Analyse neuer Tätigkeiten

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  • Guten Morgen Zusammen, wir wollen aufgrund von Kundenanforderungen in unserem Unternehmen neue, überwiegend kaufmännische "Funktionen", im Unternehmen platzieren, die zwar nicht unbedingt neue physikalische "Gefährdungen" mit sich bringen, als die die wir sowieso bereits in Gefährdungsbeurteilungen dokumentiert haben. Aber möglicherweise (keiner weiß das so genau...) werden höhere kognitive Anforderungen an die künftigen Beschäftigten in den neuen Funktionen gestellt, mehr Handlungsspielraum, aber auch mehr Verantwortung. Eine "prospektive" Gefährdungsbeurteilung möglicher psychomentaler Belastungen durch neue Arbeitsbelastungen/ Arbeitsverdichtungen in Bezug auf eine fiktive "individuelle" Leistungsvoraussetzung bereitet mir derzeit fachlich Kopfschmerzen, zumal sie auf mehrere "Köpfe" verteilt werden sollen. Ich habe bereits viel Erfahrung in Sachen "Gefährdungsbeurteilung zur psychomentalen Belastung", diese waren bisher aber immer eher in einer "Nachbetrachtung" zu sehen, z. B. über Gesundheitsbefragungen, Instrumente zu Überbelastungsanzeigen, Arbeitsumfelduntersuchungen, Arbeitssystemanalysen usw. Wir alle haben aber derzeit kaum eine Vorstellung, wie sich diese "neuen" Jobs in der Praxis entwickeln werden, unsere Arbeitszeitmodelle ändern sich definitiv nicht. Während sich in meinem Betrieb der Arbeitgeber und Sozialpartner politisch um die künftige "tarifliche Entlohnung" einen Kopf machen, soll ich nun als Arbeitsschützer eine Aussage zu den möglichen "individuellen Leistungsvoraussetzungen" der verschiedenen neuen Jobs machen. Diese Chance den Arbeitsschutz/ die Arbeitsmedizin hier präventiv einzusetzen, möchte ich nutzen, ggf. auch einkaufen.

    Was habe ich bisher getan?
    1. Sichtung der Stellenbeschreibungen und Qualifikationsanforderungen
    2. Abgleich unserer bereits vorhandenen physikalischen Gefährdungsbeurteilungen (Büro- u. Bildschirm/ Ergonomie/ Leitern und Tritte/ Führen von Kraftfahrzeugen/ Absturz/ Alleinarbeit/ Arbeitszeit usw.)
    3. Zuordnung der bisherigen Gefährdungsbeurteilung für die beschriebenen Aufgaben

    Meine Fragen an Euch/ Ihnen:

    1. Hat jemand bereits Erfahrung mit einer solchen Art der prospektiven "Gefährdungsbeurteilung".
    2. Kennt jemand Dienstleister, der ein solches fachpsychologisches "Gutachten" ggf. erstellen kann (ist vielleicht hier sogar jemand hier mit an Bord?)
    3. Sieht jemand alternative Lösungsansätze, die ich möglicherweise noch nicht auf dem Schirm habe?

    Meine "Bauchschmerzen":
    ... Das der Arbeitsschutz für politische Ziele "vor dem Karren gespannt" wird. Ich möchte mich demnach fachlich ausschließlich mit den Gefährdungen auseinander setzen.
    ... keine vergleichbaren Funktionen bei Wettbewerbern vorhanden.

    Beste Grüße
    Uwe Dünkel

    "Es ist der der gewöhnliche Fehler der Menschen, bei gutem Wetter nicht an Sturm zu denken." Niccolo´Machiavelli - Der Fürst 1513

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  • Moin Uwe,

    ich teile Deine Bauchschmerzen. Für mih sieht das ein bissschen so aus, als will man hier ein Auswahlsieb für Elitekräfte schaffen. Prospektive Gefährdungsbeurteilung ist ja eigentlich nichts ungewöhnliches, denn bei der Einführung neuer Tätigkeiten, neuer Arbeitsvorgänge, neuer Maschinen macht man sich im Idealfall ja im Vorfeld bereits Gedanken über die Gefährdungsbeurteilung. So weit, so gut.

    ABER!

    Die Gefährdungsbeurteilung des psychischen Belastung ist ja jetzt keine 0815 Gefährdungsbeurteilung. Die Belastung an sich ist erst einmal neutral. Zu der Belastung kommt aber irgendwann das Individuum, dass die Tätigkeiten ausüben soll. Für den Einen ist die Belastung eine Motivation und Herausforderung, für den Anderen ist sie eine deftige Beanspruchung und für den Nächsten eine unüberwindbare Überbeanspruchung.

    Du kannst zwar definieren, welche Auswirkungen die psychischen Belastungen haben können, aber letztendlich hängt es immer weider von der Person ab, die ihre Unterschrift unter den Arbeitsvertrag setzt. Wenn Du jetzt eine Gefährdungsbeurteilung mit Kriterien und Werten erstellst und sich im Nachgang herausstellt, dass für Karl Napp der Arbeitsvorgang A eine Überbeanspruchung darstellt, während Liesel Müller in dem Job aufgeht, was passiert dann?

    Bei dem definierten Katalog habe ich etwas die Befürchtung, dass Karl Napp dann einfach als nicht für die Tätigkeit geeignet abgestempelt wird, anstatt eine Überprüfung der Tätigkeiten und Belastungen vorzunehmen. Ich mag mich irren, aber auch ich sehe den Sachverhalt kritisch. Inhaltlich kann ich leider wenig beisteuern, da ich es als extrem schwierig ansehe, Belastungen, die in individuelle Beanspruchungen münden, bereits zu einem Zeitpunkt zu beurteilen, zu dem ich die Individuen noch gar nicht kenne.

    Solltest Du jemanden finden, der Dir diese Leistungen anbietet, frage ihn bitte nach den Lottozahlen für nächste Woche und gib mir Bescheid. ;)

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

  • Hallo Frank, werde ich gerne tun ;-), es gibt bereits persönliche Rückmeldungen, dass es da Instrumente gibt. Bin gespannt auf die Seriosität dieser Aussagen.

    Also, nochmal um Missverständnisse zu vermeiden, es geht mir nicht um die Korrelation zwischen Beanspruchung und Belastung. Das da jeder anders mit umgeht ist mir bewusst. Die Position die jetzt geschafften wird ist ein Mix aus 2 ehemaligen Funktionen im Unternehmen. Arbeit und Aufgaben werden künftig lediglich anders verteilt. Ich will nicht beurteilen, ob das "gerecht" oder "sinnvoll" ist. Für mich ist Fakt, dass es keine neuen Gefährdungen gibt. Und ich fühle mich vor dem Karren gespannt, wenn man versucht den Arbeitsschutz in die Glaskugel schauen zu lassen. Danke für deine Antwort. VG Uwe

    "Es ist der der gewöhnliche Fehler der Menschen, bei gutem Wetter nicht an Sturm zu denken." Niccolo´Machiavelli - Der Fürst 1513

  • Und ich fühle mich vor dem Karren gespannt, wenn man versucht den Arbeitsschutz in die Glaskugel schauen zu lassen.

    Moin Uwe,

    dann hatte ich Dich richtig verstanden und teile Deine Ansicht. Für mich stellt sich nur die Frage, welche Intention hinter dieser Vorgehensweise steht.

    Gruß Frank

    Ich stelle die Schuhe nur hin. Ich ziehe sie niemandem an.

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