Neue geplante technische Regel im Gerüstbau

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  • Moin,

    die in der Diskussion stehende neue technische Regel für den Gerüstbau sorgt für einigen Unmut in der Branche. Man befürchtet den wirtschaftlichen Kollaps wenn die neuen Arbeitsschutzvorschriften greifen sollten. Die Wahrheit dürfte wie immer irgendwo in der Mitte liegen. Unstrittig ist sicherlich das hohe Schadenspotenzial, aber wie immer gibt es unterschiedliche Sichtweisen über die Maßnahmen zur Erlangung des Schutzziels. Genauere Infos gibt es hier, bei der Bundesinnung und z.B. hier und hier auch mit einigen Kommentaren.


    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

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  • Ich kenne keine Entwürfe zu systemintegrierten Sicherungsgeländern, sehe das nach meiner aktuellen Kenntnis der Absturzsicherungen aber kritisch: Der Schutz würde doch wie jetzt beim üblichen dreiteiligen Seitenschutz erst dann greifen, wenn das Gerüst fertig aufgebaut ist. Wo also läge der Vorteil?

    Im Augenblick sind die Benutzer der fertig aufgebauten Gerüste relativ gut gegen Abstürze gesichert. Das hohe Absturzrisiko tragen die Mitarbeiter der Gerüstbauunternehmen, die die Gerüste auf- und abbauen. Diese Mitarbeiter müssen auch heute schon die PSAgA tragen, weil noch nicht aufgebaute Seitenschutzmaßnahmen natürlich keinen Schutz bieten.

    Dass sich salopp gesagt die ganze Branche an den Kopf fasst kann ich nachvollziehen. Leider gefährdet das etwas sehr wichtiges gerade im Gerüstbau: Die Akzeptanz aller die Arbeitssicherheit betreffenden Maßnahmen und Regelungen.


    Gruß Michael

    SiFaFa weil ich zwei BG-spezifische Blöcke erfolgreich absolviert habe.

  • Ich kenne keine Entwürfe zu systemintegrierten Sicherungsgeländern, sehe das nach meiner aktuellen Kenntnis der Absturzsicherungen aber kritisch:

    Ich verstehe Quantenmechanik nicht, sehe diese aber kritisch. :whistling:

    Der Schutz würde doch wie jetzt beim üblichen dreiteiligen Seitenschutz erst dann greifen, wenn das Gerüst fertig aufgebaut ist.

    Eben nicht. Denn das Geländer für die nächste höhere Ebene wird mit einem Rahmen ohne Zusatzbauteile von der unteren Gerüstlage aus montiert. Insofern ändert sich da in puncto Sicherheit schon etwas.

    Ein Schelm wer Böses dabei denkt, dass dieses System bei einem großen Anbieter verfügbar ist und er für eine andere Ausführung "seines" Systems gerade eine Zulassung beantragt hat. :saint:

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • müssen auch heute schon die PSAgA tragen

    Machen sie dies auch im notwendigen Maße? Die Gerüstbauer, die ich in der letzten Zeit so beobachtet habe, haben sich nicht selten wie Kletteräffchen auf den Gerüsten bewegt. Mit viel Glück konnte man einen erkennen, der zumindest eine Hand irgendwo an einem stabil wirkenden Halt hatte. Oft wurde freihändig und ohne PSAgA gearbeitet. Zeitersparnis und geringer Personaleinsatz dürften in der Branche ein wichtiger Faktor sein.

    Denn das Geländer für die nächste höhere Ebene wird mit einem Rahmen ohne Zusatzbauteile von der unteren Gerüstlage aus montiert.

    Nach dem im Arbeitsschutz überall anzutreffenden T-O-P System wäre dies eine Variante der Kategorie T und hätte somit klar Vorrang.

    Ein Schelm wer Böses dabei denkt, dass dieses System bei einem großen Anbieter verfügbar ist und er für eine andere Ausführung "seines" Systems gerade eine Zulassung beantragt hat.

    Jetzt fehlt nur noch, dass der Anbieter ein passendes Patent darauf hält und schon hat er die Branche in der Hand.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Hallo,

    Ein Schelm wer Böses dabei denkt, dass dieses System bei einem großen Anbieter verfügbar ist und er für eine andere Ausführung "seines" Systems gerade eine Zulassung beantragt hat.

    genau darum geht es hier meiner Meinung nach. Die Arbeitssicherheit wird hier missbraucht um ein neues System zum Verkaufsschlager zu machen.
    Und die andere Seite dramatisiert... selbst wenn das umgesetzt wird, müssen selbstverständlich nicht alle "alten" Systemgerüste weggeschmissen werden.
    Wenigstens ist es diesmal nicht so wie bei der neuen Betriebssicherheitsverordnung mit den Aufzügen. Erst ändern und dann feststellen, dass es zu Problemen kommen kann, wenn man sich vorher nicht für "seine" Spezis einsetzt ;)
    Gruß
    Stephan

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

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  • Ich verstehe Quantenmechanik nicht, sehe diese aber kritisch. :whistling:

    Deshalb habe ich im weiteren Verlauf des Satzes den Konjunktiv benutzt! Im Augenblick kann ich mir in Sachen systemintegrierte Sicherungsgeländer nur zwei Möglichkeiten denken: Entweder greift der volle Schutz erst nach dem Aufbau oder der volle Schutz wird durch Siemens Lufthaken realisiert...

    Da ich seit einigen Monaten in einer Raffinerie arbeite und es hier ohne Ende Gerüste in allen Höhen gibt kenne ich die Problematik recht gut. Und gerade deshalb bin ich skeptisch.


    Gruß Michael

    SiFaFa weil ich zwei BG-spezifische Blöcke erfolgreich absolviert habe.

  • Machen sie dies auch im notwendigen Maße?

    In aller Regel ja. Weil jede Missachtung der einschlägigen Anweisungen ein Werksverbot nach sich ziehen kann. Klar kommt es mal vor, dass ein Gerüstbauer beim Anschlagen die Reihenfolge nicht einhält und für Sekunden ungesichert ist, aber das führt bereits zu einem Rüffel, wenn das beobachtet wird. Macht das ein Mitarbeiter mehrfach ist er weg. Bei gröberen Verstößen sogar beim ersten Verstoß.


    Gruß Michael

    SiFaFa weil ich zwei BG-spezifische Blöcke erfolgreich absolviert habe.

  • Im Augenblick kann ich mir in Sachen systemintegrierte Sicherungsgeländer nur zwei Möglichkeiten denken: Entweder greift der volle Schutz erst nach dem Aufbau oder der volle Schutz wird durch Siemens Lufthaken realisiert...

    Das Geländer für die nächste höhere Ebene wird mit einem Rahmen ohne Zusatzbauteile von der unteren Gerüstlage aus montiert.

    Moin,

    Du bewegst Dich bei der Montage immer auf einer Ebene, die bereits über ein Sicherungsgeländer verfügt. Von dieser sicheren Ebene aus wird mit einem Rahmensystem die nächste Ebene bereits mit einem Sicherungsgeländer versehen, bevor Du auf der nächst höheren Ebene weiter arbeitest. Damit entfällt in der Theorie das Herumklettern auf ungesicherten Ebenen, auf die dann erst einmal die Motageteile verbracht und dort montiert werden müssen.

    Wie das in der Realität meistens aussieht, wissen wir alle. X(

    Das System selbst ist durchdacht und meines Erachtens ein Zugewinn in puncto Sicherheit. Das ganze jetzt in eine technische Regel als Stand der Technik gießen zu wollen, wäre so, als würde ich mein Fahrzeug bis zum Ende der Übergangsfrist mit Abstandswarnen, Rückfahrkamera, Spurhalteassistent, Bremsassistent etc. umrüsten müssen. Alles sinnvoll, keine Frage. Aber realistisch?

    Hier wittert jemand die Lizenz zum Gelddrucken, auch wenn der Ansatz sicherlich zur Erhöhung der Arbeitssicherheit dient.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • In aller Regel ja. Weil jede Missachtung der einschlägigen Anweisungen ein Werksverbot nach sich ziehen kann.

    Moin,

    dann lebt Ihr auf der Insel der Glückseeligen. In großen Werken, auf großen Baustellen mag das zutreffen, aber wie die Masse der Gerüste gebaut werden, darf man leider tagtäglich live und in Farbe erleben. :huh:

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

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  • Du bewegst Dich bei der Montage immer auf einer Ebene, die bereits über ein Sicherungsgeländer verfügt. Von dieser sicheren Ebene aus wird mit einem Rahmensystem die nächste Ebene bereits mit einem Sicherungsgeländer versehen, bevor Du auf der nächst höheren Ebene weiter arbeitest. Damit entfällt in der Theorie das Herumklettern auf ungesicherten Ebenen, auf die dann erst einmal die Motageteile verbracht und dort montiert werden müssen.

    Hast Du mal eine Quelle? Im Augenblick kann ich mir kein System vorstellen, das nicht den Teufel mit dem Belzebub austreiben würde. Selbst wenn es keine Nachteile in Sachen Arbeitssicherheit bedeuten würde, aber ein erheblich größerer Montageaufwand wäre das Minimum, das ich sehe. Aber wer weiß, evtl. hat ja tatsächlich jemand eine wirklich gute Lösung gefunden? Ich bin da wirklich neugierig!

    ... dann lebt Ihr auf der Insel der Glückseeligen. In großen Werken, auf großen Baustellen mag das zutreffen, aber wie die Masse der Gerüste gebaut werden, darf man leider tagtäglich live und in Farbe erleben. :huh:

    Ja, das ist definitiv so. Hier hat die Arbeitssicherheit einen vergleichsweise sehr hohen Stellenwert.


    Gruß Michael

    SiFaFa weil ich zwei BG-spezifische Blöcke erfolgreich absolviert habe.

  • Hast Du mal eine Quelle? Im Augenblick kann ich mir kein System vorstellen, das nicht den Teufel mit dem Belzebub austreiben würde.

    Moin,

    ist keine ganz neue Idee, gibt es schon länger auf dem Markt. Klick Man beachte den Arbeitgeber der Autorin. :whistling: Jetzt soll es halt als Stand der Technik verkauft werden.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Ich hatte intressehalber mal gegoogelt, hab mit dem Thema eigentlich garnichts zu tun, aber ich glaub sowas:
    klick
    ist das worums geht. Und ich als Unbedarfter halte das für ein ziemlich cooles System.
    EDIT: @Guudsje HAHA genau das selbe gefunden und zwei Minuten zu langsam. :44:

    Alle sagten: Es geht nicht. Da kam einer, der das nicht wusste und tat es einfach.
    Goran Kikic

    Ich befrage mal meine Glaskugel
    Kelte - 2017

  • Und ich als Unbedarfter halte das für ein ziemlich cooles System.

    Ich bei näherer Betrachtung halte das System für wenig bis unpraktikabel. So wie ich das sehe müssen viele Arbeiten auf Schulterhöhe oder gar darüber durchgeführt werden, was nicht besonders ergonomisch ist und auf Dauer eine erhebliche Belastung darstellt. Weiterhin wird in der Bilderreihe nicht gezeigt, wie der Zwischenholm und das Bordbrett angebracht werden. Muss man dazu, womöglich in gebückter Haltung, auf die oberste Ebene?

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

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  • Ich bei näherer Betrachtung halte das System für wenig bis unpraktikabel.

    Wenn Du eine nähere Betrachtung möchtest - beim Hersteller gibt es ein Video, wie der Aufbau funktioniert.

    So wie ich das sehe müssen viele Arbeiten auf Schulterhöhe oder gar darüber durchgeführt werden, was nicht besonders ergonomisch ist und auf Dauer eine erhebliche Belastung darstellt.

    Wir reden immer noch über Gerüstbau, da ist es nicht unüblich in ergonomisch ungünstigen Haltungen zu arbeiten. Das liegt in der Natur der Sache.

    Weiterhin wird in der Bilderreihe nicht gezeigt, wie der Zwischenholm und das Bordbrett angebracht werden. Muss man dazu, womöglich in gebückter Haltung, auf die oberste Ebene?

    Schaue Dir das Video an, da wird die Funktionsweise relativ schnell klar. Ich halte das System für gut, aber man kann es jetzt nicht einfach als Stand der Technik deklarieren, denn davon ist es meines Erachtens noch ein ganzes Stück weit weg. Stand der Technik und Stand des technisch Machbaren sind eben nicht dasselbe.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Hallo zusammen,

    das System von Peri ist auch nicht viel besser als z.B. das MSG von Layher. Der Vorteil bei Layher wäre allerdings, das man bei diesem System keine neuen Rahmen benötigt.

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    Unfälle beim Gerüstaufbau von der obersten Lage machen lediglich 10% aus und sind imo vermutlich eher auf Durchfälle und Abstürze von Gerüstnutzern bei ungenügend aufgebauten Gerüsten zurück zu führen.
    Ich jedenfalls hatte in >20 Jahren lediglich einen einzigen Absturz eines Gerüstbauers von der obersten Lage. Im Gegensatz zu unzähligen Abstürzen von Nutzern bei mangelhaften Gerüsten.
    Ich denke durch eine Änderung profitieren neben dem Hersteller auch die schwarzen Schafe unter den Gerüstbauern, die auf einen sicheren und teureren Aufbau verzichten.

    Gruß
    Stephan

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

  • Moin Stephan,

    das ist ja genau das Problem. Die meisten Gerüstbauer wissen ja, wie sie die Sicherheit ihrer Mitarbeiter gewährleisten können. Die Systeme sind am Markt auch vorhanden. Aber leider sieht man immer wieder, dass Firmen ein Top-Gerüst hochziehen, wenn sie wissen, dass der Auftraggeber ein Auge darauf hat und bei dem Auftraggeber um die Ecke, der nur unten rechts auf das Angebot geschaut hat, fehlt so ziemlich alles.

    Es hängt nicht an den technischen Möglichkeiten. ;) Ich wollte jetzt auch nicht das Perisystem bewerben, auch andere Mütter haben schöne Töchter. Aber mir geht es einfach gegen den Strich, das Ganze jetzt als Stand der Technik verkaufen zu wollen. Wenn schon, dann aber mit der Konsequenz einer erhöhten Kontrolldichte und entsprechenden Sanktionen bei Verstößen, und da sage ich nur: "Willkommen in der Realität!". :/

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

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