Gefährdungsbeurteilung in der Pflege

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  • Guten Morgen zum Freitag !
    Ich habe, abseits der rein formalen Sifa-Arbeit, mal eine Frage an die BGW-Experten zur Durchführung von Gefährdungsbeurteilungen im Bereich der Krankenhaus- und Altenpflege.
    Man bekommt ja immer ganz nette Tips wie z.B. "notieren Sie die einzelnen Arbeitsschritte und dokumentieren Sie diese mit Bildern für die spätere Analyse."
    Bei einem rein technischen Vorgang ist das völlig unproblematisch. Wie aber setzt Ihr das um, wenn Patienten beteiligt sind ?
    Die an sich schon unangenehme Situation wird für einen Patienten sicherlich nicht besser, wenn neben dem Pflegepersonal noch der Sicherheitsmann mit Klemmbrett und Knipsomat steht. Als Patient würde ich persönlich wahrscheinlich temporär gesunden und das Zimmer samt Sifa zerlegen, wenn der beim Katheterwechsel eine Fotoserie macht.
    Für Eingefleischte ist das vielleicht ne blöde Frage und daß man da sehr sensibel drangehen muss ist mir klar, aber wie macht IHR das ?
    Lasst Ihr euch das Einverständnis erklären ? Dazu habe ich nämlich bisher nichts gefunden....

    Schonmal vielen Dank vom Thomas

    Neueste Studien der EU kommen zu eindeutigem Ergebnis: "Man steckt halt nicht drin...!"

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  • Sobald Patienten beteiligt sind, werden diese vorab informiert und ihre Genehmigung eingeholt. Idealerweise erfolgt die Genehmigung schriftlich, da reicht ein kleiner Zweizeiler. Sobald Fotos gemacht werden muss man besonders vorsichtig sein, denn dies ist ein sehr sensibler Bereich. Auch hier Vorabinformation. Dann werden die Fotos möglichst schon anonymisiert erstellt, also ohne das Gesicht oder andere eindeutig zuordenbare Merkmale (z.B. Tatoos). Der Patient darf jedes gemachte Foto ansehen und abnicken. Digitale Kameras haben ja in der Regel ein entsprechendes Display, da geht das flott. Die Fotos, die der Patient nicht wünscht, werden umgehend gelöscht. Zum Abschluß dann noch eine schriftliche Genehmigung, über die Fotos, wo auch festgehalten wird, für welchen Zweck man diese verwenden darf.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Also ich würde die Gefährdungen im Gespräch mit dem Pflegepersonal eruieren.
    Ich habe da einen enormen Vorteil, dass ich mir die Gespräche sparen kann, Selbstgespräche reichen mir da.
    Aber das wichtigste sind eh die gefahrbringenden Bedingungen und das sind meist die Patienten. Aus diesem Blickwinkel betrachtet lässt sich das Ganze gedanklich gut straffen.
    Also ein Szenario, bei dem ein Mensch mit Klemmbrett bei Katheterlegen die Gefährdung beurteilen lassen will, würde ich als Stationsleitung nicht zulassen. Das finde ich in der KP-Ausbildung schon schlimm, dass da den Pat. der Schulpfleger zugemutet wird.
    Und es gibt genug Experten, die auf gezielte Fragen die Aussagen, die du benötigst liefern. Das sind die Pflegekräfte.
    Außerdem, wo willst du anfangen, wo aufhören? Der Arbeitstag einer Pflegekraft ist sehr komplex. Da solltest du dir überlegen wo die wirklich großen Gefährdungen liegen und da genauer hinschauen. Das Verfeinern wird ein Prozess über Jahre sein.

    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

  • Vielen Dank erstmal für die Info und den Einblick in´s Praktische ! :thumbup:
    Meine Vorstellungen als Laie in dem Bereich waren dann ja mal gar nicht sooo falsch.

    Schönes Wochenende und Grüsse vom Thomas

    Neueste Studien der EU kommen zu eindeutigem Ergebnis: "Man steckt halt nicht drin...!"

  • Vielen Dank erstmal für die Info und den Einblick in´s Praktische ! :thumbup:
    Meine Vorstellungen als Laie in dem Bereich waren dann ja mal gar nicht sooo falsch.

    Schönes Wochenende und Grüsse vom Thomas


    Mich amüsiert dabei dann eigentlich nur, dass du das pflegerische betreuen darfst, ich aber nicht die technischen Bereiche. Aber so sind die Behörden halt. ;) :wacko:

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
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  • Tach ToBi.
    Hast Du vllt auch die Möglichkeit über externe Quellen an diese Fotos zu kommen, da diese da vorher schon gemacht wurden, z. B. BGW? Die Bgn helfen bei so etwas doch immer gerne oder können Dir eine Quelle nennen, wo Du so etwas her bekommen kannst. Ich würde es mal über solche zentralen Anlaufpunkte versuchen. Da hast Du dann auch schon offizielle Bilder und kannst Dir auch die ganzen Genehmigungen sparen.

    Gruß

    Jens

    "... das kannste schon so machen aber dann ist es halt kacke!"

    "Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!" (Rockband Haudegen)

  • Um das kurz zu klären, ich bin Metaller und bemühe mich grad um die Fachkunde der BGW ! Und dabei tauchen halt solche Fragen auf, die ich dann hier mal einstreue, ihr seid ja schliesslich im Thema.
    (Bislang hatte ich zwar auch mit "Pflegefällen" zu tun, aber diesen Spezialfällen ist garantiert nicht mehr zu helfen, zumindest nicht mit Medizin ... :D)

    Neueste Studien der EU kommen zu eindeutigem Ergebnis: "Man steckt halt nicht drin...!"

  • Ich habe auch den Fachteil bei der BGW gemacht. Nun betreue ich 3 Krankenhäuser, 5 Seniorenzentren, Pathologie usw.,Ich kann euch sagen, dass das eine ganz große Umstellung und vor allem ein rieseiger Geistiger Neuerlernprozeß ist. Fachteil (CD durcharbeiten Fernprüfung) ist was ganz anderes als der Alltag. Lasst euch bloß nicht blenden. Gel Hardy, wie oft sind wir in Kontakt!

    Mit oberschwäbischen Sicherheitsgrüßen
    Ritschi

    Ich denke, also bin ich. Und ab jetzt Frührentner.|?

  • So sieht's aus !
    Wenn man sich die Mühe macht, die hinterlegten Dokumente der DVD auch, so wie ich, wirklich zu lesen und durchzuarbeiten, wird das sehr schnell klar.
    Die DVD-Inhalte sind da nur Einstiegswegweiser. Will man sich auf diesem Gebiet ernsthaft tummeln, muss man schon in Extra-Wissen investieren und das kostet Einsatz. Aber wer den nicht bringen mag, lässt eh besser die Finger von solchen Aufgaben.
    Den Begriff der Fachkunde darf man also auf gar keinen Fall überbewerten !!! Wer glaubt, mit dem Zettel in der Hand auch mitreden zu können, bricht sehr schnell auf seinem dünnen Eis ein.

    Nen schönen Wochenstart wünscht der Thomas

    Neueste Studien der EU kommen zu eindeutigem Ergebnis: "Man steckt halt nicht drin...!"

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  • So sieht's aus !
    Wenn man sich die Mühe macht, die hinterlegten Dokumente der DVD auch, so wie ich, wirklich zu lesen und durchzuarbeiten, wird das sehr schnell klar.
    Die DVD-Inhalte sind da nur Einstiegswegweiser. Will man sich auf diesem Gebiet ernsthaft tummeln, muss man schon in Extra-Wissen investieren und das kostet Einsatz. Aber wer den nicht bringen mag, lässt eh besser die Finger von solchen Aufgaben.


    Jetzt lass mal die Kirche im Dorf, so dramatisch ist das sicher nicht. So wie ich im technischen Bereich, muss sich deinereiner eben seiner Defizite im pflegerischen Bereich bewusst sein und dementsprechend handeln. Und Handeln heißt hier einserseits Info bei den entsprechenden Kollegen zu sammeln. Da helfe auch ich gerne nach bestem Wissen und Gewissen.
    Aber noch wichtiger sind die Insider vor Ort, man muss nur die richtigen Fragen stellen. Es ist ja nicht so, dass Pflegekräfte und Ärzte nicht auch lieber im sicheren Bereich arbeiten. Und eine Abfrage der möglichen Gefährdungen mit Beispielen gewürzt öffnet da so manchem Profi ruckizucki die Augen.
    Und als drittes bin ich davon überzeugt, dass auch jemand Pflegefremdes durchaus recht schnell ein Gefühl für die Probleme in der Pflege entwickelt. Hilfreich wäre es dabei natürlich mal ein wenig im Pflegebereich zu hospitieren.

    Und was ich nach Auswertung der Unfallstatistik bei uns gesehen habe ist einfach das, dass Gewalt und biologische Gefährdungen mit großem Abstand an erster Stelle stehen. Wobei Unfälle mit biolog. Arbeitsstoffen eigentlich nur Einzug ins Verbandbuch finden.

    In der Pflege stehen die berufsbedingen Erkrankungen im Vordergrund: Halte- und Stützapparat, und Haut. Und ganz interessant an dieser Stelle: Irnkwo habe ich dieser Tage einen Aufsatz gelesen, dass die Rückenproblem weniger vom Heben und Tragen (Patienten) kämen, sondern vielmehr von Zwangshaltungen.

    Für mich kann ich da durchaus zustimmen, die haben mich deutlich mehr getriezt, die sind weniger berechenbar als eine Last.

    Mal sehen wie diese Betrachtung sich in Zukunft entwickelt.

    Hardy

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  • ...Hast Du vllt auch die Möglichkeit über externe Quellen an diese Fotos zu kommen, ...


    Das macht allerdings nur Sinn, bei Tätigkeiten, die besipielhaft dargestellt werden. Wenn aber eine Situation vor Ort durch das Bild konkretisiert werden soll ist ein solches Symbolbild in der Regel verzichtbar, da benötigt man dann schon ein Bild der realen Situation.

    ...(Bislang hatte ich zwar auch mit "Pflegefällen" zu tun, aber diesen Spezialfällen ist garantiert nicht mehr zu helfen, zumindest nicht mit Medizin ... :D)


    Das erinnert mich irgendwie an die Begehung in unserer Pathologie. Die Arbeitsmedizinerin zieht einen schlecht verpackten Fuß aus der Tiefkühltruhe (wird für Unterrichtszwecke verwendet) und kommentiert dieses mit "iiihhh, Gefrierbrand, das packen wir in Zukunft aber besser ein." Ich wurde ein wenig blass um die Nase, der Pathologe grinste nur.

    ....muss sich deinereiner eben seiner Defizite im pflegerischen Bereich bewusst sein und dementsprechend handeln. ...


    Manchmal ist es sogar recht hilfreich, wenn man nicht so in der Materie bewandert ist, denn das verhindert Betriebsblindheit. Ist man zu sehr mit einem Vorgang vertraut, übersieht man auch recht schnell durchaus kritische Dinge.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Ich muss nochmal was Nettes nachschieben...
    Heut habe ich den Schwiegerpapa ins Klinikum Göttingen gebracht. Während seines Arztgesprächs zur stationären Aufnahme bin ich über den Flur geschlendert und habe mich, höflich distanziert, etwas umgesehen. Von hinten kam plötzlich ein sehr freundliches aber nicht minder resolutes "Kann ich Ihnen helfen ???".
    Ich hab dann was über berufliches Interesse gestammelt und dass ich nur warte und sowieso völlig harmlos bin. :whistling:
    Es folgte ein "Na dann komme'se mal mit !", dem man sich nicht gerne widersetzt und dann bekam ich eine kleine Grundeinweisung.
    Ich muss sagen, das hat nicht nur Spass gemacht sondern es war überaus interessant und echt grossartig.
    Chapeau ! :thumbup:
    Dafür lasse ich mir noch was einfallen !

    Grüsse vom Thomas

    Neueste Studien der EU kommen zu eindeutigem Ergebnis: "Man steckt halt nicht drin...!"

  • und dann bekam ich eine kleine Grundeinweisung.


    Das ist genau das was ich meinte: Einfach mit den Praktikern zusammenarbeiten, Fragen stellen, etc. Dann kommt man auch in diesen Bereich hinein.

    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

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  • Hey, warum arbeitest Du nicht mal einen Tag in der Pflege... Ich kann Dir eine Hospitation in einem Altenpflegeheim, Krankenhaus o.ä. vermitteln.

    Meine Überlegung geht etwas weg von der Gefährdungsbeurteilung
    Wenn Du die BGW-spezifische Ausbildung machst, musst Du doch auch ein Feeling für die Branche haben. Was motiviert Dich?

    Hildegard Schmidt

    Ergonomiecampus