Bahnhofserlebnisse

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  • Ich setze das mal unter Witziges, obwohl mir durchaus kurzzeitig der Atem stockte:

    Busbeobachtungen( http://busbeobachtungen.wordpress.com/) habe ich ja keine, kam mir aber gerade vor wie bei Kurt Felix:

    Habe Rike in GK am Bahnhof abgeholt. Als ich ankam lag so ein
    Alu-Aktenkoffer auf dem Bahnsteig, ca. 50cm von der Kante weg. Ich habe
    mir das erstmal angesehen und abgewartet was passiert. Nix ist passiert.
    Nach 10' ich mal bei der Polizei angerufen: Bahnsteig, herrenloser
    Koffer. Mir wurde ein Kommen zu gesichert, ich rechnete mit zwei
    Minuten, das Revier ist ja nicht wirklich weit vom Bahnhof weg.
    Nach
    etwa fünf Minuten kam ein junger Farbiger auf dem Mountain-Bike den
    Bahnsteig langgefahren und hielt sofort beim Koffer. Mit einem "Ey, wem
    gehört der?" stieg er vom Rad. Herrenlos war die Antwort unisono, die
    Polizei sei informiert.
    Er nuschelte etwas von unnötigem Einsatz,
    das könne er auch, nahm den Koffer versuchte die Schlösser
    aufzubekommen, ohne Erfolg.
    Eskalationsstufe 1: Den Koffer hochreißen und mit Wucht auf den Bahnsteig schlagen.
    Erfolg: Die Leute, ich eingeschlossen, zogen uns schnell an die nächste Hausecke Bahnhofsgebäude zurück.
    Eskalationsstufe 2: Hochspringen und mit einem Bein und grimmigen Gesichtsausdruck auf den Koffer springen.

    Erfolg: Koffer geht tatsächlich in Fritten und unser aktiver Migrant
    hat unzufriedenen Gesichtsausdruck. Zitat:" Ey voll Scheiße, ist ja
    leer."
    In diesem Moment fährt der Streifenwagen vor. Als braver
    Bürger setze ich die Herren erstmal ins Bild, die zunächst nur noch
    schwankten, zwischen Entsetzen und losbrüllen vor Lachen.
    Mit leicht derben Wortwitz wiesen Sie unseren Jüngling zurecht und forderten ihn unmissverständlich auf, sich zu verpissen.
    Nach ca. einminütigem Kopfschütteln rückten sie ab und ich suchte weiter nach diesem Felix, Kurt mit seiner voll doofen Kamera.

    Eine Frage bleibt: Komme ich jetzt ins Fernsehen?


    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

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  • Also, Du kommst nicht ins Fernsehen.
    Da hättest du schon den Koffer mit Nitroglyzerin füllen müssen. Das ist im Übrigen ganz simpel, wenns nur kalt genug ist.
    Der mit den Turnkünsten auf dem Bahnsteig ist natürlich ein Vollidiot.

    Dass Du wirklich im Ernst glaubst, eine simple Polizeiwache könnte in zwei Minuten auf einen hochbrisanten Koffer fachgerecht reagieren, erstaunt mich allerdings.
    Wie lange würde es dauern, wenn im Betrieb Gegenstände im Lager auftauchen, die anscheinend als Sprengstoff gekennzeichnet sind, und von einem Fachmann untersucht werden sollen?
    Zwei Tage? Länger?
    Wahrscheinlich gibt es hier nur sehr wenige, die sich bei zweifelhaften Deklarationen, eindeutig verhalten könnten?
    Zwischen Feuerwerkskörpern mit Schwarzpulver und Schießbaumwolle zu unterscheiden, würde ich mir nicht spontan zutrauen.
    Was ist eigentlich Dynamit? Da kann man ruhig mal mit dem Hammer draufhauen, höre ich.

    Grüße
    Flügelschraube

  • Moin!

    Da hast Du ja einen spannenden Tag gehabt! Ist ja zum Glück alles gut gegangen. Da seht ihr mal wo wir hingekommen sind. Haben nun schon Angst vor Koffern, die von ihren Haltern nicht mehr gewollt werden...


    Dass Du wirklich im Ernst glaubst, eine simple Polizeiwache könnte in zwei Minuten auf einen hochbrisanten Koffer fachgerecht reagieren, erstaunt mich allerdings.


    Naja, ich würde aber doch wenigstens die Anwesenheit der grünen (blauen) Freunde und Helfer wünschen. Sie könnten zumindest weitere Aktionen lebensmüder Personen verhindern. Die fachgerechte Behandlung des vermeidlichen Attentat-Koffers kann dann ja den Spezialisten übrig gelassen werden. Aber so Geschichten wie den Bahnsteig sichern bzw die Leute darauf -> Da weg schicken, die eventuell nahende Bahn veranlassen nicht über den Koffer zu rollen, etc. Das könnten doch auch schon die Jungs, die von der benachbarten Wache kommen...

    „Wenn es Regenschirme gibt, kann man nicht mehr risikofrei leben: Die Gefahr, dass man durch Regen nass wird, wird zum Risiko, das man eingeht, wenn man den Regenschirm nicht mitnimmt. Aber wenn man ihn mitnimmt, läuft man das Risiko, ihn irgendwo liegen zu lassen.“
    (Niklas Luhmann in: Die Moral des Risikos und das Risiko der Moral)

  • Dass Du wirklich im Ernst glaubst, eine simple Polizeiwache könnte in zwei Minuten auf einen hochbrisanten Koffer fachgerecht reagieren, erstaunt mich allerdings.

    Ach so, ich kann die Bombe eh nicht entschärfen, dann kann ich ja auch in aller Ruhe den Kaffee austrinken und vorher noch tanken fahren.
    Für wie bescheuert hälst du mich einklich?
    Es geht hier darum ggf. abzusperren, Gefährdete Personen aus dem Gefährdungsbereich bringen. Und dazu sollte auch der "einfache" Streifen-Schupo in der Lage sein.

    Also: Kurzes Nachdenken erspart Erstaunen.

    Hardy

    Multiple exclamation marks are true sign of a diseased mind.
    (Terry Pratchett)
    Too old to die young (Grachmusikoff)

  • Ach so, ich kann die Bombe eh nicht entschärfen, dann kann ich ja auch in aller Ruhe den Kaffee austrinken und vorher noch tanken fahren.
    Für wie bescheuert hälst du mich einklich? Es geht hier darum ggf. abzusperren, Gefährdete Personen aus dem Gefährdungsbereich bringen. Und dazu sollte auch der "einfache" Streifen-Schupo in der Lage sein.


    Im Prinzip hast du ja recht Hardy - und auch völlig richtig gehandelt- sowohl mit dem Anruf als auch mit der Warnung Unbeteiligter.

    In dem Verhalten der Polizeikollegen kann ich keinen Fehler erkennen;
    die Kollegen der Landespolizei warten ja in der Regel nicht auf deinen Anruf, sondern sind auch anderweitig unterwegs. Handtaschenklau, Verkehrsunfall, Laute Musik, häusliche Gewalt, Ladendiebstahl, betrunkene Kinder, und, und, und. Es heisst also, erstmal den laufenden Einsatz abzuarbeiten, dann geht's nach Dringlichkeit weiter.
    Und wenn's länger mit der Bearbeitung dauert, müssen halt die Kollegen, wenn's dringend ist, von weiter weg anfahren - wenn diese Wache denn die zeitliche und personelle Möglichkeit hat.

    Der zweite Punkt:
    Die Polizei des Landes hat zunächst einmal auf / in einem Bahnhof nix verloren (Privatgelände des DB-Konzerns, Bereich DB Netze Personenbahnhöfe) - außer bei akuter Gefahr. Zuständig ist zunächst einmal der bahneigene Sicherheitsdienst (DB SIcherheit).
    Die orginäre polizeiliche Zuständigkeit bei Bahnanlagen liegt bei der Bundespolizei - und auch die muss, wenn keine Wache in der Nähe, erstmal anrücken.

    Der dritte Punkt:
    Herrenlose Gepäckstücke auf Bahnhöfen sind keine wirkliche Seltenheit; echte USBV (Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen) sind da eine echte Ausnahme - Und nein, näher gehe ich hier im öffentlichen Forum nicht auf das Thema ein.


    Mein Tipp bei so Sachen:
    bei wirklich aktuter Gefahr (z.B. Person im Gleis, Brand, Verletzte, Schlägerei) die 110 oder 112,
    parallel dazu und bei anderen Sachen den bahneigenen Sicherheitsdienst z.B. über anderes Bahnpersonal oder Notrufstellen
    oder die Bundespolizei unter 0800 6 888 000.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

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