Gewaltprävention in der Versorgungswirtschaft

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  • Gefährdung durch aggressive Kunden schon in der Gefährdungsbeurteilung enthalten? Anbei eine Pressemitteilung, die von Interesse sein könnte...
    Gruß
    Gerald


    De-Eskalation – Umgang mit aggressiven Kunden

    Der VdEW-Hinweis* auf eine Häufung von Übergriffen durch Kunden auf Mitarbeiter von Energieversorgungsunternehmen hat für eine erhebliche Unruhe bei den Personalverantwortlichen geführt. Letztendlich sind die Unternehmer im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht verantwortlich für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiter und stellen sich die Frage, wie sie in diesem Falle dieser Verantwortung überhaupt gerecht werden können.

    Einen Weg, Mitarbeiter aus kundennahen Bereichen auf den Umgang mit aufgebrachten und unter Umständen aggressiven Kunden vorzubereiten, haben die Stadtwerke Rostock AG in Zusammenarbeit mit ihrer Berufsgenossenschaft und dem Berufgenossenschaftlichen Institut Arbeit und Gesundheit (BGAG) in Dresden gefunden. Das Dresdner Institut verfügt über vielfältige Erfahrungen im Bereich der Prävention von Gewalt aus unterschiedlichen Bereichen. So gibt es Berufsgruppen, die seit langer Zeit einer höheren Gefährdungssituation ausgesetzt sind und bei denen sich die entsprechenden Schutz- und Präventionskonzepte bewährt haben. Zu nennen sind hier unter anderem Fahrausweiskontrolleure, Aufsichtspersonal der Berufsgenossenschaften und Ausbilder von „schwierigen“ Jugendlichen. Von diesen und weiteren Erfahrungen des BGAG profitierten die Stadtwerke in Rostock. Sie ließen rund 80 Mitarbeiter der kundennahen Bereiche in Konflikt-Kommunikation und De-Eskalation in dreitägigen Seminaren schulen. Sperrkassierer und Mitarbeiter aus den Kundenzentren lernten und übten gemeinsam den Umgang mit konfliktbehafteten Situationen. Gemeinsam mit den Trainern des Dresdner Instituts wurden die Anregungen und Erfahrungen aus dem Unternehmen gebündelt und auf dem Hintergrund der örtlichen Gegebenheiten in ein umfassendes Sicherheitskonzept integriert. Hierbei stellen diese verhaltensbezogenen Schulungen eine unter mehreren Maßnahmen dar.

    Letztendlich profitieren alle Beteiligten von diesen Schulungen: Die Stadtwerke kommen nicht nur ihrer Fürsorgepflicht in besonderer Weise nach, sondern sorgen zugleich für eine reibungsärmere Kundenkommunikation sowie zufriedenere und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Berufsgenossenschaften kommen ihrem Präventionsauftrag nach und wirken weiteren Arbeitsunfällen, die durch gewalttätige Kunden entstehen, entgegen. Sperrkassierer und Kundenberater erlangten eine höhere Handlungssicherheit und Kompetenz im Umgang mit schwierigen Kunden. Dies ermöglicht es ihnen, souveräner aufzutreten, wodurch sie wiederum weniger gefährdet sind als unsichere Kollegen.

    Kontakt:
    Berufsgenossenschaftliches Institut Arbeit und Gesundheit (BGAG)
    Gerald Eckhardt
    Königsbrücker Landstr. 2
    01109 Dresden

    e-mail: gerald.eckhardt@hvbg.de

    *Pressemitteilung des Verbands der Elektrizitätswirtschaft Baden-Württemberg e.V. vom 17.01.2006

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    "Es ist gelogen, dass Computerspiele Kinder beeinflussen. Hätte Pacman das getan, würden wir heute durch dunkle Räume irren, Pillen fressen und elektronische Musik hören." --- Kristian Wilson, Nintendo Inc. 1989

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    • Offizieller Beitrag

    hallo gerald,

    es ist ja ganz schön, dass nunmehr auch dieses thema für die betroffenen mitarbeiter scheinbar auf ein "offenes ohr gestoßen" sind.

    Aber ist es nicht traurig, dass sich zunehmend mitarbeiter von verkehrsbetrieben, versorgungsbetrieben, arbeitsagenturen usw. vor ihren eigenen kunden schützen müssen ?!

    Da kann ich nur sagen: armes deutschland - wo bist du nur hingekommen!

    peter

    Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden. (Werner-von-Siemens zugeschrieben)

  • Hallo peter,

    traurig ist es, aber es ist ein Wechselspiel. Die Medien berichten im Übermaß über einige Fälle (ist ein Quotenbringer!!) und schon haben wir alle den Eindruck, Deutschland versinkt in der Gewalt. Dem ist - auch im internationalen Vergleich - mitnichten so. Andererseits ist jeder Fall einer zuviel und wir ermutigen immer zur Anzeige bei der Polizei, wodurch dann natürlich die Statistiken auch anfangen, höhere Zahlen auszuweisen und geben damit den Medien recht. Eine Rauferei auf dem Schulhof hätte vor 20 Jahren kaum jemand zur Anzeige gebracht, heute ist das üblich. Etwa die Hälfte des statistischen Anstiegs der Gewalttaten sei, so die Polizei, auf ein "verändertes Anzeigeverhalten" und nicht auf eine höhere Fallzahl zurückzuführen.

    Ich glaube, wir leben in einem Land, wo es noch immer ein gutes (also: ablehnendes) Klima in bezug auf Gewalt gibt. Es gibt Erscheinungen, die wir mit aller Entschlossenheit bekämpfen müssen ("happy slapping", Hooligans, Rassismus, Fanatismus...), aber ich teile den Gedanken "armes Deutschland" noch lange nicht. Das hieße, aufzugeben - und dafür lebe ich zu gerne hier.

    Gruß
    Gerald

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    "Es ist gelogen, dass Computerspiele Kinder beeinflussen. Hätte Pacman das getan, würden wir heute durch dunkle Räume irren, Pillen fressen und elektronische Musik hören." --- Kristian Wilson, Nintendo Inc. 1989

    • Offizieller Beitrag

    Starke Worte!!!

    Kann mich dem nur anschliessen!
    Nicht aufgeben und der Spruch:

    "Du bist Deutschland" hat schon ein wahren Kern!
    Wir haben es selbst in der Hand und müssten uns nur öftres ma selbst an die Nase packen!

    Zum Thema:
    Die Kundengeschichte wird bei uns immer wieder am Rande andiskutiert, aber nie wirklich angepackt...
    Vielleicht nehm ich das hier mal wieder als Aufhänger und brings zur nächsten ASA auf die Tagesordnung!

    tschau
    Chris

    • Offizieller Beitrag

    hallo gerald,

    ich verzeichne in den letzten jahren schon eine steigende "aggressivität" unserer kunden gegenüber unseren kundendienstmitarbeitern vor ort und auch im service-point am telefon. Das mag vielfältige ursachen haben: von unternehmerischen unpopulären entscheidungen über die soziale situation des einzelnen bis hin zur streitkultur unseres rechtsstaates (nach dem motto: erst mal alles darauf ankommen lassen, ich habe ja eine rechtsschutzversicherung).
    Ohne abstriche muss ich dir darin beipflichten, dass die medien einen nicht unerhebliche anteil an diesem eindruck haben. Zum einen wird alles viel mehr aufgebauscht und zum anderen werden manche erst dadurch auf "dumme gedanken" gebracht.
    Auch das "veränderte anzeigeverhalten" kann ich aus eigener betrieblicher erfahrung (an anderer stelle) nur bestätigen. Wenn ich z.b. sachbeschädigungen oder kleine diebstähle nicht der polizei melde, lehnt meine versicherung eine schadensregulierung grundsätzlich ab.

    Eine traurigkeit empfinde ich insbesondere in der hinsicht, dass wir eigentlich genug andere und wirklich wichtigere probleme zu lösen haben, als uns wegen solcher lapalien "die köpfe einzuschlagen". Wieviele kundenzentren gibt es, wo sich deswegen präventiv polizeibeamte zur schau stellen müssen, anstatt die immer weniger werdenden polizisten in den revieren bei ihrer arbeit auf den straßen zu unterstützen?

    Ich bin grundsätzlich gegen gewalt. Deslhalb werde ich während der fußballweltmeisterschaft auch nicht untätig vor dem fernseher sitzen, sondern in einer ehrenamtlichen funktion versuchen zu helfen, dass alle ehrlichen fans und besucher der spiele in leipzig unbeschadet die spiele erleben können.
    Ich hoff, dass ich nicht enttäuscht werde.

    peter

    Es kommt nicht darauf an, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, sondern mit den Augen die Tür zu finden. (Werner-von-Siemens zugeschrieben)

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  • Noch eine Anmerkung,

    Aufgrund meiner Tätigkeit in der Psychiatrie, wo das Thema Gewalt und Aggression desöfteren ansteht, kann ich eine wirklich gute und professionelle Fortbildung empfehlen, welche die BGW anbietet - Professioneller Umgang mit Gewalt und Aggression- / Die beiden Referenten sind fit in diesem Bereich, haben Ahnung wovon Sie sprechen und veranstalten ein kurzweiliges Seminar. Ich denke es besteht auch die Möglichkeit die Referenten ins Haus zu holen. Bei Interesse kann ich geren nähere Info´s geben
    Gruß
    Bernd

    Gesundheit ist weniger ein Zustand als eine Haltung, und sie gedeiht mit der Freude am Leben"
    (Thomas von Aquin)

  • wieder einmal eine unpopuläre Überlegung..

    aber aus aktuellem Anlass frage ich mich, ob die *Versorgungsunternehmen* mit Ihrem Geschäftsgebahren nicht selbst die Verantwortung tragen für den zunehmend *aggressiven Kunden*.

    Vielleicht sollte die *Prävention* da an ganz anderer Stelle ansetzen.

    Bekommen die Mitarbeiter im Kundendienst dann eigentlich ein Warn-Schild ?

    http://leeson.ohje.de/nr8/bilder/kken.gif

    Wie so oft hat eben jedes Ding zwei Seiten.

    Gruß
    gladis:-)
    (als "Dienstleister" mal wieder für unggeignet befunden)

  • Hallo Gladis,

    zwei Seiten, in der Tat. Aber, wie so oft, müssen es eben die Falschen ausbaden und kriegen es ab. Die Freiheit, sich einen Arbeitgeber zu suchen, der integer und politisch korrekt ist, ist derzeit etwas eingeschränkt...

    Gruß
    Gerald

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