Hallo,
da es sich gerade so schön anbietet möchte ich eine kleine Diskussion anstoßen. Mit geht es um Bürodrehstühle. Wir gehen einmal von einer Beschaffung eines Standardstuhls aus, der sich in der Vergangenheit als funktionell, ergonomisch, haltbar usw. erwiesen hat. Kurz gesagt, das Modell, auf dem die meisten Mitarbeiter gerne sitzen (sofern sie nicht besonders groß, besonders klein, besonders schwer usw. sind) und die von uns gewünschte Ergonomie bietet. Jetzt sind wir in der glücklichen Lage, dass uns der Chef genug Geld spendiert hat, dass wir wieder eine Charge an Stühlen kaufen können. Aufgrund der Auftragssumme, müssen wir mehrere Angebote einholen. Wir beschreiben also unseren Wunschstuhl z.B. wie folgt:
Rückenlehne höhenverstellbar
Schukra-Lumbalstütze
Punktsynchronmechanik mit Sicherheitsauslösung
Sitzneigungsverstellung
Sitztiefenverstellung
RG-Wert Sitzpolster X
RG-Wert Rückenpolster X
Sitzhöhenverstellung Sicherheitsgaslift mit integrierter Tiefenfederung
Stoff Sitzpolster - X Scheuertouren
Stoff Rückenlehne - X Scheuertouren
Körpergewichtsanpassung bis Xkg
Funktionsarmlehnen höhenverstellbar Xmm, breitenverstellbar Xmm,
Kunststofffußkreuz 5-Stern
Rollen für harte/weiche Böden
Jetzt lässt sich ja in so einem Stuhl einiges an Geld verstecken (Stoff, Polster, Mechanik usw.). Wir erhalten jetzt drei Angebote. Alle drei erfüllen nach Herstellerangaben unsere Anforderungen.
Stuhl 1 kostet 270.--EUR
Stuhl 2 kostet 330.--EUR
Stuhl 3 kostet 370.--EUR (der Stuhl, den wir bislang zu aller Zufriedenheit im Einsatz haben)
Da wir für unsere Kollegen immer nur das Beste wollen, lassen wir natürlich alle Stühle von den Kollegen testen. Selbstverständlich achten wir darauf, dass unsere tester alle Stühle testen und das nicht nur eine Stunde lang und auch in alle Funktionen der Teststühle eingewiesen werden und das sie auch so sitzen, wie sie sitzen sollen (Schultern nach vorne, Beine nach hinten und Füße über Kreuz :wacko: ). Für den Chef ist die Sache relativ schnell klar.
Häuptling: "Einhundert Stühle benötigen wir (im Hintergrund das hektische Tippen auf dem Taschenrechner). Das ergibt folgendes Ergebnis:
Stuhl 1 27.000.--EUR
Stuhl 2 33.000.--EUR
Stuhl 3 37.000.--EUR
Eigentlich ganz einfach. Wir bestellen Stuhl 1."
Indianer: "Ääähhmm, aber ich würde Stuhl 3 vorschlagen."
Häuptling: "Wie kommen Sie denn darauf, die Sache ist doch eindeutig. Alle Stühlen erfüllen die Anforderungen und Stuhl 1 ist am günstigsten."
Indianer: "Wir bewerten nicht nur den Preis sondern auch noch andere Kriterien wie Sitzkomfort, Erreichbarkeit der Bedienelemente, Handhabbarkeit der Bedienelemente, Variabilität der Einstellmöglichkeiten. Dafür gibt es dann Punktwerte, genau so wie es für den Preis Punktwerte gibt. Nach Auswertung schlage ich deshalb Stuhl 3 vor."
Häuptling: "Das sind 10.000.--EUR Unterschied. Das geht auf keinen Fall, wie soll ich das im Aufsichtsrat rechtfertigen?"
Indianer: (denkt) "Mir doch scheißegal, unterschreib einfach." (sagt) "Wenn wir die Gesundheit unserer Mitarbeiter ernst nehmen, schlage ich die Beschaffung von Stuhl 3 vor".
Ich denke, jeder kennt dieses Dilemma. Nach welchen Kriterien bewertet Ihr Bürostühle noch? Stauchhärte des Polsters fällt raus, da nicht alle Hersteller diesen Wert messen. Selbst beim RG-Wert müssen schon einige Vertriebler passen, da sie nicht wissen, was sich dahinter verbirgt und erst einmal nachfragen.
Umweltzertifikat?
Zertifikat "Ergonomie geprüft"?
Zertifikat "Hilde hat schon darauf gesessen"?
Sonstige Zertifikate?
Optik & Design?
Sonstiges?
Gruß Frank