"Alligatorschere" ohne Sicherheitseinrichtungen: Schutzkonzept?

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  • Hallo Kollegen,
    bei einem Kunden (Recycling-Branche) fand ich eine ohne jegliche Schutzvorrichtung betriebene sog. "Alligatorschere", auch Krokodilschere genannt.

    Im Betrieb ganz ähnlich dieser:
    https://www.youtube.com/watch?v=labpen2Zdfw

    Nur völlig ohne jede Schutzvorrichtung, also weder ein richtiger Auflagetisch noch Schutzkorb. Lediglich ein kleiner Niederhalter, der aber das Schneidgut nicht ausreichend sicher arretiert, sodaß das von Hand zuugeführte und gehaltene Schneidgut bei jedem ausgeführten Schnitt mit erheblichem Moment nach oben ruckt.

    Der Antrieb ist ein Elektromotor, die Kraftumsetzung für den Schneidhub erfolgt hydraulisch. Inbetriebsetzung des Motors erfolgt mit Kippschalter "ein-aus", Auslösung des Scheidvorgangs per Fußschalter über Hydraulikventil-Schalter. Am Schaltkasten ist ein Not-Aus-Schlagschalter.

    Klar: Das geht so nicht!

    Ich gehe als Zielzustand von

    a) Technisch: einem adäquat langen Zuführtisch aus, sowie einem nach hinten, seitlich und vorne (in Zuführrichtung) voll umschließenden Schutzkorb. je nach Dimensionierung des Korbs zusätzlich eine Zweihandschaltung, weiterhin ergänzenden

    b) Orga-Maßnahmen: Absperren und Zutrittsbeschränkung seitlich und hinter der Maschine.

    Leider finde ich nichts auf den relevanten Websites, weder bei BAUA noch den unterschiedlichen BG´en, etc., wie hier ein Schutzkonzept aussehen sollte, quasi als "Futter" für die Schutzzielsetzung und vor allem für die Maßnahmendefinition in der Gefährdungsbeurteilung des Arbeitssystems.

    Frage: Hat jemand sowas schon gesehen und bewertet? Wo gibt es Vorgaben, BGI´en oder Normen für derlei Maschinen?

    Danke für Eure Hinweise!

    Angenehmes Wochenende,

    K.

    P.S.: Inzwischen bin ich bei den Herstellern solcher Maschinen und sehe mir die Schutzkörbe an, finde jedoch weiterhin keine Hinweise auf Normen oder andere Vorgaben. Kann es sein, daß diese Art Maschinen von den Herstellern mit eigenen, d.h. frei definierten Sicherheitskonzepten konstruiert werden?

    192

    Einmal editiert, zuletzt von Kalima (16. Mai 2015 um 11:46)

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  • Hallo Kalima,

    ich würde noch einen Schritt zurückgehen und das Ding stillsetzen.

    Es schreit ja gerade nach Fingern und Gliedern, die gefressen werden könnten und Material, das aus dem Scherenbereich herausgeschleudert werden könnte. Das würde ich schon "als Gefahr in Verzug" ansehen.

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo Kalima,

    ich würde noch einen Schritt zurückgehen und das Ding stillsetzen.

    Es schreit ja gerade nach Fingern und Gliedern, die gefressen werden könnten und Material, das aus dem Scherenbereich herausgeschleudert werden könnte. Das würde ich schon "als Gefahr in Verzug" ansehen.

    Danach würde ich mir das Baujahr anschauen (Typenschild) und mir die Betriebsanweisung organisieren oder wenn möglich eine Bauzeichnung wo ich erfahren kann wie sieht bzw. sah die Maschine aus.
    Dann ersteinmal den Orginalzustand herstellen lassen.

    Gruß RaBau

    Fremde Meinungen sind zu akzeptieren meine Antwort auf "du" oder "sie". Ich möchte geduzt werden.
    Ich schreibe weiter alles mit DU (siehe Forumsregel). Die die kein Du haben wollen, machen gedanklich immer aus dem Du ein Sie.
    Gruß RaBau

    Nur Pessimisten schmieden das Eisen, solange es heiß ist. Optimisten vertrauen darauf, dass es nicht erkaltet. (Zitat von Peter Bamm)

  • ... Am Schaltkasten ist ein Not-Aus-Schlagschalter....


    Was macht die Maschine nach Betätigung des Schalters? Ist danach der Niederhalter bzw. die Schere einfach manuell/hydraulisch zu öffnen? Ich habe den Verdacht, da wird nur der Elektromotor ausgeschaltet, der Hydraulikdruck bleibt dadurch unter Umständen erhalten.

    [quote='Waldmann','index.php?page=Thread&postID=82033#post82033']...Dann ersteinmal den Orginalzustand herstellen lassen....


    Der könnte nicht ausreichen, ich würde mich am Stand der Technik orientieren und dann veranlassen, dass dieser erreicht wird.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Moin,

    ich finde, dass das Wesentliche gesagt wurde.

    Es fehlen jetzt eigentlich Taten.
    Von dieser Stelle aus kann man wohl nicht mehr sagen, wir kennen weder das Krokodil, noch das Umfeld, noch die kompletten Fakten.

    Für mich reicht schon die bildliche Vorstellung nach dem Bericht von kalima, der jetzt gefordert ist und "Zähne zeigen" muß.

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

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  • Hallo Kalima,

    erst einmal allpolig abschalten und gegen Widereinschalten sichern (LoTo) und kennzeichnen. Lass Dir doch vom Hersteller (sofern eine CE-Kennzeichnung vorhanden ist) die Gefährdungsbeurteilung zukommen. Ansonsten kannst Du Dich nur an der Maschinenrichtlinie langhangeln und der BetrSichVO. Bei Maschinen bediene ich mich auch der BGRCI T 008-1 uns sichere Technik Maschinen Sicherheitskonzepte und Schutzeinrichtungen T 008. Stand April 2014. Ich sende Dir eine Mail zu.

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf

    Gruß Mick

  • Moin,

    als "Externer" sollte Kalima auf das Stilllegen von Maschinen tunlichst verzichten. Den Hinweis an den Unternehmer dies umgehend zu veranlassen ja, aber mehr nur wenn das ausdrücklich vertraglich vereinbart ist.
    Kalima
    Alligatorscheren fallen unter die hydraulischen Scheren allgemein. Ein Schutzkorb muss imo nicht zwingend vorhanden sein. Das hängt u.a. von dem zu schneidenden Material ab.
    In der DGUV Information 209-019 (ehemals BGI 604) findest Du Ansätze. In der Betriebsanweisung solltest Du weitere Infos finden.
    Eventuell helfen Dir die Richtlinien für Tafelscheren.

    Gruß
    Stephan

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

  • Hallo Kalima,

    hast Du etwas mit den Infos anfangen können, oder bist Du an anderer Stelle fündig geworden? Wie bist Du weiter vorgegangen? Was ist aus der Alligatorschere geworden?

    Gruß
    Stephan

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

  • hast Du etwas mit den Infos anfangen können, oder bist Du an anderer Stelle fündig geworden? Wie bist Du weiter vorgegangen? Was ist aus der Alligatorschere geworden?

    Ja, vielen Dank, die Info´s haben weitergeholfen. Als Generalist, der branchenübergreifend arbeitet, habe ich nicht immer alles in dieser fachlichen Tiefe gleich zur Hand.

    Ich habe eine Gefährdungsbeurteilung für das Arbeitssystem (also die Schere und Umgebung wo sie eingesetzt wird) mit dem Kunden aufgebaut Diese enthält T-O-P-Schutzziele, und darauf basierende abgeleitete T-O-P Maßnahmen, als Vorschläge. Als erste Orga-Maßnahme habe ich eine umfassende Betriebsanweisung geschrieben und zur Verfügung gestellt.

    Was aus der Schere geworden ist, sehe ich dann im Herbst, wenn ich den Kunden wieder besuche.

    Vielen Dank an alle!
    K.

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