Entzündliche Händedesinfektionsmittel

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  • Hallo,
    ich habe bei uns eine sehr seltene Unfallmeldung. Eine MA in der Schleuse des Mikrobiologischen-Labors zieht ihre Schutzkleidung aus, und tut sich anschließend die Hände desinfizieren. In ihrer Rutine schaut sie dabei nicht auf ihre Hände. Dann bemerkt sie doch, dass ihre Hände heiß werden und entdeckt eine schwache bläuliche Flamme. Schnell löscht sie ihre Hände unter dem direkt daneben befindlichen Wasserhahn. Gut dass wir im Haus auf Brandopfer spezialisiert sind. Und Gott sei dank haben nur die Hände und nicht die Kleider oder mehr Feuer gefangen. Glück im Unglück; die MA hatte nur in ganz kleinen Bereichen der Hände Verbrennungen des 3.Grades sonst 2.Grades.

    Einige Rahmenbedingungen:

    • Zündfunkt durch statische Entladung zwischen Hand und Wasserarmatur.
    • Händedesinfektionsmittel: Promanum Pure; 80% Ethanol, 15% Propan-2-ol; Flammpunkt 14° C -> Leicht entzündlich
    • Kleidung aus Baumwolle mit geringem Polyesteranteil
    • Luftfeuchtigkeit häufig unter 30%
    • Schuhe aus Kork und Gummi (isolierend)
    • Bodenbelag antistatisch

    So und nun dürft Ihr mal diskutieren! ?(
    Oder hat jemand von Euch schon mal so was gehört?

    Gruß

    Stefan Kotz

    Einmal editiert, zuletzt von SKotz (20. Juli 2012 um 12:13)

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  • ...Händedesinfektionsmittel: Promanum Pure; 80% Ethanol, 15% Propan-2-ol; Flammpunkt 14° C -> Leicht entzündlich


    Warum wird dieses Mittel verwendet und nicht eines mit geringerem Alkoholgehalt?

    ...Schuhe aus Kork und Gummi


    Sind die Schuhe elektrisch isolierend oder ableitfähig ausgeführt?

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Hallo,

    Danke awen für den Link.

    Nur in diesem alten Beitrag wurde über die Eventualität diskutiert. Nun habe ich den Fall und auch einige Fakten dazu.

    Ich denke, dass wir dies in den nächsten Jahren noch häufiger hören werden, denn in der Hygiene gibt es die Bestrebungen mit immer höheren Alkoholkonzentrationen den Krankheitserregern (z.B. Noro) den Gar auszumachen.

    Wir werden die Diskussion führen müssen, und hier helfen nur Maßnahmen zur Verringerung der statischen Aufladung.

    Aber wie?

    Wenn alle ableitfähige Schuhe tragen müssen, muß diese der Arbeitgeber stellen. Und wer ordnen dass an? Die SIFA vor Ort? :D

    Wenn trockene Luft vermieden werden muß, dann geht das auf die Kosten, denn Befeuchtung der RLT ist sehr teuer und aufwendig. Und bedeute häufig eine grössere Umbaumaßnahmen. :whistling:

    Bisher gilt das Spender direkt neben dem Waschbecken befestigt werden sollen. Was ist der Grund hierfür? Wäre dies ein Ansatz?

    Gruß Stefan

  • ...Ich denke, dass wir dies in den nächsten Jahren noch häufiger hören werden, denn in der Hygiene gibt es die Bestrebungen mit immer höheren Alkoholkonzentrationen den Krankheitserregern (z.B. Noro) den Gar auszumachen.


    Ein Trend, der mir auch zunehmend Sorgen bereitet, denn die Brandgefahr erhöht sich doch gewaltig. Alternativen sind mir aber auch nicht bekannt.

    ...Wir werden die Diskussion führen müssen, und hier helfen nur Maßnahmen zur Verringerung der statischen Aufladung.
    Aber wie?
    Wenn alle ableitfähige Schuhe tragen müssen, muß diese der Arbeitgeber stellen. Und wer ordnen dass an? Die SIFA vor Ort? :D


    Was nützt ein antistatischer und evt. ableitfähiger Fußboden, wenn darauf der Mitarbeiter mit isolierenden Schuhen wandelt?
    Wenn entsprechendes Schuhwerk erforderlich wird gilt dies meiner Meinung nach als PSA und ist dann zu stellen. In der chemischen Industrie ist dies im Laborbereich Standard. Wenn ich mir das Schuhwerk in so manchem "medizinischen" Labor so ansehe, stelle ich fest, dass es nicht der BGI 850-0 bzw. TRGS 526 entspricht. Angeordnet wird es vom Unternehmer, entsprechend dem Ergebnis der Gefährdungsbeurteilung. Die SiFa berät den Unternehmer entsprechend.

    ...Wenn trockene Luft vermieden werden muß, dann geht das auf die Kosten, denn Befeuchtung der RLT ist sehr teuer und aufwendig. Und bedeute häufig eine grössere Umbaumaßnahmen. :whistling:


    Ja, das stelle ich mir in einem mikrobiologischen Labor auch recht teuer vor, zumal eine Änderung der klimatischen Bedinungen möglicherweise auch die Ergebnisse der Untersuchungen beeinflussen kann.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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  • Hallo,
    klingt für mich absolut glaubwürdig und nachvollziehbar.

    Alkohol als schnell entflammbarer Stoff und der Funke aus einer statischen Entladung, das dürfte schon reichen.

    Vielleicht kann man hier zum einen auf ein anderes Desinfektionsmittel umschwenken und/oder die Sache mit der statischen Elektrizität verbessern. Schuhe und Fußbodenbelag wurden ja schon genannt. Ich würde die Kleidung auf jeden Fall noch mit in die Überlegung einbeziehen. Die Gedanken von Stefan sind schon recht gut.

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo Stefan,

    es gibt schon Anbieter die weniger "gefährliche" Desinfektionsmittel auf dem Markt haben, die können nur leider nicht alles eliminieren (begrenzt viruzid). Das müsstest du dann mal mit deinem BA abklären.


    Gruß

    Marc

    Grüße aus Oberschwaben
    Marc

  • Hallo Marc,

    leider spielt bei mir in diesem Spiel noch ein wichtiger Spieler mit!

    Die Hygien ist in einem Krankenhaus, wie bei mir, ein wichtiger Partner für die SIFA. Und die Hygiene hat das Problem, dass die meisten Desinfektionsmittel mit weniger Alkoholgehalt nicht gegen, die wenig geliebten Noroviren und weiter kleine Tierchen helfen. Früher hatten wir ein weniger stark dosierte Händedesinfektionsmittel, und wechselten nur bei einem Norofall auf der betreffenden Station das Mittel. Nur sagt die Hygien, ist es dann schon dass eine oder anderemal zu spät gewesen.

    Gruß Stefan

  • ... Nur sagt die Hygien, ist es dann schon dass eine oder anderemal zu spät gewesen....


    Und deswegen wird jetzt unabhängig von der Gefährdung überall das höher alkoholische Händedesinfektionsmittel verwendet?
    Erinnert mich irgendwie an die DGUV in Dresden, da hängen auf sämtlichen Toiletten auch diese Desinfektionsmittel, die ich dort für absolut überflüssig halte. Auch da wurde auf meinen Hinweis mit den Noroviren argumentiert.
    Im mikrobiologischen Labor ist es meiner Meinung nach durchaus verzichtbar, denn potentiell kontaminiertes Probenmaterial wird mit entsprechenden Handschuhen angefasst. Ja, auch die Handschuhe sind nicht virendicht und haben nach Norm eine erschreckend hohe Leckrate. Daher gibt es ja am Ende der Arbeit dann noch die Desinfektion und diese muss dann dafür sorgen, dass die Virenlast entsprechend reduziert wird. Mit einigermaßen sinnvollem hygienischem Umgang ist dies zu schaffen, nur an diesem sinnvollen hygienischen Umgang mangelt es so mancher Person, auch in der Ärzteschaft.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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  • FullACK.
    Wenn man als (informierter) Patient oder Angehöriger eines Patienten im Krankenhaus ist, erlebt man so Manches, da graut's ... gerade wieder life erleben müssen ...
    Ich habe nur wenig Personal und noch weniger Ärzte erlebt, die sich bei der Visite nach jedem Patient die Hände desinfiziert hätte (Eine der Grundregeln!). Die Spender aus den Patientenzimmern verschwinden, Kittelflaschen Fehlanzeige ... Ach so, hat schon einmal jemand Proben von den Ärzte-Kugelschreibern gezogen?
    Nein, ich rege mich jetzt nicht auf, nein ...

    Zurück zum Ursprungsproblem.
    Ich denke, das sich die Problematik der elektrostatischen Aufladung in der beschriebenen Umgebungssituation nur durch gezielte Routine vermieden werden kann (wenn schon, aus welchem Grund auch immer, auf hochentzündliche Alkohole zur Desinfektion nicht verzichtet werden will):
    Grunddesinfektion mit einem nicht entzündlichen Mittel, gezielte Beseitigung der statischen Aufladung, erneute Desinfektion.
    Dürfte aber kaum durchzusetzen sein ...

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)