Reallohnverluste treffen alle gleichermaßen, bei mir waren es 17% in den letzten fünf Jahren, auch wenn das statistische Bundesamt ständig anderes veröffentlicht, weil es anders rechnet als ich es tun muss. In dem Punkt stimme ich zu, dass hier etwas läuft, was unendlich krank ist: Arbeitnehmer sollen Verlustrisiken mittragen, werden aber an Profiten in besseren Zeiten nicht beteiligt. Aber dies ist vollkommen losgelöst vom Ausbildungsstand. Es hängt am Status der abhängigen Beschäftigung.
Was explodiert sind zum Beispiel die Fondsgewinne und mir sagte mal wer, dass es jedem freisteht, hieran teilzuhaben. Es hatte den zynischen Unterton, der sich hier nur schwer vermitteln lässt.
Aber nochmal zur Ausbildung. Eine Handwerksausbildung dauert drei, manchmal dreineinhalb Jahre lang. Ein Studium vier bis fünf. Ein Handwerker hat ebenfalls ein geringeres Einstiegsgehalt und arbeitet sich hoch, gemessen an Lebensalter und natürlich auch Branche usw. Wir vergleichen hier gerade das Endgehalt eines Menschen mit Ausbildungsberuf mit einem Einstiegsgehalt, das ist -so finde ich- falsch. Bei den Einstiegsgehältern ist der Unterschied bezogen auf die um nur ein Jahr differierende Ausbildungsdauer sogar noch fast in Ordnung. Wenn man allerdings erst eine handwerkliche Ausbildung und dann noch ein Studium hinterher absolviert, hat man zwar eine sehr lange Ausbildung, dafür kann aber der Arbeitgeber nichts, auch wenn er davon profitiert - es ist (und war auch bei mir) eine freie Entscheidung, dies zu tun.
Und ich möchte noch Rockefeller zitieren, wenn wir uns hier um derartige Beträge zanken: "Wer arbeitet, hat keine Zeit zum Geldverdienen." Auch ein wenig zynisch, wenn einem 500€ im Monat als erwähnenswerter Betrag vorkommen müssen.
Also, ich glaube noch immer, dass die Chance, ein selbstständiges Unternehmen zu führen, die einem "Studierten" ja eher gegeben ist, ebenfalls bei der Bemessung des Einstiegsgehaltes eine Rolle spielt und gönne einem erfahrenen Nichtakademiker sein Geld, weil es sein Endgehalt sein dürfte, über das wir hier reden.
Viele Grüße
Gerald