Löschdecken, brennende Personen und der Fluchtinstinkt

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  • Moin Moin liebe Mitstreiter,

    ich arbeite grade an der neuen Unterweisung zum Brandschutz.

    Seit 2002 wissen wir ja, dass die Löschdecke zum Löschen von brennenden Personen das letzte Mittel der Wahl sein sollte. Die Artikel dazu ähneln sich allesamt und haben daher auch ein Manko gemeinsam. Anfangs wird stets erwähnt, dass brennende Personen irrational handeln und in der Regel brennend stiften gehen. Damals war alles klar. Man nehme die Löschdecke lege Sie der brennenden Person um den Hals (was während der "Flucht" wohl im Hechtsprung geschehen muss) und ringt diese zu Boden um Sie zu löschen.

    Nun habe ich aber oftmals keine Löschdecke mehr, die Empfehlung ist ja ganz klar, der Feuerlöscher ist immer das Erste Mittel der Wahl. Es wird aber nirgends erwähnt, wie ich die brennende, flüchtende Person mit dem Feuerlöscher zum stehen bekommen soll? Zumindest habe ich keine Aussage dazu entdecken können.

    Was meint Ihr? Was lehrt Ihr dazu? Hat mal jemand die nicht beneidenswerte Erfahrung gemacht?

    Vielen Dank fürs mitdiskutieren!

    Beste Grüße

    Fawbzn

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  • Hallo Fawbzn,

    ich habe diese Erfahrung zum Glück noch nicht in so einem Ausmaß erleben müssen, habe dazu aber die Aussage eines Feuerwehrmannes: Nach einem kurzen Stoß aus dem FL Richtung Rumpf bleibt die Person automatisch stehen. Im Notfall das kleinere Übel wählen

    Gruß
    Stephan

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

  • Moin pfülli,

    tolle Unterweisungsgrundlage. Hab ich natürlich sofort "eingesogen". Hoffentlich hat sich auch der eine oder andere "Mitsauger" bei Dir bedankt.

    Gruß aus dem Norden

    nj 1964

    Planung bedeutet den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen.

  • Moin Moin nochmal und danke für die ersten Antworten!

    pfülli: Das ist ziemlich genau der Text, wie er auch auf viele Seiten veröffentlicht ist. Das oben beschriebene Manko enthält auch er.

    bauco: Das ist immerhin mal eine Aussage. Schlüßig ist Sie meiner Meinung nach dennoch nicht. Wieso sollte eine in Panik davonrennende Person dann auf einmal stehen bleiben? Evtl. merkt Sie das ja nicht mal? Meine Praxiserfahrung hier ist zwar gleich Null aber wenn brennende Personen irrational und panisch handeln werden sie damit nicht sofort aufhören wenn sie der "Strahl" trifft.

    Es bleibt wohl nur die Rettungsschwimmer-Methode. Die Person wenn nötig gewaltsam am flüchten hindern.

    Grütze!

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  • Hallo,


    Wieso sollte eine in Panik davonrennende Person dann auf einmal stehen bleiben? Evtl. merkt Sie das ja nicht mal?

    Eine brennende Person wird kein 100m Lauf machen....

    1: Wenn die Person wegrennt, rennt sie erstmal weg. Wenn man nicht zufällig mit einem
    Feuerlöscher gerade daneben steht, wird es zeitlich mit der Bekämpfung vom Personenbrand
    schon knapp (erkennen-Feuerlöscher holen- hinterher- löschen).Ob dann immer der Feuerlöscher
    das "Löschgerät" erster Wahl ist, kann bezweifelt werden. Es gibt eine Vielzahl von anderen
    Löschgeräten (sofern vorhanden) die sich ebenfalls -teilweise sogar besser- eignen (z.B. Wandhydrant
    Typ S, Gartenschlauch, Wassereimer). Die Polizei Hessen setzt beim Personenbrand z.B. auf Löschsprays.

    2: Selbst wenn die Person wegrennt, je nach "Brandausbruchsstelle" (z.B. Jacke) wird die
    Person nicht weit kommen. Hitze und heiße Brandgase zwingen die Person quasi zu Boden.
    Wenn nicht die Person schon von sich selbst zu Boden geht und sich wälzt. Ferner ist eine Person
    im Vollbrand nicht gerade schnell, siehe dazu die diversen Videos auf Youtube.

    Mehr Varianten wird es nicht geben, und beide Variantenen hängen von Faktoren wie
    Zufall und Glück bei der Bekämpfung vom Personenbrand ab bzw. ob die Person überhaupt
    noch zu retten ist. Viel wichtiger ist doch aber die Frage, was kommt danach in form der
    Erstversorgung......da ist das KÜHLEN noch sehr weit verbreitet.....

    Gruß
    Simon Schmeisser

    PS: Der Personenbrand war schon diverse Male ein Thema hier auf Sifaboard, siehe Foren-
    suche. Fällt in letzter Zeit besonders auf, statt Forensuche/ Nutzung alter Threads wird das gleiche
    Thema in zig- (neuen) Threads wiederholt diskutiert.... (nur mal als Anmerkung)

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Moin Moin nochmal,

    vielen Dank an Herrn Schmeisser für die ausführliche Antwort.

    Variation 1 ist meiner Meinung nach nicht zu Ende gedacht. Wenn die Person rennt, rennt sie und ich mit dem FL hinterher.... und dann? Eine brennende Person wird keinen 100m Lauf machen und nicht schnell sein sind verallgemeinernde Aussagen und haben mit der eigentlichen Fragestellung nicht sonderlich viel zu tun. Ich möchte die Person schon nach 10 m (in 15 m beginnt der EX-Bereich) zum stehen bringen und bin verdammt langsam.
    Was die alternativen Löschmittel angeht. Ja Wasser ist und bleibt das erste Mittel der Wahl. Wir haben hier in der Firma aber weder Schnellangriffsvorrichtungen noch Gartenschläuche. Da wäre ein Sprung ins Schwimmbecken einfacher (davon haben wir hier mehrere). ;)

    Nehmen Sie es mir nicht übel Herr Schmeisser aber:
    Was nach dem Löschen der Person passiert war ebenfalls nicht die Frage. Die Forensuche wurde mit den Begriffen "Löschdecke", "Brandschutzdecke" und "*decke*" angestrengt. In einem Forenpost wurde über die möglichkeit des gewaltsamen Niederringens gesprochen ("ausknocken" stand dort) was meiner Meinung nach immernoch genug Spielraum für eine Diskussion bietet. Bevor man belehrt sollte man vielleicht selbst mal die Forensuche anstrengen und die Fragestellung beachten... (Nur mal als Anmerkung) :P

    Um nocheinmal auf die Diskussion zurück zu kommen: Zum Gebrauch der Löschdecke wurde der Hinweis gegeben die flüchtende, brennende Person damit einzufangen. Wie mach ich das nun mit dem Feuerlöscher? *ironiemodus an* Den Gartenschlauch bzw den S-Hydrant könnte man als Lasso benutzen? *ironiemodus aus*

    Wahrscheinlich habt ihr schon recht. Man rennt hinterher und wartet bis die Person nicht weiter rennt oder bemerkt, dass man ihr helfen will. Ich finds halt erstaunlich, dass dazu keinerlei Angaben mehr gemacht werden. Bin ich da der Einzige?

    Grüße

    Fawbzn

    EDIT: Wo finde ich denn ein solches Video bei YouTube? Möglichst ohne das ich diesem Konzern irgendwelche Daten preisgeben muss ;) Meine Suchbegriffe haben leider nicht den erhofften Erkenntnisgewinn erbracht.

  • Hallo,


    Variation 1 ist meiner Meinung nach nicht zu Ende gedacht.

    Wenn Sie bessere Antworten/Lösungen haben, sollten Sie uns vielleicht mal daran
    teilhaben haben lassen.


    Was nach dem Löschen der Person passiert war ebenfalls nicht die Frage.

    Glückwunsch! Person gelöscht und dann leider Ex gekühlt....wenn das "hinterher"
    nicht klappt, brauch ich mich um das "vorher"(löschen) gar nicht so zu kümmern...


    Bevor man belehrt sollte man vielleicht selbst mal die Forensuche anstrengen und die Fragestellung beachten...

    Wo weicht dieser Threadverlauf zu den bestehenden Threads ab?
    Danke muss die Forensuche nicht verwenden, da mir die Threads bekannt sind :cursing:


    Eine brennende Person wird keinen 100m Lauf machen und nicht schnell sein sind verallgemeinernde Aussagen und haben mit der eigentlichen Fragestellung nicht sonderlich viel zu tun.

    Das sind nicht verallgemeinernde Aussagen sondern eine schlichte Realität.


    Ich möchte die Person schon nach 10 m (in 15 m beginnt der EX-Bereich) zum stehen bringen und bin verdammt langsam.

    Wenn ich dieses Risiko von einem Personenbrand in meinem Betrieb so identifiziere, kann ich
    doch aus einer Vielzahl von Maßnahmen auswählen. Angefangen von entsprechender Kleidung/
    Überkleidung (schwer entflammbar) bis hin zu stationären/mobilen Notduschen/Löschkabinen
    oder der Ausstattung der Arbeitsplätze mit entsprechenden Löschgeräten (z.B. Löschspray).

    Bezüglich Youtube: Versuchen Sie es mit "Selbstverbrennung" oder mit englischen Suchworten
    oder auf Liveleak. Da findet man einiges...

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • ...Wieso sollte eine in Panik davonrennende Person dann auf einmal stehen bleiben? Evtl. merkt Sie das ja nicht mal? Meine Praxiserfahrung hier ist zwar gleich Null aber wenn brennende Personen irrational und panisch handeln werden sie damit nicht sofort aufhören wenn sie der "Strahl" trifft...


    Ich gehe davon aus, dass man mit dem Feuerlöscher einen ähnlichen "Schock-Effekt" wie bei einer Ohrfeige erreicht und das sehr wohl bemerkt wird.


    Wahrscheinlich habt ihr schon recht. Man rennt hinterher und wartet bis die Person nicht weiter rennt oder bemerkt, dass man ihr helfen will. Ich finds halt erstaunlich, dass dazu keinerlei Angaben mehr gemacht werden. Bin ich da der Einzige?


    Wie Simon schon gesagt hat:

    Mehr Varianten wird es nicht geben, und beide Variantenen hängen von Faktoren wie
    Zufall und Glück bei der Bekämpfung vom Personenbrand ab bzw. ob die Person überhaupt
    noch zu retten ist. Viel wichtiger ist doch aber die Frage, was kommt danach in form der
    Erstversorgung......da ist das KÜHLEN noch sehr weit verbreitet.....


    Die Situation wird vermutlich noch seltener auftreten als das Hängetrauma ;) Das wird auch der Grund dafür sein, dass es keine eindeutige Empfehlung mehr dazu gibt, sondern mehr Wert auf die Versorgung gelegt wird.

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

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  • Oha da wurde bei einer Person wohl ein bestimmter Nerv getroffen. Verhalten im Brandfall: Ruhe bewahren. :thumbup:

    Sehr geehrter Herr Schmeisser,

    ja ich habe verstanden, Sie möchten gerne Recht haben. Dieses Verhalten kenn ich auch gut ;) Allerdings: Wenn Sie sich mit meiner Fragestellung nicht auseinandersetzen wollen, dann lassen Sie es doch einfach. 8|

    Nocheinmal für Sie: Es geht hier nicht um meinen Betrieb, es geht nicht um die Notfallversorgung von Brandwunden, es geht nicht um die Selbstverbrennung von tibetischen Mönchen oder chinesischen Freiheitsaktivisten. Wenn Ihnen die Threads bekannt sind frage ich mich wieso Sie mich dann auf die Suche aufmerksam machen. Dann sollten Sie wissen das meine Fragestellung da nicht weiter behandelt wird. Wer sticht muss damit rechnen zurück gestochen zu werden.

    Sollte ich wider erwarten einen Thread überlesen haben in dem nun tatsächlich meine Fragestellung behandelt wird so bitte ich um den Link, Teer und Federn.

    Wenn Sie nun aber soviel Erfahrung mit brennenden Personen gemacht haben, dass Sie mit Sicherheit sagen können, dass brennende Personen keine 100 m weit laufen und dabei nicht sonderlich schnell sind, dann können Sie mir doch sicherlich auch etwas dazu sagen wie Sie diese stoppen!? Ich denke die Videos in denen sich Menschen mit Benzin übergießen und anzünden haben mit der Praxis in der vielleicht mal ein Arm o. ä. Feuer fängt nicht soooo viel zu tun. Ein Video von einem Unfall habe ich auch mit Suchbegriffen in mehreren Sprachen nicht gefunden. Wenn Sie da eines haben wäre ich für einen Link dankbar, auch wenn diese Videos nicht schön anzusehen sind. Ich lass mich gern überzeugen. Wenn Sie eine belastbare Quelle für Ihre Informationen haben wäre auch diese Interessant.

    Der Ausschlaggebende Punkt für diese Diskussion war meinerseits die fehlende Information wie man die in Panik Flüchtenden ohne Löschdecke zu Boden ringt bzw. zum stehen bleiben bewegt. Dieser Punkt war immer ein Thema bei der Benutzung der Löschdecke und fehlt nun völlig. Damit dieser Thread nicht immer mehr den anderen ähnelt - lassen Sie uns beim angestrebten Thema bleiben ;)

    Die Auslöser meiner Fragestellung sind hier:
    http://www.bgn.de/465/1705/1
    http://www.feuerwehrverband-duderstadt-eichsfeld.de/PDF/PersonenLoeschen.pdf
    http://brandschutzausbilder.de/info-portal/br…onen/index.html
    http://www.dfv.org/fileadmin/dfv/…nenbraenden.pdf
    etc.

    Von der Fluchtreaktion und dem Gebot schnellstmöglich zu löschen ist weiterhin die Rede. Nicht davon wie die Person in kürzester Zeit zu stoppen ist. Das erschien mir durchaus diskussionswürdig. Ich hoffe ich konnte nun verständlich darstellen worum es mir geht und damit weitere Missverständnisse ausschließen.

    Danke für die Geduld, die größte Hürde ist und bleibt die Kommunikation ;)

    Als Gedankenbeispiel. Wir befinden uns in einer fiktiven Tischlerei. Während Kollege A sich mit Verdünner vollsaut ist Kollege B dabei herausragende Nägel mit dem Trennschleifer zu bearbeiten. Kollege A bekommt Funken ab, fängt Feuer und rennt nun durch den halben Betrieb, weil er ins freie möchte. Was soll Kollege B machen? Wenn er ihn ohne Löschdecke niederringt fängt er ja vermutlich selbst Feuer. Kollege A ist aber in solcher Aufregung das er weder die STOP-Rufe seiner Kollegen noch sonst irgendetwas wahrnimmt. Er denkt nur "scheiße ich brenne"...

    Ist das schon zu weit hergeholt?

    So das passiert wenn man keine Ruhe bewahrt ;)

    Beste Grüße
    Fawbzn

  • Hallo,

    Nein, Sie haben sicherlich keinen Nerv getroffen und ich muss auch nicht Recht haben.
    Ihre Art und Weise finde ich aber mehr als Unverschämt, wenn Sie bessere Antworten
    Wissen, so sollten Sie uns daran teilhaben lassen. Wenn Ihnen die Antworten oder die Threadverläufe
    nicht passen, sollten Sie es sein lassen.


    Allerdings: Wenn Sie sich mit meiner Fragestellung nicht auseinandersetzen wollen, dann lassen Sie es doch einfach.

    Seien Sie mir nicht böse, dass muss ich mir bestimmt aber nicht von einer Person sagen lassen,
    die hier auf Sifaboard nur "abgreift"!


    Wenn Sie nun aber soviel Erfahrung mit brennenden Personen gemacht haben, dass Sie mit Sicherheit sagen können, dass brennende Personen keine 100 m weit laufen und dabei nicht sonderlich schnell sind, dann können Sie mir doch sicherlich auch etwas dazu sagen wie Sie diese stoppen!?

    Kommt doch auf die Situation und die Möglichkeiten an...ist das so schwer zu verstehen?


    Ich denke die Videos in denen sich Menschen mit Benzin übergießen und anzünden haben mit der Praxis in der vielleicht mal ein Arm o. ä. Feuer fängt nicht soooo viel zu tun. Ein Video von einem Unfall habe ich auch mit Suchbegriffen in mehreren Sprachen nicht gefunden. Wenn Sie da eines haben wäre ich für einen Link dankbar, auch wenn diese Videos nicht schön anzusehen sind. Ich lass mich gern überzeugen. Wenn Sie eine belastbare Quelle für Ihre Informationen haben wäre auch diese Interessant.

    Da müssen Sie schon selber suchen und nicht warten bis es serviert wird....Ansatzpunkte
    haben Sie.

    Doch, weil man an diesen Videos sehr gut sehen kann wie weit eine Person kommen kann (weil
    meist wollen die das ja gerade, der LAUF in die Menge (Aufmerksamkeit)) Diese Videos lassen
    somit gewisse Rückschlüsse zu wie weit eine Person kommen kann.


    Der Ausschlaggebende Punkt für diese Diskussion war meinerseits die fehlende Information wie man die in Panik Flüchtenden ohne Löschdecke zu Boden ringt bzw. zum stehen bleiben bewegt. Dieser Punkt war immer ein Thema bei der Benutzung der Löschdecke und fehlt nun völlig.

    Was mit der Löschdecke dann in der Praxis je nach Brandausbreitung dann auch nicht so
    funktioniert hat, weil in einzelnen Fällen die "Löschdecke" quasi schon durchgebrannt war
    oder man die Löschdecke nicht "dicht" genug um die Person bekam. Oder weil man mit der
    Löschdecke die Verletzungen noch schlimmer gemacht hat. Ferner es mit einer erheblichen
    Verletzungsgefahr für die Ersthelfer verbunden ist.

    Siehe auch Bild (Quelle: http://www.feuerwehr-rothenthurm.ch/upload/einsatz_1711944953.jpg)

    DIE Vorgehensweise für den Personenbrand gibt es nicht.


    Von der Fluchtreaktion und dem Gebot schnellstmöglich zu löschen ist weiterhin die Rede. Nicht davon wie die Person in kürzester Zeit zu stoppen ist. Das erschien mir durchaus diskussionswürdig. Ich hoffe ich konnte nun verständlich darstellen worum es mir geht und damit weitere Missverständnisse ausschließen.

    Ja, und nochmal dafür gibt es keine pauschalen Lösungen!
    Anders kann das aussehen wenn ich in einem begrenzten Bereich (z.B. Labor etc.) eine
    solche Gefahr ausmache, dann kann ich gezielt mit Maßnahmen (siehe vorherigen Thread) vorplanen.


    Als Gedankenbeispiel. Wir befinden uns in einer fiktiven Tischlerei. Während Kollege A sich mit Verdünner vollsaut ist Kollege B dabei herausragende Nägel mit dem Trennschleifer zu bearbeiten. Kollege A bekommt Funken ab, fängt Feuer und rennt nun durch den halben Betrieb, weil er ins freie möchte. Was soll Kollege B machen? Wenn er ihn ohne Löschdecke niederringt fängt er ja vermutlich selbst Feuer. Kollege A ist aber in solcher Aufregung das er weder die STOP-Rufe seiner Kollegen noch sonst irgendetwas wahrnimmt. Er denkt nur "scheiße ich brenne"...

    Nein es ist nicht zu weit hergeholt, mehr als Maßnahmen wie Feuerlöscher/
    Wassereimer oder ähnliches wird aber nicht möglich sein. Höchstwahrscheinlich
    wird aber ein Kollege einfach seine Jacke ausziehen und damit versuchen die
    Person einzufangen und zu löschen.

    Und nochmals, die Löschung von einem Personenbrand ist nur ein Aspekt und darf
    keinesfalls dazu führen das in der Versorgung dann Mist gemacht wird.

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Dateien

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Moin,

    vielleicht bin ich jetzt zu naiv, aber ergibt sich die Möglichkeit, den Wegrennenden zu stoppen nicht aus der Situation heraus? Ich formuliere es jetzt mal ganz platt: Wenn ein brennender Kollege durch die Halle rennt und ich geistensgegenwärtig genug bin, den Feuerlöscher von der Wand zu reißen und hinterherzusprinten, gibt es zwei Möglichkeiten

    a) Ich hole ihn so weit ein, dass ich ihn mit dem Löscher (also natürlich dessen Inhalt ;) ) erreichen kann.
    b) Ich erkenne, dass ich ihn nicht einholen werde, und dann muss ich mich entscheiden, welche Möglichkeiten ich habe, um ihn zu stoppen.

    Habe ich einen Kollegen in der Nähe, kann ich mit einem freundlichen "Hau ihn um" :rolleyes: bitten, den Kollegen zu stoppen. Das mag jetzt platt und makaber klingen, aber lieber holt ihn der Kollege wie weiland Uli Borowka von den Füßen und ich kann ihn evtl. zwei Sekunden später ablöschen, als dass der Flüchtende weiter als Brathähnchen rennt.

    Ist kein Kollege da, bleiben mir nicht viel Möglichkeiten. Da gibt es dann keine klare Handlungsanleitung. Ich kann ja schlecht Lassowerfen, um ihn zu fixieren. Ich hätte auch keine Schwierigkeiten damit, ihm etwas zwischen die Beine zu schmeissen, um ihn wenigstens zu verlangsamen oder zu stoppen und dann versuchen, ihn rechtzeitig mit dem Löscher erreichen. Lieber bricht er sich einen Knöchel und zwei Rippen, anstatt geröstet zu werden. Ich denke, dass es für solche Extremsituationen keine vorgefertigten Handlungsabläufe gibt. Gott sei Dank gibt es nicht haufenweise "best practice Beispiele", weil jeden Monat mal ein Entzündeter eingefangen und verarztet wird.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Moin aus Hamburg,

    einige Gedanken zu dem oben erwähnten Gedankenspiel von Fawbzn.
    Kollege B (der mit dem Trennschleifer) wird wohl kaum auch mit Verdünner geduscht haben. Also kann er doch hinterherrennen und mit seiner Jacke versuchen den Kollegen A zu löschen. Natürlich hat die Jacke einen ähnlichen Effekt wie die Löschdecke. Dafür ist sie mit Sicherheit schneller zur Hand. Als sonstiges Löschmittel schlage ich vor: Das was am schnellsten erreichbar ist (Decke, Feuerlöscher, Schlauch,... was auch immer, hauptsache es geht schnell!!)
    Zur eigentlichen Frage: wie stoppe ich jemanden der brennt? Ich denke, dass man denjenigen irgendwie "umnieten" (Bein stellen, schubsen...) sollte, Hauptsache er läuft nicht weiter und ich kann ihm helfen. Selbst wenn er dabei Prellungen oder einen Armbruch erleidet: Wenn ich ihn nicht lösche, hat er ganz andere Sorgen.
    Ich denke, dass es keine für jede Situation passende Lösung gibt (Sonst wäre das Löschen von Personen bestimmt mit einer DIN oder EN Norm versehen ;) ).

    Wenn das jemand von euch anders sieht: Gerne weiter diskutieren!

    Schöne Grüße
    Thomas

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  • Moin zusammen,

    ich denke Schilli hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Den brennenden Menschen irgendwie umhauen und dann mit dem Löschmittel ablöschen, das gerade greifbar ist.

    Die letzten Beiträge mussten alle auf konstruierte Szenarien zurückgreifen, die zutreffen können - oder auch nicht, weil sich dann vor Ort alles ganz anders darstellt.

    Es gibt keine Standardsituation "Personenbrand" - und deshalb auch keine Standardprozedur zum Aufhalten einer wegrennenden brennenden Person.

    Man kann wohl nur etwa in der Art unterweisen: Wenn jemand brennt und Du hast (noch) eine Löschdecke zur Hand, dann mach es soundso, mit einem Feuerlöscher muss man es soundso machen usw.

    Gruß aus dem Norden

    nj 1964

    Planung bedeutet den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen.

  • Der Ausschlaggebende Punkt für diese Diskussion war meinerseits die fehlende Information wie man die in Panik Flüchtenden ohne Löschdecke zu Boden ringt bzw. zum stehen bleiben bewegt...Von der Fluchtreaktion und dem Gebot schnellstmöglich zu löschen ist weiterhin die Rede. Nicht davon wie die Person in kürzester Zeit zu stoppen ist...

    Hallo,

    und genau dafür lassen sich keine Vorschriften aufstellen. Das haben jetzt schon einige so geantwortet. Vielleicht kommt die Botschaft auch bei Fawbzn an? :wacko:

    Ich stelle mir gerade vor, wie der Kollege zuerst sein Notfallhandbuch heraussucht und nachliest, was er zu tun hat. :D


    Als Gedankenbeispiel... Wir befinden uns in einer fiktiven Tischlerei. Während Kollege A sich mit Verdünner vollsaut ..Ist das schon zu weit hergeholt?

    Nein, das ist überhaupt nicht weit hergeholt. Aber der Versuch, hierfür Regeln aufzustellen, ist zum Scheitern verurteilt. Jeder Vorfall ist anders.
    In meinen Unterweisungen spreche ich solche Beispiele auch an. Und meine Empfehlung an die Teilnehmer ist ganz simpel: Macht - macht irgendwas. Irgendwas zu machen ist immer besser als nichts zu machen. Und dann bleibt eben noch das Prinzip Hoffnung, dass das Bestmögliche gemacht wird (deshalb sind sie ja in meiner Schulung).
    Und ich habe dann auch schon einmal die Antwort gegeben: Wenn es sein muss, werft ihm den Feuerlöscher zwischen die Beine. Das hat zwei Vorteile: 1. Er rennt nicht weiter. 2. Der Feuerlöscher ist schon vor Ort. :thumbup:

    So, und jetzt erwarte ich die Schelte... 8)
    Gruß, Niko.

    PS:

    Während Kollege A sich mit Verdünner vollsaut ist Kollege B dabei herausragende Nägel mit dem Trennschleifer zu bearbeiten.

    Da ist dann wohl auch was mit dem Heißarbeit-Erlaubnisschein schiefgegangen -> brennbare Stoffe im Umkreis von 10 m entfernen? Dann wird das ja auch ein interessanter Fall für den Sachversicherer...

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • Moin Moin nochmal, nochmal, nochmal ;)

    ja so habe ich mir das eher vorgestellt. Ich denke auch, dass der körperliche Einsatz wohl das wirkungsvollste Mittel ist.

    Ob man das so auch kommunizieren sollte? Es wird ja eigentlich alles haarklein erklärt und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Frage gestellt wird. In einem anderen Thread hab ich gelesen, dass es nach einer solchen "Behandlung" eine Anzeige gab. Find ich zwar extrem Weltfremd seinen Retter anzuzeigen aber es gibt ja nichts was es nicht gibt.

    Wenn ich nun den Kollegen "beibringe" eine brennende Person mit Gewalt niederzuringen und diese im Endeffekt mit einer Anzeige reagiert werden die Kollegen wohl auf mich verweisen. Worauf verweise ich dann? Im Bereich der Wasserrettung wird einem ja auch beigebracht sich vor dem Ertrinkenden Notfalls mit einem Knockout zu schützen und ihn dann zu retten. So eine Aussage fehlt mir bei dieser Sache. Seht ihr das genau so?

    Beste Grüße

    Fawbzn

    EDIT: Ja ja hackt nur auf mir rum, weil ich mich nicht für blöd verkaufen lasse 8)

  • Hallo Fawbzn,

    schau dazu mal in den §104 und §105 des SGB VII...
    Bisher haben Gerichte meines Wissens diesen §§ immer den Vorrang gegeben.

    Gruß, Niko

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

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  • Hallo,

    die Person kann anzeigen dann was sie möchte, sowas "bucht" man unter §34 StGB
    (Rechtfertigender Notstand) ab. Aus einem Personenbrand können schließlich auch
    für Dritte oder für das Eigentum entsprechende Gefahren resultieren.

    http://dejure.org/gesetze/StGB/34.html

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Und ich habe dann auch schon einmal die Antwort gegeben: Wenn es sein muss, werft ihm den Feuerlöscher zwischen die Beine. Das hat zwei Vorteile: 1. Er rennt nicht weiter. 2. Der Feuerlöscher ist schon vor Ort. :thumbup:

    So, und jetzt erwarte ich die Schelte... 8)
    Gruß, Niko.

    Nö, warum? In einem solchen Fall, der hoffentlich niemals eintritt, habe ich nicht lange Zeit, um mir großartige Strategien zu überlegen, um den Kollegen zu stoppen. Wenns der Feuerlöscher sein soll und ich es schaffe, ihn damit zu stoppen, so what? Wobei man aber bedenken sollte: Wenn ich kein erfahrener Bowler bin, sollte ich in diesem Fall bereits so nahe an dem "Kontrahenten" dran sein, dass ich ihn bereits mit dem Löschmittel erwische. Wer einen Kollegen mit einem Löscher aus 10m "fällt" dürfte schon ein As in dieser Sportart sein.

    Aber wie jetzt bereits mehrfach geschrieben: Egal wie, der Kollege muss gestoppt werden. Ob ihn jetzt einer "umnietet" oder ihm eine Tür vor den Latz knallt oder ihm ein Netzwerkkabel vor den Füßen straff zieht - völlig egal. Wer in dieser Situation noch Zeit und Muße hat, auf zusätzliche Verletzungen des Kollegen Rücksicht zu nehmen, dem gebührt höggschder Reschbeggd (wie Jogi sagen würde).

    Ernsthaft: Meines Erachtens kann man so etwas nur so unterweisen, wie Niko es bereits beschrieben hat. Das falscheste ist, nix zu tun, alles andere ist besser.

    Gruß Frank

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Hallo,

    die Person kann anzeigen dann was sie möchte, sowas "bucht" man unter §34 StGB
    (Rechtfertigender Notstand) ab. Aus einem Personenbrand können schließlich auch
    für Dritte oder für das Eigentum entsprechende Gefahren resultieren.

    http://dejure.org/gesetze/StGB/34.html

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Einspruch Euer Ehren. Der §34 StGB stellt mich nicht automatisch frei, denn

    a) auf die Verhältnismäßigkeit wird explizit Bezug genommen
    b) vor Gericht und auf hoher See. ;(

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.