Semiar weiter angehen und erfährt auch, was die Teilnehmer bisher an Erfahrungen oder Informationen haben.

    Der Fragebogen fragt kein Wissen ab, sondern allgemeine Sachen: wieso derjenige das Seminar besucht, was er sich erwartet, ob er bereits Erfahrungen mit dem Thema hat - und ob er ggf. bereits spezielle Fragen hat. Ich hoffe, dass ich auf die Art nicht an den Hauptinteressen der Teilnehmer vorbei referiere ;)

    Na, ich bin mal gespannt....

    LG A

  • Hi

    so, kurze Rückmeldung:

    von den vor Beginn des Seminars verschickten Fragebögen wurden lediglich knapp 50 % beantwortet zurückgeschickt.

    Im Seminar habe ich, wie erwähnt, immer wieder versucht die Teilnehmer zu einzelnen Punkten aktiv werden zu lassen. Die Beteiligung hielt sich in Grenzen.
    Lediglich bei einem Randthema, zu welchem ich eine nicht populäre (aber dennoch fachlich begründete) Meinung habe, wurden dann die Teilnehmer aktiv und versuchten mir ihre Meinung darzulegen. Da entstand dann auch mal eine kleine Diskussion.
    Zeitmäßig bin ich - eben mangels Diskussionen - gut durchgekommen.
    Einen feedback habe ich leider nicht bekommen.

    Das blöde an dem Seminar ist: es ist ein wahnsinnig trockenes und komplexes Gebiet und die Erwartungen der Teilnehmer ("Ich weiß jetzt, dass wenn A + B zutreffen, daraus C resultiert und bin nun viel schlauer als die eigentlichen Fachleute zu dem Thema!") einfach nicht realisiert werden kann. Das heißt, die Teilnehmer gehen zwangsläufig mit dem Gefühl aus dem Seminar, dass sie 2 Tage geopfert haben und nun auch nicht viel schlauer sind als vorher.....

    LG A

  • Hallo!

    Das Resultat scheint mir "normal2 zu sein.

    50% Rücklauf ist eine normale Quote.
    Theoretische Themen sind oft zeitnah nicht ganz in der Wirkung abzuschätzen. Ein Lernerfolg ist langfristig immer da, wenn engagierte Leute versuchen etwas zu vermitteln.
    Die Wunschvorstellung, dass man nach einem Seminar besser ist als die Fachleute, ist extrem hoch.
    Fachleute sind in der Regel gebildet und erfahren. Auch sie kommen aus anspruchsvollen Ausbildungen und Seminaren.

    Grüße
    Flügelschraube

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