Flucht- und Rettungswege für behinderte Mitarbeiter/-innen

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  • Hallo,

    ich habe dieses o. g. Thema unter dieser Rubrik veröffentlicht, weil hier m. M nach ein Problem bei der Rettung von Behinderten im Notfall (Brand) auftritt.

    Wie müssen F & R für behinderte Mitarbeiter gestalltet sein? Barrierefrei? Wir haben eine Arbeitsbereich der sich IT nennt. Wie bei vielenArten dieser Bereiche, ist der Zutritt nur über gesicherte Eingangstüren möglich. Zum Einen über einen Zahlencode oder zum Anderen über codierte Zugangskarten (ATOSS). Der Arbeitsbereich liegt im Untergeschoss, mit mehreren Zugängen über notwendige Flure anderer Gebäude. Und das ist genau das Problem. Da die Zugänge in Fluren anderer Gebäuden sind, sind diese Türen T30-2 oder T30-1 Feuerabschlüsse.
    Lediglich ein Zugang ist eine RS-1 Tür (im gleichen Gebäude, im gleichen Brandabschnitt). Geplant ist die rauchdichte RS Tür elektrisch anzutreiben. Ergänzend muss ich dazu erklären, dass der Mitarbeiter, der in diesem Bereich arbeitet, erst seid Kurzem von einer muskelschwächenden Erkrankung betroffen ist und an einen Rollstuhl gefesselt ist. D. h. er ist nicht in der Lage normale Türen mit muskelkraft zu öffenen; Feuerschutzabschlüsse schon gleich gar nicht! Aus diesem Grund möchte die Führungskraft die Feuerschutzabschlüsse mechanisch angetrieben haben. Die Kosten wären immens. Der Mitarbeiter soll aus sozialen und ethischen Gründen im Bereich verbleiben und weiterarbeiten. (Das kann ich natürlich nachvollziehen). Der betroffene Arbeit in einem kleinen Team, welches in der Lage wäre, in ein anderes Stockwerk umzuziehen. Das würde uns einige Kosten und Arbeiten ersparen. Der Arbeitgeber sagt, genau das machen wir so, dass kostet auch aber bei weitem nicht so viel. Der Bereich sagt nein, weil dann Arbeitsabläufe und die Effizienz auseinandergerissen werden.
    Das ist auch zu verstehen.
    Jetzt die konkrete Frage? Besteht die Möglichkeit das Problem organisatorisch zu lösen? Ein Flucht- und Rettungsweg (über die rauchdichte Tür) wäre barrierefrei, weil angetrieben (sofern die Stromversorgung gewährleistet ist). Muss der zweite Rettungsweg (Grundfläche >400m²) ebenfalls barrierefrei sein oder kann ich dem behinderten Mitarbeiter ein Evakuierungsteam beiseite stellen? Das würde bedeuten, ich muss nur eine Tür mechanischumbauen und nicht insgesammt 3.
    Kann in den Flucht- und Rettungsweg ein Fahrstuhl (in einem anderen Brandabschnitt und Gebäude) mit eingeplant werden? Beide Gebäude werden nicht gleichzeitig alarmiert (zwei Brandmeldeanlagen).

    Barrierefrei bezieht sich hier nur auf dieschweren Feuerschutzabschlüsse. Die Flure selbst haben keine Absätze oder ähnliches.

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
    „Freiheit ist nicht, das zu tun, was Du liebst, sondern, das zu lieben, was Du tust.“
    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf

    Gruß Mick

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  • Hallo,


    Jetzt die konkrete Frage? Besteht die Möglichkeit das Problem organisatorisch zu lösen?

    Sofern es nur um diesen einen Mitarbeiter geht (keine weiteren Mitarbeiter oder sonstiger
    Publikumsverkehr), kann man es sicherlich mit Evakuierungshelfer und technischen
    Hilfsmitteln (z.B. Evakuierungsstuhl) lösen.


    Ein Flucht- und Rettungsweg (über die rauchdichte Tür) wäre barrierefrei, weil angetrieben (sofern die Stromversorgung gewährleistet ist). Muss der zweite Rettungsweg (Grundfläche >400m²) ebenfalls barrierefrei sein oder kann ich dem behinderten Mitarbeiter ein Evakuierungsteam beiseite stellen? Das würde bedeuten, ich muss nur eine Tür mechanischumbauen und nicht insgesammt 3.

    Es können auch andere Lösungen zur Anwendung kommen, siehe z.B.:
    http://www.ukpt.de/pages/publikat…msg.php?id=1203


    Kann in den Flucht- und Rettungsweg ein Fahrstuhl (in einem anderen Brandabschnitt und Gebäude) mit eingeplant werden? Beide Gebäude werden nicht gleichzeitig alarmiert (zwei Brandmeldeanlagen).

    In der Regel kannst Du den Fahrstuhl nicht berücksichtigen, wobei es
    da durchaus abweichende Meinungen gibt. In Bayern gilt nach Abstimmung
    zwischen Architektenkammer und oberste Bauaufsicht folgendes:

    In Absprache zwischen Oberster Bayerischer Brandschutzbehörde und Architektenkammer /
    Oberste Baubehörde wurden folgende Lösungen genehmig und sind seit Jahren praktisch erprobt.

    Es muss sichergestellt werden, das der 1.Fluchtweg für Rollstuhlfahrer, Behinderte, Senioren und
    Kinder, auf allen Ebenen entsprechend im "Zwei-Sinne-Prinzip" nach DIN 18040-1 Punkt 4.4
    beschildert und markiert wird.

    A) Schaffung von rauchdichten Vorräumen und Schutzbereichen mit ausreichenden Bewegungsfläche
    - z.B. über mehrere Geschosse - vor dem Aufzug. In Einzelfällen können statt sogenannten
    "Feuerwehraufzüge", auch schon Standardaufzüge als Rettungsweg genehmigt werden, bei denen
    der Funktionserhalt im Brandfall durch einfache Maßnahmen sichergestellt ist:

    Abzweig der Stromzufuhr zur Aufzugmaschine vor dem Hauptschalter des Gebäudes
    Brandgeschützte Ausführung dieser Zuleitung ( F30 )
    Türschließbetätigung in der Kabine, um den Aufzug in Gang zu bringen, wenn bei Rauchentwicklung
    durch eine Lichtschranke das Schließen der Kabinentür verhindert würde. ( Vorraum mit rauchdichten Türen )

    Quelle: Bayerische Architektenkammer, Barrierefreies Bauen 2, DIN 18024 T2 Öffentlich zugängliche
    Gebäude und Arbeitsstätten, 7.3 Aufzug, Seite 33

    B) Alternativ zum Feuerwehraufzug bieten sich zusätzlich für "Rollstuhlfahrer, Gehbehinderte, Kinder
    und alte Menschen" - kostengünstige "Schlauchrutschen" oder "Rohrrutschen" als zusätzliches
    Gestaltungselement an, die im Brandfall oft die einzige Fluchtmöglichkeit dh. den 1.Fluchtweg und die
    "Selbstrettung" ins Freie sicherstellen und sich international bewährt haben !

    C) Auch ein Außenaufzug stellt eine planerische Lösung dar und bietet im Brandfall gute Voraussetzungen
    für den barrierefreien 1.Fluchtweg von Menschen in öffentlichen Gebäuden auch in Krankenhäusern und
    Pflegestationen

    Quelle: https://sifaboard.de/www.nullbarrie.de

    In Ergänzung als kleine Anregung hinsichtlich Organisatorischen Maßnahmen:
    http://www.bernhardblumenthal.de/service/page6-…evakuierung.pdf

    Grundsätzliche Infos (Beispielhaft): http://www.dipb.org/B-115_Barrierefreie_Rettungswege.pdf

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Hallo Simon, (vielen Dank für Deine Unterstützung)

    ich habe jetzt gelernt, dass Feuerschutzabschlüsse ud Rauchdichte Türen zwar angetrieben werden dürfen, aber im Brandfall diese Funktion nicht mehr haben und auch nicht erlaubt ist, sofern der Rauchmelder der Feststllanlage reagiert hat. Ist das richtig? Das würde bedeuten, dass der betroffene Mitarbeiter trotzdem auf fremde Unterstützung angewiesen ist.

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    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
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    (Leo Tolstoi)

    *S&E* Glück auf

    Gruß Mick

  • hallo Mick,

    Dein Verdacht mit dem Abschalten des Antriebes ist korrekt.

    Hintergrund: wenn es zu Verrauchungen kommt, könnte der Rauch das Schließen des Abschlusses verhindern (insofern der Rauchmelder der Tür reagiert hat, oder falls der Abschluss/e auf die BMA aufgelegt ist/sind und die BMA ausgelöst hat).

  • Hallo,

    siehe grundsätzlich zu deinen Fragen auch hier:

    http://nullbarriere.de/tueren.htm

    und hier:

    http://www.bosy-online.de/barrierefrei/B…sunterlagen.pdf

    vielleicht hilft es Dir weiter.

    Gruß
    Simon Schmeisser

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  • Hallo,


    Das würde bedeuten, dass der betroffene Mitarbeiter trotzdem auf fremde Unterstützung angewiesen ist.

    das wird grundsätzlich der Fall sein, sofern nicht durch entsprechende Maßnahmen
    es sichergestellt wird (z.B. zusätzliche Griffe, Taster etc.). Siehe auch hier:
    http://www.dorma.com/de/de/inspirat…frei/index.html

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Hintergrund: wenn es zu Verrauchungen kommt, könnte der Rauch das Schließen des Abschlusses verhindern (insofern der Rauchmelder der Tür reagiert hat, oder falls der Abschluss/e auf die BMA aufgelegt ist/sind und die BMA ausgelöst hat).

    Guten Morgen Simon,

    vielleicht bin ich ja blöd? Zumindestens verstehe ich das nicht ganz. Wie verhindert Rauch das vollständige Schlie0en von Feuerschutzabschlüssen? Zusätzlich zum Antrieb haben diese Türen doch einen Freilauf-Schließmechanismus. Also der Rauchmleder löst aus und die Tür ist geöffnet, dann fällt die Tür zu. Ich muss aus diesem Bereich flüchten, öffne die Tür und die Tür muss hinter mir wieder ins Schloss fallen. Das mit dem Antrieb habe ich so verstanden, dass die Zeit bis zum angetriebenen automatischen Schließen zu lang ist und dadurch wieder zuviel Sauerstoff in diesen betroffenen bereich gelangt.

    Wo ist mein Denkfehler?

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    Gruß Mick

  • Die ASR V3a.2 ist seit April dazu ergänzt worden- Punkt 1.7 glaube ich...


    Gruß

    DerStefan

    Politik und Wahrheit verhalten sich zueinander wie Ebbe und Flut.

    Wo das eine hinkommt, tritt das andere zurück!

  • Guten Morgen Simon,

    vielleicht bin ich ja blöd? Zumindestens verstehe ich das nicht ganz. Wie verhindert Rauch das vollständige Schlie0en von Feuerschutzabschlüssen? Zusätzlich zum Antrieb haben diese Türen doch einen Freilauf-Schließmechanismus. Also der Rauchmleder löst aus und die Tür ist geöffnet, dann fällt die Tür zu. Ich muss aus diesem Bereich flüchten, öffne die Tür und die Tür muss hinter mir wieder ins Schloss fallen. Das mit dem Antrieb habe ich so verstanden, dass die Zeit bis zum angetriebenen automatischen Schließen zu lang ist und dadurch wieder zuviel Sauerstoff in diesen betroffenen bereich gelangt.

    Wo ist mein Denkfehler?


    Hallo Mick,

    sorry, Du hattest keinen Denkfehler. Ich bin auf dem Lösungsweg an der Kreuzung von automatischer Tür nicht in Richtung Feuerabschluss weitergelaufen, sondern bin dort stehen geblieben. Und die "normalen", automatischen Türen können bei Rauch offen stehen bleiben! Die Feuerabschlüsse selbstverständlich nicht.

    Lobe aber Besserung!

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  • Servus Mick,

    Der Denkfehler, so denn überhaupt einer vorliegt ist, dass die motorisierten Türen mit PIR Sensoren ö.Ä. ausgestattet sind, die der Öffnung dienen und/oder das Einklemmen/Berühren beim Schliessen verhindern...
    Diese Sensoren werden bei Rauch ausgelöst, und öffnen / halten die Türen ungewünschterweise offen (siehe Brand Flughafen Düsseldorf; Da die Lichtschranken in den Aufzügen). Drum werden sie durch den Rauchmelder inaktiviert.

    Allerdings sind die Türantriebe heut' so flexibel einstellbar, dass ich fast davon ausgehe, dass über einen Tastschalter eine kurzzeitige Öffnung ohne Näherungsmelder umsetzbar wäre. Einfach bei den üblich verdächtigen Herstellern (D___a, G__e) nachfragen...

    Gruss, C.

    Das Weltall ist groß.., besonders oben!" ( Wilhelm Busch, 1832-1908 )

  • Also die Verwirrung wird immer größer ?(

    Also über Rauchmelder ist bei uns gewährleistet, dass die kraftbetriebenen Feuerschutzabschlüsse und rauchdichten Türen schließen. Über einen Notschalter kann ich diese sogar entriegeln und öffnen. Die behinderte Person muss dann also nicht gegen die motorische Kraft andrücken sondern nur noch gegen die Schließkraft des Freilaufschließers. Jetzt fordert die ASR V3a.2 Anhang 1.7, dass ein Feuerschutzabschluß aufgrund der Anforderungen für die Barrierefreiheit 25 N nicht überschritten werden darf. Wie passt das zusammen? Wie bekommt man das technisch umgesetzt. Gibt es Hilfsantriebe, die den Anforderungen aus dem Brandschutz gerecht werden und trotzdem ein vollständiges Schließen ermöglichen? Gelten die 25 N aus der Technischen Regel nur für den Normalbetrieb oder auch im Notfallbetrieb (rauchmelder hat ausgelöst)?
    Zusammenfassend sehe ich das so: kraftbetätigte Türen sind nicht mehr kraftbetätig, wenn der Rauchmelder oder die BMZ (je nach Anlage) ausgelöst hat, weil Tür muss Schließen im Brandfall; die Barrierefreiheit für gehandicapte Mitarbeiter/-innen muss gewährleistet sein (s. ASR V3a.2); organisatorische Maßnahmen wie die Bereitstellung von persönlichen Evakuierungshelfern ist zu 100% nicht zu gewährleisten (Urlaub, Krankheit oder andere Abwesenheit vom Arbeitsplatz). da bleibt doch nur der Umzug des Mitarbeiters in einen anderen sicheren Bereich?

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    Gruß Mick

  • Hallo,

    siehe hier:

    http://www.dorma.com/de/de/inspirat…frei/index.html


    da bleibt doch nur der Umzug des Mitarbeiters in einen anderen sicheren Bereich?

    das wäre sicherlich die Konsequenz wenn Du keine der hier genannten Maßnahmen
    umsetzen kannst.

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Hallo und guten Tag an alle Unterstützer,

    vielen Dank für die Unterstützung. Das war gar nicht so leicht zu verstehen. die letzte Antwort vom Simon hat dann die Blockade gelöst. Jetzt habe auch ich das verstanden!

    Also vielen Dank :62: und eine gut Zeit wünscht...

    Man(n) ist erst dann ein Superheld, wenn man sich selbst für Super hält!
    (unbekannt)
                                                                                                                                                              
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