Was ist in Frankreich los ?

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Zusammen,

    derzeit beobachte ich in den Medien die erschreckenden Szenen in Frankreich. Nie hätte ich gedacht das sich eine Serie von Krawall und Terror, in einem europäischem Zentralstaat, über eine solch lange Zeit aufrecht halten könnten.

    Zwar gibt es auch in Deutschland immer wieder auftretende Krawalle wie die Chaos-Tage-Krawalle in Hannover oder die Maikrawalle in Berlin, doch diese sind periodisch schon so in der entsprechenden Szene verwachsen, dass ich noch nicht mal mehr glaube das diese aus einem aktuellen Motiv entstehen. Zudem sind Diese zeitlich sehr beschränkt und Anwohnerschaft wie Ordnungshüter können sich entsprechend darauf vorbereiten.

    Doch zu den Bildern in Frankfreich fehlen mir die Worte sowie auch der genaue Hintergrund. Momentan wird viel über die aktuelle Sachlage berichtet, wie die jugendlichen, die vor allem aus Immigrantenfamilien stammen immer mehr Stadteile in Feuer aufgehen lassen und nun auch nicht mal mehr vor Schusswaffen zurückschrecken. Doch wie ist es dazu gekommen? Ich habe etwas von magelhafter Integration verlauten hören, doch ich finde diese wird in Frankkreich subjektiv gesehen sehr gut umgesetzt. Zwar gibt es einige Regeln, wie z.B. das grundlegende beherrschen der Französischen Sprache, doch es gibt sehr viele öffentliche Angebote für jedes Alter sich mit der französischen Kultur und Sprache auseinander zu setzten.

    Gibt es noch mehr Informationen zu den Hintergründen? Habe ich da was verpasst?

    Gruß Toni

    Alle sagten: Es geht nicht. Da kam einer, der das nicht wusste und tat es einfach.(Goran Kikic)

    Wer nichts weiß, muß alles glauben. (Marie von Ebner-Eschenbach)
    „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“
    (Sapere aude)

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  • Hallo Toni,

    nun ich denke das wir daselbe Problem auch haben. Unterschwellig ist dies in Frankreich und bei uns schon lange zu beobachten.
    War aber zumeist eher eine Randerscheinung. Wir aus dem Security-Bereich sind mit diesem Phänomen schon seit längerem vertraut.

    Eine Ursache ist mit die mangelnde Integration und Schaffung von "Ghettos" durch die Immigranten selbst und natürlich auch durch die Gesellschaft. Aufgrund von Perspektivlosigket und mangelnder Freizeitgestaltung folgt viele allzugern dem Ruf des "Abenteuers" und bemerken aber vor lauter Begeisterung nicht auf was es hinausläuft. Die ersten Trittbrettfahrer sind auch bereits da.

    Die Frage ist also nicht ob sondern wann es hier losgeht.

    Grüße aus dem Norden guard

    Liebe Grüße aus dem Norden

    guard

    :35: Dumm geboren zu sein ist keine Schande, dumm zu sterben jedoch schon!

    Wissen ist ausser der Liebe das Einzige was mehr wird wenn man es teilt!

    Rotation ist Bewegung ohne Raumgewinn!!!

    Kläre die Ursache nicht die Schuldfrage!

    • Offizieller Beitrag

    Auschlaggebend war glaube ich der tödliche Unfall von 2 Jugendlichen die auf der Flucht vor der Polizei waren...!?

    Daraufhin gab es "Proteste" über die Vorgehensweise der Polizei..., die sich dann so aufgeschaukelt haben, wie sie jetzt aktuell sind!

    Denke auch das es jetzt einfach nur noch die Welle der Gewalt ist, auf die immer mehr aufspringen und eben einmal richtig "draufhauen" wollen und hoffen das sie in der "Masse" nicht auffallen...

    Gebe guard Recht, ein "Auslösser oder Zünder" in Deutschland und auch hier schlägt der Frust, gerade bei Jugendlichen, in Gewalt um!

    Chris

  • Hallo!
    Die Bilder des brennenden Nachbarlandes erschüttern uns alle, denke ich. Und mit den Ursachen- und Schuldzuschreibungen sind vor allem extremistische Kräfte mal wieder sehr schnell, deswegen bin ich mit den zur Zeit vorliegenden Informationen überaus vorsichtig.
    Aber einige Dinge sind in der Tat offenkundig. Soziologische Studien warnen seit etwa zehn Jahren vor diesen Pulverfässern, nicht nur in Frankreich. Wir müssen uns in der Tat überlegen, was wir unserer Jugend antun und zumuten, welche Perspektiven wir ihr geben. Die französische Situation ist verschieden von der unseren, aber die Dynamik eines solchen Flächenbrandes darf um Himmels Willen nicht unterschätzt werden.
    Auch hier gibt es ganze Landstriche und Bevölkerungsgruppen, die von der Politik vergessen oder ignoriert werden, weil sich mit ihnen kein Profit machen lässt oder sich ein Engagament für sie nicht Publikumswirksam binnen einer Legislaturperiode verwerten lässt. Und diese könnten jetzt ebenfalls in Brand geraten. Ich denke an große Teile Ostdeutschlands oder die Randbezirke der Metropolen.
    Was erleben die Jugendlichen dort? Sie haben Eltern, die resigniert haben und lernen dort deren Bewältigungsstrategien "Gewalt" und "Alkohol". Sie bewegen sich in einem Bildungssystem, dass nur noch dank des Einsatzes einzelner Personen überhaupt noch funktioniert. Und diese Einzelpersonen brechen nach wenigen Jahren mit Burnout und Depressionen zusammen. Und sie erleben einen gnadenloses Haifischbecken, dass sie nach der Schule erwartet, bereit, die besten zu verheizen und die Schwachen garnicht erst aufzunehmen. Es sind genug Leute in der Warteschleife. Ulrich von Weizsäcker sagte vor kurzem, dass wir es nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Systeme mit einer veränderten Situation auch bei uns zu tun haben: Die Marktwirtschaft braucht sich nicht mehr sozial zu geben, sie hat jetzt freie Bahn.
    Es sind komplexe Dinge im Gange in Frankreich. Sicher sind dort auch die Kräfte am Wirken, die hier für Chaos-Tage in Berlin / Hannover oder BRN-Exzesse in Dresden verantwortlich sind. Und ganz sicher spielt mißlungene Integration von Zuwanderern, die eigene Subkulturen gebildet haben, eine erhebliche Rolle. Aber die Bereitschaft, es zu einem Flächenbrand kommen zu lassen, seine eigene Schule und das Auto des Nachbarn in Brand zu setzen, ist neu und Ausdruck einer absoluten Verzweiflung, die wir ernst nehmen müssen. Beschimpfungen wie die des französischen Innenministers sind weniger zielführend als die Übernahme von Verantwortung durch jeden einzelnen von uns. Denn: Wir gestalten, jeder an seinem Platz, diese Welt. Und wir sind es, die durch unser Tun, auch an der kleinsten Ecke, einen Beitrag leisten können und müssen.
    Der Ruf nach "Mehr Polizei" und "Härteren Gesetzen" jedenfalls wird die Situation nicht verändern. Es ist auch jetzt schon verboten, Autos anzuzünden. Auch groß angelegte Sozialprogramme können nur 3-Kg-Feuerlöscher im Waldbrand sein. Es geht darum, ob wir es weiterhin zulassen, dass sich der Staat (also, die Solidargemeinschaft, die wir alle bilden) aus immer mehr Bereichen zurückzieht bis wir irgendwann die Polizei privatisieren und den Gesetzen von Angebot/Nachfrage (das wäre ja noch ok) und insbesondere Profit unterwerfen. So, wie wir es zugelassen haben, dass dies in vielen Bereichen bereits passiert ist (Altenpflege u.a.).

    Ein sehr politiklastiger Beitrag, ich weiß. Aber ich konnte grad nicht anders, denn ich arbeite viel mit Jugendlichen und fürchte, dass deren Aufschrei wieder von Medienrummel und Politikergeschwätz übertönt wird.

    Im Besitz eines neuen Feuerlöschers grüßt aus Dresden
    Gerald Eckhardt

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    "Es ist gelogen, dass Computerspiele Kinder beeinflussen. Hätte Pacman das getan, würden wir heute durch dunkle Räume irren, Pillen fressen und elektronische Musik hören." --- Kristian Wilson, Nintendo Inc. 1989