Sicherheitsdatenblatt richtig lesen und Alternative finden

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  • Moin,

    da ich mich bisher nicht soviel mit Sicherheitsdatenblättern beschäftigt habe, wollte ich fragen wie ihr mit ihnen umgeht, wenn eine Alternative gesucht wird.

    Verwendet wurde im Vorfeld ein Schnellentfetter (Dokk 17) der WGK 2 und H304 eingestuft wurde. Nun wurde ein neuer Entfetter (Rivolta M.T.X. 160) bestellt. Dieser ist nur noch als WGK 1 gelistet hat, ist aber immer noch H304. Nun wurde ich gefragt, ob es letztlich einen Entfetter gibt der nicht tödlich sein kann.

    Zum einen würde mich interessieren, wo kann ich erkennen wie viel von dem Entfetter verschluckt werden muss, damit er tödlich ist. Zum anderen wie finde ich am besten eine Alternative? Gibt es bestimmte Datenbanken die verwenden kann oder hilft nur Google und Firmen die Entfetter führen anzurufen.

    Tut mir leid, wenn es durcheinander sein sollte. Bin noch in der Ausbildung... ^^

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  • Hi jcsn,

    Mit H304 werden aspirationstoxische Stoffe gekennzeichnet. Bei diesen Stoffen hängt es nicht von der Menge ab ob sie toxisch wirken oder nicht.

    Gemäß CLP-Verordnung werden diese Stoffe und Gemische in die Gefahrenklasse „Aspirationsgefahr“, Kategorie 1 eingestuft und mit dem Gefahrenpiktogramm „Gesundheitsgefahr“ (GHS08) und dem Signalwort „Gefahr“, dem H-Satz H 304 und den entsprechenden P-Sätzen gekennzeichnet. Die Viskositätskriterien für Kohlenwasserstoffe sind im Anhang I Teil 3 Kapitel 3.10 CLP-Verordnung angegeben. Zu den Stoffen der Kategorie 1 gehören unter anderem bestimmte Kohlenwasserstoffe, Terpentin und Pinienöl.


    Ein Stoff wird in die Kategorie 1 eingestuft:
    a. auf der Grundlage zuverlässiger und hochwertiger Erfahrungen beim Menschen
    oder
    b. wenn es sich um einen Kohlenwasserstoff mit einer bei 40 °C gemessenen
    kinematischen Viskosität von maximal 20,5 mm2/s handelt.

    http://www.gischem.de/download/clp/C…g_I_Nr_3_10.pdf

    Wenn du eine alternative finden willst hilft wohl nur die Hersteller abzuklappern

    Grüße
    awen

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

  • ob es letztlich einen Entfetter gibt der nicht tödlich sein kann

    Den gibt es nicht. Bei entsprechender Dosierung ist jeder Stoff tödlich.
    Jetzt zum H304 Aspirationstoxizität bedeutet, dass wenn davon Teile in die Lunge gelangen, deren Funktion beeinträchtigt wird. In die Lunge gelangen sie in der Regel durch Verschlucken. Es handelt sich dabei oft um dünnflüssige (niederviskose) Kohlenwasserstoffe. Diese sind in der Lage den Verschluss der Luftröhre von der Speiseröhre über den Kehlkopfdeckel zu unterkriechen. Dadurch gelangen sie in die Lunge und führen dort zur chemischen Lungenentzündung und somit zum teilweisen Ausfall der Alveolen. Der Gasaustausch in der Lunge wird gehemmt, was letzten Endes zum Tode führen kann.
    Allerdings wird wohl kaum jemand auf die Idee kommen Entfetter zu schlucken. Verschlucken von gefährlichen Stoffen kommt im gewerblichen Bereich eher selten vor. Somit halte ich das Risiko hier für vertretbar. Als Maßzahl für die akute Toxizität gilt der LD50 oral. Dieser Wert ist allerdings bei der Aspirationstoxizität nicht anwendbar! Da gilt in der Regel, ein kleiner Schluck kann genügen um die gefährliche Wirkung zu entfalten.
    Allerdings sollte man einen Blick auf Aerosolbildung werfen. Denn die Aerosole in der Atemluft können im ungünstigen Fall den gleichen Effekt verursachen.
    Jetzt noch kurz zur WGK. Hier ist in der Regel WGK 2 der Standard und nur wenn man entsprechende Daten zur Verfügung hat kommt man in WGK 1. Oft wird aber "aus dem Bauch heraus" eingestuft und da man ja gut sein möchte deklariert man in WGK 1, obwohl Messparameter dies nicht her geben.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Hallo,

    danke für die Infos. Hab wieder eine Menge gelernt!

    Ich bin nun so vorgegangen, dass ich nach baua den EMKG genutzt habe. Auf Grundlage der drei Gruppen(Gefährlichkeitsgruppe, Mengengruppe, Freisetzungsgruppe) habe ich den Stoff für unser Unternehmen klassifiziert. Die Info wie mit dem Stoff umzugehen sei habe ich an die entsprechenden Personen geleitet. Nun werde ich ihn noch in die Gefährdungsbeurteilung einbauen und Bäm-Wochenende :)