Psychische Belastungen durch soziale Isolation

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  • Hallo liebe Kolleginnen und Kollegen,
    ich überarbeite gerade unsere Gefährdungsbeurteilung "Arbeiten im Ausland" und stehe jetzt vor folgendem Problem. Ich habe als Gefährdung die >Psychische Belastungen durch soziale Isolation< festgestellt, komme aber nicht auf wirklich sinnvolle Maßnahmen um die Gefahr zu reduzieren.
    Wir versuchen die Aufenthalte immer möglichst kurz zu halten, oftmals liegt die zeitliche Vorgabe aber nicht bei uns sondern beim Kunden.
    Es handelt sich zum einen um Vertriebsmitarbeiter (Beratung der Kunden vor Ort,...) und zum anderen um Servicemitarbeiter, (zur Durchführung von Wartungen, Störungsbeseitigungen, Inbetriebnahmen, ...).
    Ich hoffe auf viele Gute Ideen.
    Grüße aus dem schönen Württemberg
    Christoph

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  • Hallo Christoph,
    vielleicht befragst du die Mitarbeiter erstmal:
    Quelle: Wikipedia
    UCLA Loneliness Scale

    Das gebräuchlichste empirische Instrument zur Ermittlung der subjektiv empfundenen sozialen Isolation ist der unter dem Namen „UCLA Loneliness Scale“ bekannte Fragebogen. Er enthält 20 Aussagen, zu denen die Versuchsperson jeweils durch Auswahl einer Antwort auf einer vierstufigen Skala (nie, selten, manchmal, oft) Stellung nimmt. Beispiele solcher Aussagen sind etwa „Ich fühle mich übergangen“, „Keiner kennt mich wirklich gut“ oder „Es gibt Leute, an die ich mich jederzeit wenden kann“.

    Du weißt ja um den Unterschied zwischen Belastung und Beanspruchung bei der GB psychischer Belastungen.

    VG Reinhard

  • Hallo Reinhard,
    vielen Dank für die Antwort.
    Wir führen jährlich Mitarbeitergespräche durch, wo auch solche Dinge explizit erfragt werden. Hierbei habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein gewisser Teil der Befragten seine Probleme mitteilt (diese Kolleginnen und Kollegen liefern meist auch schon Verbesserungsvorschläge mit). Ein weiterer eher kleiner Teil hat Probleme, rückt aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht damit raus (oft ältere männliche Kollegen, "Ein Indianer kennt keinen Schmerz"). Und der letzte Teil, ich entschuldige mich für meine Formulierung, jammert ohne Punkt und Komma (oftmals die Mitarbeiter/innen die eigentlich nicht wirklich einen Grund haben, aber das ist meine persönliche Meinung).
    Deswegen halte ich von Umfragen nicht viel.

  • Hallo Christoph,

    so wie dich verstanden habe, hast du schon eine Art Analyse gemacht. Ist das richtig? Denn du schreibst da, du hast die Gefährdung schon festgestellt. Wie bist du denn darauf gekommen?
    Oftmals ist es so, dass man auch schon aus der Analyse Hinweise für Maßnahmen ziehen. Zum Beispiel auch aus einer Mitarbeiterbefragung.
    Denkbar ist es auch, wenn du schon den Hinweis hast, dass Soziale Isolation ein Problem ist, eine Art Workshop mit den betroffenen Mitarbeitern nach deren Auslandseinsatz zu machen und so Maßnahmen zu erarbeiten. Es gibt da z.B. von der BG RCI den Ideentreff, in dem man in Kleingruppen Maßnahmen entwickelt (gibt dazu ne Broschüre, wo alles genau erklärt ist). Die Mitarbeiter haben die meisten Erfahrungen und wissen vielleicht, was ihnen geholfen hätte oder helfen könnte.

    Bei Auslandseinsätzen ist davon abgesehen auch immer die Vor- und Nachbereitung wichtig. Die Mitarbeiter zu informieren, was sie erwartet, sie beim Lernen der Sprache oder der Kultur zu unterstützen, ihnen einen Ansprechpartner vor Ort und im Heimatland an die Hand zu geben, sie zu betreuen, wenn sie wiederkommen. Der Umfang eines solchen Programms ist natürlich auch immer abhängig von der Dauer des Auslandseinsatzes. Wie land sind die denn üblicherweise?

    Ihr könntet auch überlegen, ob es organisatorisch oder von der Auftragslage her möglich ist, zwei Mitarbeiter zur gleichen Zeit zum gleichen Ort zu schicken oder Überschneidungen zu nutzen.
    Vielleicht gibt es die Möglichkeit eine Plattform bereitzustellen, auf der sich alle im Ausland befindlichen Mitarbeiter austauschen können.

    Auch der soziale Rückhalt und die Wertschätzung vom Vorgesetzten im Heimatland ist wichtig. Also die Mitarbeiter vielleicht in regelmäßigen Skype-Meetings über die Situation vor Ort zu befragen und gleichzeitig Wertschätzung für den Einsatz rüber zu bringen. So weiß der Mitarbeiter welchen Sinn seine Arbeit hat und fühlt sich dahingehend schon mal nicht allein gelassen.

    Wie sieht es aus mit der Integration bei der Firma des Kunden? Wie sind die Absprachen? Wie werden die Mitarbeiter aufgenommen? Ist klar, dass Mitarbeiter aus dem Ausland kommen? Wenn es sich um regelmäßige Kunden handelt, könnte man ja vielleicht überlegen, ein Treffen einzurichten, um so die Mitarbeiter willkommen zu heißen.

    Das sind alles nur ein paar erste Ideen und Anregungen, die sicher auch nicht überall realistisch oder umsetzbar sind. Wichtig bei der Entwicklung von Maßnahmen ist es sicher, die betroffenen Mitarbeiter mitzunehmen, ihre Wünsche abzufragen und daraus gemeinsam Maßnahmen abzuleiten.

  • Hallo zusammen,

    da ich selbst einb paar Jahre im Ausland gearbeitet habe, hier eine Anmerkung:

    Eine solche Fragestellung sollte in jedem Fall angesprochen werden, bevor ein MA diesen Schritt macht. Sicher kann es zu solchen Problemen kommen, am Ende des Tages entscheide ich mich i.d.R. selbst dazu. Wenn ich also beispielsweise keine Affinität zu Fremdsprachen, fremden Essen etc.pp habe, nicht gerne von Freunden und Familie getrennt bin...dann sollte ich diesen Job auch nicht annehmen und hiernach muß ich als AG im Vorfeld fragen.

    Ich persönlich wußte von Beginn an, daß es sich um ein temporäres assignment handelt - für mich ein Hauptargument für diese Job. Dementsprechend habe ich auch meine Integrationsbemühungen nicht zu stark ausgeweitet.

    In diesem Sinne
    Der Michael

    "You'll Clean That Up Before You Leave..." (Culture/ROU/Gangster Class)

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  • Maxi
    Die Analyse erfolgt über die regelmäßig statt findenden Mitarbeitergespräche.
    Unsere Mitarbeiter sind nur kurzfristig im Ausland unterwegs, das längste, was ich gerade auf dem Schirm habe, sind 2 Wochen um Mitarbeiter von Kunden zu schulen.
    Längerfristige Aufenthalte entfallen, da wir mit regionalen Kooperationsfirmen arbeiten.
    Die Idee mit den 2 Mitarbeitern hatten wir auch schon, ist aber Aufgrund der Personalstärke nur selten zu realisieren, bzw. aus Kostengründen nicht zu realisieren (kein Kunde zahlt 2 Service Mitarbeiter nur weil einer Heimweh hat ;) )
    Eine Vor- bzw. Nachbereitung erfolgt (in den meisten Fällen) und auch der Rückhalt, bzw. die Unterstützung durch die fachlichen Vorgesetzten ist besser als in vielen anderen Betrieben die ich kenne.

    @MichaelD Die Kollegen die draußen sind haben das Problem, zumindest im Moment, nicht. Bisher wurde jede Kollege der nicht mehr raus wollte und konnte, auch irgendwie im Innendienst untergebracht. Bei der Auswahl prüfen wir natürlich diese Kriterien.

    Aber es ist leider trotz allem eine Gefahr, die ich festgestellt habe (auch wenn sie im Moment im Unternehmen nicht aktuell ist) und dafür müssen geeignete Maßnahmen gefunden werden.

    Aber aus den Kommentaren habe ich einige Inspiration erhalten. Vielen Dank!

  • Moin Christoph,

    in meinen Augen habt ihr die einzig wirksame Maßnahme doch schon ergriffen. (Bisher wurde jeder Kollege, der nicht mehr raus wollte oder konnte, auch irgendwie im Innendienst untergebracht.) Und vorab scheint ihr euch auch darüber Gedanken zu machen.

    Darfst Du verraten, wohin ihr Eure Mitarbeiter schickt? (Europa, mittlerer Osten, Antarktis ;) - genauer muss es ja nicht sein)

    Gruß aus dem Norden

    nj 1964

    Planung bedeutet den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen.

  • Morgen,
    unser Spektrum ist global. In Europa, USA und Südamerika (meist aber durch Servicemitarbeiter vor jeweiligen Niederlassungen), Asien, dann die ganzen klassischen Textilländer und die aktuell "spannenderen" Länder Ägypten und neulich auch der Irak.
    In der Antarktis sind wir, im Moment :D , noch nicht.

  • Moin Christoph,

    das ist schon eine Hausnummer.

    Trotzdem denke ich, dass ihr - im Vergleich zu anderen Unternehmen - ganz weit vorn seid.

    Ich selbst habe auch so um die 15 Jahre Montage auf Baustellen auf dem Buckel, zwar "nur" in Deutschland und mir hat das auch Spaß gemacht, aber ich habe dabei einige kreuzunglückliche Kollegen erlebt, die mit dieser Situation nicht klar gekommen sind und darum hat sich keiner geschert.

    Euch bleibt eigentlich nur der Weg den Michael in seinem Beitrag 5 beschrieben hat.

    Gruß aus dem Norden

    nj 1964

    Planung bedeutet den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen.

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  • Hi,
    ich stimme nj 1964 zu. Wichtig ist es ja zunächst, dass ihr euch über die Belastung bewusst seid und dass ihr euch Gedanken darüber macht, das dokumentiert etc. die Mitarbeiter einbindet und Ihnen zeigt, dass sie und ihr Wohlbefinden euch wichtig ist. Das macht ihr ja schon.
    Nicht immer kann man etwas ändern. Manchmal geben die Rahmenbedingungen der Tätigkeit einem Grenzen vor. Wenn das so ist, sollte man versuchen von den Verhältnissen hin zum Verhalten der Mitarbeiter zu gehen und zu versuchen deren Stressbewältigungsfähigkeiten und Ressourcen zu stärken.

    Gutes Gelingen :)

    Viele Grüße,
    Maxi