Nickelstäube beim manuellen Entgraten

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  • Hallo Gemeinde ;)

    Ich hab da ein größeres Problem zu bewältigen, bei dem ich mal Eure Hilfe oder zumindest Meinungen zu dem Thema bräuchte.
    Folgende Problembeschreibung:
    Es handelt sich um Arbeitsplätze, an denen Nickelbauteile manuell entgratet werden. Die Bauteile haben verschiedene Bauformen. Es werden Innenkanten, z. B. in Bohrungen, und auch Außenkanten entgratet.
    Dazu werden sog. "powertools" verwendet. Ist so ähnlich, wie ein Dremel, nur pressluftgetrieben. Das ist notwendig um die geforderten Drehzahlen von bis zu 100 000 U/min zu erreichen.
    Hier entstehen entsprechende Expositionen durch Nickelstäube für den/ die Mitarbeiter/in, sowie seiner/ ihrer Kollegen im Umfeld des Arbeitsplatzes. Da Nickelstäube nicht ganz unproblematisch sind, ist das ein Problem, um das ich mich mit einem workshop mit vielen intelligenten und hochbezahlten Leuten drum kümmern muss. Darin sitzen Bauteil- und Maschinenplaner, Vorgesetzte fast aller Ebenen, BR, Betriebsarzt uvm. Dieser Workshop ist heute durch mich ins Leben gerufen worden und wir prüfen verschiedene Richtungen.
    Da es sich hier um Bauteile mit besonderer Zulassung handelt, ist ein Umstellen auf andere Methoden (z. B. maschinelles oder im elektro-chemischen Verfahren) mit einer neuen Zulassung verbunden. Das ist teuer, langwierig (bis zu mehreren Jahren) und keine Lösung, die wir schwerpunktmäßig betrachten.
    Also müssen wir an die Bestandsplätze ran. Eine Einhausung des Arbeitsplatzes ist bereits verworfen worden, da das Entgraten in Bereichen von <=0,1mm stattfindet und der Mitarbeiter extrem nah an das Bauteil heran muss. Praktisch wie ein Uhrmacher ;(
    Hat jemand von Euch mal ein ähnliches Problem gehabt oder hat es noch?
    Ich kann Euch leider keine Fotos hochladen, da es sich um sensible Bereiche handelt.

    Wäre für jede Hilfe dankbar.

    Gruß

    Jens

    "... das kannste schon so machen aber dann ist es halt kacke!"

    "Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!" (Rockband Haudegen)

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  • Hallo Stephan.

    Das Thema Absaugtische wurde schon mehrfach behandelt. Z. Zt. ist eine Konstruktion in Erstellung und soll dann auch auf Wirksamkeit geprüft werden. Diese Konstruktion kann aber, dass haben wir heute im workshop schon angesprochen, nur für eine geringe Anzahl an Bauteilen eingesetzt werden.
    Folgende Probleme treten bei der Absaugung auf:
    Absaugung muss 100% der Bestandteile zurückhalten, sonst darf die Luft nicht in den Arbeitsraum zurückgeführt werden -> also nach außen. Bei ca. 30 in der gesamten Halle verteilten Arbeitsplätzen mit einer Abluftleistung von min. 4000m³/ Std pro Arbeitsplatz ist der Arbeits-/ Hallenbereich im Winter für Kapitän Iglo genau richtig, jedoch nicht für die MA ;)
    Die Stäube haben im Nahbereich eine hohe kinetische Energie. Um diese entsprechend abzusaugen, benötigt man einen sehr hohen Luftstrom (Zugluft). Eine punktuelle Absaugung ist nicht möglich. Wenn Bohrungen entgratet werden, fährt der MA einmal an der Innenkante der Bohrung herum, was ein Herausschleudern der Partikel in einem 360-Grad-Winkel verursacht. Die MA tragen natürlich Schutzbrille und eine P3-Maske. Ist aber auch extrem toll im Sommer. Ich will von dem PSA-Mist weg und eine nachhaltige Lösung finden!
    Eine rückführungsfähige Absaugung ist nicht nur kosten- sondern auch platzintensiv. In der Halle nicht mehr machbar. Auf dem Dach schon mal garnicht (Statik).
    Wir prüfen derzeit auch eine Auslagerung der Arbeitsplätze in einen eigenen, getrennten Hallenbereich, dass ein Absaugung nur einmal angeschafft werden müsste. Leider wird es da Problem im Produktionsablauf geben und diese Variante ist für 40% der Produktion überhaupt nicht praktikabel.
    Deswegen hab ich auch die Maschinenplanung mit im Boot. Die können bei zukünftigen Projekten diese Kriterien mit einbeziehen. Das wird sich jedoch nicht für die Bestandsarbeitsplätze realisieren lassen.
    Es wird sicherlich keine umfassende Lösung geben, sondern individuell und in verschiedenen Varianten.
    Ich bin derzeit in der Informationsermittlung und benötige dringend Input.
    Besteht z. B. die Möglichkeit, dass solche Grate mit einem Hand-Ultraschallgerät entfernt werden können? Das wäre dann natürlich auch neu zulassungspflichtig aber schon einmal eine Richtung, die man auf etwas längere Sicht realisieren könnte.

    Gruß

    Jens

    "... das kannste schon so machen aber dann ist es halt kacke!"

    "Wenn das die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!" (Rockband Haudegen)

  • Ist natürlich schwierig ohne Kenntnisse der Umgebung etwas zur Absaugung etc. zu sagen. Ich kenne es (allerdings im viel kleineren Rahmen) von einem meiner Kunden. Er hat eine Goldschmiede.
    Dort kommen zum Einen Absaugtische zum Einsatz (bei Bedarf kann ich gerne mal schauen, um welche Modelle es sich handelt) und zum Anderen Absaugboxen aus Glas mit Absaugrüssel.
    Damit der MA nicht so nah an das zu bearbeitende Teil muss helfen Uhrmacherbrillen.

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Jens,

    ... einfach mal so ein Quer-Gedanke von mir ...

    Kann man den Arbeitsbereich in eine kleine abgeschlossene durchsichtige Box verlegen, die von außen, mit in die Box eingebauten, abgedichteten Handschuhen bedient wird und entsprechend mit Zu- und Abluft versehen ist ?


    peter

    Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden. (Werner-von-Siemens zugeschrieben)

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  • Moin Jens,

    ein etwas anderer Ansatz:

    Du brauchst ein schnell rotierendes Schleifmittel, es muß flexibel sein, weil man ja in jede Ecke komme will und das Ganze läuft händisch. Soweit ok.

    Denke einmal quer:
    Was macht dein Zahnarzt. Genau dasselbe. Er schmiergelt mit hochtourigem Werkzeug. Der Staub wird wassergebunden und mit dem Wasser direkt wieder abgesaugt.
    Wäre das ein Ansatz?

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Hallo zusammen.

    peter: Auf den Trichter bin ich auch noch nicht gekommen :thumbup: Ist ne super Idee, die ich sicherlich für andere Bedingungen mal aufgreifen werde. Für mein Problem nicht anwendbar. Stell Dir eine Trommel vor, die diagonale Bohrungen nach außen hat. Da müssen die MA den Kopf reinstecken, um den Entgratbereich zu sehen. Daher fällt der Einhausungsgedanke mit Scheibe vollkommen weg. Es gibt ja noch mehrere Probleme. Z. B. Ergonomie. Aber der Bereich Nickelstäube ist derzeit akut. Manche Arbeitsplätze sind eben problematisch und wir sind ja keine "Wunderheiler", die alles in den Griff bekommen können, leider ;(

    Waldmann: Ich merke schon, dass Querdenken nicht so schlecht ist 8) Das war auch einer der Vorschläge im workshop :thumbup: Ich wollte hier nur keine Infos von meiner Seite geben, da es sonst die Gedankengänge beeinflusst :thumbup:

    Ich werde genau dieses ab nächster Woche mal prüfen und schauen, was da so auf dem Markt geht. Und ich hoffe immer um den Zahnarzt drumrum zu kommen... aber diesmal wirds wohl nix :thumbup:

    stephan: Danke für Dein Angebot. Nehme ich gerne an. Wenn Du mir mal Beispiele für solche Tische schicken könntest, wäre ich Dir sehr dankbar. Ich schick Dir gleich per PM mal meine speziellen Kontaktdaten.

    Gruß aus der Wetterau

    Jens

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  • ...........na dann los.

    Eine Antwort geben wir gerne.
    Wenn du eine praktikable Lösung umsetzt, dann lasse uns doch daran teilhaben.

    Viel Erfolg.

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
    (kölsche Zuversicht)

  • Waldmann: Klar. Auf jeden! :thumbup:
    Ich hoffe ja auch, dass sich dann andere Kollegen melden, wo ich dann unterstützen kann. Solche Arbeitsbereiche sind leider in Spezialgebieten nicht unüblich und nach meinem derzeitigen Stand, haben alle Probleme damit!
    Betroffene Bereich sind z. B. Hersteller von Produkte für Militär, Luft- und Raumfahrt und Hersteller von Kleinserien in Spezialgebieten. Ich habe z. B. meine Abschlussarbeit bei einem Rüstungshersteller gemacht. Da ging es um bleihaltiges Lot in der Elektronikfertigung (Kleinserien). Daher weiß ich, was da im Argen liegt ;(

    Gruß

    Jens

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  • Ich schicke Dir die Tage mal Fotos von den Absaugtischen. Aber hört sich ja an, als wären die Teile etwas größer die da bearbeitet werden müssen...
    Die von Peter genannte Box ist genau das, was ich mit Absaugbox meinte, die es im Goldschmiedbereich auch gibt.
    Siehe Foto
    .
    Da die MA den Kopf reinstecken müssen aber wirklich schwierig... im Goldschmiedbereich wird neben der Box auch Magnetismus eingesetzt (da aber aus finanziellen Gründen) um das Material beim Bearbeiten/Entgraten nicht zu verlieren.
    Die Technische Lösung wäre natürlich die Bohrungen automatisch (direkt nach dem Bohren) zu entkraten.

    Gruß
    Stephan

    Respekt, Verständnis, Akzeptanz, Wertschätzung und Mitgefühl

  • Ach. Ich würde Euch ja gerne mehr Infos geben dürfen, darf ich aber nicht ;(

    Mal so ein Beispiel aus einem anderen Bereich, nämlich PSA:
    Schnittschutzhandschuhe!!! Vorbereitung Trageversuche, Herstelleranfrage, Laborprüfung/ Laborfreigabe, etc.
    Fazit: Drei Hersteller haben gleich abgewunken, weil sie die 100%ige Freiheit von bestimmten Inhaltsstoffen nicht garantieren konnten. Von verbliebenen Herstellern und deren Mustern (45) haben 35 den Labortest nicht bestanden. Somit bleiben 10!!! Modelle für einen zugelassenen Trageversuch übrig!
    Damit habt Ihr mal einen ganz, ganz kleinen Überblick über meinen "täglichen Wahnsinn"! Aber es gibt keine Probleme, sondern nur Herausforderungen. Die hab ich in dem Bereich genug! Und das macht die ganze Sache sehr interessant! :thumbup:

    Gruß

    Jens

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  • Moin Jens,

    ich kenne ja die/eure Produktion nicht.

    Könnte man denn, anstatt bohren und entgraten nicht einfach lasern? Oder das Ganze in einer CNC-Box ohne Mensch daneben basteln?


    Und das mit dem Querdenken: Funktioniert ziehmlich oft, wenn man schon viel gesehen hat und die Seite der Arbeitenden vor dem inneren Auge hat.

    Schönen Sonntag noch. :40:

    .
    .
    .
    ... viele Grüße vom Waldmann.


    "Et kütt, wie et kütt."
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    • Offizieller Beitrag

    @ bauco: ... ja Stephan, genau daran hatte ich gedacht. Ich hatte nur nicht gleich einen Link oder ein Bild parat. Danke.
    Globetrotter: Hallo Jens. Weitere Quergedanken: Nickel ist zu einem gewissen Grad auch magnetisch. Vielleicht kann man den Staub mit einem starken Magneten binden. Und noch was anderes: Es gibt auch elektrochemische Verfahren bei der man in einem Elektrolyten Bauteile galvanisch entgratet.


    peter

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  • Hallo peter.
    Ja. Das hatten wir auch schon in Betracht gezogen und ist sicherlich ein Lösungsansatz. Wir haben jedoch gleiche Arbeitsplätze an denen auch Titan entgratet wird. Hier haben wir gleiche Probleme, nur dass Titan nicht so ein Bah-Zeug ist. Stäube sind lungengängig. Das EC-Verfahren habe ich in meinem ersten Beitrag schon ausgeschlossen. Jeder neue Produktionsablauf mit neuen Maschinen benötigt eine neue Zulassung. Das ist somit nicht kurzfristig zu machen. Das Entgraten beinhaltet des Entfernen eines Sekundärgrats. Wenn dieser entfernt wird, muss je nach Bauteil, eine scharfe Kante oder sogar eine Fase entstehen. Das ist leider mit dem EC-Verfahren nicht so ganz einfach.

    Gruß

    Jens

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  • Wenn du eine praktikable Lösung umsetzt, dann lasse uns doch daran teilhaben.


    Hallo zusammen.
    Das Thema ist immer noch akut ... aaaber langsam kommt (nach einigen Prioritätenänderungen) wieder etwas Schwung in die Angelegenheit und die Prio scheint jetzt auch auf den höchsten Führungsebenen angekommen und bewusst geworden zu sein ;)

    Zumindest werden Ressourcen in "Wallung" gebracht und ich hoffe, dass ich Euch da innerhalb der nächsten Wochen etwas liefern kann. Besuche bei Herstellern haben bereits stattgefunden und mögliche Varianten sind auf Brauchbarkeit und Wirksamkeit getestet worden.
    Ergebnisse kann ich noch nicht liefern, jedoch bin ich da sehr zuversichtlich, dass es voran geht.
    Ich melde mich dann, wenn es Erkenntnisse gibt. :thumbup:

    Gruß

    Jens

    "... das kannste schon so machen aber dann ist es halt kacke!"

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