Anstosskappe oder Helm?

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  • moin,

    womit ist die Helmtragepflicht denn begründet. Die muss sich doch aus der Gefährdungsbeurteilung ergeben. Oder gab es vielleicht einige Arbeitsunfälle bei denen sich die Mitarbeiter mit dem Kopf irgendwo gegengeknallt sind?

    Von was für einem Arbeitssschützer ist hier eigentlich die Rede? Die Sifa oder jemand von der Gewerbeaufsicht/Amt für Arbeitsschutz oder BG?

    Grüße

    awen


    Arbeitsunfälle gab es keine, Gefährdungsbeurteilung kenne ich leider nicht und es war eine Sifa.

    Mehr hab ich leider nicht.

    Wünsche einen sicheren Tag
    Lars

    Arbeitsschutz kostet Geld Kranke ein Vermögen


    Sicherheitsfachkräfte … das sind die Mitarbeiter, welche ihren Arbeitsplatz immer am schnellsten aufgeräumt haben:
    :18: Sie brauchen nur den Mund zuzumachen :18:
    Zitat von meiner Mentorin

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  • Das ist imo der falsche Ansatz. Wenn ich eine Gefahr durch herabfallende Teile sehe muss ich entsprechend der Maßnahmenhierachie vorgehen. Da gibt es auch bereits Lösungen in Form von z.B. Halterungen, Ablagen, etc.

    Akzeptanz: Wenn ich unter dem Auto einen Helm aufziehe muss ich das Auto mit der Hebebühne noch höher fahren, damit ich nicht ständig mit dem Helm anstosse. Dadurch komme ich nicht mehr an alle Bereiche heran. Also wird der Helm nicht getragen.

    Sorry, aber es gibt Bereiche, da muss man den MA einfach die Fähigkeit zugestehen, dass sie in der Lage sind sich verantwortungsbewusst und umsichtig zu bewegen. Und die BG scheint das in diesem Fall genauso zu sehen, siehe auch BGI 550. Da wird auch kein Helm empfohlen... da ist imo eine unerfahrene Sifa über das Ziel hinausgeschossen

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

  • Die Begeisterung ist Riesig und die Helme werden definitiv dort hängen bleiben.

    Gefährdungsbeurteilung kenne ich leider nicht und es war eine Sifa.


    Hallo Lars,

    also da geht mir ja so einiges durch den Kopf... :S

    1. Zur Begeisterung: Das zeigt doch mal wieder sehr deutlich, wie es um den deutschen Arbeitsschutz bestellt ist. Maßnahmen können und werden ohne weitere Konsequenzen ignoriert werden. Wenn man das akzeptiert, kann man es auch bleiben lassen. :cursing:
    2. Sifa: Auch Sifas sind nur Menschen :rolleyes: . Und da gibt es solche und solche .... Aber im Gegensatz zur Gewerbeaufsicht gibt es bei der Sifa eine direkte Einflußmöglichkeit. ;)
    3. Gefährdungsbeurteilung: Ohne die geht es bei diesem Thema nicht weiter.
    4. Organisationspflichten: Was sagt denn der Geschäftsführer der Werkstatt dazu? Wenn es eine "Anweisung" der Sifa war, muss er diese ja genehmigt/in Kraft gesetzt haben. Die Sifa darf das nicht anweisen (als "Sifa"... -> als "Safety Manager" vielleicht schon :D )
    5. Wenn Arbeitsschutzvorgaben nicht akzeptiert werden, so hat der Betrieb noch ein viel größeres Problem (Betriebskultur). Da muss ich an meine vielfältigen Diskussionen zur flächendeckenden Schutzbrillentragepflicht denken - bei manchen Betrieben funktioniert das problemlos, bei anderen wird man das Thema nie zur Ruhe bringen.

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • Hallo Niko

    zu 1und 5. Arbeitsschutz bedeutet auch Akzeptanz und nicht Gängellei. Denn alle anderen Maßnahmen werden brav umgesetzt.

    zu 3. Gefährdungsbeurteilung flux gemacht: Eintrittswahrscheinlichkeit = praktisch Unmöglich / Schadensschwere = Bagatellfolgen da jeder Mitarbeiter seine Bühne auf seine individuelle Arbeitshöhe einstellt. Fertig ist sie eigentlich. Nun betrachten wir noch das Abrutschen eines Werkzeuges der gute alte Maulschlüssel und festgefressene Schrauben Eintrittswahrscheinlichkeit = Vorstellbar / Schadensschwere = mäßig Schwere Folgen ( Platzwunde nähen, Arbeitsausfall)

    nun muss ich abwägen führen Zwangshaltungen zu einer höheren Schädigung als eine Platzwunde klares Ja von mir den die Ausfallzeiten bei Problemen mit dem Skelett und Muskeln sind um einiges Höher.

    zu 4. Er kümmert sich um die Dinge keine Frage aber dafür holt er sich doch extra eine Sifa um ordentlich Beraten zu werden und wenn die sagt so wird es gemacht, muss der Chef doch erstmal davon ausgehen das es seine Richtigkeit hat. Den sonst kann er es auch gleich alleine machen.

    Wünsche einen sicheren Tag
    Lars

    Arbeitsschutz kostet Geld Kranke ein Vermögen


    Sicherheitsfachkräfte … das sind die Mitarbeiter, welche ihren Arbeitsplatz immer am schnellsten aufgeräumt haben:
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    Zitat von meiner Mentorin

  • Schadensschwere = Bagatellfolgen


    Hallo Lars,

    wenn im Arbeitsschutz "Bagatellfolgen" akzeptiert werden, wird man niemals wirklich gut werden (im Arbeitsschutz). Jaja, ich weiß, einige BGen sehen das anders. ;( Zum Glück die DGUV nicht. :rolleyes:
    Du hast doch selbst, und das finde ich gut, den Satz "Arbeitsschutz kostet Geld Kranke ein Vermögen" in deiner Signatur.

    Bei uns wird zu diesen Themen immer der Satz zitiert:
    The question us not whether safety excellence is possible, but what makes it possible. - Colin Duncan, BST
    Die Frage ist nicht, ob exzellenter Arbeitsschutz möglich ist, sondern was diesen ermöglicht.


    ...muss der Chef doch erstmal davon ausgehen das es seine Richtigkeit hat...


    Hier, wie bei so vielen Fragen im Arbeitsschutz, gibt es kein Richtig oder Falsch.
    Zu beurteilen ist die Fragestellung hinsichtlich "Notwendigkeit - Sinnhaftigkeit - Durchführbarkeit - Wirksamkeit - Akzeptanz - Nachhaltigkeit - Sicherheitskultur - u.a.". Und das Ergebnis muss und wird bei jedem Konzern, Standort, Betrieb, Werkstatt, ... anders aussehen. Ein "guter" Chef weiß das.

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

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  • Hallo Niko

    Arbeitsschutz soll aber auch nicht vor Arbeit schützen. Es geht nicht immer alles Geradlinig den wir sind hier nicht im Büro oder einer Fertigungsstraße den einem Schreiner muss ich auch unterstellen das er mit einem Hobel umgehen kann bzw. einer Oberfräse irgendwo muss dann auch das Brett hin und wenn das schief geht sprechen wir in der Regel nicht mehr von Bagatellen ausser der Verlust einer Fingerkuppe zählt dazu. Wir könnten auch den Straßenbauer nehmen er steigt vom Fertiger rutscht ab und landet auf dem frisch Eingebrachten Asphalt Verbrennungen sind das Resultat. Es kann vorkommen aber kann ich ihn dagegen schützen nein den die Aufstiege entsprechen den Anforderungen es ist halt eine Treppe und er war unaufmerksam und da kann ich auch nicht jeden Faktor ausschließen.

    Ich weiß ja was du meinst und ich verstehe deine Ansichten. :thumbup:

    Wünsche einen sicheren Tag
    Lars

    Arbeitsschutz kostet Geld Kranke ein Vermögen


    Sicherheitsfachkräfte … das sind die Mitarbeiter, welche ihren Arbeitsplatz immer am schnellsten aufgeräumt haben:
    :18: Sie brauchen nur den Mund zuzumachen :18:
    Zitat von meiner Mentorin

  • Hi Zusammen,

    also da muss ich auch mal einhaken. Sicher kann man sich unterm Auto anstoßen, passiert aber äußerst selten. Sicher kann man ne Schraube auf den Kopf bekommen, passiert ebenfalls so gut wie nie. Um seinen Kopf zu schützen wäre ein Helm oder eine Anstoßkappe vielleicht eine tolle Sache. Da ich aus der Praxis komme darf ich aber an dieser Stelle mal behaupten: Dat jibt nüx!

    Wie bereits von anderen beschrieben besteht bei Helmen das große Problem: Man muss die Hebebühne NOCH höher stellen. Hier kommen viele Werkstätten schon an ein Problem, da gerade die älteren Hebebühnen oftmals nicht für die all zu große Bevölkerung gebaut sind, sodass man eh schon etwas gebückt stehen muss oder in die Knie gehen muss. Nungut, der AG könnte ja neuere Hebebühnen anschaffen, die ideal einzustellen sind, ist ihm eh zu raten. Ob er es sich aber leisten kann (ich spreche nicht von "wollen"), ist eine andere Sache.

    Das nächste Problem, das wohl jeder KFZ-Mechaniker /-meister / -Werkstattbetreiber gerne abschaffen würde: Die Autos werden schon lange nicht mehr so gebaut wie früher. Die Zeiten, wo im Motorraum / unterm Auto noch viel Platz war und alles offen lag sind vorbei. Für viele Tätigkeiten ist mittlerweile eine Vielzahl an Arbeitsschritten nötig. Aufgrund der mittlerweile engen Bauweise muss ein KFZ-etti seine Arme und seinen gesamten Körper verrenken, wie man es sich nur kaum vorstellen kann. Glaubt mir, jeder der in dem Bereich arbeitet möchte, auch wenn er privat gerne neue, schnelle Autos fährt, lieber an einem Ford T-Type schrauben, als an einem SLK. Es wird hier wirklich jeder Milimeter gebraucht. Die cm, die man den MA mit einer Schutzhelm- oder Anstoßkappentragepflicht klaut, sind meiner Auffassung nach eine reine Körperverletzung!

    Kurzum, es wird jeder Arbeitsschützer, der sich in dem Gebiet ein wenig auskennt oder mal bei einer komplizierteren Tätigkeit als einem Reifenwechsel zugeschaut hat, erkennen können, dass hier eine Tragepflicht nicht angebracht ist. Gerne kann man Kopfschutz zur Verfügung stellen, jedoch frei von Zwängen. Ich persönlich würde dann eher auf Anstoßkappen gehen, diese liegen enger an und sind mit dem persönlichen Körpergefühl für diesen Berufszweig besser vereinbar. Man trägt in seiner Freizeit ja nun doch öfter eine Kappe als einen Helm, oder? :)

    PS: Natürlich kann es je nach Spezialisierung der Werkstatt auch noch Unterschiede geben. Die Gefährdungsbeurteilung darf also nicht ausbleiben...

    „Wenn es Regenschirme gibt, kann man nicht mehr risikofrei leben: Die Gefahr, dass man durch Regen nass wird, wird zum Risiko, das man eingeht, wenn man den Regenschirm nicht mitnimmt. Aber wenn man ihn mitnimmt, läuft man das Risiko, ihn irgendwo liegen zu lassen.“
    (Niklas Luhmann in: Die Moral des Risikos und das Risiko der Moral)

  • Es kann vorkommen aber kann ich ihn dagegen schützen nein den die Aufstiege entsprechen den Anforderungen es ist halt eine Treppe und er war unaufmerksam und da kann ich auch nicht jeden Faktor ausschließen.


    Hallo Lars,

    ja, wir sind uns einig. :thumbup:


    es juckt mich trotzdem in den Fingern:
    - Es kann vorkommen
    -> JA

    - aber kann ich ihn dagegen schützen nein
    -> Da widerspreche ich (siehe meinen letzten Beitrag) 8)

    - den die Aufstiege entsprechen den Anforderungen
    -> Ja, wenn sich damit zufrieden gibt... (geben muss) :evil:

    - es ist halt eine Treppe
    -> Warum muss es eine Treppe sein? ^^

    - und er war unaufmerksam
    -> Auch da gibt es gute und funktionierende Ansätze. Meistens aus der Luftfahrt oder der Chemieindustrie. Provozierende Frage: Darf ein Anlagenführer einer chemischen Prozessanlage sich erlauben, unaufmerksam zu sein?
    Das hier lese ich gerade. Vielleicht sind meine Finger deswegen ein bißchen übermotiviert. :D

    - und da kann ich auch nicht jeden Faktor ausschließen.
    -> Auch hier Widerspruch. Die Frage ist nicht, "ob" sondern "wie".

    Und, ich habe mir vorgenommen, dass dies mein letzter Beitrag zu diesem Thema werden soll. :whistling:
    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • hi Niko,

    - es ist halt eine Treppe
    -> Warum muss es eine Treppe sein?

    OT gute Frage aber was würdest du anstelle einer Treppe vorschlagen? Einen Lift.

    Und, ich habe mir vorgenommen, dass dies mein letzter Beitrag zu diesem Thema werden soll.
    Gruß, Niko.

    Ich hoffe nicht


    GRüße

    awen

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

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  • Wir könnten auch den Straßenbauer nehmen er steigt vom Fertiger rutscht ab und landet auf dem frisch Eingebrachten Asphalt Verbrennungen sind das Resultat.

    OT gute Frage aber was würdest du anstelle einer Treppe vorschlagen? Einen Lift.


    Hallo awen,

    ^^ Da erinnere ich mich doch an die Sifa-Ausbildung. Handlungsanlass, Handlungsschritte, usw.
    Also
    1. Frage - Substitution: Warum wird kein Kalt-Asphalt verwendet? Mein Arbeitgeber ist in dem Bereich aktiv :D
    2a. Frage - Technisch: Warum muss er AUF dem Fertiger sitzen? Kann nicht eine Fernbedienung verwendet werden?
    2b. Frage - Technisch: Warum ist der Abstieg an der Stelle des heißen Asphalts?
    2c. Frage - Technisch: Warum rutscht er ab? Ungeeigneter Belag? Keine Absturzsicherung?
    3. Frage - Organisatorisch: Warum muss er vom Fertiger absteigen, solange der Asphalt noch heiß ist?
    4. Frage - Persönlich: Warum trägt er keine Hitzeschutzkleidung wenn er in direkten Kontakt zur Gefahrenquelle kommen kann?

    Einen Lift? Denkbar, würde ich persönlich aber nicht weiterverfolgen. Die Mitarbeiter, die mit einem Risiko umgehen, haben meist die besten Ideen zur Änderung - wenn sie auf das Risiko sensibilisiert sind. Und nicht in der Endlosschleife des "Das haben wir schon immer so gemacht" hängen bleiben.


    Ich hoffe nicht


    Naja, wir sind ja schon weit weg vom ursprünglichen Thema. Deswegen noch ein Statement zum Schutzhelm an der Hebebühne:
    Völlig überzogen. Aber die Mitarbeiter dazu motivieren, eine Anstoßkappe zu tragen, scheint ein guter Vorschlag zu sein.

    Gruß, Niko.

    - Bei Gefahr im Verzug ist körperliche Abwesenheit besser als Geistesgegenwart -

  • Sorry Niko

    mich beschleicht der Gedanke das du gerade die Industrie mit Handwerk vergleichst oder anders gesagt kennst du viele Orte wo sich innerhalb von Sekunden die komplette Umgebung ändern kann. Denn das was du forderst gehört meiner Meinung nach in die Rubrik sehr Hoch ansetzen um ein Minimum raus zu bekommen. Es könnte auch der fliegende Hammer des Handwerkers sein.

    Du hast immer gute Ansätze aber hier gehen unsere Meinungen auch mal auseinander.

    Wünsche einen sicheren Tag
    Lars

    Arbeitsschutz kostet Geld Kranke ein Vermögen


    Sicherheitsfachkräfte … das sind die Mitarbeiter, welche ihren Arbeitsplatz immer am schnellsten aufgeräumt haben:
    :18: Sie brauchen nur den Mund zuzumachen :18:
    Zitat von meiner Mentorin