Ultraschallschweißen und Schwangere

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  • Hallo zusammen,

    bin ganz neu hier und hab auch gleich eine Frage:
    Über Ultraschallschweißen habe ich wenig, um nicht zu sagen, gar nichts, gefunden in den einschlägigen Regelwerken. Beim Ultraschallschweißen werden die Werkstoffe über Ultraschallwellen erwärmt und dadurch zusammengefügt.

    Frage: Kann das Verfahren gefährlich sein für Schwangere bzw. ungeborene Babys?

    Bisher habe ich Zeitungsberichte gefunden, in denen von Gefahren beim Ultraschall von Schwangeren berichtet wird. Allerdings dürfte die Intensität hier eine andere sein.

    Vielleicht kennt sich jemand damit aus und kann mir weiterhelfen.

    Danke schonmal!

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  • Hallo Sifaline,

    Zu den Belsatungen durch Ultraschallwellen kann ich dir leider auch nicht viel sagen, bedenke bitte auch welche Stoffe verschweißt werden und an die entstehenden Dämpfe.

    Entstehen hier gesundheitsschädliche Dämpfe, dann darf die Schwangere die Arbeit bis zum Abstillen Ihres Nachwuchses nicht mehr durchführen.

    LG Dental :D 8)

    Deine Freiheit hört dort auf, wo die des anderen anfängt.

  • Hallo Sifaline,

    mit diesem Thema musste ich mich vor einiger Zeit auch beschäftigen. Es ging dabei zwar rnicht explizit um schwangere Mitarbeiterinnen, sondern allgemein um mögliche Belastungen durch Ultraschall (Reinigungsbäder, Schweissen). Eine umfangreiche Internetrecherche hat nichts Brauchbares ergeben. Der Hersteller der Geräte konnte auch nichts dazu beitragen. Selbst die BG hat mich im Stich gelassen. Meines Erachtens ein bisher viel zu wenig beachtetes Thema. Für alles findet man heute fast immer nur noch den Hinweis auf die Gefährdungsanalyse. Auf was soll ich mich denn beziehen, wenn es keine Datenbasis gibt? Falls Du etwas Brauchbares zu diesem Thema findest, lass es uns bitte wissen. Nicht nur mein Dank wäre Dir gewiss.

    Gruß aus der Kurpfalz

    andreas68723

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Hallo Sifaline,

    ich hab heute mit einem Vertreter unserer zuständigen Behörde telefoniert, weil mich dein Thema auch sehr interessiert hat. Es lief, auch wie andreas68723 schon erwähnt hat, alles mit dem Hinweis auf die Gefährdungsbeurteilung hinaus. Eine Hilfeestellung konnte ich auch nicht bekommen. Ich würde bei der Beurteilung im Zweifel, für Schwangere eine bezahlte Freistellung bzw. wenn möglich den Wechsel an einen geeigneten Arbeitsplatz empfehlen um Gesundheitsgefahren für die werdende Mutter auszuschließen.

    Gruß Tanzderhexen

    Gruß tanzderhexen

    "Das Verhüten von Unfällen darf nicht als eine Vorschrift des Gesetzes aufgefasst werden, sondern als ein Gebot menschlicher Verpflichtung und wirtschaftlicher Vernunft"
    Werner von Siemens, Zitat von 1880
    „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“
    Aristoteles griech. Philosoph 384 -322 v. Chr.

  • Hallo,

    manchmal weis ich nicht mehr wohin das alles noch führt. Egal wo man schaut. Nur noch Gefährdungsanalyse. Wann soll ich die alle machen? Wo soll ich das Fachwissen hernehmen. Klar als SiFa ist man irgendwie ein Allrounder, aber langsam bin ich am Ende. Alle Regelwerke werden immer schwammiger, immer weniger klare Vorgaben an die man sich halten kann. Gefährdungsanalyse für die Festlegung von Prüffristen für elektrische Betriebsmittel. Wer außer Elektrofachkräften hat wirklich das notwendige Fachwissen? Das geht nicht nur mir so. Die Kollegen von der BG haben damit auch so ihre Probleme. Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem altgedienten TAB der Holz-BG. Er sieht das ähnlich. Er hat noch die ganzen alten UVVs im Schrank stehen. Zu ihm kommen zwischenzeitlich die jungen Kollegen mit der Bitte mal einen Blick in die alten UVVs werfen zu dürfen.

    Gruß aus der Kurpfalz

    andreas68723

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)

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  • Ich bin hier auch neugierig geworden und habe das Internet durchforstet.

    Daher mal so eine Überlegung von mir, Fragen die ich stellen würde.

    Wenn man mal von der Schwangerschaft absieht, gibt es überhaupt wissenschaftliche Untersuchungen dazu inwie weit Ultraschall eine Wirkung auf den Menschen hat?

    Ich habe also diese einfache Frage mal einfach so "gegoogelt". Allein die Titel der Links die ich erhalten habe berichten wundersames. Von verblüffenden heilungen in der Zahmedizin.

    Nur einen link habe ich gefunden der von der normalen Ultraschalluntersuchungen des Ungeborenen berichtet, das eher kritisch.
    http://www.theta-reiki.de/infothek/newsl…-teil-3158.html

    Interessant ist dann auch erst mal, was ist Ultraschall.
    Hier gibt mir Wikipedia ein paar Antworten:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Ultraschall

    hierbei lese ich aus diesem Satz heraus:
    Zitat: Der Übergang von Luftschall in Festkörper oder Flüssigkeiten erfolgt nur, wenn die Schallwellen in unmittelbarer Nähe abgestrahlt werden oder ein Koppelmedium mit angepassten akustischen Eigenschaften sowie einer bestimmten Dicke dazwischen ist.
    Zitat ende

    das verstehe ich so, dass wenn der Ultraschall nicht wie bei einer medizinischen Untersuchen durch ein direkt aufliegendes Gerät erzeugt wird, er gar nicht in der Lage ist durch den Körper zu dringen sondern abprallt.
    Insofern, würde ich es als nicht Fruchtgefährdend einstufen.
    Um es aber genauer zu wissen müßte man über die gesamte Arbeitssituation etwas wissen. Denn zu einer Gefährdungsbeurteilung gehört ja nicht nur das Erfassen einer bestimmten Sache sondern des ganzen Arbeitssystems. Die gesamt Situation muss betrachtet werden.
    Soweit erst mal meine Überlegungen dazu.

    Hier würde es sich meines Erachtens aber auch anbieten einen Betriebsarzt mit ins Boot zu nehmen. Die Gesetzliche Voraussetzung hierfür ist ja nun gegeben. ^^

    • Offizieller Beitrag

    hallo,

    Ohne mich bisher im detail mit dem thema beschäftigt zu haben, erinnere ich mich aber an meinen physikunterricht vor 35 jahren.

    Ultraschall – und schall überhaupt -sind mechanische schwingungen. Diese sind an ein übertragungsmedium (fest, flüssig oder gasförmig) gebunden. Dabei gilt: je dichter das übertragungsmedium, desto besser kann die schallenergie weitergeleitet werden. Im vakuum ist die energieübertragung daher nur dann möglich, wenn ein direkter mechanischer kontakt zwischen schallerzeuger und schallaufnehmer besteht. Ansonsten passiert hier gar nichts.

    Zur besseren übertragung der schallwellen wird daher bei der ultraschalluntersuchung von schwangeren oder auch bei physiotherapeutischen ultraschallbehandlungen – beispielsweise von gelenken - ein spezielles gel auf die haut aufgetragen.

    Die energieübertragung von schallwellen (beispielsweise auf die luft) ist entscheidend von der frequenz des schalls abhängig. Je höher die frequenz, desto weniger energie wird weitergeleitet.

    Von daher ist gerade das gegenteil von ultraschall, nämlich der infraschall – insbesondere auch für unsere arbeit - von besonderer bedeutung. Erinnert euch dazu an einen physikversuch: Mit einem paukenschlag (niedrige schallfrequenz) konnte man allein durch die schallwellen eine mehrere meter entfernt stehen brennende kerze „auspusten“. Mit einer trompete (hohe schallfrequenz) war das selbst in kürzester entfernung nicht möglich (zumindest nicht durch schall). Oder das tolle „bauchgefühl“, das die bässe bei bestimmter musik bei einem hinterlassen. Das bedeutet doch, dass die energieübertragung niedriger frequenzen so hoch ist, dass der mensch den schall nicht nur mit seinem hörorgan aufnimmt, sondern selbst mit dem ganzen körper erfassen kann. Wenn die frequenzen dann aber deutlich unter der hörbarkeitsgrenze (z.b. bei ca. 20 Hz) liegen, können solche frequenzen sich deutlich auf das wohlbefinden auswirken: kopfschmerzen, unwohlsein, müdigkeit, unkonzentriertheit, … usw. Nachgewiesener maßen senden klima- und lüftungsanlagen in (hotel-, verwaltungs- und büro-) gebäuden solchen infraschall (schall unterhalb der hörgrenze) aus und können sich auf dauer damit auf die leistungsfähigkeit der dort beschäftigten auswirken.

    Beim ultraschall – also sehr hohen frequenzen - ist die energieübertragung auf die luft deutlich geringer. Warum kann man dann aber trotzdem damit schweißen? Beim ultraschallschweißen werden die zu verschweißenden teile mit den miteinander zu verbindenden flächen fest aufeinander gelegt. Der ultraschall bringt die teile zum schwingen und an den aufeinander liegenden flächen wird dabei durch reibung eine große wärme erzeugt. Diese ist in der lage das material (meistens themoplast) an den auflageflächen anzuschmelzen und damit eine verbindung zwischen den teilen herzustellen.

    So lange also kein direkter kontakt mit dem ultraschallgeber hergestellt wird dürfte die luftübertragung kaum gefährliche auswirkungen auf den menschen haben.

    Die beeinflussung des ungeborenen kindes durch ultraschall sehe ich eher beim gehör des kindes. Bekanntlich beginnen die embryos bereit sehr früh schall wahrzunehmen. Insbesondere die stimme der mutter sowie fließgeräusche und herzschlag im mutterleib sind hier auch für die spätere entwicklung nach der geburt wichtig. Bei der ultraschalluntersuchung ist die schallübertragung gewollt sehr intensiv. Das könnte das kind beeinflussen.

    Eine luftübertragung eines ultraschall aussendenden arbeitsmittels auf ein embryo dürfte aber nur sehr gering sein.

    Diese gedanken von mir erheben keinen wissenschaftlichen anspruch, sollten aber zur diskussion und überlegung anregen.


    peter

    Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden. (Werner-von-Siemens zugeschrieben)

  • manchmal weis ich nicht mehr wohin das alles noch führt. Egal wo man schaut. Nur noch Gefährdungsanalyse. Wann soll ich die alle machen?


    Hallo Andreas,

    das geht jetzt weg vom eigentlichen Thema "Ultraschall", aber trotzdem eine Erwiderung:

    Warum ziehst du dir den Schuh an? Genau diese Frage ("Wann soll ich das machen?") muss dir doch dein Chef beantworten. Er ist ja auch und zuallerst in der Verantwortung!
    Zur Vorbereitung unserer Zertifizierung nach OHSAS18001 haben wir genau diese Frage mit unserer Geschäftsleitung (Board of Director) diskutiert und nachdem es 2-3-mal gerumpelt hat, geht es plötzlich. Siehe da, die Vorgesetzten machen plötzlich Gefährdungsbeurteilungen und stimmen diese mit uns (SiFa) ab. Klasse. :thumbup:


    Alle Regelwerke werden immer schwammiger, immer weniger klare Vorgaben an die man sich halten kann.

    Genau das war ja über Jahre und Jahrzehnte die Forderung "der Industrie". ;)
    Jetzt kriegt die Industrie die Deregulierung und sie jammern immer noch. :wacko:
    Ich persönlich sehe in den "schwammigeren" Vorschriften weitaus mehr Vorteile als Nachteile. Nur die Vorteile müssen auch aktiv und systematisch genutzt werden.

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • Hallo zusammen,

    erstmal vielen Dank für die tollen Antworten, die mir sehr geholfen haben!
    Ich habe mich parallel an den Hersteller der Anlage gewandt. Sobald ich eine erleuchtende Antwort habe, werde ich sie mit euch teilen.

    So, und jetzt erstmal Mahlzeit
    Sifaline

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  • Ich persönlich sehe in den "schwammigeren" Vorschriften weitaus mehr Vorteile als Nachteile. Nur die Vorteile müssen auch aktiv und systematisch genutzt werden.

    dem stimme ich voll und ganz zu.

    Die Deregulierung kommt erst mal dadurch zustande weil, im Gegensatz zu andern EU Ländern in D deutlich zuviel Reguliert wird.

    Diese Regulierungswut nimmt einem aber auch das selber Denken ab. Man folgt einfach blind (sowie jahrelang geschehen) UVVen und ist "rechtlich" auf der sicheren Seite. Ob deswegen der Betrieb aber sicherer ist, nun, das ist eben nicht immer der Fall. Man kann zwar auch an Gefährdungsbeurteilungen vieles Standardmässig erfassen, aber die Eigenverantwortung die man dadurch hat sollte einen dazu motivieren erst mal genauer hinzuschauen, bevor man eine Standardlösung übernimmt.

    Es zeigt sich ja ganz gut in diesem Beitrag. Keiner von uns hat großer Erfahrung in diesem Bereich. Motiviert dadurch der neuen Kollegin helfen zu wollen habe ich nun versucht mich schlau zu machen und anhand meiner Erfahrungswerte mögliche Wege für eine Gefärhdungsbeurteilung zu finden.

    Auch wenn selbstlob stinkt, so finde ich im Gegensatz zu den Meckerern über das System, Leute wie Peter und mich selbst die das neue System nutzen weitaus fortschrittlicher.

    Wenn man nämlich vor Veränderungen scheut (weil es ja mehr Arbeit macht, mehr Eigeninitiative, größeres Risiko der Fehleinschätzung mit sich bringt) dann würde die Spezies Mensch heute wohl noch in Höhlen hausen.

    :D :whistling:

  • Moin Moin.

    Also bei uns dürfen Schwangere auf keinen Fall an Ultraschall Schweißanlagen Arbeiten, da die Elektromagnetische Strahlung sehr hoch ist.
    Wir halten einen mindestabstand von 10m zu den Geräten für Schwangere ein.

    Mfg
    Phoenixsifa

  • Hallo zusammen,

    da hab ich ja wirklich ein schönes Thema getroffen. ;)

    Die Anfrage bei zwei Herstellern ergab folgendes:

    Einer schickte uns eine Veröffentlichung von SuvaPro zum Thema Ultraschallanlagen als Lärmquelle. Es ging hier rein um das Thema Lärm!
    Darin steht:

    "Die auftretenden Intensitäten an Ultraschallanlagen
    sind unter der berechtigten Annahme,
    dass nur Luftschall und kein direkt eingeleiteter
    Körperschall auftritt, so klein, dass
    eine Gefährdung sowohl für die werdende
    Mutter als auch für das ungeborene Kind
    ausgeschlossen werden kann. Diese Meinung
    wird von Fachleuten an namhaften Institutionen
    vertreten (z.B. Institut für biomedizinische
    Technik, ETHZ; Institut für Hygiene und
    Arbeitsphysiologie, ETHZ; Bundesamt für
    Umwelt, Wald und Landwirtschaft BUWAL;
    Bundesamt für Gesundheitswesen BAG;
    Bundesanstalt für Unfallforschung, BAU,
    Dortmund)."

    Der andere Lieferant meinte, es gebe keine speziellen Daten oder Analysen und er rät als Vorsichtsmaßnahme davon ab, Schwangere in der Nähe von Ultraschallschweißanlagen arbeiten zu lassen.

    Genau das werden wir auch beherzigen, zumal die Teile beim Schweißen ja auch heiß werden und gefährliche Dämpfe entstehen können.

    Viele Grüße
    Sifaline