BGR 190 Atemschutz (Stand Dez 2011): Prüfung der Eignung der Maske für den Geräteträger durch Geruchstoffe

ANZEIGE
ANZEIGE
  • BGR 190 Atemschutz (Stand Dez 2011): Prüfung der Eignung der Maske für den Geräteträger durch Geruchstoffe

    Guten Morgen,

    beim Lesen der BGR 190 Benutzung von Atemschutz bin ich auf der Seite 32/33 auf folgenden Text gestoßen.
    Prüfung auf Ergonomie und individuelle Anpassung:
    Prüfung mit Geruchs- und Geschmackstoffen:
    Diese Prüfung ist sinnvoller Weise bei praktischen Übungen oder bei der erstmaligen Anwendung anzuwenden. Der Geräteträger wird mit angelegtem Anschluss einermit Geschmacks- und Geruchsstoffen als Aerosol angereicherten Atmosphäre ausgesetzt.
    Werden diese vom Geräteträger nach einer gewissen Zeit wahrgenommen ist der Atemanschluss nicht für den Anwender geeignet.
    Die Auswahl des Geruchs- und Geschmackstoffes ist je nach Atemschutzgerät vorzunehmen. Die Methode ist für partikelfiltrierende Halbmasken oder Masken mit Partikelfilter besonders geeignet.
    Oder Prüfung mit Messgeräten

    Fragen/Diskussion:
    Werden diese Prüfungen bei Euch so durchgeführt? Vor allem bei filtrierenden Halbmasken (P1 -3)
    Wenn nein, Kennt ihr Firmen die dies so durchführen?
    Wie kann ich das Individuelle geeignet sein noch überprüfen, ohne mir teure Messgeräte zu kaufen?


    Gruß RaBau

    Fremde Meinungen sind zu akzeptieren meine Antwort auf "du" oder "sie". Ich möchte geduzt werden.
    Ich schreibe weiter alles mit DU (siehe Forumsregel). Die die kein Du haben wollen, machen gedanklich immer aus dem Du ein Sie.
    Gruß RaBau

    Nur Pessimisten schmieden das Eisen, solange es heiß ist. Optimisten vertrauen darauf, dass es nicht erkaltet. (Zitat von Peter Bamm)

  • ANZEIGE
  • Moin,

    ich nutze die beschriebene Geschmacksstoff-Methode bei der Ausbildung unserer ehrenamtlichen Kräfte im Umgang mit Infektionsschutzsets. Dieser qualitative Test ist nur für FFP-Masken geeignet, Halb- und Vollmasken müssen mit anderen Methoden (z.B. Unterdruck oder Überdruckprüfung) auf Dichtsitz geprüft werden. Verwendet wird für den Test ein hochkonzentriertes Saccharin-Aerosol in zwei Konzentrationsstufen. Alternativ - es gibt einige wenige Leute, die den Süßstoff nicht wahrnehmen können, kann auch ein Bitrex-Aerosol (Bitterstoff) verwendet werden.

    Der Ablauf des Tests ist ganz einfach:

    • Der Testperson wird eine Haube auf den Kopf gesetzt, in diese Haube wird eine niedrig konzentrierte Süßstofflösung gesprüht. Mit offenem Mund atmen lassen. Bis auf wenige Ausnahmen schmecken die Testpersonen den Süßstoff sehr schnell. Anzahl der notwendigen Sprühstöße merken. Danach Mund mit Wasser gründlich ausspülen lassen.
    • Testperson setzt jetzt die Maske auf, über den Kopf kommt die Haube.
    • In die Haube wird jetzt die um den Faktor 100 konzentriertere Testlösung gesprüht, Anzahl der Hübe entsprechend. Übungen durchführen lassen (normal atmen, tief atmen, Kopf hoch-runter-seitlich bewegen, Text vorlesen lassen, ein paar Schritte gehen) Bei richtigem Dichtsitz darf die Person den Geschmacksstoff nicht wahrnehmen. Wird er wahrgenommen, kein sauberer Dichtsitz, ggf. den Test mit einem anderem Maskentyp wiederholen, vorher Haube auswaschen, Testperson soll sich das Gesicht abwaschen.


    Der Test hat neben der Prüfung des richtigen Dichtsitzes auch noch einen weiteren Positiveffekt: Die Testpersonen lernen, ihrer Maske zu vertrauen, ein ganz wichtiger Aspekt.
    Fühlt sich eine Testperson unter der Haube nicht wohl (Angstzustände), muss die generelle Atemschutztauglichkeit in Frage gestellt werden.

    Die Kosten für ein Testset liegen um 100 € (netto), hinzu kommen ggf. noch Kosten für die Ausbildung des Sachkundigen, z.B. bei einem Hersteller, von rund 500 € (der Betreffende sollte ja wissen, was er da macht ... ;) ), außerdem braucht's nach BGR 190, 3.2.4.1., einen Sachkundigen für die Unterweisung der Atemschutzgeräteträger.

    Messgeräte zur Dichtsitzprüfung prüfen den quantitativen Dichtsitz, also ein völlig anderer Ansatz (Vergleich Stoffkonzentration außen - innen). Damit ist es z.B. nicht bzw. nur sehr umständlich möglich, unmittelbar am Arbeitsplatz einfach und schnell den richtigen Dichtsitz z.B. einer FFP-Maske zu überprüfen, insbesondere bei Bewegung (siehe Übungen oben).

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Hallo Rabau,
    ich bin ja auch oft ein akribischer Leser, aber alle Achtung was du da herausgearbeitest hast.
    Der erste Teil ist mir plausibel - da wird die Masken- bzw. Systemleckage für die individuelle Trägerperson überprüft; da es sich ja um Isoliergeräte handelt muss auch der Einsatz in toxischer Atmosphäre möglich sein. Da ist es durchaus vorstellbar, dass trotz CE-Zertifizierung ein System für eine individuelle Kopfgeometrie nicht die ausreichende Schutzwirkung erzielt. Ich habe diesbezüglich keine Erfahrung, weil keine solchen Geräte im Einsatz. Bei Vollgesichtsmasken mit Gasfilter, die ich früher selbst getragen habe, wurde pragmatisch der Filter zugehalten und getestet, ob beim Einatmen sich die Maske ansaugte.
    In dem letzten Absatz zu den Partikelfiltermasken ist m. E, ein redaktioneller Fehler: Es müsste heißen, dass die Methode nicht für partikelfiltrierende Masken geeignet ist.
    Denn die Geruchs-/Geschmacksstoffe werden auf Molekülebene wahr genommen und diese sind keine Partikel und können wiederum von der Maske nicht ausgefiltert werden.
    Aus vorherigem Satz ist zu schließen, dass ich - obwohl Partikelfilter in der Anwendung habe - noch nie eine solche Prüfung vorgenommen habe.

    mfg.

    Uwe

  • Denn die Geruchs-/Geschmacksstoffe werden auf Molekülebene wahr genommen und diese sind keine Partikel und können wiederum von der Maske nicht ausgefiltert werden.


    Da bei dieser Prüfmethode mit Geruchs- oder Geschmacksstoffen diese an einen Trägerstoff (Wasser oder Öl) gebunden sind, werden diese sehr wohl ausgefiltert. Sicherlich kommt es im Laufe der Zeit auf Molekularebene zu einer Trennung von Geruchs- bzw. Geschmacksstoff vom Trägerstoff, aber das ist für die praktische Testdurchführung nicht wirklich von Belang.
    Wie schon geschrieben, üblich als Teststoffe sind Saccharin, seltener Bitrex, ganz selten Bananenöl.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • ANZEIGE
  • N'Abend,

    Entschuldigt die späte Reaktion, aber ich brauchte kurzfristig einen neuen Rechner. ;(
    Saftey Officer danke fürdie ausführliche Zusammenfassung. Ich glaube jetzt habe ich eine Baustelle.
    Ich werde mich diesem Thema in den nächsten Wochen intensiv widmen.

    Ich konnte mir die Geruchsprobe nicht vorstellen, aber ich bin eines besseren Belehrt worden.

    Gruß RaBau

    Fremde Meinungen sind zu akzeptieren meine Antwort auf "du" oder "sie". Ich möchte geduzt werden.
    Ich schreibe weiter alles mit DU (siehe Forumsregel). Die die kein Du haben wollen, machen gedanklich immer aus dem Du ein Sie.
    Gruß RaBau

    Nur Pessimisten schmieden das Eisen, solange es heiß ist. Optimisten vertrauen darauf, dass es nicht erkaltet. (Zitat von Peter Bamm)

  • Moin Safety-Officer
    ersteinmal danke für die Infos! Ich kannte diesen Test bisher nicht (und unserer Atemschutzausbilder im übrigen auch nicht). Eine Frage stellt sich mir allerdings noch: Warum ist dieser Test deiner Meinung nach nicht für Halb und Vollmasken mit P-Filter geeignet? Ich würde diesen Test ansonsten gerne verwenden, um den Leuten, die es mit dem rasieren nicht so genau nehmen die mangelhafte Abdichtung am Gesicht aufzuzeigen.

    Freundliche Grüße
    Moritz

  • Warum ist dieser Test deiner Meinung nach nicht für Halb und Vollmasken mit P-Filter geeignet?


    Bei Halbmasken hast du teils, bei Vollmasken häufig einen größeren "Totraum". Dieser kann beim Test mit Saccharin und Bitrex für erhebliche Wahrnehmungsverzögerungen sorgen.
    Auch liegen die Masken in der Regel selbst bei schlechtem Sitz dichter an als FFP-Masken, die Gesichtsleckagen sind in der Regel kleiner.
    Der Test wird also zeitaufwändiger.

    Es wird, wie oben schon angesprochen, auch "Bananenöl" als Geruchsstoff empfohlen (Saccharin und Bitrex sind Geschmacksstoffe)
    Allerdings habe ich noch kein entsprechend lebensmitteltaugliches konzentriertes Mittel gefunden, auch für die Ausbringung des Öls als Ultrafein-Aerosol bin ich noch auf der Suche.
    (Hochkonzentriertes Bananenöl (1:1000) gibt es als Fisch-Lockstoff im Anglerbedarf ... )


    Ich würde diesen Test ansonsten gerne verwenden, um den Leuten, die es mit dem rasieren nicht so genau nehmen die mangelhafte Abdichtung am Gesicht aufzuzeigen.

    Das Problem kenne ich irgendwo her.
    Im Bereich der Feuerwehr kann dies bei Überdruck-Masken schnell demonstriert werden, im Industriebereich sind solche Systeme ja eher selten.
    Wie schon geschrieben ... mit Bananenöl soll es funktionieren, selbst angewendet hab ich es noch nicht.

    Mögliche Alternativen kenne ich aus dem militärischen ABC-Schutz: CS bzw CN, da merkst du als Probant und auch als Ausbilder die kleinste Leckage sehr schnell ...
    Oder den bekannten Geruchsstoff Tetrahydrothiophen (THT) ... wird bei fehlendem Dichtsitz sehr schnell wahrgenommen, wirkt aber auch auf den Ausbilder und die Umgebung ... *pfeif*

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • ANZEIGE