REACH und RoHS 2 Konformität

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  • Hallo, mir wurde mal gesagt dass alle Produkte die REACH-Konform sind, auch direkt RoHS 2-konform sind. Umgedreht seien aber RoHS-2-konforme Produkte nicht unbedingt REACH-konform. Stimmt das?
    Wenn ich Konformitätserklärungen abfordere bekomme ich meistens entweder nur REACH- oder nur eine RoHS-Bestätigung. Das ist schon auffällig. Kennt sich da jemand aus?

    Grüße

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  • Dies sind doch zwei unterschiedliche Rechtsgebiete und somit kann die Konformität für eines der Gebiete niemals sicher auch die Konformität für das andere Rechtsgebiet enthalten.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • Hm ok, also REACH ist eine EU-Verordnung welche vorschreibt das bestimmte chemische Stoffe registriert werden müssen. Besorgniserregende Stoffe kommen dann auf eine sog. SVHC-Liste (Substances of Very High Concern). Laut Wikipedia umfasst die Liste derzeit 86 Substanzen + ein paar Kandidaten.

    RoHS 2 ist auch eine EU-Richtlinie, beschränkt sich jedoch auf gefährliche Stoffe in Geräten und elektronischen Bauelementen. Diese Liste beinhaltet 6 Stoffe, die zwar nicht komplett verboten sind, jedoch nur zu sehr geringen Anteilen verwendet werden dürfen.

    Dann habe ich gehört dass diese 6 RoHS2-Stoffe automatisch Teil der REACH-Liste sind, aber das war wohl eine Falsch-Info.
    Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe ist RoHS nur für HErsteller von Elektro-Geräten und Bauteilen relevant, oder?

  • ...Dann habe ich gehört dass diese 6 RoHS2-Stoffe automatisch Teil der REACH-Liste sind, aber das war wohl eine Falsch-Info.


    RoHS Stoffe sind auch in REACH enthalten, das stimmt schon, aber die Zielrichtung der beiden Regelungen ist eine andere. Während es bei RoHS darum geht, gefährliche Stoffe aus den Produkten zu halten, kümmert sich REACH darum in der Regel nicht, sondern hier werden die Stoffe einer Untersuchung, Prüfung und Zulassung auf physikalisch-chemische Parameter unterworfen.

    ...Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe ist RoHS nur für HErsteller von Elektro-Geräten und Bauteilen relevant, oder?


    Es ist auch relevant für Betriebe, die diese Produkte dann z.B. in ihren Maschinen verwenden. Beispiel: Anlagenbauer kauft die elektronische Steuerung seiner Anlage zu. Dann muss er von seinem Lieferanten der Steuerung entsprechende Informationen zu RoHS einholen und an den Kunden weiterreichen, denn üblicherweise tritt ja der Anlagenbauer als Hersteller gegenüber dem Kunden auf und verweist hier nicht auf die Zulieferer.

    Zur besseren Lesbarkeit verwende ich in meinen Beiträgen das generische Maskulinum. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

  • RoHS Stoffe sind auch in REACH enthalten, das stimmt schon, aber die Zielrichtung der beiden Regelungen ist eine andere. Während es bei RoHS darum geht, gefährliche Stoffe aus den Produkten zu halten, kümmert sich REACH darum in der Regel nicht, sondern hier werden die Stoffe einer Untersuchung, Prüfung und Zulassung auf physikalisch-chemische Parameter unterworfen.

    Danke erstmal. Aber ist das ein Automatismus, dass alle RoHS-Stoffe auch in die "REACH" SVHC-Liste aufgenommen werden? Und falls ja: passiert das zeitversetzt oder wandern automatsch alle RoHS-Stoffe direkt auf die SVHC-Liste?

    Und Punkt 2 der mir nicht ganz klar ist: wie du schreibst regelt REACH die Regstrierung, Prüfung sowie Zulassung/Verbot von Stoffen. Genau hier gibt es doch aber eine Überschneidung mit RoHS. Denn für den letzten Punkt "Restriction" gibt es die SVHC-Liste, welche regelt, zu welchen Anteilen eine Substanz vorhanden sein darf... genau wie bei RoHS 2.

    Beispiel SVHC-Liste:

    Zitat

    Alkane, Chlor --> "Dürfen nicht zur Verwendung als Stoffe oder Bestandteile von anderen Stoffen oder Zubereitungen in Konzentration von über 1% (...) in Verkehr gebracht werden".

    Beispiel: RoHS 2:

    Zitat

    Cadmium --> "Anteil des Stoffes darf nicht höher als 0,01% sein"

    Die "Zielrichtung" sehe ich damit als die gleiche: den Einsatz gesundheits- oder umweltgefährdender Stoffe beschränken. Für mich liegt der Unterschied eher im Wirkungsbereich: RoHS betrifft die Elektronik-Branche (und Weiterverarbeiter) und REACH ist eine allgemeine, branchenübergreifende Bewertung von Stoffen. REACH betrifft damit zum Beispiel auch einen Hersteller von Lebensmittel-Frischhaltedosen (Weichmacher usw.). Sehe ich das richtig?

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  • ...Aber ist das ein Automatismus, dass alle RoHS-Stoffe auch in die "REACH" SVHC-Liste aufgenommen werden?


    Nein, die SVHC Liste hat einen anderen Fokus. Stoffe die darauf landen sollen mittel bis langfristig vollkommen vom Markt verdrängt werden, also überhaupt nicht mehr eingesetzt werden, in keinem Produkt, oder sofern dies nicht mit alternativen Produkten zu erreichen ist, nur unter bestimmten einzuhaltenden Bedingungen.

    ...Und Punkt 2 der mir nicht ganz klar ist: wie du schreibst regelt REACH die Regstrierung, Prüfung sowie Zulassung/Verbot von Stoffen. Genau hier gibt es doch aber eine Überschneidung mit RoHS. Denn für den letzten Punkt "Restriction" gibt es die SVHC-Liste, welche regelt, zu welchen Anteilen eine Substanz vorhanden sein darf... genau wie bei RoHS 2....


    Natürlich gibt es gewisse Überschneidungen aber keinerlei Automatismus, dass etwas was in der einen Richtlinie geregelt ist, automatisch in der anderen Richtlinie erfasst wird. Da bei beiden allerdings schädigende Wirkungen auf Menschen oder Umwelt minimiert bzw. ausgeschlossen werden sollen, finden sich einige Stoffe dann von beiden Richtlinien entsprechend reglementiert wieder.

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  • Danke, darf ich noch eine Frage nachschieben zum Geltungsbereich? :D

    RoHS gilt also für die "Elektronikindustrie", z.B. für elektronische Bauteile (Platinen, Chips, Kontakte usw.). Ebenso müssen auch alle Weiterverarbeiter dieser Komponenten und Bauteile Auskunft über die Gefahrenstoffe gemäß RoHS geben können (diese Infos holen sie sich vom Zulieferer, jeweils bis zurück zum Hersteller der Bauteile). Frage an 2 Beispielen:

    1) eine RoHS-konforme Platine wird in das Smartphone-Gehäuse aus Kunststoff verbaut --> Ist RoHS auch für den Zulieferer des Gehäuses relevant, oder greift RoHS nur für die verbaute Elektronik?
    2) ein Grafikkarten-Hersteller fertigt RoHS-konform und möchte einige Chips mit Etiketten kennzeichnen --> Muss auch der Etiketten-Lieferant RoHS-konform produzieren? Schließlich sind die Etiketten ja plötzlich Teil eines elektr. Geräts.

  • RoHS gilt primär einmal für die Hersteller der in Anhang I gelisteten Geräte. Aber auch für Zulieferer von Teilen, denn im Endgerät dürfen bestimmte Stoffe nur in bestimmten Maximalmengen vorkommen (siehe Anhang II RoHS).
    Ein Etikettenhersteller kann nicht unbedingt annehmen, dass sein Etikett in ein Elektrogerät eingebaut wird, somit ist erst einmal der Hersteller des Elektrogerätes der Adressat der Verordnung. Dieser hat alle notwendigen Maßnahmen zu treffen, um RoHS einzuhalten. Im Zweifelsfalle benötigt er eben von seinen Lieferanten entsprechende Erklärungen.
    Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass relevante Mengen an reglementierten Stoffen in Etiketten enthalten sind.
    Polybromierte Biphenyle (PBB) und Polybromierte Diphenylether (PBDE) könnten als Flammschutzmittel im Gehäuse Verwendung finden und wären somit entsprechend reglementiert. => Herstellererklärung.

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