Antischall-Kopfhörer

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  • Liebe Kollegen,

    in einer von mir betreuten Gießerei bestehen eine Reihe von Lärmbereichen. Besonders beim Ausbrechen der Gussformen und beim Gussputzen liegt der Beurteilungspegen deutlich über 90 dB(A), teilweise kommt es zu Pegelspitzen von über 120 dB(C). Mit technischen Maßnahmen kommen wir hier nicht mehr weiter. Aktuell werden Gehörschutzstöpsel und Kapselgehörschutz getragen. Im Rahmen einer Besprechung zum Lärmminderungsprogramm wurde der Hinweis auf Antischall-Kopfhörer aufgeworfen. Mir ist zwar bekannt, dass es so etwas gibt, war aber bisher nicht mit dieser Art von PSA konfrontiert.

    Gibt es Erfahrungen mit dem Einsatz solcher Kopfhörer, wenn ja, wie sehen diese aus?

    Sind diese Kopfhörer auch in der Lage die Pegelspitzen "abzufangen" oder sind sie zu träge?

    Besten Dank schon mal für Eure Hilfe

    Gruß aus der Kurpfalz
    Andreas

    "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    (Marie von Ebner-Eschenbach)

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  • Kleine Hinweise:

    1. 120 dB(C) ist massiv bedenkenlos.

    2. Zwei x Gehörschutz ist weder sinnvoll, noch in irgend einer Form technisch gerechtfertigt, es SEI denn, der eine Gehörschutz wird falsch getragen (z.B. Stöpsel hängen aus dem Ohr).

    3. Gehörschutz ist keine Lärmminderung sondern PSA. Lärmminderung macht PSA überflüssig. Die PSA wird in der Gefährdungsbeurteilung festgelegt, nicht im Lärmminderungsprogramm. Ein Lärmminderungsprogramm mit einem Kapitel PSA ist schlicht Müll (sorry), und beweist lediglich die laut schreienede Inkompetenz des Beraters (no offence - nur der intensive Rat, einen anderen Berater im Lärmschutz zu suchen).

    Eure Aufgaben:

    1. Feststellung der Frequenzbereiche des Lärms

    2. Gehörschutz mit maximaler Dämpfung genau dieses Frequenzbereiches/dieser Frequenzbereiche beschaffen. Am besten und für die Mitarbeiter am angenehmsten ist der persönlich angepasste Gehörschutz (uwex, infield u.v.a.) [EDIT] == Otoplastiken. Kostentechnisch sind die weitestgehend neutral [/EDIT]

    3. Gehörschutz schulen, den korrekten Einsatz regelmäßig überprüfen

    4. Echte Lärmminderung betreiben, also die Senkung der dB(A) - aber da sehe ich kaum Chancen. Evtl. lärmarme Flexscheiben, evtl. Gerätschaften regelmäßig auf Lagerschaden prüfen, evtl. Material nicht werfen, evtl. den ganzen Prozess ändern - mit mehreren Milliarden Budget gibt es sicher noch mehr Vorschläge... Ein gemeiner Vorschlag: Gussputzen an Externe vergeben. LOL? :)

    Im Ernst: Antischallkopfhörer sind eine komplette Schnapsidee. Die Trägheit wäre prinzipiell gut, aber dieser Kopfhörer ist nicht die Lösung Eurer Probleme. AFAIK sind diese Kopfhörer im Bürobereich besser aufgehoben als in der Produktion. Elektronik (Risiken: Batterie leer, technischer Ausfall) im Lärmbereich - meinst Du, das wäre sinnvoll? Wer lädt die denn immer (wäre eine 100% Verantwortung).

    Einmal editiert, zuletzt von zzz (7. Februar 2019 um 12:26)

  • Hallo Andreas.

    Ich kann bestätigen, dass die aktiven Noise Cancelling Kopfhörer in unserem Elektroniklabor sehr gut funktionieren.
    Hier geht es um extra-aurale Belastungen, d.h. nervigen Dauerlärm von Lüftern aus PCs, Netzteilen etc.
    Dieses Rauschen filtern die Geräte sehr gut raus.

    Gespräche und Lärmspitzen werden gedämpft und kommen schmalbandiger am Ohr an, was ich persönlich angenehm finde.

    In eurem Lärmbereich taugt das aber m.E. nichts. Wenn ihr nach Durchführung eines Lärmminderungsprogramms immer noch PSA benötigt, beschäftigt euch doch mal mit Otoplastiken. Die gibt es auch mit Filtern, die explizit Sprache durchlassen, so dass man auch die Kollegen mit den Stöpseln im Ohr noch gut versteht. Sonst drohen Missverständnisse, das Überhören von Warnungen oder soziale Isolation.

    Gruß,
    Thomas.

    Arbeitsschutz ist wie Staubwischen.