Hat die Gen Z keine Lust zu arbeiten?
Ich greife die Headline einfach mal auf, weil sie gut zum gefühlten Umgang zwischen den Generationen paßt.
Generell ist "Generation A vs. Generation B" meiner Meinung nach per se Unfug.
Schon immer hatte es die vorherige Generation viel leichter als die jetzige, und die jüngere Generation ist dann faul, nicht belastbar, freizeitorientiert oder was auch immer.
In der Diskussion herrschen vor allem Vorurteile vor, Fakten kommen da zu kurz.
Jede Generation steht vor ihren eigenen Herausforderungen. Meine Eltern sind im zweiten Weltkrieg großgeworden und dann ins sog. "WIrtschaftswunder" hineingewachsen, wir waren mit der teils realen, teils gefühlten Bedrohung durch den kalten Krieg konfrontiert. Den jetzt jungen Leuten wird einerseits mit dem Verweis auf die Wirtschaftskrisen allerlei vorenthalten, andererseits sehen sie wenig Perspektive für Altersvorsorge, Eigentum, Klimaschutz.
Es ist also viel komplizierter, als sich in einfache Parolen fassen ließe - so sehr sich alle Parteien und die Stammtische auch darum bemühen.
Aus meiner Sicht ist die aktuelle Generation im Großen und Ganzen in Ordnung. Viele sind bereit und in der Lage, Leistung zu bringen und Teil eines starken Teams zu sein.
Gleichzeitig haben sie, anders als wir, verstanden, daß ein Arbeitsvertrag eben "nur" 40 Wochenstunden fordert und daß man als Arbeitnehmer auch Prioritäten setzen darf und muß. 8 Stunden Arbeit sind genug, und wenn es mal 6 oder 10 sind, geht das auch in Ordnung.
Die damit einhergehende Betrachtung der Life Balance hat das Potential, die jungen Menschen ein gesünderes (Arbeits-)Leben wahrzunehmen zu lassen, zumindest solange sie nicht in andere Extreme ausschlagen. Ja, manche tun das, aber das ist eine Minderheit, die immer wieder für die Klischees in den Vordergrund geschoben wird.
Ich für meinen Teil denke, daß ich von jüngeren Kollegen eine Menge über Prioritäten und Balance lernen kann und räume gerne einen Teil meiner Arbeitszeit dafür ein, sie an meinem Wissen und meiner Erfahrung teilhaben zu lassen.
Je sicherer und kompetenter sie sind, desto beruhigter kann ich Urlaub machen oder mal früher nach Hause gehen.
Und sie bringen die intrinsische Motivation mit, die man uns "Alten" abtrainiert hat.
Empfinde ich manche als übermotiviert? Ja klar. Aber das ist ein Ich-Problem.
Ich lerne, das positiv zu sehen und mich auch mal mitziehen zu lassen.
So kann ich ihnen vielleicht auch wieder Perspektiven bieten, die im Großen nicht so sichtbar sind.
So macht das Ganze auch immer wieder Spaß.
Miteinander ist viel schöner als Gegeneinander.
Weg mit den Klischees und den Vorurteilen! Die stehen nur unnütz im Weg.