Moin,
wir haben einen Kindergarten, der in Passivhausbauweise errichtet wurde. Die Beschäftigten dort klagen über trockene Raumluft, trockene Schleimhäute. Die Zahl der Atemwegserkrankungen bei Beschäftigten und Kindern ist signifikant höher als bei anderen Kinderbetreuungseinrichtungen. Die Führungskraft hat reagiert und mit dem Gebäudemanagement Kontakt aufgenommen. Ein entsprechende Messung wurde veranlasst. Ergebnis: Luftfeuchtigkeit 27%.
Aussage Hersteller der raumlufttechnischen Anlage: Alles im grünen Bereich - ist bei dieser Anlage so.
Aussage Fachplaner: Alles im grünen Bereich - ist bei Passivhäusern so.
Aussage Gebäudemanagement: Kann man nix machen und bezieht sich auf die obigen Aussagen.
Aussage guudsje: Blödsinn, natürlich kann man etwas machen wenn man will. Für eine Arbeitsstätte sind 27% nicht ausreichend.
Wie immer die Frage aller Fragen an mich gerichtet: Wer sagt das, wo steht das?
Die ASR 3.6 trifft nur Aussagen über die Maximale Luftfeuchtigkeit. Diesen Artikel habe ich gelesen, bin aber jetzt auch nicht schlauer. Hier werden 40% - 60% als optimale Luftfeuchtigkeit angesehen. Die DGUV-I 215-520 trifft folgende Aussage:
Zitat von DGUV 215-520Was ist zu bedenken, wenn Beschäftigte über trockene Luft klagen?
Klagen über ein unbehagliches Raumklima – auch über trockene Luft – können ganz unterschiedliche Ursachen haben. So werden Befindlichkeitsstörungen, die auf das Raumklima zurückgeführt werden, häufig durch Fehlbelastungen wegen einer unergonomischen Arbeitsplatzgestaltung oder einer unzureichenden Arbeitsorganisation ausgelöst. Es ist also bei Klagen der Beschäftigten notwendig, eine Gefährdungsbeurteilung zu erstellen und zu prüfen, ob und ggf. welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Dabei sind auch relevante Vorerkrankungen der Beschäftigten (z. B. Neurodermitis, atopisches Asthma) in der Gefährdungsbeurteilung und bei den umzusetzenden Maßnahmen zu berücksichtigen. Die Unfallversicherungsträger bieten dafür Hilfen und ihre Unterstützung an. Befragungen von Beschäftigten haben gezeigt, dass sie sich umso zufriedener über das Raumklima äußern, je mehr sie es selbst beeinflussen können.
Beeinflussen können die Beschäftigten das Raumklima eigentlich nicht, da bei dem Passivhaus alles über die raumlufttechnische Anlage läuft. Die Ansage lautet: Fenster und Türen zu lassen, damit die Anlage effizient arbeiten kann.
Den Betriebsarzt hole ich selbstverständlich mit ins Boot. So jetzt stehe ich nun da und finde so recht keinen Ansatzpunkt.
Anlage abschalten und versuchsweise mit freier Lüftung arbeiten und schauen, wie die Beschäftigten darauf reagieren (geht ja jetzt bei diesen Temperaturen gut)?
Was wenn die Beschäftigten eine deutliche Verbesserung spüren? Aus dem Passivhaus wieder ein Aktivhaus machen (dann wären Fördermittel in nicht geringer Höhe zurückzuzahlen)?
Auf Verdacht die Luft befeuchten?
Gruß Frank