H Satz im Sicherheitsdatenblatt

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  • Hallo zusammen,

    ich erstelle gerade Betriebsanweisungen. Dabei bin ich über einen H- Satz gestolpert- den ich noch nie in dieser Form gelesen habe. Ee geht um einen Stoff, der Styrol beinhaltet, da steht:
    H372: Schädigt die Organe bei längerer oder wiederholter exposition: Zielorgane: Hörorgane. Aussetzungsweg: Inhalativ
    Kann das stimmen? Hörorgane?? Ehrlich gesagt, ich habe sowas noch niemals gelesen...bin Rat- und Sprachlos :-(!
    Ansonsten macht das Sidablatt eigentlich einen guten Eindruck.

    VG Colibrie

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  • Hallo @Colibrie,

    klingt zunächst mal merkwürdig, aber ist trotzdem tatsächlich so möglich. Es gibt Substanzen, die das Gehör schädigen können, auch ohne dass eine direkte Exposition am Ohr/Gehör stattfindet, sondern ein anderer Weg zur Aufnahme im Körper vorliegt.

    Mir ist aus der Sifa-Ausbildung aus dem Thema "Lärm" noch sehr deutlich in Erinnerung, dass dort immer wieder darauf hingewiesen wurde, dass bei einer Betrachtung von Lärm auch immer mit danach gesehen werden muss, ob mit Stoffen umgegangen wird, die das Gehör empfindlicher gegen Schädigungen durch Lärm machen. Das Fachwort für diese Substanzen fällt mir leider gerade nicht mehr ein.

    Weiß jetzt aus dem Stegreif nicht, ob es sich bei dem vorliegenden Gefahrstoff um einen handelt, der von sich aus alleine zur Schädigung der Hörorgane führt oder ob es so ist, dass er die Empfindlichkeit der Hörorgane hinsichtlich einer Schädigung bei gleichzeitig auftretendem Lärm deutlich erhöht und dadurch das Risiko erhöht ist.

    "Kleine Taten, die man ausführt, sind besser als große, die man plant." (Georges Marshall)

  • Hi,

    es gibt Gefahrstoffe, die zu einer Schädigung von Gehör, Gleichgewichtsorganen und des zuständigen Hirnnervs führen können. Neben Styrol sind dafür z.B. auch Xylol, Toluol, Kohlenstoffmonoxid, Blei, Zyanide, Quecksilber oder Arsen bereits bekannt.

    Der Fachbegriff für die schädigende Wirkung von Gefahrstoffen für das Gehör ist die Ototoxizität.
    Liegen ototoxische Stoffe in entsprechender Konzentration vor, kommt es zum Hörschaden unabhängig davon, ob Lärm in der Umgebung vorhanden ist oder nicht (die Wirkung der Gefahrstoffe ist lärmunabhängig gefährlich, Lärmeinwirkung kann die Wirkung der Gefahrstoffe hinsichtlich der Ototoxizität jedoch erhöhen ;).

    Mein Kenntnisstand zu ototoxischen Gefahrstoffen ist wie folgt:
    Lärm ist mit Abstand der stärkste Risikofaktor für Hörschäden, Lärmschäden zu vermeiden hat deshalb die oberste Priorität. Werden die Arbeitsplatzgrenzwerte für ototoxische Arbeitsstoffe eingehalten, so ist ein durch die Gefahrstoffe ausgelöster wesentlicher Hörverlust unwahrscheinlich. Separate Grenzwerte für die ototoxische Wirkung von Gefahrstoffen sind mir derzeit nicht bekannt.

    schöne Grüße

    Einmal editiert, zuletzt von MrH (5. Dezember 2016 um 10:59)

  • moin

    Also erstmal gibt es eine direkte Verbindung vom Mundnasenraum zur Paukenhöhle(Mittelohr) und zwar über die Eustachsche Röhre.
    Mit der hat fast schon jeder mal Bekanntschaft gemacht, wenn ein Druckausgleich in Höhe nicht richtig funktioniert. Bei einer Erkältung kann diese zuschwellen und dann schmerzt die sich dort ausdehnende Luft.( Außer man hat ein Loch im Trommelfell)

    Einige Antibiotikam sind auch ototoxisch, so heisst das auf schlau. Den toxischen Mechanismus kann ich ad hoc nicht erklären, aber so eine Substanz könnte z.B. die durch Blutung an den sensiblen Hörzellen verändern und diese direkt beschädigen.
    Von daher macht für mich die Aussage des SDB durchaus Sinn.

    Grüßle
    de Uil

    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“

    Omnia rerum principia parva sunt. [Der Ursprung aller Dinge ist klein.] (Cicero)

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  • Zu den ototoxischen Stoffen wurde ja schon alles gesagt, in GESTIS findet sich beim Styrol auch ein entsprechender Hinweis.

    Es gibt übrigens auch phototoxische Stoffe. Da wird dann in der Regel die Haut sensibler gegenüber Licht, es kommt zu einer Art Sonnenbrand oder wenn es extrem kommt zu "Brandblasen".

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.


  • ...wenn es extrem kommt zu "Brandblasen".

    Kann ich nur bestätigen, nicht phototoxische Eigenschaften unterschätzen. Ich hatte einen Kommilitonen, der hat sich im :S?( "Selbstversuch" den Saft des
    Riesen-Bärenklau auf die Hand geschmiert und ist damit wohl in der norddeutschen Sonne gewesen.
    Dadurch hatte er ene "Brandblase" auf dem gesamten Handrücken! Sah richtig übel aus.

    Grüßle
    de Uil

    „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich das generische Femininum. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen alle Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen und mitgemeint.“

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