Bleihaltige Anstriche ohne Freisetzung von Blei entfernen

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  • Die Stahlkonstruktion einer älteren Anlage trägt einen Altanstrich, der saniert werden soll. Es sollen dazu die losen Farbpartikel entfernt werden und ein neuer Anstrich aufgebracht werden. Der Altanstrich ist vierlagig aufgebaut: Auf einer reinen Bleimennige sind zwei unterschiedliche Grundierungen o. ä. und der Deckanstrich aufgebracht.

    Nach einem erfolgreichen Versuch ist das im Augenblick angedachte Verfahren das Reinigen der Oberfläche mit einem Hochdruckreiniger mit etwa 150 Bar. Dieser eher geringe Wasserdruck reicht aus, um lose Bestandteile des Lackaufbaus abzutragen. Die Oberfläche, die erreicht wird ist tragfähig und ausreichend rau für den Neuanstrich.

    Nun geht es darum, ob man in dieser Technik ohne spezielle Einhausung und Schleuse arbeiten darf. Es entsteht kein Staub und es wird kein Blei aus dem Lack herausgelöst. Bei den gängigen Methoden der (teilweisen) Entfernung alter Anstriche wird meist entweder chemisch mit Gefahrstoffen oder mechanisch mit Schleifmitteln gearbeitet, die zu einer Freisetzung von bleihaltigem Staub führen. Beides erfordert aufwendige Maßnahmen um die ausführenden Personen und die Umwelt zu schützen.

    Über die quasi selbst erfundene Methode habe ich keine für die Beurteilung ausreichende Informationen. Auf den ersten Blick halte ich die Vorgehensweise für unproblematisch, weil die abplatzenden Lackteilchen recht groß bleiben und meiner Ansicht nach weder als Aerosol, noch als Staub in die Umgebung gelangen können.

    Was sagt Ihr dazu? Hat evtl. jemand Erfahrung mit dieser Vorgehensweise? Ich bin für jeden Rat dankbar.


    Gruß Michael


    P.S.: Die TRGS 505 habe ich mir natürlich angesehen. Da wird für den abrasiven Abtrag die Einhausung gefordert, aber das bezieht sich so wie ich das verstehe eben auf Stäube.

    SiFaFa weil ich zwei BG-spezifische Blöcke erfolgreich absolviert habe.

    Einmal editiert, zuletzt von Micherheit (21. November 2017 um 07:43)

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  • Du schreibst das kein Blei aus dem Lack gelöst wird. Habt ihr das messtechnisch nachgewiesen? Falls ja würde ich sagen, dokumentiere das Ganze in deiner Gefährdungsbeurteilung und führe die Arbeit wie beschrieben aus.

    Grüße
    Awen

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

  • Nein, das ist eine Annahme die auf den üblichen Lackeigenschaften beruht. Lacke gelten in ausgehärtetem Zustand ja als wasserfest.


    Gruß Michael

    SiFaFa weil ich zwei BG-spezifische Blöcke erfolgreich absolviert habe.

  • Wo geht das Abwasser dieses Verfahrens hin?

    Meiner Meinung nach müsste das Wasser aufgefangen werden. Dann kann man evt. über Filtration die Partikel aus dem Wasser entfernen. Nach einer Analyse des Wassers auf Blei ist möglicherweise dann eine Einleitung erlaubt. Ansonsten wäre alles entsprechend zu entsorgen. Zumindest eine Einhausung über Folien halte ich für sinnvoll, um nicht Spritznebel mit potentiell bleihaltigen Stoffen zu verteilen.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Das Wasser soll aufgefangen werden, ich kann aber (noch) nicht sagen, wie viel Wasser z. B. als Aerosol dabei nicht in der Wanne, sondern der Umwelt landet. Ihr habt aber Recht, das Wasser sollte man mindestens im Rahmen eines Tests und ggf. auch im Laufe der Arbeiten auf einen möglichen Bleigehalt hin analysieren. Dabei denke ich in erster Linie an den Schutz der Arbeiter.


    Gruß Michael

    SiFaFa weil ich zwei BG-spezifische Blöcke erfolgreich absolviert habe.

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  • Du kannst also nicht ausschließen, das bleihaltige Partikel vorhanden sind, wie klein diese Partikel auch immer sein mögen.


    Dann solltest du diesen Teil der TRGS 505 beachten:

    (5) Bei Tätigkeiten mit bleihaltigen Gefahrstoffen ist zu beachten, dass nur ein Teil der Bleibelastung des Beschäftigten durch Einatmen von Bleistäuben und Bleirauchen (Inhalation) verursacht wird. Ein erheblicher Teil wird durch den Verdauungstrakt aufgenommen (orale Aufnahme z.B. durch Hand-Mund-Kontakt). Die Ermittlung der Blutbleibelastung ist daher auch bei geringen Bleikonzentrationen in der Luft am Arbeitsplatz von entscheidender Bedeutung. Die Erfahrungen zeigen, dass die Blutbleibelastung in hohem Maße von der betrieblichen und persönlichen Sauberkeit sowie von persönlichen Verhaltensweisen abhängt.

    "Es gibt keine Trottel - nur Menschen, die wenig Glück beim Denken haben"

    ©sinngemäß nach Bruno Jonas, Kabarettist, Oktober 2016

  • Ich dachte an etwas ganz ähnliches: Ich vermute, dass man Blei auch sehr gut über die Lungen aufnehmen kann. Hochdruckreiniger erzeugen in erheblichem Maße Aerosole und die Inhaltsstoffe von Aerosolen werden ganz allgemein sehr gut über die Lunge aufgenommen.


    Gruß Michael

    SiFaFa weil ich zwei BG-spezifische Blöcke erfolgreich absolviert habe.