Gesundheitsschädigung durch Zinn(II)chlorid-dihyradt ?

ANZEIGE
ANZEIGE
  • Hi,

    Mein Problem ist Folgendes:

    In der Firma in der ich arbeite werden Spritzgussteile hergestellt. Dabei wird Zinn(II)chlorid-Dihydrat verwendet.(steht auf dem Etikett drauf)
    Dieses kommt bei uns gebunden in schwarzen Kügelchen/Granulat an und wird (ich glaube) bei über 150°C erhitzt.
    Nun wurde mir von Mitarbeitern berichtet und ich selber habe es auch schon gesehen das eine übelrichende Wolke über der Anlange an der Deck entsteht.
    Weiterhin wurde mir gesagt das einige Arbeiter über Atembeschwerden klagen und das sich bei der Spitzgussanlage oft Verstopfungen von Düsen oder anderen Zuläufen bildet,
    durch weißes Pulver.
    Nun kommt mir das merkwürdig vor bzw. habe da eine bösen Verdacht und möchte daher eine Einschätzung bekommen.
    Ich vermut nämlich das da Chlorgase entstehen und das das weiße Pulver Zinn(II)chlorid-dihyradt ist welches beim Abkühlen an der Spritzgussanlage entsteht.
    Weiterhin finde ich es merkwürdig das einer der beiden Sicherheitsbeauftragten gleichzeitig Produktionsleiter ist.

    Jetzt würde ich gern mal wissen ob das einfach nur zum normalen Produktionablauf gehört oder Sicherheitsbestimmungen übergangen werden.

    P.s.: Ich selber arbeite nur im Lager seit einem Monat

    Vielen Dank im voraus

  • ANZEIGE
  • Metall oder Kunststoffspritzguss? Ich vermute Kunststoffspritzguss.

    Ich vermut nämlich das da Chlorgase entstehen und das das weiße Pulver Zinn(II)chlorid-dihyradt ist welches beim Abkühlen an der Spritzgussanlage entsteht.

    Die Entstehung von Chlorgasen ist relativ unwahrscheinlich. Allerdings wird bei Kontakt von Zinnchlorid mit Wasser Salzsäure frei. Die wässrige Lösung ist stark sauer.
    Zinnchlorid ist ätzend für die Haut und Augen, sensibilisierend für die Haut und akut toxisch der Kategorie 4, also die schwächste Kategorie. Wenn beim Verarbeitungsvorgang ein weißes Pulver entsteht kann dies Zinnchlorid sein. Ich gehe davon aus, der Zusatz ist technisch notwendig und nicht dazu gedacht die Mitarbeiter zu schädigen. Eine übelriechende Wolke an der Decke kann alles mögliche sein, allerdings halte ich es für relativ unwahrscheinlich dass es sich hierbei um Zinnchlorid handelt. Wenn, dann nur als Aerosol, also feine Tröpfchen zusammen mit Wasser. Der größte Teil der Dämpfe durfte aus den Kunststoffen stammen. Die Hauptaufnahme von Zinnchlorid erfolgt über den Atemtrakt. Sollte es zu einer erhöhten Exposition kommen, ist dies relativ einfach im Blut nachzuweisen.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Hallo,
    da kann man natürlich keine Fern-Analyse betreiben auf Basis der Aussagen "übelriechend" und "weißes Pulver". Salzsäure bzw. Chlorwasserstoff riecht stechend. Chlor riecht nach Hallenbad, scheidet hier aber wohl aus.

    Schau doch zuerst mal, ob das Zinnchlorid auf der Packung als Gefahrstoff gekennzeichnet ist. Wenn es in eine Kunststoffmatrix eingebunden ist, ist das möglicherweise nicht der Fall, obwohl der Reinstoff ein Gefahrstoff ist.

    Falls eine Gefahrstoffkennzeichnung vorhanden ist, gibt es dazu ein Sicherheitsdatenblatt und hoffentlich bei Euch auch eine Gefahrstoff-Gefährdungsbeurteilung und Betriebsanweisung für den sicheren Umgang.

    Vielleicht wurde das möglicherweise vorhandene Problem einfach noch nicht erkannt, z.B. falls keine Kennzeichnung als Gefahrstoff vorliegt. Sprich doch den Produktionsleiter oder Eure FaSi einfach darauf an. Vielleicht klärt sich dann die Problematik als harmlos auf, vielleicht kannst Du aber auch einen wichtigen Hinweis zur Verbesserung geben. In dem Fall muss dann eine geeignete Maßnahme gefunden und umgesetzt werden.

    In Deiner Frageformulierung klingt ein wenig ein Verdacht mit, dass da vielleicht jemand versucht eine große Schweinerei geheim zu halten oder ähnliches, so wie im schlechten Film. Davon würde ich nicht ausgehen.

    Sprich die Thematik an, möglicherweise ist für den Prozess Eure Gefährdungsbeurteilung samt Maßnahmen nachzubessern.

    Gruß
    Osnabrück