Schutzhandschuhe

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  • Hallo Sifas,

    bin gerade bei der Ersellung einer BA zur Wischdesinfektion mit einem Flächendesinfektionsmittel (Terralin 2% C ätzend).
    Habe dazu eine Frage zur Auswahl der Schutzhandschuhe.
    Handschutz:
    Konzentrat > Chemikalien-Schutzhandschuhe nach EN 374
    Verdünnte Lösung > Untersuchungshandschuhe Nitril oder Latex ???
    Wo finde ich dafür Angaben?

    Danke :rolleyes:

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  • Hallo amais,

    Die Angaben findest du im sicherheitsdatenblatt.
    Für Terralin Protect (allerdings als Konzentrat):

    Spritzschutz: Einmalhandschuh aus Nitrilkautschuk z.B. Dermatril der Fa. KCL oder Handschuhe anderer Hersteller mit gleichen Schutzwirkungen.

    Dauerkontakt: Schutzhandschuh aus Nitrilkauschuk z.B. Camatril (> 480 min) oder aus Butylkautschuk z.B. Butoject (>480 min) der Fa. KCL oder Handschuhe anderer Hersteller mit gleichen Schutzwirkungen.

    Bei Terralin PAA:

    Spritzschutz: Einmalhandschuh aus Nitrilkautschuk z.B. Dermatril (Schichtdicke: 0,11 mm) der Fa. KCL oder Handschuhe anderer Hersteller mit gleichen Schutzwirkungen

    Dauerkontakt: Schutzhandschuh aus Nitrilkauschuk z.B. Camatril (> 120 min, Schichtdicke: 0,40 mm) oder aus Butylkautschuk z.B. Butoject (>480 min, Schichtdicke: 0,70 mm) der Fa. KCL oder Handschuhe anderer Hersteller mit gleichen Schutzwirkungen.


    Die üblichen Einmalhandschuhe aus Nitril oder Latex sind üblicherweise keine Chemikalienschutzhandschuhe.

    Grüße

    awen

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

  • Hallo amais,

    wir benutzen Incidin Extra N zu Wischdesinfektion. Das Konzentrat ist auch Ätzent.
    Die Wischlösung hat nur 0,5 % und wir nehmen Nitril Untersuchunghandschuhe mit der EN 374 Norm Kategorie 1.
    Das gilt für das Pflegepersonal wenn kurzzeitig mit der Wischdesinfektionslösung gearbeitet wird.
    Wie Awen schon schreibt findest du im SDB alles zum Umgang mit dem Konzentrat aber nicht zum Umgang mit der Lösung.
    Die frage ist ja braucht man für eine Wischdesinfektionslösung einen Chemiekalienschutzhandschuh?

    Genaue Angaben wegen durchdringungszeit der Untersuchungshandschuhe beim Hersteller schriftlich erfragen.
    Wichtig halt hier wieder Gefährdungsbeurteilung: Wer Arbeitet wie lange mit welchem Produkt.

    Gruß Jörg

    Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut.

    Einmal editiert, zuletzt von Joerg (30. März 2012 um 14:35)

  • Die frage ist ja braucht man für eine Wischdesinfektionslösung einen Chemiekalienschutzhandschuh?

    Da möchte ich einhaken: Wir empfehlen von Seiten der Hygien, wie auch der Arbeitssicherheit Haushaltshandschuhe bei Tätigkeiten wie dem Auswaschen eines Bettes, Grunddesinfektion eines Patientenzimmers. Also Tätigkeiten von mehr als, na sagen wir mal 3 Minuten Umgang mit der Lösung. Auch bei uns, wie bei Jörg nebenan Incidin extra.

    Warum diese Empfehlung: Die Haushaltshandschuhe sind mindestens so dich wie Latex oder Nitril, da gehört wesentlich mehr dazu ein Loch hineinzubringen oder den gar zu zerreißen.
    Dafür sind Haushaltshandschuhe aber wesentlich hautfreundlicher. Sie sitzen wesentlich lockerer, Feuchtigkeit kann in einem gewissen Umfang abdampfen. Dazu kommt die Baumwollbeschichtete Innenfläche (die sollten sie auf jeden Fall haben). Ein weiterer Pluspunkt: Die wesentlich längere Stulpe im Gegensatz zum Standard Nitril oder Latexhandschuh.
    Und auch dem Schefe gefällts: Durch die Möglichkeit der Widerverwendung spart man damit sogar.

    ABER: Die Akzeptanz zur Benutzung ist beim Personal sehr schlecht. Im Moment wird versucht zu zeichnen, damit jeder seine eigenen Handschuhe hat. Ist aber ein Problem des Platzbedarfs.
    Und manche Hirne sind da aufklärungsresistent...

    Hardy, ich sehe schon wieder ein Fitzelchen blauen Himmels im sonst wogenden Grau in Grau

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

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  • Mit den Schutzhandschuhen ist es fast schon wie mit der Religion. Die einen glauben an das, die anderen an was anderes und ich an nichts.

    Schon mal die Norm EN 374 gelesen? Ein großartiges Beispiel für eine praxisfremde Norm. Da wird als Prüftemperatur 23°C festgelegt, obwohl die Hautoberflächentemperatur und somit die Handschuhinnenseite bei grob 32°C liegt. Eine Faustregel in der Chemie besagt, dass chemische Reaktionen ihre Geschwindigkeit alle 10°C verdoppeln. Weiterhin sieht die Norm keinerlei mechanische Belastungen vor. Bereits der BIA Info 4/2001 konnte man entnehmen, dass Temperatur und mechanische Belastung einen erheblichen Einfluß auf die Schutzwirkung von Handschuhen hat. Auch die Durchbruchskriterien (1 µg/cm²min) sind für so manchen Stoff deutlich zu hoch.

    Jetzt noch was zu den Einweg/Untersuchungshandschuhen. Diese werden ja nicht jeder einzeln zerstörerisch geprüft, sondern man hat sich auf Qualitätslevel geeinigt. Bei den Untersuchungshandschuhen im medizinischen Bereich ist dies in der Regel AQL 1,5. Dies bedeutet, dass bei einer Chargengröße von 10000 Stück, 80 geprüft werden, davon dürfen 3 defekt sein und die Charge gilt trotzdem als dicht. Klingt wenig, aber nach statistischer Auswertung ergibt dies mit 95%iger Wahrscheinlichkeit, dass 0,8% bis 10,6% der Handschuhe fehlerhaft sind. Nimmt man nun den schlechteren Wert (wir machen ja gerne worst case Betrachtungen), so stellt man fest, von den 10000 Handschuhen dürfen 1060 bereits ab Fabrik defekt sein und gelten trotzdem als dicht. ?( Wenn man jetzt noch annimmt, dass man nicht gerade gleichzeitig 2 defekte Handschuhe erwischt, so hat man bei jedem 5ten Handschuhpaar einen defekten Handschuh dabei. Mechanische Belastung durch Dehnung bei der Entnahme aus der Verpackung und beim Anziehen ist hierbei noch nicht einmal berücksichtigt. => Einweghandschuhe bewirken psychologisch Schutz, praktisch eher weniger.

    Ich persönlich halte Haushaltshandschuhe auch für die bessere Wahl, allerdings ergeben sich auch dort erhebliche Probleme. Die Prüfnorm sieht nur eine Beständigkeit bis 8 Stunden vor. Was danach geschieht ist ungeprüft und somit unbekannt. Ein Kontakt mit einer Chemikalie führt zu Permeation durch das Material. In wie weit hier eine Handschuhreinigung die Chemikalie beseitigt ist unbekannt. Reinigung und Trocknung von Handschuhen ist oft auch nicht sinnvoll geregelt und somit kritisch zu betrachten. Wie lange darf so ein Haushaltshandschuh für die Verwendung mit verdünnten Chemikalien verwendet werden? Darüber bekommt man nirgendwo eine schlüssige Antwort.

    Die verdünnten Reinigungs- und Desinfektionsmittel sind fast alle nicht kennzeichnungspflichtig nach der Zubereitungsrichtlinie. Natürlich enthalten sie gefährliche Inhaltsstoffe und ein Hautkontakt sollte somit vermieden werden. Im Fußbodenbereich ist dies durch entsprechende Wischmopsysteme inzwischen Standard, bei Oberflächen mit Krümmungen usw. gibt es wohl noch kein praktikables System. => Handschuhe sind erforderlich.
    Ich persönlich empfehle lieber einen dickeren, als einen zu dünnen => Haushaltshandschuhe halte ich für geeigneter als Einweghandschuhe. Allerdings ist die Kostenfrage ja auch nicht zu vernachlässigen. Hier sind ja inzwischen Nitril und Latex gleichwertig, mit leichtem Vorteil beim Nitril. Vor ein paar Jahren war Latex noch deutlich günstiger, aber das ist vorbei. Mir persönlich gefallen die mechanischen Eigenschaften von Latex deutlich besser, als die von Nitril. Latex ist üblicherweise deutlich dehnfähiger als Nitril und somit auch im Trageverhalten günstiger. Allergien sind bei Latex inzwischen beherrschbar durch proteinarme Varianten und Verzicht auf Puderung. Übrigens gibt es keinen Handschuh ohne irgendwelchen Allergene als Weichmacher, Vernetzer usw. somit kann man von jedem Handschuh eine Allergie bekommen.
    Unter Kostengesichtspunkten wird man dann wahrscheinlich Einweghandschuhe wählen. Hier ist es relevant, dass diese nach der Tätigkeit ausgezogen und verworfen werden.

    Angaben aus dem Sicherheitsdatenblatt zu Schutzhandschuhen vertraue ich schon lange nicht mehr, denn da steht zu 99% nur Müll drin. Entweder wird kein konkreter Handschuh genannt oder einer, den man dann in allen Datenblättern dieses Herstellers findet. Prüfungen hat bei Nachfragen in der Regel keiner der Chemikalienlieferanten gemacht oder machen lassen. Bei Reinstoffen hilft dann evt. noch ein Blick in Beständigkeitstabellen wie z.B. in der GESTIS Stoffdatenbank, bei Mischungen ist man dabei aber auch schon wieder am Ende.

    Oh, ein ganzer Roman, jetzt aber schnell einen :49:

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Hallo amais,
    hier
    http://www.wingisonline.de/handschuhe/frmMain.aspx

    eine hilfreiche Datenbank.

    Gruß Tanzderhexen

    Gruß tanzderhexen

    "Das Verhüten von Unfällen darf nicht als eine Vorschrift des Gesetzes aufgefasst werden, sondern als ein Gebot menschlicher Verpflichtung und wirtschaftlicher Vernunft"
    Werner von Siemens, Zitat von 1880
    „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“
    Aristoteles griech. Philosoph 384 -322 v. Chr.

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    Oh, ein ganzer Roman, jetzt aber schnell einen :49:

    Dann auch nur eine kurze Erwiederung dazu: Wenn man davon ausgeht, dass aldehydfreie Desinfektionsmittel eingesetzt werden, nach Substituion ist davon auch auszugehen, dann ist die Gefärdung durch eine Microperforation IMHO wirklich sehr gering, sofern die persönliche Leistungsanforderung des Desinzizierenden nicht den Umstand ergibt, dass er auf genau dieses Mittel allgerisch ist. Selbst dann wird er aller Wahrscheinlichkeit nach durch Verdampfung eher inhalativ gefährdet. Aber das ist eine Vermutung.

    Für mich ist das größte Problem der Einmalhandschuhe die kurze Stulpe. Nach Rückfrage beim Sifa unserer Putzfirma auch mit ein Hauptgrund für den Einsatz von Haushaltshandschuhen.
    Da müssen viele Microperforationen sein, die eine vergleichbare Menge Lösung in den Handschuh bringen, wie durch das Einfließen über die zu kurze Stulpe.

    Aber im Prinzip sind wir ja eh gleicher Meinung.

    Hardy, war jetzt doch länger

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    (Terry Pratchett)
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