Ergometrie bei Hand-Ein-und Auslagerung in Fachbodenregalen - Praxistipps

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  • Hallo liebe Mitstreiter im Arbeitsschutz,

    Es geht mir in diesem Thread um die Praxis bei der händischen Ein- und Auslagerung in Fachbodenregale, bzw. Beladung von Fahrzeugen - (Achtung!) - bei Einsätzen im Bereich Katastrophenschutz.
    Die Einschränkung ist notwendig, da in diesem Fall technische Maßnahmen (z.B. Umbau, Einsatz von Hilfsmitteln) nicht möglich sind.
    (Wir müssen an Gebäuden und Einrichtungen mit dem Vorlieb nehmen und das nutzen, was wir vor Ort vorfinden und/oder uns zur Nutzung zur Verfügung gestellt wird.

    Heisst für mich, ich muss organisatorisch tätig werden, um meine Leute vor Schäden zu schützen.

    In diesem Dokument sind die bekannten Tipps und Hinweise drin, die Recherche im I-Net war nicht besonders erfolgreich (bis auf einen Vortrag der AUVA, und die bekannten Unterlagen der SUVA und die Handbücher der BGHW), auch eine Anfrage an's KomNet.NRW war nicht wirklich ergiebig.
    Die bekannten Ermittlungsmethoden sind auf regelmäßige Tätigkeiten optimiert und ausgelegt; hier aber handelt es sich um wenige Vorgänge bei seltenen Ereignissen mit häufig untrainierten Personen.

    Konkret geht es also um praktische Lösungen für folgende Fragen:

    Welche Gewichte lassen sich in den unterschiedlichen Höhen sinnvoll von Hand Ein- und Auslagern (Regale, Fahrzeuge)?
    Wie sieht die optimale Handhaltung / Griffhaltung aus?
    Wie gehe ich idealerweise bei größeren Kisten (ca. 60 x 40 x 30 cm mit Griffen an den Schmalseiten, Gewicht zwischen 15 und 30 kg) vor?
    Wie kann ich idealerweise mit 2 Personen diese Kisten ein- und auslagern?

    Eine typische Einsatzsituation (Gerätegewicht ca. 90kg) zeigt das anhängende Bild ...

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  • Hi...

    ein Paar Sachen, die mir spontan einfallen, ohne vorher groß zu recherchieren:

    - solche Szenarien nach Möglichkeit (regelmäßig) in Ruhe und ohne Einsatzbedingungen üben: so kann man ergonomisch vorteilhaftere Abläufe trainieren und die Kollegen haben im Ernstfall eine bessere Chance es "richtig" zu machen als wenn sie ins kalte Wasser geworfen werden. Zusätzlich kann man so auch (gerade bei Lastenbewegung durch mehreren Personen) sinnvolle Teamzusammenstellungen festlegen (z.B. gleich große Personen)
    - Es gibt oftmals einfache Technische Handwerkzeuge die einen besseren Griff / Hebel beim zu bewegenden Gewicht erzielen - evtl. einmal bei Speditionen nachfragen. Die bewegen auch oft grosse und sperrige Gegenstände
    - Bei der Planung / Zusammenstellung von Lägern ergonomische Gesichtspunkte direkt einplanen: Schwere sachen so, dass man sie möglichst gerade herausziehen kann und bücken oder über Kopf-Heben vermeiden kann.

    Das sind natürlich nur Anregungen - da wir erstens die Gegebenheiten bei dir nicht kennen, und du 2. ja auch immer wieder vor neuen Situationen (im Ernstfall) stehst.
    Es bleibt oft nur das improvisieren übrig. Aber mit einer guten Vorbereitung und vielleicht auch einem Nachgespräch nach einem Einsatz (was ihr ja vermutlich eh schon macht) bei dem Probleme noch einmal besprochen werden können, kann man das Thema möglicherweise Schritt für Schritt optimieren.

    mfg
    Thorsten

    in diesem Sinne

    Gruß
    Thorsten

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    Es genügt nicht, unseren Kindern einen besseren Planeten hinterlassen zu wollen.
    Wir müssen auch unserem Planeten bessere Kinder hinterlassen!

  • regelmäßige Übung, bessere Handhabungsgeräte (wenn möglich), Planung, Nachbesprechung ... klar, natürlich. Das sind die Basics.

    Die einschlägigen Regeln sind bekannt und Bestandteil von Unterweisungen (Gerader Rücken, aus den Knien heben, Fußstellung optimieren, den ganzen Körper drehen, usw. )
    Mir geht es um tatsächliche, praktische Umsetzung der - ich nenne es mal so - theoretischen Grundlagen der Ergometrie in die Praxis.

    Einen Lösungsansatz für die Über-Kopf-Lagerung findet sich in dem oben genannten Vortrag von Herrn Wichtl, AUVA.
    Wenn ich dann noch die in einschlägiger Literatur angegebenen rund 22 kp ~ 200 N Massenkraft für diese spezielle Handhaltung berücksichtige, sind die Grenzen klar - und das kann ich den Leuten in der Praxis auch vermitteln.

    Nehmen wir jetzt das Bild oben.
    Wie sollen die beiden Kollegen das Gerät am Besten fassen, um eine Fehl- oder Überbelastung zu vermeiden? (So wie auf dem Bild auf jeden Fall nicht, das ist klar).
    Wie schon gesagt, 90 kg, 4 Tragegriffe, also optimal 4 Personen zum Tragen, Ladeflächenhöhe 1,10cm - Hebehöhe also ca. 1,50 m.
    Wechselgriff (1 Hand fasst von oben, 1 Hand von unten um den Tragegriff) geht technisch nicht, Grifflänge zu kurz, längere Griffe können nicht angebaut werden.
    Seitlich am Rahmen fassen geht auch nicht - Gerätekonstruktion ...
    *grübel*

    Anderes Beispiel die im ersten Beitrag genannte Kiste.
    Die Kiste muss auf z.B. 1m Höhe ins Regal, getragen von zwei Leuten. Wie geht das optimal, ohne Fehlbelastung durch Drehung des Oberkörpers oder "langem Arm" ... ?

    Nein, die BGHW war keine echte Hilfe - die Handbücher für Lagerarbeiter bieten auch nur die einschlägigen Grundregeln. Auch ein Physiotherapeut zuckte nur die Schultern ... ;)
    Ach so, Lagerarbeiter in Magazinen oder die Mitarbeiter kleiner Handwerksbetriebe haben ganz ähnliche Probleme ...

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Nehmen wir jetzt das Bild oben.
    Wie sollen die beiden Kollegen das Gerät am Besten fassen, um eine Fehl- oder Überbelastung zu vermeiden? (So wie auf dem Bild auf jeden Fall nicht, das ist klar).
    Wie schon gesagt, 90 kg, 4 Tragegriffe, also optimal 4 Personen zum Tragen, Ladeflächenhöhe 1,10cm - Hebehöhe also ca. 1,50 m.
    Wechselgriff (1 Hand fasst von oben, 1 Hand von unten um den Tragegriff) geht technisch nicht, Grifflänge zu kurz, längere Griffe können nicht angebaut werden.
    Seitlich am Rahmen fassen geht auch nicht - Gerätekonstruktion ...
    *grübel*


    Hmmmhh, mal sehen...
    da grab ich mal in uralten KatS-Dienstvorschriften und denke an das Überwinden von Hindernissen mit Tragen!
    ein wenig um die Ecke denk... :whistling:
    Das Aggregat wird angehoben, bis die Griffe über die Ladekante kommen. Helfer 1 und 2 legen die Griffe auf der Kante ab und greifen unter das Gerät. Danach greifen Helfer 3 und 4 ebenfalls um. Das Gerät wird angehoben und auf die Ladefläche geschoben. Ist nicht das eleganteste, könnte aber funktionieren.

    Zum Thema Belastungen beim Heben und Tragen gibt es eine sehr gute Arbeitshilfe bei der BAUA:

    Guckst Du hier: http://www.baua.de/de/Themen-von-…eurteilung.html

    mit freundlichen Grüßen
    Klaus

  • Die alten KatS-Vorschriften waren und sind bei mir Pflichtlektüre ... :) Ich bilde auch danach aus, wenn es nichts aktuelleres gibt.

    Back to topic:
    Unter das Gerät fassen bedeutet immer Quetschgefahr (Fußloser Rohrrahmen), außerdem sitzen da ziemlich heiße Teile ...
    Griffe ablegen geht schlecht - Quetschgefahr, Gerät kann abrutschen (und wird rutschen ...)
    Nach diversen Tests fassen wir jetzt die Griffe von unten, Gerät durch Armanwinkeln anheben (freie Hand unterstützt am Griffrand), dann so weit wie möglich nach innen auf der Kante absetzen und einschieben.
    Bedeutet aber, das die beiden vordern Leute mit langem Arm und leicht verdrehtem Oberkörper arbeiten müssen - und das belastet deutlich die Lendenwirbel.
    Klar, wirklich optimal werden wir die Hebeproblematik nicht lösen können ...

    Vielleicht ist ja jemand aus dem Einzelhandel hier ... welche Griff- und Handhabungsmehoden gibt es für das Einräumen von Regalen (z.B. bei Konservenware)?
    (wenn ich mir unsere Läden hier anschaue .... habe ich etwas Zweifel :whistling: )

    Die Leitmerkmalmethode ist - im Katastrophenschutz - nicht effektiv nutzbar. Aufgrund der Seltenheit der Ereignisse bin ich immer im "Maßnahmen empfohlen"-Bereich.
    (Auch ein Problem im Rettungsdienst - Fahrtragen erleichtern die Arbeit, aber wehe, ich kann die z.B. wegen dem Untergrund, nicht als Fahrtrage einsetzen, dann kommt zum Patientengewicht das Gewicht der Trage samt Fahrgestell hinzu ...)

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

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  • OK... gebs zu...
    Schnellschüsse sind selten gut... ;(

    mit 2 Helfern geht das natürlich nicht. Aber ein Gerät dieser Gewichtsklasse sollte ohnehin von 4 Leuten getragen werden. Ist bei uns auch Vorschrift!.


    Gruß
    Klaus

  • Nee, war doch o.k. - Die Griffe, die beim Umgang mit der Trage eingesetzt werden, lassen sich auch in anderen Bereich einsetzen.
    Der Knackpunkt sind halt die Ladeflächenhöhen ... und Fahrzeuge im Behördeneigentum oder gar beorderte Fahrzeuge lassen sich nunmal nicht so einfach umrüsten.
    Also kann ich nur auf das Training der Leute setzen.
    Aber dafür brauche ich Ideen zur Handhabung, die ich dann in praktische Tipps umsetzen kann.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

  • Die Leitmerkmalmethode ist - im Katastrophenschutz - nicht effektiv nutzbar. Aufgrund der Seltenheit der Ereignisse bin ich immer im "Maßnahmen empfohlen"-Bereich.

    (Auch ein Problem im Rettungsdienst - Fahrtragen erleichtern die Arbeit, aber wehe, ich kann die z.B. wegen dem Untergrund, nicht als Fahrtrage einsetzen, dann kommt zum Patientengewicht das Gewicht der Trage samt Fahrgestell hinzu ...)

    Ich denke, man muss hier auch mal die Kirche im Dorf lassen. Die Tatsache, dass es sich um seltene Vorkommnisse handelt, lässt ja auch mal eine höhere Belastung zu. Ich sollte mich also auf das Planbare konzentrieren und schauen, wo ich Belastungen sinnvoll reduzieren kann. Das Aggregat muss auf das Fahrzeug (und wieder runter). Aber muss die Kiste wirklich so hoch gelagert werden? Gibt es vieleicht andere Möglichkeiten?
    Wir haben das Material zu einem großen Teil auf Handwagen gelagert. Der wird an den LKW geschoben und dann umgeladen. Geht schnell, ist einfach und es wird nichts vergessen. (wenn nicht jemand was runtergenommen und vergessen hat :rolleyes: ).

    Zum Thema LMM: Ich kann Anhand der Ergebnisse aber abschätzen, ob ich im Einzelfall eine Belastung tolerieren kann, oder nicht! Wenn die Helfer tagaus, tagein schwere Kisten ins Regal räumen, sind Maßnahmen natürlich erforderlich, passiert das 1 Mal die Woche kann ich das bis zu einem gewissen Grad tolerieren (Akzeptables Risiko). Und diesen Grad kann ich mit der LMM einschätzen.

    Gruß
    Klaus

  • Natürlich.

    Und genau darum geht es mir ja.
    Durch bewährte Handgriffe und Methoden bei der Ein- und Auslagerung bzw. beim Be- und Entladen die Belastungen für unsere Leute zu reduzieren.
    (z.B. die oben angesproche Handhaltung bei Überkopfeinlagerung)
    Diese Tipps und Kniffe zu finden ist das Problem.

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)

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  • Also nochmal um die Ecke denken.... 8)

    Wie wäre es, wenn das Gerät auf eine Tragehilfe gestellt wird. Zum beispiel 2 kurze Schlaufen, durch die dann rechts und links ein stabiler Stab gesteckt wird. Dadurch entstehen 2 tiefe Behelfsgriffe, mit denen man das Aggregat dann weit genug anheben könnte. Könnte eventuell auch ein doppelt gelegtes (ausgesondertes) Tragetuch sein. Mann muß natürlich auf die Tragkraft achten.

    Gruß
    Klaus

  • Auch schon daran überlegt ... geht nicht, weil die hintere linke Aufbaustrebe im Weg ist. Anderer Platz ist nicht möglich ... die zuständigen Behörden verweigern teils den Umbau.
    Schiebehalterung (wie bei Feuerwehr) ist deshalb auch nicht möglich.
    Manchmal ist es wie verhext ...

    Aber wir sollten uns nicht an diesem einen Beispiel hochziehen, sondern versuchen, allgemeine Tipps und Kniffe zu finden, die sich mit leichten Modifikationen praxisgerecht einsetzen lassen.

    Deshalb nochmal gezielt gefragt:
    welche ergonomich sinnvollen Handgriffe werden im Einzelhandel, in Magazinen oder sonstigen Lagerbereichen zur Hand-Ein- und Auslagerung lagerung von Verpackungen / Waren genutzt?

    Beste Grüße,
    Udo

    Sapere aude!
    (Horaz)