eingefette Kupferadern

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  • Hallo zusammen,

    gestern hatte ich etwas komisches.
    Ein SiBe hat mich gebeten doch einmal ein Fett zu prüfen. Okay, SDB angeschaut, normales Lithium verseiftes Schmierfett, also nichts besonderes. Der Preis war recht üppig (ein Hunderter/kg).
    Was denn damit sein Problem wäre? Ja, ab 80°C stinkt das Zeug, dampft aus, räuchert den Raum voll, beißt in den Augen, usw. Komisch, Schmierfett ist für mich etwas was vielleicht so zwischen -20° und +40° eingesetzt wird. Wir leben ja in Deutschland. Da kann also irgendwas nicht stimmen.

    Daraufhin den Anwender befragt. Das Problem war: In großen Übertragungseinheiten (hoher Strom) im OffShore oder Im Windbereich werden feinadrige dicke Kupferleitungen eingesetzt. Diese brechen nach einiger Zeit durch die mechanische Beanspruchung (warm-kalt-warm-...) am Ende am Kabelschuh. Jetzt fetten findige Monteure diese Dinger ein und siehe da: nichts bricht mehr. Die Adern werden im Betrieb 80° warm. Die Isolierung der Adern ist für den Bereich ausgelegt. Dadurch "stinkt" und "gast" das benutzte Fett aus. Das ist in kleinen Räumen, die dann fast verraucht sind! --> soweit erst einmal zum bestimmungsgemäßen Gebrauch von Fett :D .

    Darauf ich als Antwort: Die Leitungen sind (für mich) zu dünn. Dünne Leitung = höherer Widerstand = höherer Spannungsabfall = höhere Wärmeerzeugung = 80°. Also hat der Kollege Konstrukteur irgendwo gespart (glaube ich aber nicht), sondern irgendwo gepennt. :44:

    Aber auch egal. Vom Fett kann ich die nicht abbringen und von "dem" Fett erst recht nicht. Wahrscheinlich war das ein Zufallsprodukt beim Probieren und jetzt ist es das gelbe vom Ei, weil immer schon genommen.

    Was ich gerne wissen möchte:
    Was geht denn chemisch in dem Fett ab, wenn es erhitzt wird? Das SDB gibt darüber nichts her. Das sagt mir nur etwas zum normalen Benutzen und im Brandfall. Meine Temperatur ist dazwischen. Ist das jetzt so bedenklich, dass wir die Bremse anziehen müssen? Der namhafte Hersteller kann auch nichts darüber sagen. Könnte man alternativ ein Hochtemperatur-Fett nehmen? (Klassische Substitution?)

    Ich stehe da auf dem Schlauch.

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    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

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  • Aber auch egal. Vom Fett kann ich die nicht abbringen und von "dem" Fett erst recht nicht. Wahrscheinlich war das ein Zufallsprodukt beim Probieren und jetzt ist es das gelbe vom Ei, weil immer schon genommen.

    O weh, einer der Klassiker, die dann nur mit viiiiiel Beharrlichkeit und unzähligen Überzeugungsversuchen wieder geändert werden können. :S

    Eventuell lässt sich was aus den Dingen ableiten, die für den Brandfall beschrieben sind. Könnte vielleicht sein, dass bereits bei der erreichten Temperatur der Kupferkabel die gleichen Dinge beginnen für Qualm und Gestank zu sorgen, die dann auch für den Brandfall als problematisch genannt sind.

    Der namhafte Hersteller kann auch nichts darüber sagen. Könnte man alternativ ein Hochtemperatur-Fett nehmen? (Klassische Substitution?)

    Merkwürdiger namhafter Hersteller. X( Ja, ein "Hoch"temperatur-Fett könnte eine Alternative sein.

    ab 80°C stinkt das Zeug, dampft aus, räuchert den Raum voll, beißt in den Augen, usw.

    Da könnte eine GB als Ergebnis haben, dass wegen unklarer Höhe der (Gesundheits)Risiken (was dampft da raus? wie giftig sind deshalb die Dämpfe und der Rauch?) eine Substitution notwendig ist.

    "Kleine Taten, die man ausführt, sind besser als große, die man plant." (Georges Marshall)

  • Moin,

    danke für die Antwort.

    Eine Substitution wäre für mich ganz einfach:
    Was brauche ich? --> irgendwelche Gleiteigenschaften des (eines) Fettes.
    Temperatur? --> Kenne ich.
    Preis? --> Bei 100E/kg kann ich überall kaufen (Wahnsinn).
    Alles andere ist damit egal.

    Somit würde ich auch etwas wählen:
    Hochtemperatur-Lebensmittelgeeignet. Das könnte man evtl. sogar auf's Brot schmieren. Die Schmierfähigkeit und damit das einziehen zwischen die Kupferlitze ist gut. Dabei vielleicht an die elektrische Leitfähigkeit denken (testen). Erhitzen und Betriebstemperatur von 80° wäre auch kein Problem.

    Wie gesagt, ich kenne das "Warum" nicht. Warum wird gerade dieses Fett genommen und kein anderes. Meine Vermutung steht.

    Ich denke aber, dass der Ansatz falsch ist. Die Kupferlitzen sollten überhaupt nicht (so) heiß werden!!!

    Ich kralle mir nächste Woche einmal den Konstrukteur. Leider sind junge Leute heute so von sich eingenommen (Ich Bachelor, du doof). Tja in einer Zeit, als es noch Diplome gab habe ich zumindest die elektrische Ausbildung genossen, aber das weiß der Mensch ja nicht.

    Doch nach wie vor interessiert mich, was geht bei Erhitzung des Fettes ab? Wie schädlich ist das?

    Schönen Feiertag.

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    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Ach ja, noch vergessen:

    Abgesehen von dem klassischen Papierkram:
    Diese Anlagen stehen irgendwo in der Welt beim Kunden. Sie interessieren mich daher vom Arbeitsschutz nicht so doll. Wenn man in Singapur nach Arbeitsschutz fragt, dann gibt es vielleicht einen Helm ohne Loch. Wer aus Versehen seinen Finger in ein Hafenwasser taucht kriegt den gaaaaanz blank.

    Aber: Unsere Monteure machen dort Reparaturen und Revisionen und damit schließt sich der Kreis. Für die sind wir auch fern der Heimat verantwortlich.

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    (kölsche Zuversicht)

  • Doch nach wie vor interessiert mich, was geht bei Erhitzung des Fettes ab? Wie schädlich ist das?

    Das lässt sich nur mit Kenntnis der Zusammensetzung (welche Art, was sind für Zusatzstoffe drin) dieses Fettes vielleicht beantworten.


    Leider sind junge Leute heute so von sich eingenommen (Ich Bachelor, du doof).

    Solche jungen Leute mag ich wirklich seeeeeehr. X(:lol: -aber statt "lol" mit Keule. :44:

    "Kleine Taten, die man ausführt, sind besser als große, die man plant." (Georges Marshall)

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  • Hi,

    lithiumverseifte Schmierfette haben normalerweise einen großen Gebrauchstemperaturbereich, das macht die lithiumverseifung so beliebt (i.d.R. - 30 bis + 140 bis + 160). Schmierfett ist leider eine sehr ungenaue Stoffbeschreibung. Hier kommen verschiedene Grundöle, Eindicker und Additive zum Einsatz und was am Ende alles freigesetzt werden kann hängt natürlich davon ab, welche Stoffe im Schmierfett enthalten sind.

    Ab 60° Celsius können VOCs (Substanzen mit einem Siedepunkt ab 60°) freigesetzt werden. Bei Speiseölen wird die Temperatur, bei der die leicht flüchtigen Komponenten abdampfen und als Rauch sichtbar werden, Rauchpunkt genannt. Für andere Öle und Fette wird dieser Punkt zwar nicht bestimmt, aber das Phänomen ist das gleiche. Die leicht flüchtigen abdampfenden Komponenten können für Rauch, Gestank und gesundheitliche Probleme sorgen. VOCs sind natürlich ebenfalls ein breites Feld. Für Gestank sorgen i.d.R. schwefelhaltige aromatische Verbindungen oder andere aromatische Verbindungen. Dazu kommen i.d.R. Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Stickoxide, die sich aufs Wohlbefinden auswirken. Je nach Grundstoff können dabei auch Schwefeloxide,Aldeyhde oder Fluor-Verbindungen als gefährliche Produkte entstehen.
    Substitution ist vermutlich der beste Weg. Geeignetes Schmierfett, das nicht bei 80° sichtbar VOCs abdampft, sollte sich doch auf dem Markt finden lassen.

    schöne Grüße

  • Dankeschööööön.

    Als Nicht-Chemiker sind das natürlich die böhmischen Dörfer für mich, aber mit den genannten Begriffen kann ich schon mal weitersehen.

    Ich habe davon ---keinen Dunst---!!! Das ist nicht meine Welt.

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  • werden feinadrige dicke Kupferleitungen eingesetzt. Diese brechen nach einiger Zeit durch die mechanische Beanspruchung (warm-kalt-warm-...) am Ende am Kabelschuh. Jetzt fetten findige Monteure diese Dinger ein und siehe da: nichts bricht mehr.

    Klingt für mich nach einem Konstruktionsfehler. Durch die thermische Beanspruchung kommt es zur Materialdehnung und anschließendem Zusammenziehen. Offensichtlich wurde kein Bewegungsraum vorgesehen, sondern die Leitungen geradlinig geführt. Ich vermute die Leitungen sind im Kabelschuh verpresst. Durch das Fett entsteht allerdings keine mechanisch stabile Verbindung, sondern die Litzen können im Kabelschuh ein wenig hin und her gleiten. Dies gleicht viele der mechanischen Belastungen aus, was durch verringerten Kabelbruch erkennbar ist. Allerdings dürfte der Übergangswiderstand erhöht sein, was möglicherweise zu erhöhter thermischer Belastung an diesem Übergang führt. Besser wäre es, vor dem Kabelschuh das Kabel ähnlich dem Ohm Zeichen in einer Schleife zu führen (oder S förmig), welche die mechanische Belastung aufnimmt. Ich gehe davon aus, die Leitungen sind etwas dickerer Natur, als man dies so im Haushalt üblicherweise hat und da ist eine solche Schleife vom Raumbedarf her schwierig zu gestalten, allerdings halte ich die Fettmethode auch nicht für sonderlich geeignet, da der oben schon angesprochene Übergangswiderstand hier zu erheblichen Problemen führen kann.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Danke für die Antworten.

    Wie gesagt, für mich sind die einzelnen Adern zu dünn. Dadurch (auch) eine Temperaturerhöhung beim Stromfluss und dadurch die Wärme-Bewegung.

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  • Danke.

    Wir versuchen zu probieren.
    Also klassische Substitution per SDB und Test.

    Dazu fangen wir mit einem Klassiker aus dem Lebensmittelbereich , der auch einiges an Temperatur kann, einfach an.

    Ich habe lästerlich schon gesagt, wir nehmen ein Palmfett für die Friteuse. Bei 80° sollte das noch nicht stinken. :)

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  • Wie gesagt, für mich sind die einzelnen Adern zu dünn.

    Für mich ist der Bewegungsraum des Litzenbündels zu gering => Konstruktionsfehler.
    Mit der Fettmethode wird der Murks nicht besser, die Litzen haben dadurch keine kraftschlüssige Verbindung im Kabelschuh.

    Das Palmfett ist nicht langzeitstabil.
    Wenn man schon so einen Murks machen möchte, würde ich Richtung Kupferpaste oder Graphitschmiermittel suchen. Die dürften zumindest eine gewisse elektrische Leitfähigkeit neben der Schmiereigenschaft besitzen.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Stimmt.

    Mir ist noch nicht ganz klar: Warum wird das Zeug überhaupt genommen?

    Ich sagte ja schon: Der Ansatz ist für mich falsch. Warmes Kabel, ok. Heisses Kabel? Da stimmt irgendetwas konstruktiv nicht. Vielleicht wäre "feinstdrähtig" mit größerem Querschnitt eine Lösung?

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  • Heisses Kabel? Da stimmt irgendetwas konstruktiv nicht. Vielleicht wäre "feinstdrähtig" mit größerem Querschnitt eine Lösung?

    Das Problem ist der Übergangswiderstand. Im Kabel dürfte ein relativ geringer Widerstand vorherrschen. Der Kabelschuh als solcher dürfte auch einen geringen Widerstand besitzen, aber die Kontaktfläche zwischen Litzenbündel und Kabelschuh hat dagegen einen vergleichsweise hohen Widerstand. => relativ hoher Spannungsabfall, somit hohe Verlustleistung am Übergang, welche sich durch entsprechende Wärme zu erkennen gibt.
    Thermographische Aufnahme der Bauteile unter Last könnte weitere Informationen liefern.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Hmmh,

    Übergangswiderstand wäre für mich am Kabelschuh-Ende oder am Kabelschuh-Anfang. Dort müßte dann heißeste Stelle sein, die sich dann über das Kupfer als Wärmeleiter verteilt, also weniger wird.

    Ob das jetzt so ist, kann ich nicht sagen. Vielleicht hat der Monteur ja einmal mittels Wärmebildkamera ein Bildchen gemacht oder zumindest per Infrarotthermometer die Leitung abgetastet? Ich frage bei nächster Gelegenheit einmal nach.

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