Ärztl. Attest zur Freigabe für die Arbeit an Maschinen

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  • Hallo zusammen,

    ich benötige mal die Schwarmintelligenz des Forums:


    Ausgangssituation:

    Ich arbeite als Ausbilder und Sifa in einer Ausbildungswerkstatt für behinderte Jugendliche und junge Erwachsene.

    Auftraggeber sind Jobcenter und BA.

    Aktuell haben wir Praktikanten, die sich für eine Ausbildung interessieren und sich erproben.


    Faktenlage:

    Einer der Praktikanten hat eine Drogenkarriere. Das Zeug mit dem er Umgang hatte, hat absolut nichts mit Wasserstoff zu tun. *zwinker*

    Er hat alleine eine kalten Entzug durchzogen und ist nun seit ~5 Jahren clean.

    Um die geförderte Ausbildung bewilligt zu bekommen, hat die BA hat von im einen Nachweis über den Entzug verlangt, den er logischerweise nicht vorlegen kann. Optional muss(te) er an einer Substitutionsbehandlung teilnehmen. Diesen Schritt ist er gegangen bzw. geht ihn immer noch.

    Die BA hat, wie wir auch, bedenken, das sich das Substitutionspräparat negativ auf die Befähigung zur Arbeit an/mit Maschinen auswirken kann. Das daraufhin ausgestellte Attest des behandelnden Arztes besagt sinngemäß etwa: "Er findet die Aufnahme einer Berufsausbildung im Holzbereich als sehr sinnvoll, da sie sich zusätzlich stabilisierend auf die Psyche seines Patienten auswirken wird.".


    Problem:

    Daraus geht nicht hervor, ob das Substitutionspräparat auf die Fähigkeit der Maschinenbedienung auswirkt.

    Den Fred Meldepflicht Medikamente mit Beeinflussung ? habe ich gefunden und gelesen.

    Der junge Mann sagte mir, dass er kein Methadon erhält, sondern ein anderes Medikament verabreicht wird, welches "den Kopf nicht zuballert", so das er arbeiten und lernen kann.

    Genau dieses weigert sich der Arzt aber zu bescheinigen.

    Um kurz auf den Fred 14758 zurück zu kommen und mein Fazit aus diesem: Ob man nach der Medikamenteneinnahme an Maschinen arbeiten kann, ist individuell verschieden und zudem Tagesformabhängig.


    Frage:

    Kann man den Arzt dazu "zwingen" (mir fällt kein besseres Wort ein) in ein Attest den Satz aufzunehmen:

    "Es bestehen keine | geringe | kaum | durchaus | größere | erhebliche Bedenken, wenn der Patient unter dem Einfluss seiner Medikation an/mit Maschinen arbeitet."

    Es geht ja nicht darum, den Doc in die Haftung zu nehmen, sondern "lediglich" um seine fachliche Expertise.

    Ehe Ihr fragt: Nein, ich habe den Waschzettel von dem zeug nicht vorliegen. Den werde ich mir morgen heraussuchen.

    Ehe Ihr fragt: Nein, ich habe noch nicht mit unserem Betriebsarzt gesprochen. Der ist heute nicht erreichbar. Kommt morgen!

    Sollte ich in dem Waschzettel KEINEN Warnhinweise zu Maschinenarbeit / Verkehrstüchtigkeit finden, sollte der Ausbildung doch nichts entgegen stehen, oder?

    Liebe Grüße
    Micha


    Glück auf! *S&E*


    Nur Scheiße "passiert". - Unfälle werden verursacht!

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  • Moin Micha,

    die Antwort wirst Du jetzt nicht hören wollen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich der Betriebsarzt auf das dünne Eis begibt und eine entsprechende Einschätzung abgibt. Anders sieht der Fall aus, wenn im Beipackzettel direkt davon abgeraten wird (wie bei anderen Medikamenten "kein Autofahren etc.).

    Wenn aber bei den 1.256.763 Nebenwirkungen unter anderem aufgelistet ist, dass die Einnahme des Mdikamentes bei einer Wahrscheinlichkeit von 1:100.000 zu Bewusstseinsstörungen, Gleichgewichtsverlust oder was auch immer führt; welcher Betriebsarzt wird dann einen "Persilschein" ausstellen? Den Schuh zieht sich doch niemand an. Der Arzt hat vollkommen recht, Deinen Wunsch zu verweigern, da er es nicht bescheinigen KANN.

    Zielführender wäre es meines Erachtens, mit dem jungen Mann zu sprechen, ihm den Sachverhalt zu erläutern und ihm klar zu machen, dass er alles richtig macht, wenn er an einem Morgen kommt und sagt "Meister Röhrich, mein Ersatzdope macht mich heute ganz wuschelig. Ich glaube, es ist keine gute Idee, wenn ich heute an die Maschine gehe", ohne dass er Angst vor einem Rausschmiss oder einem Anschiss haben muss.

    Wenn es Euch nicht darum geht, im Fall der Fälle dem Doc den schwarzen Peter zuzuschieben, geht es Euch um die Gesundheit und Sicherheit des jungen Mannes, und da wäre der vorgeschlagene Weg meines Erachtens besser. Darüber hinaus ein wachsames Auge auf den Kollegen haben, und falls Ihr den Eindruck habt, dass da etwas nicht passt mit ihm reden und ihm Hilfe anbieten.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Moin Frank,

    Das was Du geschrieben hast ist nicht das, "dass ich nicht hören will", sondern das, was ich hören will. ;)

    In meinem Eingangsposting habe ich zwar das Wort "zwingen" benutzt, dieses aber nur, weil mir nichts besseres/passenderes eingefallen ist.

    Du bestätigst vielmehr mein aus Faden 14758 gezogenes und im Eingangspost genanntes Fazit:"Ob man nach der Medikamenteneinnahme an Maschinen arbeiten kann, ist individuell verschieden und zudem Tagesformabhängig."

    Etwas verklausuliert meinte ich damit, dass der junge Mann selbst entscheiden muss ob er "vollumfänglich", nur "beschränkt" oder "gar nicht" Arbeitsfähig ist. - Wie bei jeder anderen Krankheit oder "Wohlbefindenszustand" auch.
    Das ist genau das, was Du geschrieben hattest.

    Angst vor einem Anschiß oder Entlassung braucht er keinesfalls zu haben. Siese Substitutionstherapie ist ja genau der Grund, warum er bei uns in der "besonders behüteten Umgebung" die Ausbildung absolvieren soll.
    Er geht mit seinem Ex-Problem recht offen um und ich schätze Ihn so Verantwortungsvoll ein, zu sagen "ich glaube heute besser nicht...", wenn dem so ist.

    Ich werde mir später den Beipackzettel anschauen und (trotzdem) mit dem Betriebsarzt Kontakt aufnehmen. Eine zweite ärztliche Meinung kann nicht schaden und vielleicht hat er ein paar Anregungen auf was man achten soll/muss o.ä..

    Wie gesagt: Es geht nicht darum im Fall der Fälle einem Arzt die Verantwortung zuzuschieben.

    Wir wollen einem jungen Mann, der auf einem guten, richtigen Weg ist, aber auch nicht durch eine Fehleinschätzung die berufliche Zukunft verbauen! - Wir wollen aber auch das Risiko (für alle Beteiligten) so gering wie möglich halten.

    Keiner von uns hat Erfahrung mit Personen die sich in einer Substitutionstherapie befinden und sind daher entsprechen unsicher. - Da zähle ich mich (als Sifa) mit zu. Die Ausbildung würde in einem anderen Gewerkt erfolgen.

    Danke für Deine Antwort! :)

    Liebe Grüße
    Micha


    Glück auf! *S&E*


    Nur Scheiße "passiert". - Unfälle werden verursacht!

    Einmal editiert, zuletzt von Micha_K (26. Juli 2022 um 08:16)

  • Ich werde mir später den Beipackzettel anschauen und (trotzdem) mit dem Betriebsarzt Kontakt aufnehmen. Eine zweite ärztliche Meinung kann nicht schaden und vielleicht hat er ein paar Anregungen auf was man achten soll/muss o.ä..

    Für mich ist diese Thematik klar das Aufgabengebiet des Arbeitsmediziners und nicht der SiFa.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.