Psychische Erkrankung

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  • Hallo!
    In meiner Verwandtschaft ist ein Mädel aufgrund beruflichen Stress erkrankt. Zur Zeit ist sie in psychischer Behandlung. War halt nicht nur zuviel Arbeit sondern auch Schikane vom Chef.
    Ist ja quasi ein Arbeitsunfall. Wie sollte sie jetzt weiter vorgehen? Was für Möglichkeiten gibt es? Welche Vorteile könnte sie erzielen?

    Gruß
    Thomas

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  • Hallo Tommy,

    das wichtigste vorab: Ansprüche ggü der BG würde ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen.

    Dies hängt mit der Rechtssystematik in diesem Fall zusammen: Für einen Arbeitsunfall braucht es ein kurzfristiges Ereignis, davon kann hier wohl nicht ausgegangen werden. Also käme eine BK in Betracht, ausgelöst durch die Schikane vielleicht. Hierbei müsste ein monokausaler Zusammenhang zwischen der Erkrankung und der Schikane hergestellt werden können, also als einzig auslösendes Moment. Die Psyche des Menschen allerdings entzieht sich dieser Logik, indem andere Faktoren immer auch eine Rolle spielen. Hier zum Beispiel die in der Person liegende Eigenschaft, sich gegen die Schikane zur Wehr zu setzen, sie zu tolerieren oder zu verarbeiten usw. Deswegen steht hier in der BK-Liste eine stressbedingte Erkrankung nicht und wird auch in absehbarer Zeit nicht aufgenommen werden. Zumal diese Liste auch noch eine politische Liste ist - aber das ist ein anderes Thema. Blieben noch die arbeitsbedingten Erkrankungen. Hier ist der Stand der, dass die BGen einen Präventionsauftrag haben, jedoch keinen Entschädigungsauftrag, der bleibt bei den Krankenkassen.
    Soweit ich es verfolgt habe, sind die Gerichte inzwischen etwas flexibler bei der Auslegung geworden, aber die BG wird ziemlich sicher jedwede Ansprüche abbügeln aufgrund der oben genannten Zusammenhänge.

    Ich wünsche der Dame auf dem (oft langen) Weg der Genesung alles Gute!
    Gerald

    edit: Der einzige Weg, wenn es denn sinnvoll erscheint, ist ein zivilrechtlicher. Hierzu würde ich mit einem spezialisierten Anwalt die Chance mal ausloten. Aber erfahrungsgemäß sind selbst bei einer Verurteilung die Schadenersatz-Beträge recht gering, so dass sich die Frage nach Aufwand-Nutzen stellt...ich wünschte, man könnte in solchen Fällen anderes sagen oder raten...

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    "Es ist gelogen, dass Computerspiele Kinder beeinflussen. Hätte Pacman das getan, würden wir heute durch dunkle Räume irren, Pillen fressen und elektronische Musik hören." --- Kristian Wilson, Nintendo Inc. 1989

    Einmal editiert, zuletzt von Gerald Eckhardt (27. Januar 2009 um 10:12)

  • Vielen Dank für die schnelle Antwort.
    Ein Rechtsanwalt ist schon eingeschaltet. Erstmal versucht sie "heile" aus dem Arbeitsvertrag zu kommen.
    Und dann muß sie ihre Gesundheit wieder in den Griff kriegen. Zur Zeit ist sie total durchgefeuert.

  • Hallo Tommy,

    Das ist nun eine ganz schlimme Geschichte und leider kein Einzelfall. Und wie der Gerald es so schön ausführlich dargestellt hat, eben kein "plötzliches, von außen einwirkendes Ereignis", um das sich die BG kümmern muss.
    Da es sich hier ja offensichtlich um einen Fall von Mobbing handelt, sollte man auch mal schauen, was der Betriebsrat (vielleicht auch die Gewerkschaft) dazu sagt.

    Ansonsten gibt es hierzu schon viel im Internet zu finden.

    Vielleicht einfach mal hier anfangen:
    http://www.mobbing-web.de/html/urteile-a…ht-mobbing.html

    PF

    Nachtrag:
    http://www.lvbgnwd.de/BG-Mitarbeiter/Neuro/Recht.pdf

    Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen
    (Mark Twain)