Moin,
inspiriert durch diesen Beitrag möchte ich meine eigenen Erfahrungen mit der Rettungsleitstelle schildern und den Kollegen dort mein höchstes Lob zollen. Guudsje und Gattin sehen zum ersten mal Elternfreuden entgegen. Herr und Frau Guudsje haben alle Geburtsvorbereitungskurse besucht, sich im Internet schlau gemacht und extrem viele Bücher gelesen. Man hat Freunde befragt, die bereits Kinder haben und alle guten Ratschläge der Eltern und Großeltern verinnerlicht. Kurzum: Familie Guudsje ist voll umfänglich bereit für das erste Kind. 
Ein Abend einige Wochen vor dem Geburtstermin:
Es sicherlich eine Übertreibung zu behaupten, dass guudsje einen leichten Schlaf hat. Nach einem gepflegten Feierabendbierchen legt sich guudsje neben seinen Walfisch und schlummert sanft ein. Dass Frau guudsje irgendwann das Schlafzimmer verlässt, bekommt er nicht mit. Plötzlich ein greller Lichtstrahl im Schlafzimmer. GSG9, Einbrecher, NSA? Verschlafen blinzelt guudsje der 60 Watt Birne entgegen und entdeckt Frau guudsje, die vor dem Bett steht und ihm mitteilt: "Mir ist die Fruchtblase geplatzt". Wie bereits erwähnt hat guudsje eher einen festen Schlaf und kann nachts geistig nicht von Null auf Hundert beschleunigen. Mit einem freundlichen: "Mach's Licht aus und leg' Dich wieder hin" versucht guudsje die Situation zu meistern.
Aber das weibliche Wesen vor dem Bett gibt nicht auf und drängt guudsje aufzustehen. Eine riesen Sauerei auf dem Korkboden! Guudsje begreift: Jetzt ist es ernst und es sind noch etliche Wochen bis zu dem errechneten Geburtstermin. Guudsje kramt nachts um 03.30 Uhr in seinen Erinnerungen. Was hat er im Vorbereitungskurs gelernt.
Wenn die Fruchtblase vorzeitig platzt, bitte die Frau hinlegen, nicht unnötig bewegen und die Rettungskräfte anrufen.
Guudsje arbeitet seinen Auftrag ab: "Leg' Dich aufs Sofa und bleib liegen. Ich rufe das Rote Kreuz."
Das ist der Moment, in dem normalerweise die Firma eintrifft, um die Tribünen zu errichten und die Popcorn- und Eisverkäufer ihre Bestände auffüllen, denn nun kann man live erleben, wie ein gebildeter Mitteleuropäer mit einem passablen Abitur, der mitten im Leben steht, völlig ausser Kontrolle gerät. Guudsje wühlt aus der Schublade das Telefonbuch und sucht die Nummer des Roten-Kreuzes. Unter "R" ist kein Eintrag zu finden. Die Stimme von der Couch empfiehlt ihm, unter "D" (Deutsches Rotes Kreuz) nachzusehen. Tatsächlich. Guudsje wird fündig und wählt. Nachdem guudsje den zwanzigsten Klingelton abgewartet hat, legt er auf und sagt zu Frau guudsje "Wenn Du die ... einmal brauchst, geht bei denen ... keiner ans Telefon." Das Rote-Kreuz hat bei uns einen Eintrag im Telefonbuch und man möge es den ehrenamtlichen Kollegen nachsehen, dass in der Kleiderkammer, denn dort hatte guudsje angerufen, um diese Uhrzeit niemand ereichbar ist.
"Ruf die 112 an" tönt es vom Sofa. Guudsje wählt die 112. Eine sehr junge Stimme meldet sich:
"Leitstelle XXX, wie kann ich Ihnen helfen?"
"Wie Sie mir helfen können? Meine Frau bekommt ein Kind!!!" "Frau guudsje behauptet, ich hätte ihn angebrüllt. Bestreiten möchte ich es nicht. 
Es folgt die übliche Abfrage nach Name, Adresse, Schwangerschaftswoche usw. Als er die Schwangerschaftswoche vernimmt, setzt er sofort die Rettungskräfte in Bewegung.
"Bleiben Sie ruhig, der Wagen ist unterwegs zu Ihnen."
Der junge Mann nimmt sich Zeit und fragt guudsje "Haben Sie noch ein paar Minuten für mich?"
Na klar, was soll guudsje auch sonst machen?
Im Hintergrund hört man, wie er einen Ordner aus dem Regal zieht und einige Blätter herausnimmt. Wenn guudsje das Geräusch eines sich öffnenden Leitz-Ordners nicht erkennt, wer dann? 
"Haben Sie bereits eine Tasche gepackt?"
"Nein, denn es sind ja noch acht Wochen bis zum Geburtstermin, aber ich habe gerade angefangen."
"Was haben Sie eingepackt?"
"Kekse, Zeitschriften usw. alles was man im Krankenhaus so braucht."
Guudsje kann das Schmunzeln des jungen Mannes förmlich hören. 
"Haben Sie Waschlappen, Seife, Zahnbürste, Zahnpaste, einen Kamm, Handtücher usw,?)"
Guudsje kommt sich gerade ein bischen doof vor, denn die Tasche ist zwar voll, aber von all diesen Gegenständen befindet sich nichts darin. Guudsje setzt sich also in Bewegung und packt die Tasche um. Frau guudjse wird darüber informiert, dass der Wagen unterwegs ist. Sie reagiert mit einem "Ach Gott und ich bin ned mal gekämmt". Guudsje widmet sich wieder dem freundlichen jungen Mann am Telefon und erklärt, dass er jetzt alles vorbereitet hat. Der junge Mann empfiehlt guudsje vielleicht mal einen Blick auf die Straße zu werfen, da guudsjes Haus keine direkte Anbindung an die Straße hat und somit die Hausnummer von der Straße aus nicht zu sehen ist.
Guudsje erläutert dies seiner Gattin und begibt sich auf die Straße. Keine dreißig Sekunden später biegt blaues Licht um die Ecke. Guudsje weist die Helfer ein und es beginnt ein teilweise lustige Geschichte, die sich noch ein paar Tage hinzieht. Wer den Rest hören möchte, sollte auf das nächste SiFa-Treffen Süd kommen, da kann ich dann gerne die ganze Story erzählen. Damit ich nichts vergesse, solltet Ihr Euch folgende Stichworte aufschreiben:
Rauputz, Narrenkappe, Dortmund, katholisch.
Gruß guudsje
Der junge Mann in der Leitstelle hat einen saugeilen Job gemacht 
, wofür ich ihm ewig dankbar sein werde. Leider habe ich nie herausbekommen wer er war. Er hätte heute noch ein riesen Abendessen bei mir gut.
P.S. Guudsje Junior ist mittlerweile 12 Jahre alt, größer als Frau guudsje und hat Kraft wie ein Bär.
