Bedrohliche Enge auf Märkten

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  • Hallo!

    Selbstverständlich schaut man als Wissender auf den Fluchtwegeplan, wenn man in einem Hotel ist.

    Wie ist das in einem Veranstaltungszelt?
    Ich hab das Gefühl ich werde ohne eigenen Einfluss durch große Zelte oder Marktstraßen mit der Masse hindurch geschoben.
    Wenn denn z.B. auf dem Bremer Weihnachtsmarkt etwas passieren sollte (Gasflaschenexplosion), dann kann ich mich nicht beliebig entfernen.
    Eine Menschenmasse steht vor mir und blockiert jeglichen Fluchtweg.
    Zurück zur eigentlichen Frage:

    Wie erkenne ich auf einem Marktplatz oder in einem Zelt, wer verantwortlich ist und wer, wann die Abnahme, in welcher Form gemacht hat?
    Gibt es vorgeschriebene Aushänge?

    Grüße
    Flügelschraube

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  • Hallo,

    in unserem Kreis hat man vor drei Jahren dieses Merkblatt
    (u.a. für Straßenfeste) an die Verwaltungen rausgegeben:

    http://rnk-feuerwehr.de/images/downloa…%9Fenfesten.pdf

    Wesentlich umfangreicher hat sich der LFV in Bayern, Gedanken dazu
    gemacht:

    http://www.lfv-bayern.de/fileadmin/down…_LFV_102011.pdf

    oder Beispielhaft die vfdb 03/03 (Einsatzplanung Großveranstaltung).

    Generell macht man sich seit der Loveparade mehr Gedanken zur Sicherheit bei
    Veranstaltungen, teilweise schießen einige Verwaltungen aber über das Ziel hinaus....
    http://www.ngz-online.de/grevenbroich/n…tzelt-1.3615552


    Wie erkenne ich auf einem Marktplatz oder in einem Zelt, wer verantwortlich ist und wer, wann die Abnahme, in welcher Form gemacht hat?
    Gibt es vorgeschriebene Aushänge?

    Öffentliche Aushänge (z.B. Prüfbuch) gibt es nicht.
    Wenn wir beim Zelt bleiben, dann siehe z.B. hier §76: http://www.vbg.de/apl/gv/mbo/76.htm
    Ferner die Ausführungen per PM.

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Hallo
    hier in der Gegend habe ich sowohl auf großen Märkten (zB Lukasmarkt in Mayen in der Eifel ) hängen immer wieder weit sichtbare Banner mit Pfeilen zu dem Fluchtweg.
    So kann man schon von weitem erkennen (auch im Dunkeln) wo man schon"weg kann"...
    In Zelten verschiedener Größen findet man hier in der Gegend inzwischen auch gut sichtbare Hinweise auf die Fluchtwege.
    Einen Aushang habe ich bisher noch nie gesehen (und im Rahmen diverser Sanitätsdienste steht man schon verschiedenes).
    Liebe Grüße
    Susi

    Liebe Grüße, Susi :002:
    Für (Schreib-)Fehler ist mein Handy verantwortlich..... 8)

    Vernunft ist manchmal nichts anderes als der Mut zur Feigheit. (G. B. Shaw)

  • Das qualifizierte Sicherheitskonzepte immer noch für so manchen Veranstalter ein Fremdwort sind, hat leider (wieder einmal) auch das Bürgerfest in Stuttgart am Donnerstag gezeigt.
    Feuerwehr als auch Rettungsdienst kamen kaum durch die Menschenmassen, was bei einem Brandeinsatz in der Theodor-Heuss-Straße zu deutlichen Verzögerungen führte.
    (Link zu den Stuttgarter Nachrichten mit Bericht dazu).
    Speziell in den gut besuchten Theodor-Heuss-Straße, auf dem Schlossplatz, und selbst im Oberen Schlossgarten (der "Blaulichtmeile") war kaum ein Durchkommen.
    Hinweise auf Fluchtwege im Freien ... Fehlanzeige,
    selbst in der völlig überfüllten Zelthalle der "Bundesregeirung" waren die Norm-Hinweisschilder (10 x 20 cm) über den seitlichen Türen kaum zu erkennen, im Laufweg selbst fehlte jede Kennzeichnung.
    Ich habe versucht, dies bei Security und Polizei anzusprechen - kein Interesse (wörtliches Zitat eines Polizeibeamten, höherer Dienst, PR : "Das Sicherheitskonzept ist von Fachleuten erstellt worden, da gibt es keine Mängel!")

    Schade, manche Leute wollen offenbar nur lernen, wenn etwas passiert und es richtig weh tut ...

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

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  • Hallo,


    Das qualifizierte Sicherheitskonzepte immer noch für so manchen Veranstalter ein Fremdwort sind...

    so pauschal würde ich das nicht stehen lassen.
    Problematisch sehe ich eher die fehlenden "Rahmenbedingungen" in form von konkreten
    Vorgaben und Planungsrichtlinien/ Hilfen, aber auch zu den "Erstellern" selbst. Sicherlich ist die vfdb
    03/03 (Einsatzplanung Großveranstaltung) da ein Ansatz in die richtige Richtung. Aber auch hier hat man
    wichtige Punkte wie z.B. die "private Gefahrenabwehr" (Sanitätsdienst, Brandschutz, Security) dem
    "ungefähren" (z.B. zu den Schnittstellen Kommunikation/Einsatzführung / Ordnung im Einsatzraum/
    Kräfteansatz/ Qualifikation usw.) überlassen. Was mich persönlich damals beim Entwurf der vfdb 03/03
    schon überrascht hat, schließlich war diese Richtlinie eine Reaktion u.a. auf die Ereignisse der
    Loveparade. Dazu hatte ich 2011 (September) auch einen Artikel "Möglichkeit nicht genutzt- vfdb 03/03"
    in der Fachzeitschrift FEUERWEHR veröffentlicht.

    Wer diese Richtlinie 03/03 nicht kennt, der kann den damaligen AGBF-Entwurf zur vfdb 03/03
    einsehen: http://www.agbf.de/pdf/einsatzpla…nstaltungen.pdf
    (wurde fast 1:1 so auch übernommen)

    Leider wurden damals entsprechende "Einsprüche" zur Richtlinie nicht berücksichtigt.


    hier in der Gegend habe ich sowohl auf großen Märkten (zB Lukasmarkt in Mayen in der Eifel ) hängen immer wieder weit sichtbare Banner mit Pfeilen zu dem Fluchtweg. So kann man schon von weitem erkennen (auch im Dunkeln) wo man schon"weg kann"...

    Wird vereinzelt auch bei uns im LK eingesetzt.
    Wer sowas nicht kennt, so sieht das aus: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…hannisnacht.jpg
    Was leider oft dabei übersehen bzw. nicht bedacht wird, ist die Diskrepanz
    zwischen der Anzahl der Flüchtenden und den Fluchtwegsbreiten.

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Was die Breite der Fluchtwege betrifft, die sind auf dem Lukasmarkt (normalerweise) genauso breit wie die Gassen, in denen die Marktstände stehen. Nur dass da hält dann statt den Ständen eben vereinzelte PKWs stehen.

    Wenn dann richtig große Fahrzeuge anfahren müssten, könnte es jedoch in manchen Gassen etwas problematisch werden.... Wobei die ortsansaessigen Hilfsorganisationen mit den örtlichen Gegebenheiten bestens vertraut sind.

    Liebe Grüße, Susi :002:
    Für (Schreib-)Fehler ist mein Handy verantwortlich..... 8)

    Vernunft ist manchmal nichts anderes als der Mut zur Feigheit. (G. B. Shaw)

  • Ich persönlich denke, das die Zusammenhänge bei Großveranstaltungen (trotz Loveparade-Diasaster, Boston-Anschlag etc.) noch nicht ausreichend untersucht wurden, inbesondere im Hinblick auf das Massen- und Individualverhalten der Besucher bei einer Bedrohung (gut, ich weiss, das es Ansätze gibt, aber konkrete Untersuchungen ?( )

    Wenn ich mir die diversen Filmaufnahmen aus Boston ansehe, fällt mir auf, das Betroffene und Zuschauer nur im unmittelbaren Bereich (um die 20, 30 m um den Ereignisort) flüchten. Weiter entfernt stehende Personen reagieren gar nicht oder relativ langsam, verzögert.

    Als es in Stuttgart am Donnerstag brannte, waren die anliegenden Zelte sehr schnell leer ... ne, nicht weil die Leute sich in Sicherheit gebracht haben, sondern rausgerannt sind zum Gucken ... Nur wenige Leute (meist Familien mit Kindern) haben das unmittelbare Umfeld verlassen.

    Die "Fluchtwegproblematik" ist mir ebenfalls von einer örtlichen Veranstaltung bekannt, auch die Probleme damit.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Hallo,

    Ich persönlich denke, das die Zusammenhänge bei Großveranstaltungen (trotz Loveparade-Diasaster, Boston-Anschlag etc.) noch nicht ausreichend untersucht wurden, inbesondere im Hinblick auf das Massen- und Individualverhalten der Besucher bei einer Bedrohung (gut, ich weiss, das es Ansätze gibt, aber konkrete Untersuchungen ?( )

    Ja, bisher sind nur Zwischenergebnisse bekannt, u.a. die vfdb betreibt ein
    Forschungsvorhaben. Unabhängig davon, hätte man die vfdb 03/03 deutlich weiter
    und gezielter umfassen können und das ganz unabhängig von Forschungsergebnissen.
    Eine Vielzahl der Probleme bei der Loveparade (Erstellung/Abstimmung/Kommunikation kommunale
    vs private Gefahrenwehr usw.) waren schnell identifiziert. Was noch nicht so genau bekannt ist,
    sind die Möglichkeiten einer Entfluchtung bzw. die Ströme bei solchen Veranstaltungen.
    Wenn es um die Entfluchtung/Berechnung von solchen Veranstaltungen geht, sind im übrigen
    die Beiträge von Dr. Klüpfel sehr interessant. Interessant sind auch seine Vorträge u.a. siehe hier:
    http://www.youtube.com/watch?v=prI89UzU6lw In diesem Sinne auch dieser Verein hier:
    http://www.rimea.de/

    Boston lässt sich in meinen Augen mit Duisburg nicht vergleichen, ferner einfach mal den
    Funkverkehr (Feuerwehr/ Rettungsdienst) von Boston und den Anschlägen anhören.

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

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  • Dr. Klüpfels Arbeiten sind mir zumindest in Ansätzen bekannt (Danke für den Videolink). Auch das RiEMA-Projekt.
    Ich persönlich denke, das es noch einige Jahre dauern wird, bis es auch für kleinere Kommunen möglich ist, mit Hilfe von Simulationen (bzw. entsprechender Ergebnisse) Veranstaltungen besser und sicherer zu planen. Leider sind wir hier nach meinem Geschmack noch viel zu oft bei "Versuch und Irrtum".
    Für z.B. das Stuttgarter Stadion gab es ja IMHO entsprechende Simulationen. Aber leider endeten diese, soviel wie ich weiss, beim Verlassen des Gebäudes und wurden nicht im Außenbereich fortgesetzt - aus meiner Sicht aber zwingend notwendig, um die Ströme entsprechend leiten zu können und nicht mit anrückenden Kräften in Konflikt zu kommen.
    Nunja ... man kann ja nicht alles haben.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Hallo,


    Dr. Klüpfels Arbeiten sind mir zumindest in Ansätzen bekannt (Danke für den Videolink). Auch das RiEMA-Projekt.

    Sehr zu empfehlen seine Beiträge, vor ein paar Jahren hatte ich mal im Bezug auf ein Selbstrettungsgerät/
    Evakuierung mit ihm Kontakt.


    Ich persönlich denke, das es noch einige Jahre dauern wird, bis es auch für kleinere Kommunen möglich ist, mit Hilfe von Simulationen (bzw. entsprechender Ergebnisse) Veranstaltungen besser und sicherer zu planen. Leider sind wir hier nach meinem Geschmack noch viel zu oft bei "Versuch und Irrtum".
    Für z.B. das Stuttgarter Stadion gab es ja IMHO entsprechende Simulationen. Aber leider endeten diese, soviel wie ich weiss, beim Verlassen des Gebäudes und wurden nicht im Außenbereich fortgesetzt - aus meiner Sicht aber zwingend notwendig, um die Ströme entsprechend leiten zu können und nicht mit anrückenden Kräften in Konflikt zu kommen.
    Nunja ... man kann ja nicht alles haben.

    Wird sicherlich so sein, bis dahin sehe ich aber auch die Notwendigkeit vorhandene
    Empfehlungen/ Richtlinien wie z.B. die vfdb 03/03 zu überarbeiten.

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010

  • Hallo,

    geistert zur Zeit im Kollegenkreis auf Facebook rum:

    https://www.facebook.com/photo.php?v=771669526210044

    Gruß
    Simon Schmeisser

    Durch einen guten vorbeugenden Brandschutz und entsprechende Brandschutzaufklärung kann davon ausgegangen werden, dass mehr Menschenleben und Sachwerte bewahrt werden können, als durch alle Einsatzleistungen und Bemühungen im Ernstfall zusammen. Simon Schmeisser These "VB-ein Weg aus der Feuerwehrkrise" Fachzeitschrift Feuerwehr 2010