Praktikumsbericht-Beurteilung welche Methode ?

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  • Hallo zusammen, habe mir ein Thema aus der Praxis genommen.

    Thema:

    Das Anschließen von Chemieschläuchen auf einem Tank, die Arbeitsbühne vom Tank ist auf 1,2m.

    Die Chemieschläuche sind sehr schwer, werden von dem Mitarbeiter hochgezogen und wird mittels Schrauben am Tank montiert (Enger Raum und starre Schläuche).

    Dieser Arbeit wird unter Chemikalienschutzanzug durchgeführt.

    Jetzt meine Frage:

    Eine Arbeitsablauforientierte Gefährdungsermittlung deckt nicht alles ab und die LMM Methode könnte man entweder für die Schläuche hochziehen nehmen oder die Schläuche zu montieren.

    Für die Schweren Schläuche zu ziehen würde ich mit LastenhandhabV begründen und Schutzmaßnahmen daraus leiten.

    Welche Methode würdet ihr mir vorschlagen ?

    Würde mich über Diskussionen freuen

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  • Einstiegsscreening zu den LMM machen, dann wirst Du sehen welche Methoden sinnvoll sind.

    Am Ende dann über LMM-Multi-E zusammenfassend auswerten.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Eine Arbeitsablauforientierte Gefährdungsermittlung deckt nicht alles ab

    Inwiefern?

    Immerhin läuft die Ermittlung ja so ab, wie Du es willst. Klar gibt es die Unterscheidung zwischen Arbeitsumgebung und Arbeitsablauf, aber innerhalb der zwei Bereiche kannst Du doch machen, was Dir die größte Klarheit gibt.

    Wichtig ist meiner Meinung nach, strikt zwischen Gefährdungen und Belastungen zu trennen. Die LMM sehe ich im Bereich der Belastungen, bezogen auf Werte über einen Zeitraum. Sie stehen auch nicht in Konkurrenz zur LasthandhabV, sondern bringen diese in ein praxistaugliches Werkzeug. (Die LasthandhabV gibt Dir die Verbindlichkeit, die Umsetzung ist aber in anderen Werken dokumentiert. Das passende Beurteilungsverfahren ist die LMM)

    In den SOL- und LEK-Aufgaben habe ich das bisher so gehandhabt, daß ich erstmal den Arbeitsablauf an sich angeschaut und grob unterteilt habe. Das, zusammen mit dem Arbeitssystem, gibt mir schon ein detailliertes Bild.

    Dort, wo ich physische Einwirkungen erkenne, gehe ich so vor, wie Axel das genannt hat.

    Zugegeben: Die LMM sind je nach Erfahrungsstand ein wenig Trial&Error. Ich habe die mit meinem ersten Schuß mal durchgespielt, und dann trotz Screening festgestellt, daß es die falsche war. Also habe ich dann eine andere herangezogen. Das kommt vor, ist meines Erachtens aber auch nicht tragisch.

    Außerdem arbeitest Du sowieso iterativ: Manches wird sich nachher als falsch einsortiert herausstellen. Dann gehst Du zurück und sortierst das, und kommst dann wieder zu Deiner Ermittlung oder Beurteilung zurück.

    Zu Deiner Eingangsfrage:

    Mach Dich mit den Abläufen und Bedingungen vertraut. Dann unterteile die Schritte so klein wie möglich - zusammenfassen kannst Du sie später immer noch. Und dann schaust Du, was Quelle einer Gefährdung sein könnte, und was eher eine Belastung verursacht. Dann kannst Du die in die Verfahren einsortieren, eben auch die verschiedenen LMM.

    Bei Dir: Chemische Einwirkungen (Gefahrstoffe) -> Führt letztlich zu dem Schutzanzug

    Physische Faktoren: Der Anzug ist schwer, zäh, unergonomisch, etc.

    Psychische Faktoren: Haben Mitarbeiter das Gefühl, sich intolerablen Gefährdungen auszusetzen? Wie sieht es aus mit der Enge im Anzug? Sind sie physisch und psychisch der Aufgabe gewachsen? Haben sie die nötigen Ressourcen?

    Mechanisch: Wie kommt man auf die Bühne? Ist da eine Leiter? Kann man da runterfallen oder mit dem Anzug feststecken?

    Dann weiter mit dem Schlauch: Der muß gehoben, gezogen, gehalten werden. (LMM-HHT?)

    Vielleicht denkst Du, daß das Anschließen eine manuelle Tätigkeit im Sinne der LMM-MA ist (glaube ich eher nicht, weil einmalig. Aber wer weiß?)

    So solltest Du in zwei, drei Iterationen gut durchkommen.

    Nimm erstmal alles mit, was Dir einfällt. Gefiltert wird später, je nach Aufgabenstellung oder Dringlichkeit. Löschen ist einfach, nachher auf etwas zu kommen, ist eher schwer.

    Noch ein Tipp:

    Nimm Dir die "Systematik der Einwirkungen " aus der Sifa-Lernwelt und benutze die als Checkliste. Ich gehe die auch immer wieder von oben nach unten durch, ob ich etwas passendes finde. Dazu dann die Liste der spezifischen Verfahren (findest Du bei der VBG).

    Die Unterlagen zur Beurteilung habe ich auf meinem Laufwerk in derselben Struktur abgelegt, finde sie also ausgehend von der Einwirkung. Andere Dinge liegen in den Schritten der Beurteilung der Arbeitsbedingungen.

    Gruß

    Thilo

    "...denn bei mir liegen Sie richtig!"

  • Einstiegsscreening zu den LMM machen, dann wirst Du sehen welche Methoden sinnvoll sind.

    Am Ende dann über LMM-Multi-E zusammenfassend auswerten.

    Vielen Dank für deinen Beitrag, Einstiegsscreening war eine gute Idee, Ergebnis gefällt mir nicht, ich habe als Ergebnis Kumulative Zeitdauer 130 min, da LMM Multi-E alles zusammen zählt. Manuelle Arbeitsprozess wurde unter Körperzwangshaltung durchgeführt 30min + 30min ? Die Zeit wird einfach zusammen multipliziert ? Mal sehen wie ich das besser machen kann. Ich bin mit LMM sehr weit gekommen und jetzt lese ich den Beitrag von ThiloN und schaue es mir genauer an wie ich es besser machen kann.

  • Vielen Dank für dein Ausführliche Erklärung, werde es auf jeden fall in Gefährdungen und Belastungen unterteilen und so in meinem Bericht schreiben. Die Belastungen sind mit der LMM nach trennen der Tätigkeitsschritte gut messbar.

    Allerding habe ich eine Sache nämlich die Hauptgefährdung: Schlauchschwere, Handhabung der Schläuche (es wird gezogen) und das Demontieren der Blinddeckel auf der Arbeitsbühne (Schlauch hängt auf dem Boden) es müssen insgesamt 12 Schrauben gelöst werden ohne festen halt des Flansches. Hier möchte ich das Gesundheitsschaden Modell nehmen und als Vorhersehbare Bedingungen angeben und später Präventionen anbieten für Verhinderung bzw. Minderung der Gefahrenquelle und der die Belastung der MA noch reduzieren würde.

    Bei mir werde ich folgende maßen dokumentieren:

    Chemische Einwirkungen (Gefahrstoffe): SDB und PSA Matrix ist vorgegeben und muss getragen werden.

    Bei der Benutzung CSA: Je nach Wetterbedingungen. Keine Überdachung, direkte Sonneneinstrahlung und enger Bewegungsraum. Mit der LMM ist diese Belastungsart nicht in Zahlen darzustellen. Anzug ist Flüssigkeitsdicht bis 5bar Sprühdruck und sehr starr.

    Arbeiten auf Höhen stellt kein Problem dar (unter 2m), 1,8 m Arbeitshöhe mit stabilen Geländer und fest integrierte Leiter mit griffen. Absturzgefahr besteht nicht und ist gut betretbar.


    Meine Verfahren wären für Gefährdungen (Schlauchschwere und kantige Flansche) das Gesundheitsschaden Modell.

    Für die Belastung bei der Tätigkeit incl. Schraubtätigkeit nehme die LMM MA-E mit LMM GK-E zusammen und für das Ziehen und Heben des Schlauches mit Blindflansch LMM HHT-E.

    Sollte ich noch zusätzlich Physische und Psychische Faktoren dazu nehmen. Ich habe mitbekommen, das man sich nur auf ein Verfahren entscheiden soll. Aber hier brauche ich mindestens 2 verschiedene Verfahren.

    Für Vorschläge bin ich offen und würde mich freuen

    3 Mal editiert, zuletzt von mak123 (12. August 2023 um 18:50)

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  • Alles Bullsch.... was ich oben mir gedacht und schrieb :wacko: , habe mir die Vorschläge noch einmal betrachtet und die im Gefährdungsermittlung ermittelte Tätigkeiten einzeln in Stücke geteilt mit der LMM Methode durchgespielt (Viel Arbeit).

    Bsp. Bei Demontieren vom Blindflanschen am Aufsetztank habe ich 3 Leitmerkmalmethoden benutzen müssen MA/KH/GK. Vorher habe ich ein Einstiegsscreening gemacht und zum Schluss mit LMM-Multi-E zu einem Ergebnis gekommen (Das aufbringen von Körperkräften ist zu hoch). Damit kann ich weiter arbeiten.

    Mal sehen wie ich jetzt die Physische und Psychische Faktoren noch integrieren kann ?

    Die Belastung von Chemikalienanzuges ist in den LMM s integriert.

    Bei Arbeiten auf höhen besteht eine Absturzgefährdung und da möchte ich die ASR 2.1 benutzen. Es wird 1m vor dem Leiterabstieg gearbeitet und das ist laut ASR 2.1 nicht zulässig. Am Leiter muss eine zusätzliche Absperrung installiert werden.

    Für Vorschläge bin ich offen und würde mich freuen

  • Das geht doch in die richtige Richtung. :doppelthumbsup:

    Bei den LMM würde ich mich dann noch fragen, ob z. B. die MA relevant ist. Immerhin sind das am Flansch zwar sich wiederholende Tätigkeiten, wenn da 12 oder 16 Schrauben/Muttern sind. Aber das verteilt sich nur über eine kurze Zeit. Aber das hängt auch vom Ergebnis ab.

    Zum Schutzanzug: Arbeiten in der Sonne ist per se ungünstig. Da könntest Du Euren Betriebsarzt fragen. (Übrigens auch zu den psychischen Belastungen. Auch wenn die Ausbildung das sagt: Das ist nicht Dein Fachgebiet. Hinweis: Fürs Praktikum kannst Du z. B. Befragungen der Mitarbeiter anstoßen und dokumentieren. Die sollten in ausreichender Anzahl vorliegen, damit es ein "Verfahren nach dem Stand der Technik" wird.)

    Die Datenerfassung ist schwierig, da Du ja z. B. im Anzug die Temperatur messen müßtest. Maßnahmen sind aber recht gut definiert. Vielleicht findest Du in der DGUV Information 203-085 „Arbeiten unter der Sonne“ ein paar Ansätze zur Beurteilung.

    Das mit der Absturzgefahr ist ein guter Punkt: Eigentlich sollte vor der Steigleiter eine Absturzsicherung sein. In den Anlagen, die ich kenne, ist das ein kleines Türchen, das zur Bühne hin öffnet und sich automatisch schließt. Das ist stichpunktartig in der DGUV Information 208-032 "Auswahl und Benutzung von Steigleitern" drin.

    Zur ASR A2.1: Kapitel 5.4 meint: "Verkehrswege, bei denen der Abstand mehr als 2,0 m zur Absturzkante beträgt, liegen außerhalb des Gefahrenbereichs Absturz."

    Der Umkehrschluß gibt Dir Deine meines Erachtens die Beurteilung. >2m ist grün, <2m ist rot. Mit Deinem Abstand bist Du also sicher in einem Bereich, der Maßnahmen erfordert.

    Gruß

    Thilo

    "...denn bei mir liegen Sie richtig!"