Renovierung im Haus des Schwiegervaters kein Arbeitsunfall

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  • Sozialgericht Düsseldorf, Urteil vom 30.05.2023 - S 6 U 284/20 -

    Renovierung im Haus des Schwiegervaters kein Arbeitsunfall

    Tätigkeit stellt keine sogenannte "Wie-Beschäftigung" dar

    Wer enge Verwandte bei Renovierungs­arbeiten unterstützt, steht im Fall eines Unfalls nicht unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Das hat das Sozialgericht Düsseldorf entschieden.

    Dem Fall lag folgender Sachverhalt zugrunde: Der Kläger hatte seinem Schwiegersohn bei Renovierungsarbeiten in dessen Haus, in welchem dieser gemeinsam mit seiner Ehefrau (der Tochter des Klägers) und dem gemeinsamen Sohn wohnte, geholfen. Im Zuge dieser Renovierungsarbeiten erlitt der Kläger einen Unfall, in dessen Folge er sich erhebliche Verletzungen zuzog. Gegenüber der beklagten Berufsgenossenschaft begehrte der Kläger sodann die Anerkennung dieses Unfalls als Arbeitsunfall, um Leistungen der gesetzlichen Unfallversicherung in Anspruch nehmen zu können. Diese lehnte den Antrag ab. Die Voraussetzungen der sog "Wie-Beschäftigung" lägen angesichts der engen familiären Sonderbeziehung nicht vor.

    Zum Unfall führende Tätigkeit durch verwandtschaftliches Verhältnis geprägt

    Das Sozialgericht Düsseldorf hat die Klage abgewiesen. Ein Arbeitsunfall im Rahmen einer "Wie-Beschäftigung" liege bei Renovierungsarbeiten zugunsten des Schwiegersohns und der Tochter nicht vor. Die Grundsätze der "Wie-Beschäftigung" beziehe diejenigen in den Versichertenkreis der gesetzlichen Unfallversicherung ein, die in fremdnütziger Weise "wie ein Beschäftigter tätig werden". Zwar könnten grundsätzlich auch Verwandtschafts-, Freundschafts- und Gefälligkeitsdienste eine "Wie-Beschäftigung" begründen. Dies gelte jedoch dann nicht, wenn die zum Unfall führende Tätigkeit ihrer Arbeit und dem Umfang sowie der Zeitdauer nach durch das verwandtschaftliche Verhältnis geprägt sei.

    Als familiäre Gefälligkeit anzusehen

    Erleide - wie vorliegend - jemand bei der Ausübung von Renovierungsarbeiten im Hause des Schwiegersohns in welchem auch die eigene Tochter und das Enkelkind leben - einen Unfall, so handele es sich, so die Kammer in der Urteilsbegründung, lediglich um eine familiäre Gefälligkeit, welche nicht wie eine Beschäftigung zu werten sei. Zudem stünden gemäß § 1618 a BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) Eltern und Kinder in einem besonderen Pflichtverhältnis zueinander.

    Liebe Grüße
    Micha


    Glück auf! *S&E*


    Nur Scheiße "passiert". - Unfälle werden verursacht!

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  • Interessant... aber aktuell kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, in welchem Fall so ein "Gefälligkeitsdienst" als erwähnter Arbeitsunfall im Rahmen einer "Wie-Beschäftigung" durch die Unfallkassen versichert wäre.

    Hatte jemand schon mal mit so einer Konstellation zu tun bzw. weiß jemand dazu näheres?:/

    Soweit ich weiß sind Verwandte, welche pflegebedürftige Personen häuslich betreuen durch die Unfallkassen abgesichert... wäre das so ein Arbeitsunfall im Rahmen einer "Wie-Beschäftigung" ?

    Beste Grüße aus Mainz

    E.weline

    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker

  • Soweit ich weiß sind Verwandte, welche pflegebedürftige Personen häuslich betreuen durch die Unfallkassen abgesichert... wäre das so ein Arbeitsunfall im Rahmen einer "Wie-Beschäftigung" ?

    ist dem so? Bedarf eine Versicherung nicht immer einer aktiven Anmeldung und Gebührenzahlung durch den AG?

    Wie ist es denn bei meiner Haushaltshilfe - muss man diese aktiv BG versichern oder ist das anders geregelt

    Beste Grüße

    J.H.J

  • Als Voraussetzung für die Versicherung gilt, dass die Pflege nicht erwerbstätig in der häuslichen Umgebung des Pflegebedürftigen durchgeführt wird. Weiterhin muss mindestens der Pflegegrad 2 oder höher festgestellt sein.

    Laut BMAS ist eine Anmeldung nicht erforderlich... auch keine Beiträge...

    Unfallversicherungsschutz für pflegende Angehörige
    Durch das Pflegestärkungsgesetz II haben sich für pflegende Angehörige die Bestimmungen für den Schutz durch die gesetzliche Unfallversicherung verändert.
    www.vdk.de

    https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/a401-unfallversicherung-pflege.pdf?__blob=publicationFile&v=5

    Beste Grüße aus Mainz

    E.weline

    Versicherung der Unsicherheit ist Sicherheit.

    Hanspeter Rigs (*1955), Dr. phil., deutscher Philosoph und Aphoristiker