Elektroinstallationen im Betrieb

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  • Hab mal ne Frage an die Elektroprofis:

    Wir haben in unserem Betrieb ein Stromnetz von 1965. Unsere EfK nennt das TNC-Netz.

    Ist sowas noch "Stand der Technik" oder muss ein TNCS-Netz installiert werden?

    Was könnte schlimmstenfalls bei einem Unfall mit einer Handbohrmaschine 220V auf den Unternehmer zukommen.

    Ja ich weiß, das ist ein weitläufiges Thema. Mich interessiert vorab nur ob wir an unserem innerbetrieblichen stromnetz (ab Trafostation Gemeinde) etwas tun müssen.

    Danke im voraus für support

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  • Schöne Frage, tunix!

    Die Diskussion hatte ich letztens wieder bei meinem Kunden (Übertragungsnetzbetreiber).

    Die klassische Nullung, also PEN bis zum Verbraucher, ist meines Wissens seit Anfang der 1970er schon nicht mehr zulässig, Umbau erfolgt je nach Zustand der Anlage nach Bewertung in der Anlagenprüfung (VDE 0100-600) und Gefährdungsbeurteilung nach ArbSchG.

    Heißt: Eigentlich hätten die alle schon umgebaut werden müssen, werden aber meist aus Kostengründen "gesundgeschrieben".

    Schlimmstenfalls sprichst Du von einer Untersuchung eines tödlichen Arbeitsunfalls.

    Bei schutzisolierten Arbeitsmitteln macht es keinen großen Unterschied, bei allem, was einen PE braucht, ist das aber schon deutlich problematischer.

    Dazu muß man wissen, daß zum Beispiel Fehlerstromschutzschalter mit einem PEN in der Regel nicht funktionieren, wesentliche Schutzeinrichtungen gegen Berühren spannungführender Teile also zwangsläufig fehlen. Die FI sind inzwischen (eigentlich schon lange) aber in weiten Teilen der für (elektrotechnische) Laien zugänglichen Installation vorgeschrieben.

    Ergänzung: Für festinstallierte Anlagen ist der PEN durchaus zulässig. Aber da, wo Du auf ortsveränderliche Betriebsmittel wechselst oder in den Bereich von Laien kommst, teilst Du den PEN auf, um Neutralleiter und Schutzleiter zu unterscheiden.

    Anerkannter Stand der Technik ist ein TN-C-S-Netz, wobei die Aufteilung des PEN in PE und N an verschiedenen Stellen erfolgen kann. Unser Kunde hat eine Installation mit zentralem Erdungspunkt (ZEP) in der ersten Hauptverteilung, damit aber auch Teile der Niederspannungsverteilung, die als TN-C-Netz laufen; andere Installationen teilen schon am Trafo-Sternpunkt auf.

    Beim Kunden sind wir entsprechend beim Umbau immer wieder dran, die alten PEN aufzuteilen, Verteilungen zu ertüchtigen und neue Kabel zu ziehen.

    Wenn Ihr was machen müßt, überlegt Euch, ob Ihr das Stück für Stück machen wollt oder könnt, oder ob eine Neuinstallation günstiger wäre. Die Umsetzung braucht aber einiges an fachkundiger Planung, damit nicht zwischendurch gefährliche Zustände eintreten.

    Hinsichtlich Eures Versorgers gehe ich davon aus, daß die Euch so oder so TN-C übergeben, also in Eurer Übergabe oder Hauptverteilung die Aufteilung in PE und N stattfindet.

    Gruß

    Thilo

    "...denn bei mir liegen Sie richtig!"

    Einmal editiert, zuletzt von ThiloN (14. März 2023 um 12:46) aus folgendem Grund: Ergänzung "festinstalliert"

  • Moin thilo,

    das ist eine wirklich schöne Antwort von dir. Damit kann ich schon mal was anfangen.

    Werde das mit unserer EfK mal besprechen. Hoffe das sukkseziever Umbau möglich ist bei uns.

    Schönes Wochenende wünsch ich dir

  • Moin tunix,

    sehr gerne!

    Wenn Eure Installation tatsächlich so alt und nicht allzu verbastelt ist, dürfte die noch eine saubere Sternform haben, ohne Maschen. Das macht es einfacher, einzelne Stränge zu betrachten und dort den richtigen Punkt für die Aufteilung zu finden. Den Umbau kann man dann auch mit anstehenden Anlagen- oder Maschinenrevisionen koordinieren oder Betriebsferien nutzen.

    Bei der festen Installation bietet es sich auch an, den alten PEN für den N zu nutzen, und neue PE nachzuziehen. So haben wir das bei den Unterverteilungen gemacht, als wir sie auf die neuen Hauptverteilungen aufgelegt haben. Setzt natürlich voraus, daß die Kabel noch in Ordnung sind.

    Allerdings müßt Ihr dann auch jede einzelne Steckdose aufmachen und schauen, ob da Brücken drin sind, die raus müssen. Die Grenze zur Neuinstallation ist da schnell erreicht.

    Wie gesagt: Holt Euch einen Fachberater dazu. Der gibt Euch auch vernünftige Checklisten und weitere Hinweise für Eure konkrete Anlage.

    Gruß

    Thilo

    "...denn bei mir liegen Sie richtig!"

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  • Frühe 60er Jahre und Unterverteilungen sind vorhanden. Einspeisung aus Trafohaus Gemeinde/Bayern in unser Trafohaus (das relativ modern) und die Unterverteilungen sind alte gusskörper. somit wahrscheinlich auch aus den 60ern