Arbeitssicherheit im Ausland - Fragen hierzu

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  • Hallo Leute.

    Auf der Suche nach Antworten im Netz bin ich auf dieses Board gestossen und erhoffe mir einige Antworten. Habe mich schon etwas eingelesen und interessantes gefunden.
    Ich arbeite als Techniker im Aussendienst einer Firma für Sondermaschinenbau. zu 90% im Nordamerikanischen Raum. Folgende Probleme treten hierbei bezüglich PSA und Arbeitssicherheit auf, die teils inzwischen ins Groteske abgleiten.

    ZUERST - ich bin KEIN Verweigerer einer PSA, habe selbst Zuhause eine sehr gut sortierte Ausrüstung, wie Schnittschutzlose bei Kettensägenbenutzung, Schutzbrille bei Fleißarbeiten, Schweißschild, selbst beim Rasenmäher trage ich eine Schutzbrille, denn so ein Stein im Auge ist alle andere als witzig.

    - es wird in den USA verlangt in GESCHLOSSENEN GEBÄUDEN !!! einen Bauarbeiter Schutzhelm zu tragen, ebenso Schutzbrille und unter dem Helm ein Haarnetz ggfs. Bartnetz (bei 1-Tages Bart), --- Augenbrauennetze und Nasenhaarnetze gibt es noch nicht *hahahhaaaa*
    - Sicherheitsschuhe sind üblich, wie bei uns auch


    Folgende Probleme treten hierbei auf:

    - durch das Schwitzen unter dem Luftundurchlässigen Haarnetz (bei superkurzen Haaren und früher mal rasiertem Kopf) treten inzwischen Scheuerstellen und Pickel, Ekzeme auf. Selbst mir rasiertem Kopf, also blank, muss man ein Haarnetz tragen (Sippenhaft)

    - Der Bauarbeiterhelm verursacht in Kombi mit dem Haarnetz extremes Schwitzen und kann bei meiner Tätigkeit als eher hinderlich angesehen werden, da ich eine Produktionsanlage aufbaue und dafür oftmals sehr körperliche "Verrenkungen" durchführen muss, wie einsteigen in die Maschine, Überkopfarbeiter, etc. Hierbei stösst man sich ständig den Kopf oder der Helm fällt herunter --- durch die gut 5 bis 7 cm mehr Kopfgröße was nach einige Tagen zu Nackenschmerzen führt und Zahnschäden durch Aufeinander beissen. Auch die Zunge habe ich mir aktuell wieder verletzt.
    Wir bekamen vom Arbeitgeber eine Stoßkappe (UVEX), die recht angenehm zu tagen ist und absolut nicht hinderlich bei der Arbeit ist. die USA Sicherheitsbeauftragten verweigern jedoch die Benutzung dieser.

    - die 2,-€ Schutzbrillen verursachen mit der Zeit Kopfschmerzen und Sehprobleme bei Arbeitszeiten über 10 Stunden oder länger. Ich habe mir inzwischen eine Schutzbrille selbst gekauft (Oakley M-Frame), die keinerlei Verzerrung verursacht und Gläser optischer Güte aufweist. Laut einem Augenarzt sind die verwendeten höchst Augenschädigend, wie er mir mit einer Apparatur in seiner Praxis beweisen konnte. Das länger Tragen, mehr mal einige Minuten, einer solchen riet er mir strikt ab. Meine privat erworbene Brille wurde vom Arbeitgeber nicht bezahlt (250,-€).

    - Inzwischen wache ich Nachts auf, da bei Bewegungen mein Genick teils Peitschenartiges "Knacken" von sich gibt. Meines Erachtens durch das ständige "Balancieren" des Helm auf dem Kopf und das Gewicht. Schlafstörungen inclusive! Ich besuchte letzte Woche einen Chiropraktiker, der mich zuerst fragte one ich einen scheren Unfall gehabt hätte.
    Kopfschmerzen sind mein ständiger Begleiter auf den Reisen und ich medikamentiere mich inzwischen seit Jahren selbst durch hohe Dosen an Schmerzmitteln um dies noch auszuhalten. Die gesundheitlichen Folgeprobleme will ich hier nicht auflisten.


    Meine Fragen hierzu:

    - da kein Dauertragen einer PSA durch meinen Arbeitsvertrag vorgeschrieben ist, sehe ich es nicht ein mich einer USA Amerikanischen "Policy" (das Universal Erklärungswort für alles) zu beugen und dadurch meine Gesundheit irreversibel zu schädigen.

    - Wer kommt für die Gesundheitlichen Schäden, insbesondere Folgeschäden auf und welche Gerichtsbarkeit kann ich hierzu anrufen? Da in den USA, müsste ich eigentlich dann auch einen USA Anwalt konsultieren um meine Rechte zu wahren, oder?

    - Wer ist hier der "Gegner" - da verursachende Unternehmen oder mein Arbeitgeber, der seine Fürsorgepflicht vernachlässigt?
    - Muss ich mich einer "Policy" eines USA Unternehmens beugen, auch wenn ich nur Besucher auf Zeit bin?

    - In wie fern muss mein Arbeitgeber gegenüber den besuchten Unternehmen "Eier zeigen" um seine Mitarbeiter zu schützen?


    Wie gesagt - wo eine PSA nötig, da trage ich diese auch, wo offensichtlich Nonsens und sogar gefährlich / hinderlich - klares NEIN!


    Hier habe ich mit den Jahren teils schon groteske Szenen mitbekommen. Stolz wird an den Eingängen der Unternehmen die Tage ohne Unfall auf einem Display gezeigt. in Wahrheit nur Lug und Betrug. Ein Mitarbeiter stieg in die Maschine ein und sprach währenddessen zu mir. Durch den Baurbeiterhelm stiess er sich derart extrem den Kopf, das er seine Zunge halb abgebissen hat. Es blutete wie die sprichwörtlich "abgestochene Sau" und er musste mit einem Rettungswgen abgeholt werden. Tags darauf wurde das Display nicht auf "0" gesetzt ! ---- DIESER Unfall war eindeutig auf die PSA zurückzuführen, die an dieser Stelle sogar als Gefährlich anzusehen ist
    Ebenso Brillen, die de facto das seitliche Sehen einschränken. Hier drehte ein Mitarbeiter den Kopf als mit mir in der Anlage am Arbeiten war und stach sich eine Stange seitlich in die Schläfe. Ich testete dies daraufhin und erkannte, das dies eindeutig durch die Brille verursacht wurde, denn das seitliche Sehen wurde durch schwarze Stege, extrem breit komplett blockiert.
    Ich selbst habe ständig blutige Zehen, da man sich mit Schutzschuhen angewöhnt schlampig zu gehen und sich dann ohne ständig die Füße stösst... diese beginnen dann in den Luftdichten Schuhen der weiteren Arbeitstage sehr lecker zu eitern und verursachen Schmerzen.
    Ein anderes mal lief ich mit einer Mitarbeiterin durch einen Betrieb und diese kippte plötzlich nach hinten weg... sie rannte sehenden Auges in ein vorstehendes Blech, welches sie aufgrund Brille und Helm, der ein Schild vor der Stirn hatte, niemals hat sehen können. Ich testete dies umgehend und erschrak, wie die PSA eindeutig der Grund dieses Unfalls sein konnte. Die Mitarbeiterin wurde auch durch den Notarzt abgeholt und hat heute eine schicke Narbe auf der Stirn.
    Würde ich alle Vorfälle der letzten 5 Jahre hier auflisten wäre ich morgen noch nicht fertig. Hier wird in den Betrieben gelogen und betrogen, das sich die Balken biegen und die Sicherheitsverantwortlichen stellen sich mir eher als sehr undurchsichtige Personen da. Sitzen DIESE ja bequem im Bürosessel und tragen keinerlei PSA. Gängeln aber sämtliche Mitarbeiter mit ihren kruden Vorstellungen. Mitunter glaube ich auch zu wissen / erkennen, das sich hier Supplier für Sicherheitsmaterial in den Unternehmen einkaufen.... ein Schelm wer böses dabei denkt. Das "Haarnetzkartell", was in den USA entstanden ist, ist das beste Beispiel dafür.
    Im aktuellen Betrieb in dem ich eine Installation tätige, wurde bis vor 2 Monaten kein Helm getragen. Dies setzte der Sicherheitsfachmann (der selbstredend im Büro sitzt) durch, da sich nun ein Förderband über einen Verkehrsweg spannt, welches Käsestücke von max 250 Gramm transportiert - anstatt unter diesem eine Abdeckung anzubringen oder höhere Seitenführungen wird die gesamte Firma in "Sippenhaft" genommen und Helmzwang eingeführt.

    Im Umkehrschluss wäre eine intelligentere Installation die bessere Lösung, oder nicht?


    Bin ich dann 3 oder 4 Wochen Zuhause verschwinden alle Beschwerden, obwohl ich auch dort gelegentlich eine PSA bei Bedarf trage (siehe oben). Nur eben nicht im 10 oder 12 - Stündigen Dauereinsatz über Monate und qualitativ höherwrtiges Material.


    Evtl. kann mir durch Infos / Studien / Links jemand helfen meinen Arbeitgeber entsprechend zu informieren und die Haftungsfrage für meine gesundheitlichen Beschwerden zu klären.

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  • Hallo Schrauber,

    ...das war ja einmal ein Aufsatz!!!

    Zunächst einmal:
    Wir sind hier in -D-. Da wird sehr viel direkt über die Sicherheitskultur der Firma abgebildet. Das Zauberwort heißt hier Gefährdungsbeurteilung. Damit wird eine Notwendigkeit begründet.
    Z.B. Das Tragen von Schutzschuhen ist nötig. Und feiner: Welcher Art müssen diese Schuhe sein (S1, S2, ...). Das kann man allgemein festlegen. Genauso wie die Anwendung von PSA bei bestimmten Tätigkeiten: Chemie. Ergo, passende Brille, passende Kleidung, passender Atemfilter, ....
    Oder aber es gibt direkte Vorschriften der Berufsgenossenschaften (=autonomes Recht).
    Grundsätzlich steht hier der Schutz des Mitarbeiters im Vordergrund.

    Jetzt ist das Rechtssystem USA und D ein wenig anders. Die zahlende Versicherung (Berufsgenossenschaft) ist in den USA so nicht anzutreffen. Jeder Unternehmer wird (für wirklich jeden Sch....) verklagt, weil er explizit etwas nicht berücksichtigt hat oder etwas nicht gesagt hat.
    Damit baut der Unternehmer für sich Schutzfunktionen für sich selber ein und der MA wird von der Sicherheit erschlagen oder erdrückt.

    Das Ganze spiegelt sich dann jedoch auf einer Vertragsebene ab. Du hast einen Arbeitsvertrag und der sieht das Tragen von ...., vor. Machst du das nicht, kann es Sanktionen geben.

    Alles was in D jetzt gut oder nicht gut ist, trifft auf die USA nicht zu. Eigene Verordnungen, Zulassungen, Gesetze und Vorschriften. Und dann gibt es noch die Menschen, die alles interpretieren können und dürfen. Somit kannst du unsere Tipps und auch links "knicken". Es keinen bestimmenden Charakter. Vieles ist gleich, alles nicht.

    Kurzversion: Wer zahlt bestimmt.

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    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo Schrauber,

    ich kann Deine Probleme nachvollziehen muss aber Waldmann in seinen Ausführungen voll zustimmen.
    Ich arbeite auch in einen amerikanischen Unternehmen, hier ist alles etwas verschärft und anders als im übrigen Germany.
    Die Gefährdungsbeurteilung heißt bei den Amerikanern Job Safety Analyse schau sie Dir einmal an sie muss genau wie in Deutschland vom Arbeitgeber beider Seiten erarbeitet werden.
    Ich habe manchmal den Eindruck das es in den USA da mit der PSA ein wenig übertrieben wird um Kosten für intelligente Lösungen zu sparen.
    Viele Sicherheitsregeln werden aus Standardisierungsgründen auch in anderen Werken übernommen obwohl sie da gar nicht benötigt werden aber wie Waldmann schon sagte ,, wer Zahlt bestimmt"
    da kannste nicht viel machen denn die amerikanischen Sicherheitsleute haben da mehr Macht da lohnt jedes Diskutieren nicht.

    Mit freundlichen Grüssen aus Braunschweig!

    Hans-Jürgen

  • ...wobei das nicht unbedingt schlechter oder besser sein muss.

    Ich stecke selber in einem Konzern mit weltweit ca. 20.000MA. Da gibt es schon gute Ansätze.
    Nur, wie schon gesagt, ein 1:1 Übernehmen von Regeln ist nicht immer möglich. Hier sollte man von Fall zu Fall unterscheiden.

    Aus Erfahrung kann ich jedoch sagen, wenn die amerik. "Mama" etwas sagt, dann wird das deutsche "Kind" dies schlucken!!!

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    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

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  • 62000 Mitarbeiter in 19 Länder. Die Firmenstandards/Guidlines sind in Bewertung und Umsetzung von Arbeits/Umweltschutzzielen deutlich höher als das deutsche Recht. Ich persönlich finde dies sehr gut und spielt mir in die Karten. Empfohlene Maßnahmen werden in kürzester Zeit umgesetzt.Maximaldauer zur Umsetzung einfacher Maßnahmen 30 Tage gemäß Guidlines meist aber schon innerhalb weniger Stunden/Tage.
    Gruß Martin

  • trotzdem hat der (deutsche) Arbeitgeber auch für im Ausland eingesetzte Mitarbeiter eine Fürsorgepflicht und muss den deutschen Arbeitsschutzstandard als Mindeststandard gewährleisten.

    insofern ist es durchaus die Aufgabe des Arbeitgebers Gesundheitsschäden durch nicht geeignete PSA zu verhindern.

    Wenn es im Einsatzgebiet keine geeignete PSA gibt muss sie von woanders organisiert werden. Dabei dürfen dem Arbeitnehmer keine Kosten entstehen.

    Die Frage ist natürlich, wie man das beim eigenen Arbeitgeber durchsetzten kann und ob dieser in der Lage ist, Abweichungen beim Kunden in Nordamerika durchzusetzen.

    Da könnte durchaus der Betriebsarzt einbezogen oder über den Hausarzt mal ein Berufskrankheitenanzeige gemacht werden. Dann muss der AG reagieren.

    Gruß
    Schmandhoff

  • Hallo,

    sicher richtig.

    Wobei ich anmerken möchte: Sehr oft ist der amerikanische Arbeitsschutz penibler, als der deutsche. Damit in meinem Augen, erstmal besser. Ziel ist es ja in allen Fällen einen unversehrten Mitarbeiter zu haben.
    Bei der PSA ist es ähnlich. Viele Produkte, die uns nicht fremd sind, werden dort eingesetzt.

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    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo Leute,

    Erstmal danke für die Infos. Denke aber es ist etwas missverstanden worden.

    - ich bin mit deutschem Vertrag bei einem deutschen Unternehmen angestellt.
    - ich besuche lediglich amerikanische Kunden zum Zweck der Montage von Anlagen (Entsendung)
    - in meinem Arbeitsvertrag steht keine explizite PSA, jedoch sind Sicherheitsschuhe "angesagt", jedoch nicht Licht im Mutterwerk.
    - es handelt sich nicht um eine extrem gefährliche Branche (Sondermaschinenbau) dahingehend reichen Sicherheitsschuhe.


    Da ich seit Jahren ( 7 sind es ) in die USA reise habe ich den allgemeinen Wahn der angeblichen Sicherheit (siehe meine Beschreibungen hierzu) stetig ansteigen sehen. betriebe die früher lediglich Sicherheitsschuhe vorschrieben, sind nun mit halben Mondanzügen ausstaffiert, da sich mit den Jahren angebliche Experten dort eingenistet haben. Mir scheint es eine lukrative Möglichkeit des Kasse machen mit verbauchsmitteln zu sein, weniger die Sorge um "wir werden dann verklagt".

    Meiner Meinung nach muss hier mein Arbeitgeber intervenieren und gegenüber den Unternehmen auf deutsches Arbeitsrecht bestehen und die Firmeninternen regeln (der Deutschen). Schliesslich bin ich nicht vor Ort angestellt.

    Schliesslich kommt das USA Unternehmen ja nicht bei einem Unfall für mich auf. Wenn JA, steht mir somit auch der Klageweg gegen besagte Unternehmen bei Folgeschäden offen? (Umkehrschluss?)

    Über eine Beurteilung von besser / schlechter will ich mich nicht explizit auslassen, werden ja diese Vorschriften von Leuten erlassen, die das selbst nicht den ganzen Tag erleiden müssen. Insofern lassen wir das ausser acht. Mir geht es lediglich um Folgeschäden (ruiniertes Augenlicht, Schlafstörungen, Verletzungen, Unfall auf dem Arbeitsweg, Hautschäden durch Ekzeme und Scheuerstellen) die nachweisbar durch die PSA herrühren. Entsprechende Meldung hab ich schon beim Arbeitgeber gemacht und auch dem Betriebsrat mit einbezogen. Leider wird sich hier extrem dumm angestellt und eigentlich hat keiner so recht Ahnung davon, trotz einer Betriebsgröße von gut 300 Mann / Frau.

    Da bekomm man dann als Antwort "dann gehst mal öfters in den Pausenbereich und setzt den Helm ab" ... was in meinen Augen keine Lösung ist, denn das stundenlange Tragen dieser Foltereinrichtung wird durch kurze Unterbrechungen nicht gemildert. Es tritt keinerlei Gewöhnung ein, diese Argumentation ist blanker Nonsens.


    Wie gesagt - PSA wo eine Gefährdung vorhanden, JA SOFORT, aber nicht aus purem Selbstzweck und wenn DIESE auch noch gefährlich ist.!

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    Aktuell Arbeite ich in einer Käseverarbeitung - ich bin für die Verpackungsmaschine zuständig, wo das eingeschweisste Käsestück in den Karton kommt. Die Anlage ist komplett gekapselt und mit dreifacher ( !!!! ) Sicherheitseinrichtung gegen Eingriff ausgestattet. Der Käse liegt bei WalMart um die Ecke offen im Regal, demnach müsste die Ware so gefährlich sein, das die dortigen Kunden auch die gleiche Sicherheitsausstattung tragen müssten? Es kann einem beim Verarbeiten der Waren niemals etwas ins Auge springen, auf den Kopf fallen oder gar auf den Fuß. Das Gebäude hat ein Dach... welches wohl nur ein Meteorit durchschlagen kann, wogegen das alberne Helmchen auch nix nützen wird (kleiner Scherz ;) )

    Sorry, aber DAS ist grober Unfug was da getrieben wird!!!

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    An wen kann ich mich diesbezüglich wenden um Klarheit zu schaffen?

    3 Mal editiert, zuletzt von DerSchrauber (21. Juni 2017 um 04:50)

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  • Hallo Schrauber, das ist eine ziemlich verzwickte Situation für dich. Denn, die Amerikaner schert das Deutsche Gesetz überhaupt nicht. Schon gar nicht seit Trumpeltier am Ruder ist. Dem sind die deutschen erfolgreichen Unternehmen das größte Dorn im Auge.

    Wie dem auch sei, ich verstehe deinen Standpunkt, dennoch lese ich aus deinen Beschreibungen ein klein wenig auch den Frust heraus auf Einmal etwas auf sich zu nehmen was vorher noch nie verlangt wurde. Das tragen eines Helms zum Beispiel ist (siehe meinen Titel) auf Baustellen ein muss auch hier in Deutschland. (auch wenn es auf kleinen immer wieder Ignoriert wird) Dennoch beklagen sich dann die Bauarbeiter (bei ausländischen Bauherren oft verlangt) nicht über die Helme, sondern über die Schutzbrillen die dann meistens Tragepflicht sind. Ich hatte noch nie Probleme damit den ganzen Tag einen Helm zu tragen. Nur mit Gehörschutzmuscheln ist er mir dann zu schwer.

    Aber, sei es drum, das ist nicht dein Thema.

    In der Käsefabrik, tja, da sind die Haarnetze Vorschrift nicht um dich vor dem Käse zu schützen sondern umgekehrt. Die Kunden die diesen Käse kaufen, wollen deine Haar nicht mit kaufen. Auch wenn du eine Fast Glatze hast, Haare gehen auch aus wenn sie kurz sind. Es ist also der Schutz des Verbrauchers der hier im Vordergrund steht. Das ist in der Lebensmittelherstellung in Deutschland nicht anders.

    Was du tun kannst? Erst mal nicht viel um die Regeln umgehen zu können. Es sei denn deine Firma ist die einzige auf dem Weltmarkt die das kann was sie tut, dann könnten sie ja Druck ausüben. Aber ob das gut ist für die Geschäftsbeziehungen wage ich zu bezweifeln.

    Aber, du kannst deinen Arbeitgeber darauf sensibilisieren dass er dich mit PSA ausstattet die eben keine Beeinträchtigungen mit sich bringt. Die gibt es ja durchaus. Kostet etwas mehr, aber ansonsten kann es ja ein Gewinn sein für ihn wenn er dich wieder dazu motiviert deinen Job gern zu machen.

    Wenn er sich darauf nicht einlässt dann könntest du dir Hilfestellung vom Betriebsarzt, deiner Fachkraft für Arbeitssicherheit und zu guter Letzt auch bei der Berufsgenossenschaft holen. Die können dich alle darin unterstützen PSA zu bekommen die dir keine Probleme bereitet.

    Ich würde erst mal so vorgehen, denn Vermeiden wirst du bei den Amerikanern nicht durchsetzen können.

    Ich bin tagtäglich damit konfrontiert dass sich Menschen gegen "neue" Regeln wehren. Thema Schutzbrillen auf der Baustelle. Im Winter haben aller herumgejammert dass das eine Qual ist, im Sommer als wir dann mit getönten Schutzbrillen ankamen, da war das gar kein Thema mehr weil die sogar cool aussahen. Bei Brillenträger empfehle ich grundsätzlich auf die Sehstärke angepasste Schutzbrillen anzuschaffen. Denn die Überbrillen verzerren oder verändern das Sehen dann schon.

    Ich hoffe du findest einen Weg.

    Gruß
    Andra

  • Schrauber,

    ich formuliere Andrastas Aussagen mal etwas anders: Wenn Du mich zu Besuch einlädst und mir bei der Ankunft sagst, ich möchte die Schuhe ausziehen - fängst Du dann an zu diskutieren wenn ich das nicht möchte?!?! Will heißen: Zuallererst gelten auch für mich die Spielregeln vor Ort - ob es mir gefällt oder nicht.

    Zum zweiten muß ich mich bei Tätigkeiten im Ausland immer mit unterschiedlichen Vorgaben arrangieren. Ausländer in Deutschland, die nicht dem Schutz der BG unterliegen, lassen wir ja auch nicht nackt in unseren Betrieben rumlaufen nur weil sie das in ihren Heimatunternehmen vielleicht dürfen.

    Un drittens haben diese Regularien ja nunmal auch Gründe. Ob wir die immer nachvollziehen können oder damit einverstanden sind ist dabei erstmal zweitrangig. Wir müssen sie zumindest respektieren.

    Du, resp. Dein Arbeitgeber haben hier nur eine einzige Einflußmöglichkeit: Take it or leave it, wie man so schön sagt. Wenn Du den Regeln vor Ort also nicht folgen kannst oder willst, egal aus welchen Gründen, kannst Du nur eins machen: Zu Hause bleiben!!!

    In diesem Sinne
    Der Michael

    PS: Und nur der Vollständigkeit halber - ich habe in US-Unternehmen als HSE MAnager gearbeitet - Wenn Du diese Entscheidung nicht triffst und Deine Einstellung in dieser Form kund tust, wird sie ein anderer für Dich treffen. ...und das kurz und schmerzhaft...

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

  • Hallo,

    Andrasta und MichaelD haben wesentliche Punkte schon geschrieben. Aber da ich als überregionaler Safety Manager bei einem amerikanischen Konzern tätig bin, möchte ich meinen Standpunkt auch noch darlegen.

    Zuerst einmal maße ich mir keine Wertung zwischen europäischem und amerikanischen Arbeitsschutz an. Beide Systeme sind unterschiedlich, und beide sind wirkungsvoll.

    Zweitens kann ich die geschilderten Negativbeispiele zumindest für unseren Konzern ausschließen.

    Und weiter:

    Das solltest du dir von einem Arzt bestätigen lassen. Und dies dann bei deinem Arbeitgeber aktenkundig machen. Aber euren Betriebsarzt nicht vergessen.

    Da in den USA, müsste ich eigentlich dann auch einen USA Anwalt konsultieren um meine Rechte zu wahren, oder

    Damit und mit oben genannten aktenkundigen Bestätigungen hast du vielleicht eine Chance auf Anerkennung als tätigkeitsbedingte Erkrankung in den USA (OSHA). Ändern wird sich dadurch aber direkt nichts.
    Und es muss kein USA-Anwalt sein. Ein deutscher Anwalt in einer internationalen Kanzlei tut es auch.

    Apropos: Welche Rechte meinst du?
    Das Recht auf körperliche Unversehrheit? Das gilt selbstverständlich. Die Frage ist dann aber die körperliche Eignung für die auszuführende Tätigkeit. Auch dies ist in den USA ein großes Thema.


    Meiner Meinung nach muss hier mein Arbeitgeber intervenieren und gegenüber den Unternehmen auf deutsches Arbeitsrecht bestehen und die Firmeninternen regeln (der Deutschen). Schliesslich bin ich nicht vor Ort angestellt.

    Mit welcher Begründung sollte dein Arbeitgeber beim amerikanischen Kunden intervenieren? Das deutsche Recht gilt nur zwischen dir (als Arbeitnehmer) und deinem Arbeitgeber.
    Wenn du auf deutsches Recht bestehen willst, dann musst du auch so konsequent sein, nur in Deutschland zu arbeiten.

    Schliesslich kommt das USA Unternehmen ja nicht bei einem Unfall für mich auf.

    Warum nicht? Wenn du die entsprechenden Nachweise führen kannst, wird auch ein US-Unternehmen regresspflichtig.
    In der Praxis wird dies aber durch die Rechtsabteilungen der deutschen Unfallversicherer eingefordert.


    Arbeitszeiten über 10 Stunden oder länger

    Das ist aber ein Verstoß gegen ein deutsches Gesetz. ;)

    da kein Dauertragen einer PSA durch meinen Arbeitsvertrag vorgeschrieben ist

    Aber in deinem Arbeitsvertrag ist vermutlich festgelegt, dass du den Anweisungen deiner Vorgesetzten folgen musst.

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -